Mal als Original-Zitat herausgenommen:
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Der Kern, um den herum „Der menschliche Makel“ gebaut war, sei ein ganz anderer. Der Vorfall, der dort Coleman Silk passiert, sei in der bitteren Wirklichkeit Roth' Freund Melvin Tumin zugestoßen, einem Soziologieprofessor in Princeton. Tumin bezeichnete im Jahre 1985 zwei abwesende Studenten als „spooks“, ohne zu wissen, dass die Tönung ihrer Epidermis schwarz war; hinterher wurde er als Rassist einmal quer über den Campus gejagt – dies, obwohl er zu den Veteranen der Bürgerrechtsbewegung gehörte.
Freilich war Melvin Tumin das, was Coleman Silk zu sein nur behauptet: weiß und jüdisch. Dass sein Protagonist eigentlich und insgeheim ein Schwarzer ist, hat der Schriftsteller sich ganz allein ausgedacht.
Durch einen Fürsprecher, schreibt Philip Roth, habe er Wikipedia ausrichten lassen, dass das Gerücht, ihm habe Anatole Broyard als Vorbild gedient, Quatsch mit Soße sei.
Wikipedia habe in einem Brief vom 25. August geantwortet: Philip Roth sei keine glaubhafte Quelle. „Ich verstehe Ihren Standpunkt, ein Autor sei die höchste Autorität, was sein eigenes Werk betrifft“, heiße es in jenem Schreiben, „aber wir benötigen Sekundärquellen.“ Das ist dermaßen herrlich unverschämt, dass man nun beinahe geneigt ist, diese Antwort ihrerseits für ein Produkt der blühenden Phantasie von Philip Roth zu halten. Aber wir ahnen dunkel: Der Brief ist echt.
Die Wikipedia-Bürokraten
Die bürokratische Erbsenzählereimentalität der Herrschaften von Wikipedia ist offenbar beachtlich. Sie sind der Autor und wollen hier mitreden? Ziehen Sie eine Nummer, Herr Roth, und stellen Sie sich hinten an! Außerdem brauchen wir von Ihnen eine Bestätigung, bitte notariell beglaubigt mit Stempel und Unterschrift.
(welt.de)