Sonntag, 23. Dezember 2018

Romananfänge: Wunschlos unglücklich

Als sie erwacht war, erinnerte sie sich plötzlich an das, was Robert beim Weggehen gesagt hatte. Sie hörte seine Stimme in ihrem Gedächtnis deutlich klingen, mit einem leisen Echo.

"Ich möchte deinem Unglück nicht im Weg stehen!", sagt Robert. Er lächelt zu ihr her und geht hinaus.

Wie lange war das jetzt her, überlegte sie. Sie zwang sich nachzurechnen. 1987 - 2018. 31 Jahre war das her!

Dann überlegte sie, dass sie darauf wartete, wieder in ein geordnetes, in einem schlichten Sinn: ordentliches Leben zurückzufinden. Sie war der Wende in ihrem Leben ganz nah! Das spürte sie deutlich. Wann endlich würde sie wieder ordentlich sein, so wie damals, als sie mit ihm zusammenlebte?

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»Dusk was falling quickly. It was just after 7 p. m.. and the month was October.«
Patricia Highsmith. A Dog's Ransom


Unter der Rubrik VERMISCHTES stand in der Sonntagsausgabe der Kärntner »Volkszeitung« folgendes:

»In der Nacht zum Samstag verübte eine 51jährige Hausfrau aus A. (Gemeinde G.) Selbstmord durch Einnehmen einer Überdosis von Schlaftabletten.«

Es ist inzwischen fast sieben Wochen her, seit meine Mutter tot ist. und ich möchte mich an die Arbeit machen, bevor das Bedürfnis, über sie zu schreiben, das bei der Beerdigung so stark war. sich in die stumpfsinnige Sprachlosigkeit zurückverwandelt, mit der ich auf die Nachricht von dem Selbstmord reagierte. Ja. an die Arbeit machen: denn das Bedürfnis, etwas über meine Mutter zu schreiben, so unvermittelt es sich auch manchmal noch einstellt, ist andrerseits wieder so unbestimmt, daß eine Arbeitsanstrengung nötig sein wird, damit ich nicht einfach, wie es mir gerade entsprechen würde, mit der Schreibmaschine immer den gleichen Buchstaben auf das Papier klopfe. Eine solche Bewegungstherapie allein würde mir nicht nützen, sie würde mich nur noch passiver und apathischer machen. Ebensogut könnte ich wegfahren -unterwegs, auf einer Reise, würde mir mein kopfloses Dösen und Hemmlungem außerdem weniger auf die Nerven gehen.

Peter Handke, Wunschloses Unglück

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Notiz noch


"Peter Handke | Den Bergschuh im Unterleib || Die Schauspielerin Marie Colbin, frühere Lebensgefährtin von Peter Handke, attackiert den Schriftsteller in einem offenen Brief als machthungrig und gewalttätig." (spiegel.de)

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