Samstag, 21. November 2009

Oskar Lafontaine und Monica Lierhaus

Wo verläuft die Grenze zwischen Privatem und öffentlichem Interesse?

Zwei Meldungen und ihre Geschichte: Der SPIEGEL brachte die Story mit einer bemerkenswerten Geste. Natürlich sei das sonst eine Privatsache, die niemanden was angehe. Aber wenn Privates politisch werde, müsse man dann doch darüber berichten. Nun ja, also -- na ja... In Berlin ginge schon lange das Gerücht, dass der Rückzug von Oskar Lafontaine von der Parteispitze der Linken etwas damit zu tun habe, dass OL -- nun ja, eben: ein Verhältnis mit Sarah Wagenknecht habe.

Drei Tage später kommt von Lafontaine die Meldung, er sei an Krebs erkrankt und begebe sich jetzt zur Operation ins Krankenhaus.

Monica Lierhaus, so kann man lesen, hatte vor ihrer Erkrankung ihren Marktwert getestet. Sie kam gut an bei den Zuschauern, war die Miss Sportschau schlechthin. Was ist Leistung in diesem Geschäft Leistung anderes als Popularität? Diese Popularität wird dann leistungsgerecht bezahlt. Nun denn. Aber die Popularität hat doch auch ihren Preis in die Gegenrichtung, sollte man meinen. Die Leute wollen dann auch wissen, wie es einer solchen Frau geht, wenn sie plötzlich und vollkommen überraschend, krank wird.

Die "Hamburger Morgenpost" kommt wohl nicht darum herum, Monica Lierhaus ein Schmerzensgeld zu zahlen. Am Freitag stellte die Pressekammer des Landgerichts fest, bei der detaillierten Berichterstattung des Blattes über die Erkrankung der Moderatorin handele sich um eine erhebliche Persönlichkeitsverletzung. Es schlug der "Mopo" vor, das Verfahren gegen eine Zahlung von 25 000 Euro an Lierhaus einzustellen. Da die Zeitung dies ablehnte, wird nun am 8. Januar 2010 das Urteil gesprochen. (Quelle)

Noch einmal: Ist die Frage, ob eine Frau, die beinahe 1 Million Euro im Jahr als Gehalt anstrebt, nicht so sehr Person des öffentlichen Lebens ist, dass auch über eine Krankheit oder ein Unglück -- "aus berechtigtem öffentlichen Interesse", wie das so heißt -- berichtet werden darf. Alles andere sieht doch aus wie: Die Früchte des Ruhms genießen wollen, ohne bereit zu sein, den Preis des Ruhms zu zahlen.

Und der Lafontaine des SPIEGEL? Seien wir gespannt auf den Montag. Ob sich der SPIEGEL wohl mal entschuldigt?

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Nachtrag (09.08.2012): Der SPIEGEL muss sich -- Stand der Dinge 2012 -- wohl doch nicht bei Lafontaine entschuldigen.