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Montag, 1. Juni 2020

"Geschützte Gruppen"

Wenn etwas grotesk lächerlich ist, aber das Lächerliche sich auf "geschützte Gruppen" bezieht, darf die Meinungs- und Publikationsfreiheit offenbar außer Kraft gesetzt werden.

Man muss vorab über das "Sokal-Squared-Projekt" Bescheid wissen.

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Anfang Januar 2019 wurde bekannt, dass die University of Portland aufgrund des Sokal-Squared-Projektes eine Untersuchung gegen Peter Boghossian wegen wissenschaftlichen Fehlverhaltens (scientific misconduct) forschungsethischer Art eingeleitet hat. Als Reaktion haben sich zahlreiche Wissenschaftler mit Boghossian solidarisch erklärt, darunter u. a. Richard Dawkins[18], Steven Pinker[19] und Jonathan Haidt. || Nach Boghossians Angaben beschloss seine Universität, dass er seine „Meinung bezüglich sogenannter geschützter Gruppen nicht kundtun dürfe.“

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Die Welt, auch die wissenschaftliche, ist ein Zustand, der nur mit viel Alkohol im Blut zu ertragen ist!

Überlegung: Kann man "die offensichtlich Dummen" zu einer benachteiligten Gruppe erklären? Wenn ja, dann dürfen Lügen und Nonsens, die aus dieser Gruppe heraus geäußert werden, nicht mehr kritisiert werden, weil ja sonst eine geschützte Gruppe angegriffen würde. Ein schönes Konstrukt wäre das, oder?

Montag, 22. Juli 2019

"Die Theorie des Romans"

Onkel Michael, den ich schon einmal erwähnt habe, sagt: "Ich habe heute morgen nachgeschaut. Das Buch habe ich vor langer Zeit einmal gelesen und bewundert. Also erst einmal die Wikipedia."

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Die Theorie des Romans. Ein geschichtsphilosophischer Versuch über die Formen der großen Epik ist eine 1916 in der Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft veröffentlichte literaturtheoretische Studie von Georg Lukács (1885–1971) und gilt als einer der wichtigsten Beiträge zur Theorie des Romans.

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Onkel Michael weiter: "Und dann nichts dazu! Nichts zum Inhalt. Das war's. Wenn ich es könnte, würde ich den Artikel erweitern. Aber -- ich kann mich mit diesem gequälten Zusammenarbeiten, bei dem immer die Besserwisser dahergehüpft kommen und das tun, was sie am besten können, nämlich besser wissen -- nein, das tue ich mir auf keinen Fall an."

Ich habe ihm gesagt, dass er die Sache ja mir geben könnte. Für meinen Blog.

"Mal sehen", war die Antwort. "Mal sehen!"

Jetzt bin ich gespannt. Und weiß nicht, ob ich in vier Wochen nachfragen soll.

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Ich habe dann aus Neugier ein wenig nachgeschaut. Eine Stelle:

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"... So wird alles Tun der Seele sinnvoll und rund in dieser Zweiheit: vollendet in dem Sinn und vollendet für die Sinne; rund, weil die Seele in sich ruht während des Handelns; rund, weil ihre Tat sich von ihr ablöst und selbstgeworden einen eigenen Mittelpunkt findet und einen geschlossenen Umkreis um sich zieht. »Philosophie ist eigentlich Heimweh,« sagt Novalis, »der Trieb überall zu Hause zu sein.« Deshalb ist Philosophie als Lebensform sowohl wie als das Formbestimmende und das Inhaltgebende der Dichtung immer ein Symptom des Risses zwischen Innen und Außen, ein Zeichen der Wesensverschiedenheit von Ich und Welt, der Inkongruenz von Seele und Tat."

Da ist es wieder, das fluffig Raunende, das die deutschsprachige Philosophie so liebt! Und von dem ich schon als Student behauptet habe, die die sagten, sie würden solche Geraune "verstehen", die geben dem Verb verstehen entweder eine Bedeutung, die es für mich nicht hat. Oder: Sie lügen einfach.

Freitag, 1. März 2019

Elisabeth Wehling

Elisabeth Wehling ist mir vor Jahr und Tag schon aufgefallen: als eine geschäftstüchtige junge Frau. Etwas, also geschäftstüchtig, was man in den Geisteswissenschaften eher selten findet. Nun also hat sie im fernen Berkeley einen Auftrag an Land gezogen, der, als er längst abgehakt schien, zur Diskussion steht.

Der MDR hatte nach Angaben von ARD-Generalsekretärin Susanne Pfab das Gutachten 2017 in Auftrag gegeben, als er den ARD-Vorsitz innehatte. Das „Framing-Manual“ mit dem Titel „Unser gemeinsamer, freier Rundfunk ARD“ habe als Grundlage für mehrere Workshops in der ARD gedient. Für das Gutachten und die Workshops hat die ARD insgesamt 120.000 Euro ausgegeben. Das „Framing-Manual“ alleine kostete nach ARD-Angaben 10.000 Euro.  (tagesspiegel.de)

Das muss man erst mal hinbekommen!

"Natürlich werde er sich „nicht vorschreiben lassen, was ich wie zu sagen habe“, aber der öffentlich-rechtliche Rundfunk sei ständig Framing ausgesetzt: „Es ist zwingend, dass man sich damit beschäftigt.“ Buhrow verwies in diesem Zusammenhang auf Kampfbegriffe wie „Zwangsgebühren“.

Die Autorin des umstrittenen „Framing-Manuals“, Elisabeth Wehling, hat in einem Interview mit der "Zeit" die Kritik daran zurückgewiesen. „Ich bin schockiert über die Vorwürfe. Vor allem, weil der Hintergrund völlig außer Acht gelassen wird“, sagte die Sprachwissenschaftlerin. "Ich habe auf der Grundlage von Workshops mit einer Arbeitsgruppe der ARD 2017 ein internes Papier geschrieben.“ Die Idee sei gewesen, einzelne Begriffe in der ARD-Kommunikation zu analysieren und Alternativen aufzuzeigen. „Es war für nichts anderes gedacht als für die interne Verwendung.“ (Ebd.)

Schockiert also ist sie, die Elisabeth Wehling. Hätte ich an ihrer Stelle, framing-geschult, auch so gesagt. Und noch mal nachzulegen, auch geschickt: "Es hat mich fassungslos gemacht, als Wissenschaftlerin, Beraterin und Mensch auf einmal solchen Angriffen ausgesetzt zu sein." Wobei natürlich irgendwann die Frage kommen wird, in welcher Welt Elisabeth W. denn lebt, wenn sie bei dieser Geschichte in die Fassungslosigkeit treibt.


Und an Buhrows Stelle -- an die ich ich nie kommen werde: Dito. Wobei natürlich die Frage ist, was an dem Begriff Zwangsgebühren falsch sein soll. Gibt es denn keinen Zwang, die Gebühren zu bezahlen, unabhängig davon, ob man die ÖRR nutzt oder nicht? (Vom schön hohen Einkommen von Tom B., das aus den Zwangsgebühren bezahlt wird, war ja in diesem Blog schon mal die Rede. Aber natürlich Tom B: "Neiddebatte". Auch irgendwie wohlfeil und wenig differenziert, diese Reaktion.)

Donnerstag, 25. Oktober 2018

Magen und Glieder

Ich hätte schwören können, dass ich das Zitat von Treitschke, da unten zum Schluss, hier im Blog schon mal verwendet habe. Es ist aber nicht zu finden. Also doch wohl: nicht verwendet. Na denn ...

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"Dieser ganze Romanequatsch ist Zeitverschwendung. Sie sollten nur wichtige Sachen lesen: [26]" 

Mein Vater -- Geisteswissenschaftler -- hat mir mit leuchtenden Augen mal dies erzählt: Früher habe es eine schöne Trennung gegeben. Die Angehörigen der heute so genannten MINT-Fächer und die Kaufleute / Manager seien angesehen gewesen als die Menschen, die das gute alltägliche Leben ermöglichten. Die MINTler und die Kaufleute ihrerseits hätten Künstler und Schriftsteller und sogar, ACHTUNG!, Literatur- und Musikwissenschaftler als die Gruppe angesehen, die dem Leben Sinn und Würde verleihe. Letztere Gruppen hätten für Kultur gestanden. -- Dann erlosch das Leuchten in den Augen: Heute träten vereinzelt doch sehr vernehmlich MINTler auf, die von "Laberwissenschaften" redeten, und die, die sich früher selbst selbstironisch Koofmichs nannten, die würden raushängen lassen, dass sie es seien, die die Austellungen der Maler finanzierten. -- Er glaube nach wie vor, aber er sei halt auch schon älter, dass sich aus der Naturwissenschft und der Wirtschaft kein Sinn des Lebens ableiten lasse. Meinen Einwand, dass derartige Sinnfragen heute für die meisten Menschen obsolet geworden seien, akzeptierte mein Vater ganz gegen seine Gewohnheiten mit einem stillen Nicken. 

Ich füge hinzu: "Wenn nicht Menschen da wären, welche die niedrige Arbeit verrichten, so könnte die höhere Kultur nicht gedeihen. Wir kommen zu der Erkenntnis, daß die Millionen ackern, schmieden und hobeln müssen, damit einige Tausende herrschen, malen und dichten können." (Wikipedia Auskunft)

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Mittwoch, 21. September 2016

Neue Sprachkleider

Wie ist es nun? Sind Geisteswissenschaftler generell -- und manchmal sogar MINT-Wissenschaftler -- aufgeblasene Sprachbastler?

"Sie [die Wissenschaftssprache] verpackt ganze Gedankengebäude in einem Wort, schützt vor Vereinfachung, führt uns zu Erkenntnissen – warum Wissenschaftssprache unverzichtbar ist. | Die Sprache der Wissenschaft ist oft hässlich, umständlich oder aufgeblasen; darin kann man Yascha Mounk nur zustimmen. Für den Studenten eines Faches besteht häufig die ärgerlichste (manchmal aber auch einzige) Hürde darin, die Ausdrucksweise dieses Faches zu erlernen; in der Abschlussarbeit wird dann geprüft, ob er Dinge, die er zuvor einfacher hätte sagen können, auch genauso abstrakt und verblasen formulieren kann, wie es Standard seines Faches ist. Wer das Glück oder das Pech hat, dass sich im Laufe seines Studiums die Theoriemode ändert (auch Wissenschaften unterliegen der Mode), kann sogar erleben, wie mühsam erarbeitete Begrifflichkeiten über Nacht entwertet und durch neue Sprachkleider ersetzt werden, die nunmehr den alten Erkenntnissen übergezogen werden müssen." (zeit.de)

Donnerstag, 15. September 2016

"Laberwissenschaft"

Ich suche für eine lexikologische Untersuchung in Wörterbüchern, ob der Begriff "Laberwissenschaft" schon aufgenommen ist. Bisher werde ich nicht fündig. Was nicht heißt, dass dieser Begriff nicht existiert. Schön ist's beim Duden, der mir zurückgibt:

Leider haben wir zu Ihrer Suche nach 'Laberwissenschaft' keine Treffer gefunden. || Oder meinten Sie: Naturwissenschaft?

Auf der anderen Seite:

Hadmut Danisch 18.7.2010 15:25 | Es geht an sich schon aus den Antworten des Ombudsmanns und der Kommission hervor: | Sie sind der Meinung, daß man die fachliche Richtigkeit einer Dissertation nachträglich überhaupt nicht prüft. | Solche rein fachlich-technischen Anträge habe ich in anderen Fällen schon gestellt, da passiert einfach gar nichts. Das Grundproblem daran ist, daß die Geistes- und Laberwissenschaften alle so weich sind, daß sie „falsch” und „richtig” gar nicht kennen, sondern nur so eine Meinung und eine andere Meinung. Der Nachweis eines Fehlers kommt in deren Erlebnis- und Wissenschaftswelt überhaupt nicht vor, das ist nur das Äußern einer anderen Meinung. Und da ich nicht vom Fach bin und nicht in deren Wissenschaftshierarchie oben stehe werde ich gar nicht erst als jemand wahrgenommen der eine beachtenswerte Meinung haben könnte. Die sehen Mathematik nicht als was festes, überprüfbares an, sondern bei denen ist 2+2=7 eben eine von vielen Meinungen und von der Wissenschaftsfreiheit geschützt. | Freilich würden einen die Statistikfehler in die Nase beißen, wenn man mal eine Einführungsvorlesung gehört hat. Aber Juristen, Zoologen, Ägyptologen, Historiker tun das alle nicht. Wie sollen die verstehen können, wo das Problem liegt? Diese Kommission ist doch schon von ihrer Zusammenstellung eine Farce. | Vielleicht hätte ich irgendwas mit Ziegen und Pyramiden vortragen müssen …

Ja, der Danisch-Hadmut! Erinnert mich immer an jene Kunstfälscher, die erbost sind, dass sie, die sie malen können wie Raffael und Dürer zusammen, vom Kunstbetrieb, dieser Steuer-Verschwendungsmafia, nicht anerkannt werden. (Meine Lieblinge: Han van Meegeren und Lothar Malskat.) Stattdessen Schmierfinken resp. Feministinnen, die das Geld bekommen! Einfach eine zum Himmel schreinde Ungerechtigkeit.

Ach, und streng Google-statistisch, soeben für Laberwissenschaften: Ungefähr 2.160 Ergebnisse

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Und auf wikimannia.org, der Anti-Genderstudies-Seite der echten Kerle, gibt es natürlich auch ein Zitat von Danisch. Und noch viel mehr:
  • "In meinem Freundeskreis studieren immer mehr Laberwissenschaften, weil sie merken, dass man da im Gegensatz zu MINT nichts leisten, sondern nur regelmäßig möglichst bedeutungs­schwangeren Nonsens in die Tastatur hacken muss. Und die Politik ist vollkommen auf Glauben, Gefühl und Irrationalität eingeschossen, ob nun christlich wie die CDU oder esoterisch wie bei den Grünen."
  • ...
  • "Der Staat schafft für Absolventen der Geschwätz­wissen­schaften bereits jetzt mit Milliarden­summen potemkinsche Arbeitsplätze in irgendwelchen überflüssigen Instituten und Vereinen, aber das reicht natürlich bei weitem nicht aus, um alle, die wertloses Zeug studiert haben, aufzufangen." - Akif Pirinçci

Montag, 12. September 2016

Una dipendenza dallo scherzo

Siehe unten, die psychischen Abweichungen (Liste). Ein Terminus, deutsch ohne Zweifel, der international erfolgreich ist!

"Witzelsucht o Mòria (che in greco significa follia) è detta la ricerca patologica del motto di spirito, è una 'dipendenza dallo scherzo'. | "Si tratta di un manifestazione di patologia cerebrale organica per cui un paziente racconta compulsivamente giochi di parole, storielle sciocche, spesso accompagnate da comportamento infantile, come meccanismo di difesa per sviare l'attenzione da un deficit di memoria." (Wikipedia. Italiano)


In altre lingue:
  • Deutsch
  • English
  • Nederlands
  • Polski

Samstag, 18. Juni 2016

Fachleute und ...

... von sich selbst überzeugte Laien. 

Man findet sie in ganz, ganz unterschiedlichen Bereichen, die von sich selbst überzeugten Laien. Sie haben im Leben was geleistet, sind vielleicht erfolgreicher Rechtsanwalt geworden oder Professor auf dem Gebiet X. Aber nun müssen sie sich unbedingt zu Y äußern, weil ihnen ihre Ansicht zu Y so unglaublich plausibel, oft sogar: als einzige wahr vorkommt. Einstein wird vom Diplomingenieur K. grundlegend kritisiert? Ja, klar! Manche Laien wollen sogar die Wahrheit über fast alles finden, möchten sich aber nicht mit dem 300 grundlegenden Bänden, die zur Wahrheitstheorie geschrieben worden sind, auseinandersetzen. Und dann wundern sich diese Laien, dass sie nicht ernst genommen werden.

Ja, und dann gibt es natürlich noch tatsächlich das andere: Dass die Fachleute betriebsblind geworden sind und naheliegende Lösungen nicht gesehen haben. 

Sonntag, 20. März 2016

'Hasard' in der Wissenschaft

Ich war nicht sicher, leicht verzweifelt und nahe daran, bei solch wichtigen Seiten wie gutefrage.net nachfragen, aber dann habe ich es doch geschafft, diese Stelle, an die ich mich vage erinnert habe, wieder zu finden.

"... Ob es einem solchen Privatdozenten, vollends einem Assistenten, jemals gelingt, in die Stelle eines vollen Ordinarius und gar eines Institutsvorstandes einzurücken, ist eine Angelegenheit, die einfach Hasard ist. Gewiß: nicht nur der Zufall herrscht, aber er herrscht doch in ungewöhnlich hohem Grade. Ich kenne kaum eine Laufbahn auf Erden, wo er eine solche Rolle spielt. Ich darf das um so mehr sagen, als ich persönlich es einigen absoluten Zufälligkeiten zu verdanken habe, daß ich seinerzeit in sehr jungen Jahren in eine ordentliche Professur eines Faches berufen wurde, in welchem damals Altersgenossen unzweifelhaft mehr als ich geleistet hatten. Und ich bilde mir allerdings ein, auf Grund dieser Erfahrung ein geschärftes Auge für das unverdiente Schicksal der vielen zu haben, bei denen der Zufall gerade umgekehrt gespielt hat und noch spielt, und die trotz aller Tüchtigkeit innerhalb dieses Ausleseapparates nicht an die Stelle gelangen, die ihnen gebühren würde. | Daß nun der Hasard und nicht die Tüchtigkeit als solche eine so große Rolle spielt, liegt nicht allein und nicht einmal vorzugsweise an den Menschlichkeiten, die natürlich bei dieser Auslese ganz ebenso vorkommen wie bei jeder anderen. Es wäre unrecht, für den Umstand, daß zweifellos so viele Mittelmäßigkeiten an den Universitäten eine hervorragende Rolle spielen, persönliche Minderwertigkeiten von Fakultäten oder Ministerien verantwortlich zu machen. Sondern das liegt an den Gesetzen menschlichen Zusammenwirkens, zumal eines Zusammenwirkens mehrerer Körperschaften, hier: der vorschlagenden Fakultäten mit den Ministerien, an sich. Ein Gegenstück: wir[585] können durch viele Jahrhunderte die Vorgänge bei den Papstwahlen verfolgen: das wichtigste kontrollierbare Beispiel gleichartiger Personenauslese." (Max Weber)

Einen solchen Satz wird, wegen nicht vorhandener Bescheidenkheit, kaum ein Wissenschaftler von sich geben können. Alles in allem und überhaupt: Max Weber ist in Sprachduktus und Denkvermögen ein ganz gegenwärtiger Mensch. Man sollte ihn zur Pflichtlektüre in jedem Studium Generale erheben!

Montag, 16. November 2015

Erving Goffman

Man kann allen, die sich über die Welt und die Menschen manchmal Gedanken machen, eine Lektüre empfehlen. Lesen (oder: mal wieder lesen):

Erving Goffman: Wir alle spielen Theater. (Übers. von: The Presentation of Self in Everyday Life. 1959)

Wer keine Zeit hat: eine -- ich glaube, nicht immer ganz zutreffende -- Inhaltsangabe gibt es hier.

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Erving Goffman (11 June 1922 – 19 November 1982), a Canadian-born sociologist and writer, was considered "the most influential American sociologist of the twentieth century". In 2007 he was listed by The Times Higher Education Guide as the sixth most-cited author in the humanities and social sciences, behind Anthony Giddens and ahead of Jürgen Habermas. (Wikipedia)

Mittwoch, 20. Februar 2013

Wissenschaftsprosa: Verweise auf die Literatur

[Den Text, der da mal stand, versuche ich jetzt doch mal in einer Uni-Zeitung einzurücken. Mal sehen.]

Samstag, 10. November 2012

Soreth vs. Ströker. Noch einmal.

Weil in der WP sowas auch schon mal schnellgelöscht wird, halte ich meine Eingabe von eben hier mal in Kopie fest:

Nach Jahr und Tag: eine ruhige Einordnung
Ich habe mal wieder hierhergesehen. Festhalten kann man, dass die Auseinandersetzung Soreth - Ströker und die öffentliche Fortsetzung sozusagen eine Proto-Plagiatsdebatte war, lange vor Guttenberg u. a.

Nicht klar ist mir, wie man, wenn man das Soreth-Buch auch nur durchblättert und hie und da reinliest, zu dem Ergebnis kommen kann, dass dieses, sagen wir neutral: Wiedergabe-Vorgehen von Ströker auch in den 1950er Jahren nicht 'nicht korrekt' war. Wenn es anders ist, sollten die, die was anderes annehmen, einfach mal drei Beispiele bringen, bei denen Soreth falsch liegt und nicht extrem allgemeine und darum nicht widerlegbare Entrüstungselogen anstimmen.

Sodann: Weil dieser Fall eben die Proto-Plagiatsdebatte darstellt, sollte Marion Soreth bei der WP ihren Artikel bekommen. Denn: Man sollte diesen sehr komplexen Sachverhalt differenziert sehen und einordnen können. Alle, die sich an der Universität zu Köln und an der Bonner Uni, der Philosophie des 20. Jh. und beim Thema 'Streitfälle der Wissenschaft' auskennen, seien hiermit aufgefordert. -- Und Übrigens: Die Meinung, dass da das publizistische Echo vernachlässigt werden dürfe oder sollte, halte ich für weltfremd. Die Elfenbeintürme sind lang schon geschleift.

Montag, 8. Oktober 2012

Das Warten

Und daran denken, dass es das GROSSE geben wird und geben muss.

"Ein Jüngling, den des Wissens heißer Durst
Nach Sais in Ägypten trieb, der Priester
Geheime Weisheit zu erlernen, hatte
Schon manchen Grad mit schnellem Geist durcheilt,
Stets riß ihn seine Forschbegierde weiter,
Und kaum besänftigte der Hierophant
Den ungeduldig Strebenden. »Was hab ich,
Wenn ich nicht alles habe?« sprach der Jüngling.
»Gibts etwa hier ein Weniger und Mehr?"

Ich mag ja Schiller nicht. Er hat zu sehr gegen Bürger gestänkert. Aus, wie ich glaube, Machtkalkül. Um sich Goethe und den anderen Autoren des Establishments anzudienen. Aber gut -- dieses Gedicht ist wichtig.

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Ach ja, und: heißt es wirklich Weisheit zu erlernen, nicht Weisheit zu ergründen? Kann man denn Weisheit erlernen?*

War Schiller vielleicht doch ein Pädagogikstudent ohne Abschluss, der dann gleich Schulminister geworden ist?

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Freitag, 27. April 2012

Urlaubsgrüße (angeeignet)

Es gab da mal einen CDU-Politiker. Ein schöner Mensch war das. Keine Frage. Wie hieß er doch gleich wieder? Na... Ich komm gleich drauf.(* Also dieser schöne Politiker, der klagte eines Tages über die Studenten, diese Alt-, Spät und Sonst-Achtundsechziger. Und das tat er nicht, indem er auf deren politische Thesen einging. Nein, der mokierte sich über das Aussehen dieser Leute. Die nicht so schön waren wie er.

Hier habe ich nun etwas gefunden, was diesem Politiker-Statement nahekommt. Nein, es übertrifft! Ein junger, schöner, schlanker Mensch kritisiert, dass ihn, und das im Urlaub! -- seine Umgebung, der menschliche Teil davon, in seinem ästhetischen Empfinden beleidigt habe.

 "Erst wenn man sich, sagen wir im Urlaub, auf eine Bank setzt und sich umschaut, bemerkt man , daß man umgeben ist von häßlichen Menschen mit Schwabbelbäuchen, krummen Beinen, rot angelaufenen Gesichtern, die einen das Fürchten lehren, wenn man es nicht schon längst könnte. Diese demonstrative Häßlichkeit kommt aber erst zur vollen Gestalt durch das, was man früher Kleidung genannt hätte. Heute ist es die Kopie kleinkindlicher Verhüllungen, etwa bis zum Knie gehender Hosen, unter denen weiße Beine staksen, oder Ringelhemden oder aufgequollene Latschen, die alle ausdrücken sollen, daß man jung und sorgenfrei sei, obwohl es sich durchweg um eine Mischung von Geschlagenen und solchen handelt, die an der Hand ihrer Mutter die ersten Gehversuche machen. Es ist natürlich eine Beleidigung der Augen, aber wohin man die auch wendet, findet man ähnliche Bilder. Allesamt zeigen sie die gleichen dicken Babies, an einer Eisportion lutschend, die sich schon in süße Rinnsale auflöst und an ihnen herabtropft."

Wollen wir das nun das Ergebnis einer feinen, empfindsamen Beobachtungsgabe nennen. Oder ist das, geschrieben von einem Menschen, der eines Tages, wenn er nicht vorher stirbt, alt und runzelig sein wird, nicht das Zeugnis eines doch eher schlichten Gemüts?

(Ach Gott, nein, kein Beleg. Wer wissen will, wer das geschrieben hat, der soll suchen.)
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(* Ach so, Dr. Alfred Dregger (*1920 in Münster; † 2002 inFulda) war das.

Samstag, 27. August 2011

Die Vorurteile über Vorurteile

Die bürgerliche Geisteswissenschaft hat die leicht dümmliche Behauptung zur Tatsache erhoben, dass man die Person des Autors vom Werk zu trennen habe. Jeder Student bekommt dies eingebläut, und dann denkt er, es sei unwissenschaftlich, Frau von Stein und den Faust in einem Atemzug zu nennen. Was spricht für diese These der notwendigen Trennung von Leben und Werk, wenn man einmal von der Angst der Bürgersmenschen vor dem Leben generell absieht? Es dürfen auch keine "persönlichen Dinge" im Offiziellen eine Rolle spielen. Der Künstler tritt in den Hintergrund, das Werk zählt. Wie könnte man einen solchen Quatsch jemals begründen! Behaupten ja, aber begründen?

Samstag, 5. Dezember 2009

Frank Schirrmacher

Ich erinnere mich noch gut: Als Reich-Ranicki FS in den engeren Kreis der FAZ schob habe ich ein Bild gesehen und dachte: "Was'n Jüngelchen! Und schon so erfolgreich! Wow!" (Ich hbe gerade nachgesehen: 1989 war das. Vor 20 Jahren! Mein Gott, wie die Zeit vergeht!) War ich neidisch? Irgenwie -- nicht. Weil ich auf den Erfolg erster Stufe nicht neidisch bin. Und seitdem schafft es FS neben seiner Normaltätigkeit immer wieder einmal die Schlagzeilen zu beherrschen. Bin ich neidisch? Immer noch nicht. Er ist nur ein gutes Beispiel für eine Suche, die man bezeichnen könnte als: die Suche nach dem Macht-Gen.

Freitag, 2. Oktober 2009

Arno Schmidt

Edit-War? Ach wo!

Nach wirklich langer Zeit habe ich wieder mal hierher geschaut. Weil ihm Radio zufällig der Name Arno Schmidt fiel. Ich find jetzt, dass das hier, oberhalb, an vielen Stellen belustigen, an anderen zum Nachdenken über das Thema "Wahrheitsfindung" dienen kann. In diesem Sinn ist es, so oder so, von Bedeutung. Was ich immer wieder besonders belustigend finde, ist der stereotype Bezug auf Quellen und Wissenschaft. Was nicht alles gedruckt mit den niederen und mittleren und hohen akademischen Weihen gedruckt wird! Ich hab mein Erwachsenenleben "in der Geisteswissenschaft" zugebracht, und was es da für Edit-wars und Gockeleien der erstaunlichsten und dümmlichsten Sorte gibt, das lässt einen entweder schaudern oder lachen. (Ich hab immer versucht zu lachen.) Wenn man dieses Leben aus der Nähe kennt, dann relativert sich dieses Quellen-Getue. -- Aber noch mal zu AS. Klar ist wohl das: Über einen wie AS schreiben erst mal die, die ihn gut und wichtig finden. Dass die dann ihren "Gegenstand" mit allem Mitteln verteidigen, ist bei AS verständlicher als bei anderen Schriftstellern. Wenn dann aber Deutungshoheiten daraus entstehen, die Kritiken mit dem alten Bürokratenrtrick des Verweisens auf tief ein dicken Aktenbergen ruhenden Beschlusslagen abwürgen, ist das eine Sache, die alle 10 Jahre mal auf einer Wikipedia-Grundsatzdiskussion zum Thema gemacht werden sollte. Und um noch einmal und wirklich ein letztes Mal auf AS und Henkel zu sprechen zu kommen: Wenn man die beiden in Sachen Eitelkeit, Selbstbespiegelung und Wahrhaftigkeit ansieht, dann ist meinem Gefühl nach allemal -- und ich hab gar nichts gegen Schmidt, aber ich hab halt ihn und Henkel gelesen+ -- der kleine Henkel weit weniger eitel als AS. Denn ob jemand seinen Lebenslauf ins Wichtige hinein gefälscht hat, das ist keine Frage der germanistischen Rezeption, sondern eine des Nachsehens in Dokumenten. Aber, wie auch immer: Ich lasse die AS-Verehrergemeinde, die Hinweise auf kritische Stimmen weiterhin herausredigiert, mal unter sich.

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+ Alles eine Frage der Maßstäbe. Natürlich: Ich habe immer gefunden, dass jemand, hier also: AS, der einen anderen übersetzt und der Übersetzung dann seine eigenen Stil-Manierismen oktroyiert (der arme Poe und die berühmten & und so), irgendwie nicht richtig gestrickt sein kann. Bei Übersetzungen sollte der Übersetzte und seine Sprache im Mittelpunkt stehen, nicht das Ego des Übersetzers. Aber wie gesagt: Alles seine Frage der Maßstäbe. Schon klar.

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Dienstag, 18. November 2008

Schelskys

Kurz- und Klein-Dynastien sind etwas Eigenartiges. Da schreibt der Vater über die Priesterherrschaft der Intellektuellen, und der Sohn organisiert später die Schmiergeldzahlungen bei Siemens. Ein Blick heute in die Süddeutsche:
"Was die Fakten angeht, ist das meiste unstrittig", so Lubojanski. Nur was die Schlüsse daraus angeht, ist man uneins. Dem 58-Jährigen mit Hauptwohnsitz im oberfränkischen Hausen werden unter anderem Beihilfe zur Untreue und Steuerhinterziehung vorgeworfen.

Ob dank der Siemens-Millionen oder auch aufgrund anderer lukrativer Aufträge - Schelsky häufte in den vergangenen Jahren über seine Firmen allerhand Reichtümer an und pflegte einen aufwendigen Lebensstil. Dem Sohn des 1984 verstorbenen, renommierten Soziologen Helmut Schelsky gehörten neben einem ansehnlichen Fuhrpark nach Erkenntnissen der Ermittler auch repräsentative Immobilien hierzulande.
Gehörten oder gehören?

Die Arbeit tun die anderen. Klassenkampf und Priesterherrschaft der Intellektuellen. Von Helmut Schelsky.

Mittwoch, 20. Februar 2008

Geisteswissenschaftler-Riesen

Manchmal tut's schon weh, wenn man die geisteswissenschaftliche Geistesriesen-Originalität sieht:

Matthias Heine weist auf eine fatale Konsequenz hin, die das Ende des gedruckten Brockhaus mit sich bringt: Wir können den Wissensstand einer Epoche nicht mehr nachvollziehen. 'Bei Wikipedia ist der Wissenstand von vor fünf Jahren längst millionenfach überschrieben und modifiziert worden.' Die Lösung könnte sein, dass der gesamte Datenbestand eines Online-Nachschlagewerks regel- mäßig zu einem bestimmten Zeitpunkt gespeichert wird. Wikipedia gibt es ja tatsächlich auch schon auf CD-Rom zu kaufen - naturgemäß in einer Version, die gegenüber derjenigen im Netz veraltet ist, aber für künftige Historiker ein willkommenes Geschenk. (spiegel.de)

Wissensstand einer Epoche! Geht es nicht noch größer? Und die Epoche als solche wird definiert durch die Neuerscheinung des Brockhaus?

Wenn der Herr Heine eine solche Stufung des Wissens den Historikern hinterlassen will, dann kann er 100 Euro für eine 500-GB-Festplatte anlegen und eine Gesamtkopie von Wikipedia mit irgendeinem Spider darauf aufzeichnen. Täglich, wöchentlich, monatlich, jährlich, 5-jährlich, ... Ganz wie beliebt. Und er kann, was der Brockhaus sicherlich nicht ermöglich hat, jede Komma-Änderung im work in progress mit aufzeichnen. Das ist ein Fest! Eher was für Linguisten als für Historiker. Aber immerhin.