Freitag, 26. Oktober 2018

De mortuis...: Frank Schirrmacher

Notiz

Wir dachten wirklich, das stünde bei der taz. Und dann steht es bei -- dem No-go-area-Magazin PI. Peinlich-peinlich. Aber egal. Wir bei HAIZARA X lieben einfach schöne Anekdoten. Überprüfen können wir die später.

--

Dr. Schirrmachers Promotion und Äthiopien

19. Februar 2013

Daß der FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher nicht ganz dicht ist, zeigte sich schon vor Jahren. Da behauptete er, man habe ihn als Kind nach Äthiopien entführt und er sei dort bei Männern aufgewachsen, die jederzeit bereit waren, ihn zu töten. Dabei wuchs er in einem Reihenhaus in Wiesbaden auf, was den Münchhausen aber nicht hinderte, in einem Fotoband auf eine Prachtvilla zu zeigen und zu sagen, in so einem Haus sei er aufgewachsen. Na vielleicht war er in einer Prachtvilla in Äthiopien, dieser schwallende Verschwörungstheoretiker. Und wie sieht es mit seiner Doktorarbeit aus?

Wir zitieren auszugsweise den SPIEGEL vom 13.05.1996, zu einer Zeit also, als der Spiegel mit Schirrmacher noch nicht liebedienerisch kopulierte, wie es heute der Fall ist:

Schirrmacher hatte möglicherweise guten Grund, Thema und Datum seiner Promotion ein bißchen zu verfälschen. Aufmerksamen Lesern wäre sonst aufgefallen, daß er den Großteil der Doktorarbeit bereits ein Jahr zuvor, im Februar 1987, in einem Kafka-Sammelband der Edition Suhrkamp veröffentlicht hatte.

Die insgesamt 180 Seiten umfassende Promotionsschrift unterscheidet sich von dem Suhrkamp-Aufsatz nur durch eine 10 Seiten starke Einleitung und einen ebenfalls neu formulierten sogenannten zweiten Teil, der noch einmal 22 Seiten ausmacht. Den Haupttext, der bei Suhrkamp unter dem Titel „Verteidigung der Schrift“ erschienen war und nun als „Kafka und der Prozeß der Dekonstruktion“ recycelt wurde, ließ Schirrmacher bis auf die Streichung einiger Sätze praktisch unverändert…

Den meisten Professoren, die in der Prüfungskommission über den ordnungsgemäßen Ablauf der Promotion zu wachen hatten, ist der Fall Schirrmacher heute eher peinlich. Viele mögen sich auf Nachfrage gar nicht mehr erinnern, von der Publikation bei Suhrkamp beizeiten erfahren zu haben, obwohl dies in den Unterlagen der Hochschule ausdrücklich festgehalten ist.

„Es gibt Promotionen, bei denen man glücklicher ist“, räumt der damalige Kommissionsvorsitzende Johannes Kramer ein: „Schön ist das mit dem Suhrkamp-Bändchen nicht.“

Noch weit unschöner ist, daß Schirrmacher in Siegen offenbar einen Text einreichte, dessen wissenschaftlicher Ertrag ihm drei Jahre zuvor an der germanistischen Fakultät in Heidelberg bereits den Magistertitel eingebracht hatte. Nach Auskunft der beiden dortigen Gutachter, die ihn beim Studienabschluß betreuten, ist die – inzwischen verschwundene – Magisterarbeit „weitgehend identisch“ mit dem bei Suhrkamp publizierten Text, für den er dann wiederum, ohne viel Zusatzmühe, den Doktortitel einheimste. (pi-news.net)

--

Nun denn, der SPIEGEL hilft da weiter.

--

Die Befürchtung, ausgerechnet Schirrmacher, der erklärte Hüter wissenschaftlicher Standards, habe es bei seiner Promotion nicht so genaugenommen, kursiert schon seit längerem in der Redaktion und beschäftigt auch die anderen Herausgeber. Selbst der langjährige Förderer Fest hat sich inzwischen enttäuscht von seinem Protegé abgewandt. Fest gegenüber einem engen Freund: "Zum Thema Schirrmacher habe ich nichts zu sagen."

Statt die Zweifel zu zerstreuen, um aus dem Abwind herauszukommen, gibt Schirrmacher stets neuen Anlaß zu Verwunderung. Die Grenzen zwischen Wahrheit, Ausschmückung und freier Erfindung sind bei dem hochbegabten Mann kongenialisch fließend. Manche Details sind so skurril, daß die FAZ-Redakteure sich mitunter fragen, ob ihr Vorgesetzter mit der Geschwindigkeit der Karriere möglicherweise alle Maßstäbe verloren hat.

So verblüffte er selbst enge Vertraute mit der Erzählung, er sei als Kind in Äthiopien entführt worden und unter den Augen von Männern aufgewachsen, die jederzeit bereit gewesen seien, ihn zu töten. Und hat ihr Herausgeber nun, rätseln die Redakteure, Zivildienst abgeleistet, wie er zunächst behauptete, oder war er doch Panzerfahrer, wie er zwischenzeitlich in Umlauf brachte?

Manche Flunkereien entspringen offenbar einer Laune des Augenblicks. Anders ist nicht zu erklären, wieso Schirrmacher beim Blättern in einem Bildband mit hochherrschaftlichen Villen der Jahrhundertwende plötzlich auf ein besonders schönes Foto zeigt und dazu erklärt, in so einem Haus sei er aufgewachsen. Tatsächlich ist der kleine Frank in einem Reihenhaus in Wiesbaden groß geworden.

Einige Fehlleistungen folgen allerdings auch klarem Kalkül. Offenbar um sich bei dem damals noch amtierenden Chef Fest einzuschmeicheln, berichtete er diesem eines Tages, er sei von der "Society of Fellows" an der amerikanischen Harvard-University gebeten worden, einen Vortrag über dessen Hitler-Buch zu halten.

Bereitwillig lud Fest den Bewunderer zu sich nach Hause ein und ließ sich vier Abende lang über das Buch und seine Entstehungsgeschichte ausfragen. Schirrmacher gab Fest eine Kopie des Vortrags, in dem die Hitler-Biographie als "das intellektuell, ästhetisch und politisch einfußreichste Werk" gelobt wird, "das seit 1945 in Deutschland veröffentlicht worden ist".

Die Laudatio hat nur einen kleinen Schönheitsfehler: Im Büro der "Society of Fellows" in Harvard kann sich niemand daran erinnern, daß die Rede jemals öffentlich gehalten wurde. Der angesehene Klub von Doktoranden und Förderern beschäftigt sich in der Hauptsache mit der Vergabe von Stipendien. "Wir organisieren Essen, aber keine Vorträge", erklärt der zuständige Sekretär.

(spiegel.de)

--

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen