Sonntag, 9. Dezember 2018

Nobelpreis: Werner Forßmann

Notizbuch

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... Andere Forscher hingegen überlebten ihre irrwitzigen Selbsteingriffe - und wurden von der Fachwelt dennoch mit Häme gestraft.

So erging es Werner Forßmann, der den wohl berühmtesten medizinischen Selbstversuch der Geschichte unternahm. Sein Chef empfand das Ganze später als eine dumme "Zirkusnummer", der Medizin völlig unwürdig. Gutmeinende Kollegen warnten den deutschen Provinzarzt aus Eberswalde, er könne wegen seiner Experimente durchaus eine Karriere im Zuchthaus beginnen. Was war passiert?

1929 erfüllte sich der gerade einmal 25-jährige Assistenzarzt einen Traum. Er punktierte sich seine linke Ellenbogenvene und schob sich einen langen, dünnen, mit sterilem Olivenöl eingefetteten Schlauch in die Vene. Tiefer, immer tiefer, bis ins Herz. Er verspürte immer noch keinen Schmerz, sondern nur "ein Gefühl leichter Wärme", wie er später berichtete. Dann lief er während seiner Selbst-OP ein Stockwerk tiefer, zum Röntgengerät. Dort ließ er die Beweisaufnahme machen, die die Welt elektrisieren sollte: Forßmann hatte sich soeben den ersten Herzkatheter der Medizingeschichte gelegt.

Die Medien feierten ihn wie einen Popstar. Immer mehr Details kamen ans Licht: Forßmanns Vorgesetzte hatte den Versuch strikt untersagt. Kurz vor dem Experiment war Forßmann sogar von einer Krankenschwester erwischt worden. Um ihn aufzuhalten, bot sie sich sogar selbst als Versuchskaninchen an. Nur zum Schein ging der Arzt darauf ein; als die Schwester hilflos auf dem OP-Tisch geschnallt war, begann er mit der Arbeit – an sich selbst.

Die Fachwelt ignorierte den renitenten jungen Arzt, obwohl ihm neun weitere Versuche gelangen und er ein klares Ziel hatte: die Diagnostik des Herzens zu verbessern. Nach einem erfolglosen Zwischenspiel bei der Berliner Charité landete Forßmann wieder in seinem Provinzkrankenhaus in Eberswalde.

Schon in Vergessenheit geraten bekam er 27 Jahre nach seinem Selbstversuch Post aus Stockholm. Forßmann hatte gerade den Nobelpreis für Medizin gewonnen. (spiegel.de)

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P. S. Die Wikipedia stellt den Lebensweg anders dar als der SPIEGEL.

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