Notizbuch
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Anwohner Daniel C. will so lange nicht mehr warten. Die Situation würde nur noch schlimmer, sagt der junge Vater. Vor seiner Haustür in der Defflingerstraße lägen aktuell wieder sieben Kondome und rund 50 Tücher mit Fäkalienspuren. "Es ist nahezu unmöglich, nicht da drauf zu treten." Und was brächten Sperrgebiete vor den Kitas und Schulen, wenn sein kleiner Sohn die Frauen auch vor der eigenen Haustür werben sieht. Daneben warte seit Monaten gleich der Zuhälter. Seine Familie hat deshalb aufgerüstet. "Wir haben inzwischen Tränengas und starke Taschenlampen bei uns." An eine Besserung glaubt er nicht mehr: "Wir werden in einem Jahr hier sitzen und nichts hat sich geändert."
Mehr zum Thema:
Mobile Toiletten für den Straßenstrich ab September (morgenpost.de)
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Ja, der Boris Palmer, der sich mit einem Studenten anlegt. Wird, wie fast alles, unterschiedlich beurteilt.
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Montag, 26.11.2018 || Tübingens grüner Oberbürgermeister Boris Palmer sorgt einmal mehr für Schlagzeilen. Palmer soll Mitte November in der Innenstadt von Tübingen spätabends mit einem jungen Mann aneinandergeraten sein. Der 46-Jährige habe den Studenten der Erziehungswissenschaften bedrängt, angebrüllt und schließlich gegen seinen Willen fotografiert, berichtete zuerst das "Schwäbische Tagblatt". || Palmer bestreitet dem Bericht zufolge nicht, dass es einen Vorfall gab. Auf seiner Facebook-Seite hat er inzwischen ausführlich Stellung genommen. Nach seiner Darstellung war es der "linke Student", der ihn, Palmer, "attackiert" habe und zudem "lautstark" randaliert habe. "Wenn die Presse nun daraus macht, der Student sei belästigt worden, so verkennt das die Rechtslage und macht aus dem Täter ein Opfer", schreibt der Grünen-Politiker. (spiegel.de)
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Montag, 26.11.2018 || Tübingens grüner Oberbürgermeister Boris Palmer sorgt einmal mehr für Schlagzeilen. Palmer soll Mitte November in der Innenstadt von Tübingen spätabends mit einem jungen Mann aneinandergeraten sein. Der 46-Jährige habe den Studenten der Erziehungswissenschaften bedrängt, angebrüllt und schließlich gegen seinen Willen fotografiert, berichtete zuerst das "Schwäbische Tagblatt". || Palmer bestreitet dem Bericht zufolge nicht, dass es einen Vorfall gab. Auf seiner Facebook-Seite hat er inzwischen ausführlich Stellung genommen. Nach seiner Darstellung war es der "linke Student", der ihn, Palmer, "attackiert" habe und zudem "lautstark" randaliert habe. "Wenn die Presse nun daraus macht, der Student sei belästigt worden, so verkennt das die Rechtslage und macht aus dem Täter ein Opfer", schreibt der Grünen-Politiker. (spiegel.de)
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Vorweihnachtliches Geschenk aus Stuttgart || Sheriffstern für OB Boris Palmer. Von Uwe Bogen. 12. Dezember 2018 | Der Tübinger OB Boris Palmer ist nun Besitzer eines aus den USA gelieferten Sheriffsterns. Der Stuttgarter Wolfgang Rolli, der frühere Leiter des Mercedes-Benz-Museums, hat dem Grünen am Mittwoch ein Westernabzeichen geschenkt.
Ich finde bis zum Schluss nicht heraus, ob das mit Stern ablehnend oder zustimmend gemeint ist.
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Und dann -- wie sich doch alles zusammenfindet -- im heutigen SZ-Magazin: Tübingen, Vater, Sohn zusammengeschlagen. Vater von seinen Rachegedanken selbst überrascht. Die Sache wird, aus der Redaktionsperspektive, so vorgestellt:
Als sein Sohn verprügelt und schwer verletzt wird, macht sich unser Autor auf die Suche nach den Tätern. Eine Geschichte über Rachlust und Vergebung. Von Philipp Maußhardt.
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Tübingen ist nicht Kreuzberg, und die Neckarbrücke ist nicht das Kottbusser Tor. Man kann zu jeder Tages- und Nachtzeit darüber laufen, ohne Angst. Fast 30000 Studierende hat die Stadt, die Arbeitslosenquote liegt bei 2.7 Prozent, die Jugendarbeitslosigkeit zählt zu den niedrigsten in Deutschland.
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Ich kann nicht mehr arbeiten. Die Wut, mein Hass auf diejenigen, die meinem Sohn, die mir, die uns das angetan haben, lässt mich an nichts anderes denken. Ich sitze am Schreibtisch und bin wie gelähmt. Nachts liege ich wach und stelle mir vor, wie ich die Täter quälen würde: Ich habe sie im Keller an eine Kette gefesselt und übergieße sie mit kaltem Wasser. Niemand hört ihre Schreie. Ich lasse sie langsam verhungern und vergrabe ihre Leichen im Wald. Ich erschrecke über mich selbst. Was an Rachegedanken aus meinem Inneren in mein Hirn drängt, bin nicht ich. Ich kenne das nicht, wo kommt das her?
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Der Vater des Jungen, der im Krankenhaus liegt, macht sich auf und sucht nach "Yasin" -- der Name wurde natürlich geändert. Deutsche Mutter allein erziehend. Vater Türke, schon lange weg.
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Ich kann nicht mehr arbeiten. Die Wut, mein Hass auf diejenigen, die meinem Sohn, die mir, die uns das angetan haben, lässt mich an nichts anderes denken. Ich sitze am Schreibtisch und bin wie gelähmt. Nachts liege ich wach und stelle mir vor, wie ich die Täter quälen würde: Ich habe sie im Keller an eine Kette gefesselt und übergieße sie mit kaltem Wasser. Niemand hört ihre Schreie. Ich lasse sie langsam verhungern und vergrabe ihre Leichen im Wald. Ich erschrecke über mich selbst. Was an Rachegedanken aus meinem Inneren in mein Hirn drängt, bin nicht ich. Ich kenne das nicht, wo kommt das her?
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Der Vater des Jungen, der im Krankenhaus liegt, macht sich auf und sucht nach "Yasin" -- der Name wurde natürlich geändert. Deutsche Mutter allein erziehend. Vater Türke, schon lange weg.
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Ich lege das Foto von Henri aus der Klinik auf den Tisch, da verstummt sie für eine Weile und sagt: »Ich habe keinen Einfluss mehr auf ihn, ständig baut er Mist. Er trinkt so viel, und dann ist er völlig daneben. Es wäre das Beste, man würde ihn einsperren. Vielleicht kommt er im Gefängnis zu sich.«
Die Mutter von Yasin ist alleinerziehend, seit er elf Jahre alt ist. Wenn sie am frühen Nachmittag von der Arbeit kommt, liegt Yasin manchmal noch im Bett. Nach seinem Hauptschulabschluss scheint ihm jede weitere Ausbildung zu mühsam, mit Gelegenheitsjobs im Supermarkt schlägt er sich durch, abends säuft er mit Freunden. Am nächsten Tag habe Yasin einen Termin beim Jugendrichter wegen einer anderen Sache, sagt seine Mutter. 36 Mal ist Yasin schon strafrechtlich aufgefallen. Im Gefängnis saß er keinen Tag.
Ein paar Tage später gibt mir Henris Anwalt die Ermittlungsakten, und ich lese, wie oft Yasin schon mit dem Gesetz in Konflikt gekommen ist. Beleidigung, Unterschlagung, Körperverletzung, Diebstahl, etliche Einbrüche.
Bevor Yasin und seine Mutter zum Jugendrichter gehen, will ich selbst mit dem Richter sprechen. Ich setze mich am Morgen vor sein Zimmer im Tübinger Amtsgericht auf eine Bank und warte, bis er kommt. Ein Mann, Anfang vierzig, schütteres Haar, freundliches Gesicht, schließt das Zimmer auf, ich folge ihm ungefragt. Jetzt wird sein Gesicht unfreundlich. Noch mehr, als ich ihm sage, dass der junge Mann, der in einer Stunde mit seiner Mutter kommen wird, um mit ihm über seine Bewährungsauflagen zu sprechen, inzwischen meinen Sohn schwer verletzt hat.
»Warum musste Yasin bei so vielen Vergehen noch nicht ins Gefängnis? Warum wurde er noch in derselben Nacht von der Polizei wieder freigelassen?« Der Richter ist ungehalten. Das sei Sache der Justiz, sagt er, doch er spürt meine Aufregung und bedankt sich schließlich »für die Information«. Jetzt müsse ich aber gehen.
Vor dem Gericht laufen mir Yasin und seine Mutter über den Weg. Ich wollte das vermeiden. Ich würde nicht die richtigen Worte finden, ahne ich. Aber Yasins Mutter deutet schon auf mich: »Das ist der Mann, der gestern da war.« Automatisch gebe ich ihr und Yasin die Hand. »Ich bin der Vater von dem, den du geschlagen hast. Er hat einen Kieferbruch«, sage ich. Yasins Antwort entwaffnet mich: »Ich war das nicht. Ich habe das nur von Weitem gesehen.« Nicht einmal zugeben kann er es. Groß, sportlich, breitschultrig steht er da und stammelt: »Ich war das nicht.« Meine Wut schlucke ich herunter, ich drehe mich wortlos um und gehe. So kommst du nicht davon!
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Es geht noch weiter, sogar überraschend weiter. Lesenswert!
Natürlich ist das wieder ein Einzelfall. Aber es war einmal so, dass man aus Einzelfällen, die in der Zeitung standen, doch verallgemeinernde Schlussfolgerungen gezogen hat. Darf man das nicht? So in Richtung: Das ist Deutschland 2018. Nicht überall ein Land, in dem wir gut und gerne leben.
Tübingen ist nicht Berlin. Aber es ist auch kein Hort der ewigen Gemütlichkeit. Ich stelle mich da auf die Seite von Palmer, wenn der versucht, Grenzen aufzuzeigen.
Die Mutter von Yasin ist alleinerziehend, seit er elf Jahre alt ist. Wenn sie am frühen Nachmittag von der Arbeit kommt, liegt Yasin manchmal noch im Bett. Nach seinem Hauptschulabschluss scheint ihm jede weitere Ausbildung zu mühsam, mit Gelegenheitsjobs im Supermarkt schlägt er sich durch, abends säuft er mit Freunden. Am nächsten Tag habe Yasin einen Termin beim Jugendrichter wegen einer anderen Sache, sagt seine Mutter. 36 Mal ist Yasin schon strafrechtlich aufgefallen. Im Gefängnis saß er keinen Tag.
Ein paar Tage später gibt mir Henris Anwalt die Ermittlungsakten, und ich lese, wie oft Yasin schon mit dem Gesetz in Konflikt gekommen ist. Beleidigung, Unterschlagung, Körperverletzung, Diebstahl, etliche Einbrüche.
Bevor Yasin und seine Mutter zum Jugendrichter gehen, will ich selbst mit dem Richter sprechen. Ich setze mich am Morgen vor sein Zimmer im Tübinger Amtsgericht auf eine Bank und warte, bis er kommt. Ein Mann, Anfang vierzig, schütteres Haar, freundliches Gesicht, schließt das Zimmer auf, ich folge ihm ungefragt. Jetzt wird sein Gesicht unfreundlich. Noch mehr, als ich ihm sage, dass der junge Mann, der in einer Stunde mit seiner Mutter kommen wird, um mit ihm über seine Bewährungsauflagen zu sprechen, inzwischen meinen Sohn schwer verletzt hat.
»Warum musste Yasin bei so vielen Vergehen noch nicht ins Gefängnis? Warum wurde er noch in derselben Nacht von der Polizei wieder freigelassen?« Der Richter ist ungehalten. Das sei Sache der Justiz, sagt er, doch er spürt meine Aufregung und bedankt sich schließlich »für die Information«. Jetzt müsse ich aber gehen.
Vor dem Gericht laufen mir Yasin und seine Mutter über den Weg. Ich wollte das vermeiden. Ich würde nicht die richtigen Worte finden, ahne ich. Aber Yasins Mutter deutet schon auf mich: »Das ist der Mann, der gestern da war.« Automatisch gebe ich ihr und Yasin die Hand. »Ich bin der Vater von dem, den du geschlagen hast. Er hat einen Kieferbruch«, sage ich. Yasins Antwort entwaffnet mich: »Ich war das nicht. Ich habe das nur von Weitem gesehen.« Nicht einmal zugeben kann er es. Groß, sportlich, breitschultrig steht er da und stammelt: »Ich war das nicht.« Meine Wut schlucke ich herunter, ich drehe mich wortlos um und gehe. So kommst du nicht davon!
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Es geht noch weiter, sogar überraschend weiter. Lesenswert!
Natürlich ist das wieder ein Einzelfall. Aber es war einmal so, dass man aus Einzelfällen, die in der Zeitung standen, doch verallgemeinernde Schlussfolgerungen gezogen hat. Darf man das nicht? So in Richtung: Das ist Deutschland 2018. Nicht überall ein Land, in dem wir gut und gerne leben.
Tübingen ist nicht Berlin. Aber es ist auch kein Hort der ewigen Gemütlichkeit. Ich stelle mich da auf die Seite von Palmer, wenn der versucht, Grenzen aufzuzeigen.
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