Donnerstag, 31. Dezember 2009

Adonis in High Chaparral ...

...  und auf Puerto Rico

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Der Weg geht so, und am Jahresende darf man Solcherlei wohl einmal nachzeichnen: In der Süddeutschen steht ein Artikel zum 80. Geburtstag des Lyrikers Adonis.*

Ich hätte das Bild des Dichters, das da zu sehen ist, ohne weiter nachzudenken für ein Altersfoto eines Schauspielers gehalten, von dem ich -- im Moment nichts mehr weiß. Kaum noch etwas, um genau zu sein. Dass er, immer lachend und gut gelaunt, in einer Western-Serie mitgespielt hat. Wie hieß die Gestalt? Den Schauspieler-Namen hab ich wohl nie gekannt. Keine Ahnung.

Die Suche im Internet beginnt. Bonanza. Rauchende Colts... Dann, nach zwei, drei Internet-Spezialseiten, sehe ich den Titel und weiß sofort: Es war High Chaparral. Bilder. Jetzt auch der Name der Gestalt: Manolito war es! Gleich darauf weiß ich zum ersten Mal auch den Namen des Schauspielers.

"Henry Darrow (born Enrique Tomas Delgado, Jr.; September 15, 1933) is a Puerto Rican-American actor. He is probably best remembered for his role as Manolito Montoya in the 1960s television series The High Chaparral."

So also funktioniert Denken, Assoziieren und Gedächtnis im Zeitalter des Internets. So hätte es vor 20 Jahren nicht funktionieren können! Ist das Internet also ein Nachteil, Herr -- na, wie hieß er doch gleich wieder? Schirrmacher, ja. Herr Schirrmacher?**

Und dass ich jetzt jemand aus Puerto Rico kenne! Alle guten Wünsche zum so wichtigen Jahr 2010 an Marianne. Und an Arne. In San Juan? Nein, in Münster.

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* "Niemand konnte, als im Jahre 2004 der Gedichtband "Ein Grab für New York" auf Deutsch erschien, den Titel lesen, ohne an den 11. September 2001 erinnert zu werden. Aber Adonis hat diesen Gedichtzyklus im Frühjahr 1971 geschrieben, als das World Trade Center noch im Bau war und der Vietnamkrieg seinem Ende zuging:

"New York - Harlem / Wer kommt in einer Guillotine aus Seide, wer geht fort in einem Grab von der Länge des Hudson? Explodiere, o Ritual der Tränen, haltet zusammen, ihr Dinge voller Erschöpfung... Ist der Todesvogel zu dir gekommen, hast du das Ende des Röchelns gehört? Ein Strick, und im Hals setzt sich die Schwermut fest, im Blut ist das Innerste der Stunde..."."

** Wer das Internet in Frage stellt, weil es uns mit seinen Möglichkeiten überfordert, der muss auch das freie Angebot an Essen in Frage stellen, weil man durch dieses Essen-kaufen-können-Angebot übergewichtig werden kann. (Das ist von mir.)

Ein Rechts-gegen-Links-Blog

Gerade lese ich noch per Zufall in einem Blog der Erfolgreichen herum. Interessant im übrigen auch die Kommentare der Gleichgesinnten, gleich drunter.

"14.11.2008 Schamloses Einkommen

Was ist ein “schamloses Einkommen”? Für Oskar Lafontaine alles, was über 600.000 Euro im Jahr liegt. Das ist (angeblich) das 20-fache des Durchschnittseinkommens und deshalb wert, mit 80 Prozent besteuert zu werden.
Abgesehen von Lafontaines willkürlichen Zahlenspielen ist der grundsätzliche Gedankengang interessant. Man muss sich also schämen, wenn man wirtschaftlich erfolgreich ist und dafür, so was soll es geben, deutlich länger gelernt hat und überdies mehr ackert als der 38,5-Stunden-Tarifangestellte?
Ist man erst ab dem 20-fachen Durchschnittseinkommen ein Paria, der seine Schuld in der Form wirtschaftlichen Erfolgs durch Strafzahlungen an den Staat abzutragen hat? Oder muss man sich auch mit 590.000 Euro im Jahr schämen und Buße tun? Velleicht sogar mit dem doppelten, dreifachen oder vierfachen Durchschnitts- einkommen? Dann aber, so gnädig ist Lafontaine bestimmt, nur anteilmäßig.
Den weitaus meisten, die überdurchschnittlich verdienen, fällt dieses Einkommen jedenfalls nicht einfach so in den Schoß. Belege dafür, dass es sich bei dieser Personengruppe überwiegend um Wirtschaftskriminelle und Ausbeuter handelt, gibt es wohl auch nicht. Auch wenn Lafontaine das anzunehmen scheint.
Warum also “schämen”? Ich weiß es wirklich nicht. Aber vermutlich bin ich ein altersbedingter Problemfall, weil ich mich daran erinnern kann, wie es in gewissen Staaten war und warum die Menschen vor Freude weinten, als sich diese Gemeinwesen in Luft auflösten."

Ohne ein direkter Freund Lafontaines zu sein -- ich bin schließlich FDP-Mitglied: Wenn Leute, die sich sicherlich zu den Intelligenteren im Lande rechnen, nicht gleich sehen, was gemeint ist, dann ist irgendwas krank in ihnen und im System. (Vielleicht gibt es da aber auch keinen Unterschied. Vielleicht sind sie das System.) Also, ausbuchstabiert, es ist gemeint: Reich werden kann man nur, indem man andere für sich arbeiten lässt. Mit welchem Koeffizienten man die anderen ausnehmen darf, das ist immer eine politische Vorgabe. Steuern sind da nur eine Maßeinheit unter vielen. Und dass die Vielverdiener immer glauben, ihr Bruttoeinkommen sei direkt proportional zu ihrer Tüchtigkeit -- na ja, das lässt mich halt an der Art und Weise wie bei uns Verdienst = Einkommen und Intelligenz gemessen werden, zweifeln.

P. S. Um die Sache noch ein wenig klarer zu machen: Wie tüchtig war Bernard Lawrence Madoff im Jahr 2005? Wie tüchtig ist er jetzt? Wie bemessen wir die Tüchtigkeit der Reichen? Am Kontostand, den Immobilien und an der Chuzpe? Gar -- der Rechtmäßigkeit ihres Tuns? Was ist da Recht und wer hat das Recht gemacht?

Einkommen unserer Fußballer

Wer sich, wie ich, die Stuttgarter Nachrichten und andere, für die Einkommen unserer Fußballer im vergangenen Jahr interessiert, dem sei hier, am letzten Tag des Jahres 2009, eine Rechnung am Beispiel des VfB Stuttgart mitgegeben. (Die Grafik kann zwecks besserer Lesbarkeit durch Draufklicken vergrößert werden.)


Mittwoch, 30. Dezember 2009

Vorschlag eines TV-Geschäftsmodells

Mein Geschäftsmodell für die Zukunft des Fernsehens sieht so aus:
  • Festlegung der Fernsehsender auf 12. (Mehr TV-Kanäle braucht kein Mensch. Titten- und Verkauf-Fernsehen gibt es per Gesetz nicht mehr. Die freie Marktwirtschaft wird nicht länger als "Recht auf Ausnützung potentieller Blödheit der Massen" interpretiert.)
  • Eine einzige, einheitliche GEZ-Gebühr für alle Fernsehsender.
  • Festlegung von Rahmenstandards. Beispielsweise: a) Die Werbezeit darf insgesamt 120 Minuten pro Tag nicht übersteigen. b) Sendungen dürfen nicht durch Werbung unterbrochen werden.
  • Die Gebührenaufteilung erfolgt durch einen Schlüssel, der a) das Zuschauerinteresse (die heutige Quote) und b) die Qualität der Sendungen berücksichtigt. (Das Weitere regeln differenzierte Ausführungsbestimmungen. Diese enthalten ein mathematisches Modell, das auch Sendezeiten, Anteil an Information, Unterhaltung, kulturellen Wert, usw. mit einbezieht.)
  • Die Qualität wird durch einen Expertenrat festgestellt, der von den Zuschauern gewählt wird. (Alternativ: Das römisch-katholische Modell: Demokratie von fast ganz oben. Im Konklave wird der Fernseh-Papst auf Restlebenszeit gewählt. Habemus TV-Papam!)
  • Ein Aufsteiger-Absteiger-Modell nach Art des Sports. Drei Ligen à 4 Sender. Am Jahresende steigen Sender auf und ab. Die beiden letzten Sender der 3. Liga werden durch die beiden Aufsteiger aus dem Bereich "TV-Experimente" ersetzt.
Und warum sollte es in naher Zukunft kein Wikipedia-TV geben -- kostenlos und von Zuschauern gemacht? Echtes TV-on-Demand. Und einmal im Jahr, am 31.12., gleich nach Dinner for One, darf Tina York als Avatar auftreten und singen: "Wi-ir las-sen uns das Fern-sehn nicht verbi-ieten!"

Ich mach Net Zeitung...

Ganz neu ist die Meldung nicht. Aber bemerkenswert bleibt sie. Kaum war die Netzzeitung = NetZeitung ein Begriff, schon rechnete sie sich nicht mehr. Und das Privatfernsehen? Dem geht es auch schlecht.

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06.11.2009

Betriebsbedingte Kündigungen

DuMont-Verlag stellt "Netzeitung" ein

Die "Netzeitung" ist am Ende: Aus wirtschaftlichen Gründen macht der Verlag DuMont das Online-Medium zum Jahresende dicht, alle Redakteure werden entlassen. Der Betriebsrat ist empört.

Berlin/Köln - Der Kölner Verlag DuMont Schauberg stellt die "Netzeitung" (NZ) in ihrer bisherigen Form ein. "Aus wirtschaftlichen Gründen wird das bisherige Konzept einer Internetzeitung mit eigener Redaktion zum 31. Dezember 2009 aufgegeben", teilte das Medienhaus am Freitagabend mit. Sämtlichen Mitarbeitern werde "in Kürze betriebsbedingt gekündigt". Zwölf Stellen sind davon betroffen.

Fernsehen in Finnland?


Nachdem ich alles verkabelt hatte und die Ländereinstellung auf "Deutsch" eingestellt wurde, ließ ich den automatischen Sendersuchlauf in meinem Kabelnetz starten. Leider wurden nur "Analoge" Sender gefunden. Der LH 2000 wird laut LG mit Hybridtuner (DVB-T)feilgeboten. Nach meinen Recherchen sollte aber auch ein DVB-C (Digitaler Empfang via Kabel) Tuner mit an Bord sein. Ist er auch! Nur bei mir im Deutschen Ländermodus funktioniert er nicht. Ich denke mal, dass das Problem auch bei andern auftritt.
Deshalb mein Tipp...
Im Menü unter "Option/Land/" Finnland einstellen. Dann beim automatischen Suchlauf statt Antenne einfach "S-Kan." auswählen und starten. Das Häkchen bei automatische Nummerierung entfernen (Sonst lassen sich später die Sender nicht verschieben/sortieren). So wurden bei mir im Kabelnetz über 200 digitale, 80 digitale Radiosender und über 50 analoge Fernsehsender gefunden.

Also ich werde mir keinen Fernseher kaufen, bei dem ich Finnland bei der Sendersuche einstellen muss.

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OK. Ich bin lernfähig. Bitte weiterlesen!

fofo_junkie meint:
Einfach den Fernseher bei der Länderinstallation auf Schweden oder Finnland stellen. Die Menüsprache aber auf Deutsch einstellen. Danach ist auch DVB-C kein Problem. Warum deswegen den Fernseher abwerten?? Nach änderung des Landes funktioniert der Fernseher wie gewohnt!

El Cheapo meint:
Dem kann ich nur beipflichten. 2 Sterne, nur weil Sie sich nicht schlau gemacht haben: ts ts ts... Solch "irreführende Rezensionen" können Produkten bei Amazon schnell das Genick brechen.

runner meint:
Stimmt DVB-C kein Problem. Ich habe als Land Finnland ausgewählt und die Sprache steht auf Deutsch. Dies hat Lizenzrechtliche Gründe. Auch bei Pannasonic ist es so! LG darf damit auch nicht werben. Wer sich informiert ist im Vorteil - deshalb ist auch an dieser Ecke der sehr gute TV um einiges billiger wie andere Geräte...

Montag, 21. Dezember 2009

Im Radio, Deutschlandfunk, ein Gedicht. Wie schön, dass es so etwas noch gibt.

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LYRIKKALENDER
21.12.2009

schon faul!

Von Heidi Pataki

der satzgegenstand stinkt aus dem maul
das beiwort hat schuppen
das zeitwort bohrt in der nase
die aussage ist unpäßlich
der inhalt vergaß sich die füße zu waschen
die form hat angeknabberte fingernägel
das wörtlein ewig schmatzt furchtbar laut
das fürwort kennt ein hausmittel gegen flöhe
die bedeutung lässt sich nicht lange bitten

2000 jahre christliches abendland

(Schlagzeilen. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1968)


Es gehört zu den Voraussetzungen für das Funktionieren unserer alltäglichen Kommunikation, dass unser Sprachsystem selbstverständlich akzeptierten Konventionen folgt. Nicht immer jedoch ist die Ordnung der Grammatik von so großer Klarheit, wie es die Selbstverständlichkeit unserer Alltagsrede unterstellt. In einem kleinen experimentellen Exerzitium hat die Wiener Autorin Heidi Pataki (1940-2006) alle scheinbar neutralen grammatischen Instanzen unseres Sprachgebrauchs auf den Prüfstand gestellt.

Wenn, wie in diesem Gedicht demonstriert, die vermeintlich objektiven grammatischen und semantischen Ordnungen in ein Stadium des Verfalls und des Gestanks übergegangen sind - wie muss es dann erst um die "Inhalte" oder gar Heilsprogramme stehen, die in dieser Sprache transportiert werden? Mit dem sprachskeptischen Verweis auf die wohlfeile Formel von den "2000 Jahren christliches Abendland", die in der Entstehungszeit des Gedichts, den 1960er Jahren, hohe Konjunktur in den Sonntagspredigten hatte, gewinnt Patakis Gedicht auch eine gesellschaftskritische Dimension.

Das Gedicht wurde gelesen von Gabriele Heinz.

Sonntag, 20. Dezember 2009

Personenmarketing

(Gleichzeitig eine Anmerkung zu Daniel Kehlmann, Ruhm.)

H., der darüber wohl einige Zeit nachgedacht, wenn nicht gar geforscht hat, sagt zum Thema: "Das Geheimnis der Personenmarketing liegt darin, dass die Gestalt des Ruhm-Aspiranten zunächst jene Eigenschaften entwickelt, die den anderen Leuten im Marketing-Segment eigen sind. Sodann geht es darum, die betreffende Person dem Publikum schmackhaft zu machen. Das besorgt die Gruppe derer, die schon da ist, wo unser Kandidat erst noch hin will, zuverlässig. Wenn ihr denn der Aspirant genehm ist. Sie, also die Gruppe, versteht ja etwas vom Personenmarketing. Das Problem ist nur: Peergroup wie Publikum können zum Erbrechen dämlich und dennoch unbeugbar stolz auf sich selbst sein. Da ist dann die Frage an den Kandidaten, die nur der selbst beantworten kann: Will ich mir das wirklich antun?"

Freitag, 18. Dezember 2009

OpenOffice-Suche

Diese Zeichenfolge findet in OpenOffice von der einen spitzen Klammer mit nachfolgendem Stichwö und beliebig folgenden Zeichen bis zur schließenden spitzen Klammer alles. Schon verrückt, was man mit den PC und den Programmen heutzutage alles machen kann!

Montag, 14. Dezember 2009

Bruderkampf

Es ist doch ziemlich erbärmlich, was Zeitungen auf der Jagd nach dem letzten Kick so alles auf die Seiten setzen. Hier ein Beispiel. Sowohl in der Sache wie in der Sprache: erbärmlich sensationsgeil. Und dieses Beispiel steht nicht in der BILDZEITUNG, sondern in der angeblich seriösen WELT.




Ein Kommentar immerhin bringt es auf den Punkt:

13.12.2009, 18:50 Uhr
Unmöglich sagt: Unmöglich, dass sich Brüder schlagen! Unmöglich, von den Medien gefordert! Unmöglich, schon lange stell ich mir die Frage wo bleibt der letzte Funken Menschlichkeit? Unmöglich, unser Fersehprogramm stumpft immer mehr ab! Demnächst fordert ihr noch Winnenden live. :-( UNMÖGLICH !!!

Samstag, 12. Dezember 2009

Ein Film

Elin

In der gegenwärtigen Berichterstattung über den Golfer Tiger Woods wird viel über diesen Herrn, doch viel zu wenig über seine Frau Elin Maria Pernilla Nordegren gesprochen. Schließlich war es doch Frau Nordegren, die diesen so hochsymbolischen Unfall herbeigeführt hat, der diesen Skandal-Golf-Ball ins Rollen gebracht hat. Man möchte, als normal skandalinteressierter Mensch, doch zu gerne einen 1-stündigen, ungeschnittenenen Videofilm mit den Ereignissen sehen, an deren Ende Woods von seiner Ehefrau "passenderweise [...] mit einem Golfschläger aus seinem Fahrzeug befreit" werden musste. (Quelle) Oder war der Golfschläger nicht doch das Instrument, das den Unfall verursacht hat? Wie auch immer. Wir sollten uns mehr für Elin Maria Pernilla, die Frau mit dem Sinn für Dramaturgie, und weniger für Tiger interessieren.

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Zitate aus der seriösen Presse (SZ vom 12.12.2009, S. 13). Und wir fragen uns mal gemeinsam: Wie würde wohl unser Leben aussehen, wenn wir als großer Golfer auf die Welt gekommen wären?

"Golfstars werden, vor allem in den USA, gepampert wie Babys und behandelt wie Könige. Jeder Spieler bekommt für die Dauer des Turniers einen SUV. Namensschilder zeigen, wer wo parkt. Jeder Wunsch, sofern erfüllbar, wird erfüllt. Hubschrauberflug? Spritztour im Rennauto? Shoppingtour? No Problem. Gehaust wird in Fünf-Sterne-Palästen. Oft warten Goodys, kleine Aufmerksamkeiten. Eine Uhr, Champagner, Anzüge. Antrittsgagen sind nicht unüblich. Unter einer Million Dollar kommt Woods nicht mal zum Tee. In Australien, wo Woods kürzlich spielte und angeblich die Flamme Rachel Uchitel zum Ehebruch traf, soll er drei Millionen kassiert haben. Die Flugbuchung für das Model habe ein Untergebener Woods" vorgenommen."

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"Die Frauen vor Gattin Elin
Vor Elin "datete" er laut Presse Gabrielle Reece, Tyra Banks, Lauren Jones und Joanna Jagoda. Zweimal durchbrach er sein Beuteschema. Banks ist kein blondes Babe, sondern braunhaarig, dunkelhäutig. Und Jagoda war kein Model. Sie wurde Anwältin. Eine High-School-Freundin witzelte einmal: "Er liebte es zu tanzen, aber es sah seltsam aus. Er sah aus wie ein wilder Verrückter. Jeder hätte über ihn gelacht.""

Freitag, 11. Dezember 2009

"Suizidenten"

Nach einer ziemlich verrückten Diskussion um die richtige Bezeichnung hat sich bei der Wikipedia der "Suizid" als "Lemma", wie die eingefleischten Wikipedianer zu sagen pflegen, durchgesetzt. "Selbstmord" durfte nicht sein. Mit der Schrägen Begründung, das sei kein Mord. Als ob die Wortbildung immer logisch wäre und also der Totschlag nicht mehr so genannt werden darf, weil es nicht immer um einen Schlag geht. Selbstmord! Da sei Gott und die wikipedia-verstandene Wissenschaft vor!

Aber jetzt, Achtung! Jetzt gibt es auch noch eine "Liste von Suizidenten"! Man glaubt es nicht. Diese Angst vor der einfachen Sprache, dieses gespreizte Großtun und dieses Sich-hinter-den-klingenden-Wörtern-Verstecken!

Mittwoch, 9. Dezember 2009

Lebenstrieb

Die Älteren kennen noch den kontemplativen Satz: "Mitten im Leben sind wir vom Tod umgeben." Heute ist die Devise: "Mitten im Tod sind wir lebenssüchtig wie nie!" Und seltsamerweise mutet beides barock an. Warum also Sylvie van der Vaart und BILD nicht bewundern ob ihres Lebenstriebes?

Montag, 7. Dezember 2009

Schriftsteller-Berühmheitstest

Das wollte ich schon lange mal machen: Schriftsteller dem Berühmheitstest aussetzen. Vorname und Familienname, ohne Anführungszeichen. Und dazu das Wort "Roman". Sind die ersten Ergebnisse überraschend? Was besagen sie?


Und wieder muss ich natürlich an den klugen Sempé denken! Während ich mich durch die rigorose Aufstellung des Schreiblust-Verlags bewege.

Marcel Reich Ranicki ist wütend

Das nenne ich Selbstbewusstsein! Und es noch miterleben wollen! Diese Sucht nach Leben. Sehr menschlisch. Fast Thomas Mannsche Größe: Den Tod hinauszögern, solange, bis der französische Orden da ist.

Reich-Ranicki drängt auf Verfilmung seiner Autobiografie
26.11.2007

Der Literaturkritiker Marcel Reich Ranicki ist wütend. Seine Autobiografie "Mein Leben" (DVA) sei in der Hand der Produzentin Katharina Trebitsch, "aber das Projekt dauert und dauert und kommt nicht voran", klagte er in einem Interview des Magazins "Cicero".

Produzentin Katharina Trebitsch sagte der dpa am Donnerstag, sie könne Reich-Ranickis Wut verstehen. "Die kann ich ihm nicht nehmen, denn ich möchte sein Temperament nicht verändern." Doch im Gegensatz zu einem Buch, das einer allein schreibe, seien an einem Film viele Menschen beteiligt. Im Dezember soll der Regisseur feststehen, dann beginne die Suche nach dem Hauptdarsteller, im Sommer 2008 sollen die Dreharbeiten beginnen. Zwei Jahre Entwicklung steckten bereits in dem Projekt.

Katharina Hacker und der Suhrkamp Verlag


So also sieht es aus. Und Frau Hacker hat -- im Gegensatz zu Karin Struck seinerzeit -- kein Problem, einen neuen Verlag zu präsentieren.

Blick zurück im Zorn: Katharina Hacker verlässt den Suhrkamp Verlag
17.11.2009
Nach 15 Jahren als Übersetzerin und Autorin verlässt Katharina Hacker den Suhrkamp Verlag. In der Zusammenarbeit mit dem Verlag habe sie gerlernt, wie "kleine Unfreundlichkeiten, Geringschätzung, Unachtsamkeit sich ausbreiten, von einer Handlung zur nächsten, von einer Entscheidung zur nächsten, von einem Menschen zum nächsten", heißt es auf ihrer Website.
Ihr Roman "Alix, Anton und die anderen" ist soeben bei Suhrkamp erschienen, Hackers nächstes Werk, eine Novelle, soll im Frühsommer bei S. Fischer erscheinen. Hacker hatte im Juni in einem Brief an die Leitung des Suhrkamp Verlags darum gebeten, sie mit ihrem Romanprojekt "gehen zu lassen", so die Buchpreisträgerin, doch Verlegerin Ulla Unseld habe darauf bestanden, dass der Roman bei Suhrkamp erscheine. "Die Arbeit mit einem Grafiker, zahlreiche Gespräche über das Layout, wurden mißachtet. Aus Gründen, die man mir nicht mitgeteilt hat, wurde der Text so gesetzt, dass er statt der zweihundert Manuskript-Seiten einen Umfang von einhundertundfünfunddreißig Seiten hat", sagt Hacker.

Sonntag, 6. Dezember 2009

Werbung von Norton

Nun ja, die kann einem ganz nerven. Gibt es eigentlich keine Untersuchungen bei den Werbungsabteilungen, die den Nervungsgrad vorab testen und schauen, ob eine Maßnahme nicht absolut kontraproduktiv und schädlich für das Produkt ist?

Samstag, 5. Dezember 2009

Frank Schirrmacher

Ich erinnere mich noch gut: Als Reich-Ranicki FS in den engeren Kreis der FAZ schob habe ich ein Bild gesehen und dachte: "Was'n Jüngelchen! Und schon so erfolgreich! Wow!" (Ich hbe gerade nachgesehen: 1989 war das. Vor 20 Jahren! Mein Gott, wie die Zeit vergeht!) War ich neidisch? Irgenwie -- nicht. Weil ich auf den Erfolg erster Stufe nicht neidisch bin. Und seitdem schafft es FS neben seiner Normaltätigkeit immer wieder einmal die Schlagzeilen zu beherrschen. Bin ich neidisch? Immer noch nicht. Er ist nur ein gutes Beispiel für eine Suche, die man bezeichnen könnte als: die Suche nach dem Macht-Gen.

Freitag, 4. Dezember 2009

Videoüberwachung auf Autobahnen

Es wäre schön, wenn in solchen Meldungen wie der nachfolgenden immer auch gleich dazu gesagt würde, wie das mit dem "allgemeine Persönlichkeitsrecht aus den Artikeln 1 und 2 des Grundgesetzes (AZ: Ss Bs 186/09)" im Einzelnen ist. Auf den Autobahnen gibt es Raser, Drängler, manchmal auch gefährliche Schrott-Lastwagen, in Einzelfällen auch gesuchte Kriminelle. Der Autofahrer, der sich "korrekt verhält" hat nichts zu befürchten. Was also wird da eigentlich geschützt. Ein sogenanntes "abstraktes Rechtsgut"? Ein sehr abstraktes...

Videoüberwachung auf Autobahnen laut Urteil nicht erlaubt
zuletzt aktualisiert: 04.12.2009 - 02:30
Oldenburg (RP). Die Dauer-Videoüberwachung von Autobahnen verstößt gegen das Persönlichkeitsrecht und ist damit verfassungswidrig. Das entschied das Oberlandesgericht (OLG) Oldenburg. Die Dauer-Videoüberwachung verletze das allgemeine Persönlichkeitsrecht aus den Artikeln 1 und 2 des Grundgesetzes (AZ: Ss Bs 186/09). Sie verstoße weiter gegen die Grundrechte all jener Autofahrer, die sich im Straßenverkehr korrekt verhalten, argumentierte der Senat für Bußgeldsachen. Ein aus solcher Überwachung gewonnener Beweis sei illegal erlangt worden und damit nicht verwertbar, stellten die Richter fest. Da dies die erste OLG-Entscheidung in einem solchen Fall ist, hat er nach Ansicht der Richter Grundsatzcharakter.

Montag, 30. November 2009

Roman Polanski und die blutjungen Mädchen

Der kreative Humor des Volkes. Den kannte ich noch nicht. Leserzuschrift bei BILD-Online zum Thema Roman Polanski und die blutjungen Mädchen, die hinterher sagen, er sei doch schon sehr alt gewesen.

Aequatortaufe schrieb:vor 34 Minuten
Roman Polanski
Berlinerin spricht über ihre Affäre

Wie findest Du heraus, ob Deine Ehefrau tot ist?
Der Sex ist der gleiche, aber die Teller stapeln sich.

Sonntag, 29. November 2009

OpenOffice Rechtschreibkorrektur

Ich liebe ja inzwischen die poetischen Vorschläge, die mir Open Office bei eingeschalteter Rechtschreibkorrektur so macht. Heute wieder ein besonders schönes Beispiel:



Was können wir da nicht alles rauslesen!


Montag, 23. November 2009

China

... oh China!

"Huang Qi hatte nur erforscht, warum beim Erdbeben 2008 so viele Schulen eingestürzt waren, die Häuser daneben aber nicht. Verurteilt wurde er wegen 'Verrats von Staatsgeheimnissen'."

Samstag, 21. November 2009

Oskar Lafontaine und Monica Lierhaus

Wo verläuft die Grenze zwischen Privatem und öffentlichem Interesse?

Zwei Meldungen und ihre Geschichte: Der SPIEGEL brachte die Story mit einer bemerkenswerten Geste. Natürlich sei das sonst eine Privatsache, die niemanden was angehe. Aber wenn Privates politisch werde, müsse man dann doch darüber berichten. Nun ja, also -- na ja... In Berlin ginge schon lange das Gerücht, dass der Rückzug von Oskar Lafontaine von der Parteispitze der Linken etwas damit zu tun habe, dass OL -- nun ja, eben: ein Verhältnis mit Sarah Wagenknecht habe.

Drei Tage später kommt von Lafontaine die Meldung, er sei an Krebs erkrankt und begebe sich jetzt zur Operation ins Krankenhaus.

Monica Lierhaus, so kann man lesen, hatte vor ihrer Erkrankung ihren Marktwert getestet. Sie kam gut an bei den Zuschauern, war die Miss Sportschau schlechthin. Was ist Leistung in diesem Geschäft Leistung anderes als Popularität? Diese Popularität wird dann leistungsgerecht bezahlt. Nun denn. Aber die Popularität hat doch auch ihren Preis in die Gegenrichtung, sollte man meinen. Die Leute wollen dann auch wissen, wie es einer solchen Frau geht, wenn sie plötzlich und vollkommen überraschend, krank wird.

Die "Hamburger Morgenpost" kommt wohl nicht darum herum, Monica Lierhaus ein Schmerzensgeld zu zahlen. Am Freitag stellte die Pressekammer des Landgerichts fest, bei der detaillierten Berichterstattung des Blattes über die Erkrankung der Moderatorin handele sich um eine erhebliche Persönlichkeitsverletzung. Es schlug der "Mopo" vor, das Verfahren gegen eine Zahlung von 25 000 Euro an Lierhaus einzustellen. Da die Zeitung dies ablehnte, wird nun am 8. Januar 2010 das Urteil gesprochen. (Quelle)

Noch einmal: Ist die Frage, ob eine Frau, die beinahe 1 Million Euro im Jahr als Gehalt anstrebt, nicht so sehr Person des öffentlichen Lebens ist, dass auch über eine Krankheit oder ein Unglück -- "aus berechtigtem öffentlichen Interesse", wie das so heißt -- berichtet werden darf. Alles andere sieht doch aus wie: Die Früchte des Ruhms genießen wollen, ohne bereit zu sein, den Preis des Ruhms zu zahlen.

Und der Lafontaine des SPIEGEL? Seien wir gespannt auf den Montag. Ob sich der SPIEGEL wohl mal entschuldigt?

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Nachtrag (09.08.2012): Der SPIEGEL muss sich -- Stand der Dinge 2012 -- wohl doch nicht bei Lafontaine entschuldigen.

Freitag, 20. November 2009

Isadora Duncan

Ohne Kommentar? Ach, nein. Isidora Duncan. Ich habe gedacht, dass es Tamara De Lempicka war, die so gestorben ist. Wahrscheinlich wegen des Bilds mit dem Schal.

[...] Die Ausdruckstänzerin Isadora Duncan verlor 1913 bei einem Autounfall ihre beiden Kinder. Der Chauffeur hatte vergessen, die Handbremse anzuziehen, als er ausstieg, um den in einer Kurve stockenden Motor zu reparieren. Das Auto stürzte in die Seine, und die Kinder und das Kindermädchen ertranken.

Vierzehn Jahre später – die überzeugte Jungesellin hatte 1922 doch noch geheiratet (Sergei Jessenin) – starb auch die Duncan selbst in einem Auto. Sie wollte ein Sportcoupé kaufen, setzte sich für eine Probefahrt in den Wagen und rief – so will es die Legende – ihren wartenden Freunden zu: »Lebt wohl, meine Freunde, ich fahre gen Himmel.«

Beim Anfahren verfing sich ihr Schal in den Speichen des Hinterrades und brach ihr das Genick. Sie war auf der Stelle tot. Die Legende behauptet auch, das Sportcoupé sei ein Bugatti gewesen. Das allerdings trifft nachweislich nicht zu. Es war ein Amilcar.

Axe-Werbung

Beim Ansehen der Axe-Schokolade-Werbung: zwischen Faszination (über die manipuilativen Ideen der Werber) und Abgestoßensein.



Nicht dass da steht: "Besorg's ihr!" Aber weit davon entfernt ist der Spruch ja nicht.

Freitag, 6. November 2009

Dinge, die für sich sprechen...

"Paranormale Spezialeinheit"

Es ist eine irrwitzige - und fiktive - Satire, die allerdings auf seriösen Recherchen beruht. Vorlage ist ein gleichnamiges Enthüllungsbuch des britischen Reporters Jon Ronson von 2004. Daher die Warnung zum Filmbeginn: "Mehr hiervon ist wahr, als Sie glauben würden." In der Tat: Die groteske Welt der Voodoo-Krieger hat einen realen Hintergrund. "Das meiste in meinem Buch", versichert Ronson SPIEGEL ONLINE, "ist Tatsache.

Quelle

Jerry Stiller vs. Jerry Springer

Wer verwechselt Jerry Stiller, den Vater von Ben Stiller, mit Jerry Springer? Aus der Talkshow des letzteren gibt es das zu vermelden - beispielsweise:

Während der Aufzeichnung der Sendung hatte die 52-jährige Nancy erfahren, dass ihr früherer Mann nur einen Monat nach der Scheidung im Februar 2000 wieder geheiratet hatte. Als Gastgeber Jerry Springer der düpierten Frau vor johlendem Publikum und laufenden TV-Kameras auch noch klarmachte, dass ihr Ex-Mann sie "nicht mehr haben" wolle, weil sie "fett und alt" sei, stürmte Campbell-Panitz von der Bühne.

Ausfälle, Gewalt, Gotteslästerung
In der Show erfuhr sie außerdem, dass Panitz mit ihr am Vortag der Aufzeichnung nur mit ihr geschlafen habe, um ihren Auftritt sicherzustellen. Sie aber hatte gehofft, sich vor laufender Kamera mit ihrem Ex-Mann zu versöhnen. Reines Wunschdenken. Für Versöhnungen ist die "Springer"-Show nicht angelegt. Denn die berühmt berüchtigte Sendung versucht, mit verbalen Ausfällen, Gewalt und Gotteslästerung die Quote hochzutreiben.

Arten der Jagd

Entenjagd - Hasenjagd - Elefantenjagd - ...

Zu den Einfällen, von den alle möglichen Menschen profitieren können, vor allem aber die Linguisten, Abteilung Wortbildung, gehört sicherlich diese Stelle bei Reinhard Mey:

Doch muss man dem Alten zugute halten,
das war bei Hubertus ein prächtiger Blattschuss!
Und daß er das Wort Diplomatenjagd
nur etwas zu wörtlich genommen hat.

Dienstag, 27. Oktober 2009

Ethischer Fehlschluss

Im Deutschlandfunk eine Sendung über die Probleme der "Menschwerdung", via Gesetzgebung geregelt: Es geht um das Embryonenschutzgesetz. Wann beginnt "der Mensch"?
  1. Verschmelzung Ei- und Samenzelle
  2. Einnistung
  3. [Weitere Zwischenstufen]
  4. Geburt
  5. Sprache
Ein Theologe wird gefragt. Ein Mediziner. Und jetzt der Fehlschluss: Dass diese Fachleute etwas Bessenderes zum Thema sagen können, mehr als der normale, nachdenkliche Mensch. Ethiker, die von Ethik etwas verstehen, so wie der Automechaniker mehr vom Auto versteht. Welch ein Fehlschluss!

Querulant oder Rebell?

Der Begriff des "Querulanten" schwebt zwischen

Beschwert sich überhaupt einmal <--> Beschwert sich oft <--> Beschwert sich, wenn irgend möglich

Hier habe ich per Zufall ein interessantes Beispiel gefunden. Ein Mann, der mit stilistisch ziemlich unsäglichen Mitteln ("ihr Sesselfurzer") um seine Kinder kämpft und auch bei Hartz IV nicht klein beigibt.

Zahlentheorie

Ich stelle bei wer-weiss-was.de eine einfach komplizierte Frage:

[In einem Roman in der Schublade] [...] kommt eine Gestalt, ein Mann namens H. vor, der ein hochbegabter Mathematiker ist, der das Fach aber nicht studiert hat, weil er Angst hatte, dass seine Psyche eine fortwährende Beschäftigung mit Zahlen "nicht aushält". Heißt: Er hat Angst, über Zahlen verrückt zu werden. Er hat statt Mathematik Literaturwissenschaft studiert. Dann kommt dieser Mensch aber doch in eine Krise und holt seine alte Idee aus der Schulzeit wieder hervor.

Worum geht es bei dieser Idee? H. möchte eine Zahlentheorie entwickeln, bei der jede Zahl ihre "Entstehungsgeschichte" in sich trägt. Zahlen ohne Geschichte sind nur NULL und EINS. (Wobei der Status der NULL im Formalismus natürlich gedeutet werden muss und Probleme macht.)

Es it also ein Formalismus nötig, bei dem beispielsweise jeder "3" anzusehen ist, ob sie als Geschichte hat:

0+3 --> 3 => 1+1+1 usw.
1+2 --> 1+1
1+1+1
usw.

oder: n = n[history]

Rechenoperationen werden bei jeder Zahl also mitgeführt und jede Zahl muss ihre Herkunft bis zu ihrem Urspung nachweisen. Ein wenig erinnert das an eine radikalisierte Zahlenzerlegungg à la Primzahlenzerlegung.

Jetzt meine Frage: Gibt es eine solche Zahlentheorie schon, und H. weiß es halt nicht, weil er nicht Mathematik studiert hat, oder gibt es diese Form eines "Zahlensystems mit formal-vollständiger Herkunftkontrolle" noch nicht. Was mir als Nicht-Mathematiker durchaus schwant: Hier einen konsistenten Formalismus aufzubauen, ist nicht ganz einfach, weil alle zulässigen Operationen und die Kombinationen aller zulässigen Operationen gelistet und mitgeführt werden müssen.

Selbstverständlich sind auch Hinweise + Begründungen, dass der Ansatz vollkommen verfehlt ist, willkommen. Ich möchte einfach meiner Gestalt ein wenig überlegen bleiben.

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So, und jetzt bin ich mal gespannt.

Montag, 26. Oktober 2009

Hosenbandorden für Arbeitgeber-Dämlichkeit

Der STERN listet ein paar Fälle auf, in denen Arbeitnehmern wegen Kleinigkeiten gekündigt worden ist. Die Frage ist: Warum gibt es keinen Hosenbandorden für Arbeitgeber-Dämlichkeit, der an Arbeitgeber vergeben wird, die solche bescheuerten Kündigungen aussprechen?

Doch mal die Fälle, der der STERN da nennt:
  1. "Frikadellen-Klau". Zwei Sekretärinnen. Bauverband Westfalen in Dortmund.
  2. "Der Bäcker-Fall". Ein Bäcker. ? (Arbeitsgericht Dortmund)
  3. "Der Pfandbon-Fall". Barbara E. Arbeitgeber Kaiser's.
  4. "Der Maultaschenfall". 58-jährige Altenpflegerin. (Arbeitsgericht im baden-württembergischen Radolfzell)
  5. "Der Baumarkt-Fall". Klaus A. Obi-Baumarkt.
  6. "Der Bürostuhl-Fall". Ein Angestellter "eines renommierten Unternehmens".
  7. "Der Kinderwagen-Fall". Mehmet Güler. (Arbeitsgericht Mannheim)

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* Der Vorfall kam der Firma vermutlich gelegen, denn kurz zuvor wurden betriebsbedingte Kündigungen angekündigt. Klaus Müller-Knapp berichtet: "Meiner Erfahrung nach sind Arbeitgeber nur allzu gerne bereit auf solche verhaltensbedingten Kündigungen zurückzugreifen, um eben keine betriebsbedingte Kündigung auszusprechen."

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Alternative ZDF-Liste (Nicht mehr online! Das Netz vergisst zwar nicht, aber es wird zum Vergessen gebracht. In diesem Fall: Schade!)


Freitag, 23. Oktober 2009

Peinlich? Ja.

Wie das so geht. Ich bilde mir ein, nicht prüde zu sein. Dennoch sind mir Meldungen wie diese -- nun ja, schlicht peinlich.

30.09.2009 | 10:20 Uhr
Sex und Training: Mel B verrät ihre Fitness-Geheimnisse

Hamburg (ots) - Das Ex- Spice-Girl Mel B zeigt auf Fotos gern ihr Sixpack. In Sachen Training setzt sie auf Abwechslung: "Hauptsache, mir wird nicht langweilig", verrät sie in der aktuellen Ausgabe der People-Zeitschrift GALA (EVT: 1. Oktober). Ihre Fitness tut auch ihrem Liebesleben gut: "Ich habe immer Spaß - und natürlich auch jede Menge heißen Sex." Weil ihr Mann Stephen Belafonte ein Fitness-Muffel ist, hat Mel B für ihn ein ganz besonderes Programm entworfen: "Ich sorge dafür, dass er im Bett so viele Kalorien wie möglich verbrennt..."

Mittwoch, 21. Oktober 2009

Heise-Dossier über Killerspiele

Der Link bei der Wikepedia zum Heise-Online-Thema "Killerspiele" funktioniert wieder. Bemerkenswerte Inhalte.

Aus einem der Artikel des Dossiers:

Die leidenschaftlichen Computerspieler seien erstaunlich aufge- schlossen für die Untersuchung, sagte te Wildt. Viele fühlen sich von den Befürwortern eines generellen Verbots der Spiele als potenzielle Amokläufer verunglimpft. Sie gehen nicht davon aus, dass ihr Hobby sie in der realen Welt aggressiv oder gar gewalttätig machen könnte.

Erstaunlich aber ist für mich immer wieder, dass Statistik für die meisten Menschen so schwer -- nein, nicht zu durchschauen, sondern zu erfühlen ist. Es beginnt bei der Frage, ob Menschen noch ein Flugzeug besteigen würden, wenn jährlich so viele Tote pro Mensch-Kilometer bei Flugzeugen vorkämen wie bei Autos. Es geht weiter über das Ziegen-Problem. Und es endet noch lange nicht hier, bei den Blauäugigen.

Martin Henkel / Arno Schmidt (x-mal)

Der Wikipedia-User Venezianer hat eine bemerkenswerte Tat vollbracht: Er hat die WP-Auseinandersetzungen um Martin Henkels Polemik gegen Arno Schmidt summarisiert.

Jetzt ist die Frage, ob man Henkels Buch "Bluff" in der WP vorstellen sollte. Erster Eindruck: Warum denn nicht, es werden in der WP ja doch recht viele Sachbücher vorgestellt, und ein eindeutiges Relevanz-Kriterium ist nicht zu erkennen.

Beispiele:

Dienstag, 20. Oktober 2009

Ganze elf Monate lang

"Ohne irgend ein medizinisches Vorwissen wurde er Oberarzt einer Abteilung für Kinderheilkunde an einem Krankenhaus in Georgia und behielt diese Position ganze elf Monate lang."


Fortsetzung vorausgehender Befunde 1, 2.

Killerspiele: Gesellschaftliche Auseinandersetzungen 2

Nun ist der Absatz, der die Killerspiel-Winnenden-Proteste behandelt hat, bei der Wikipedia also wieder rausgenommen worden*, und getreu meiner Ansage werde ich mich da nicht weiter verkämpfen. Interessant ist immerhin, dass meine Vermutung, dass hier Killerspiel-Liebhaber für ihre Spiele eintreten, unwidersprochen geblieben ist.

Siehe bei der Wikipedia hier:

Ich denke der kann wieder raus. Die Problematik der Computerspieler wird ohnehin in Begriffsproblematik aufgegriffen. --Bkmzde 09:41, 20. Okt. 2009 (CEST)

Der Abschnitt sollte definitiv draußenbleiben (ist wohl heute rausgeflogen). Gibt nur Ärger. --134.2.190.254 17:23, 20. Okt. 2009 (CEST)

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* Die Löschung hat WP-User Bkmzde vorgenommen, der immerhin nicht nur ehrlich sagt, dass er "echter Mainzer" ist, sondern auch: "Meine Interessen sind Informatik, e-Sport, Radsport, Wandern, Politik und Gesellschaft."

Für alle, denen der Begriff e-Sport nicht so geläufig ist: Die Wikipedia gibt auch hier Auskunft.

Der Begriff E-Sport [ˈʔiːʃpɔʁt, ˈʔiːspɔʁt] (elektronischer Sport; weitere Schreibweisen im deutschsprachigen Raum sind eSport, e-Sport, E-Sports, eSports und e-Sports) bezeichnet den Wettkampf im Austragen von Computerspielen im Mehrspielermodus. Die Spielfelder und Regeln werden durch die Software des Wettkampfspiels und externe Wettkampfbestimmungen, wie dem Reglement der jeweiligen E-Sportliga, vorgegeben.
Die Anforderungen an die Spieler umfassen je nach Spiel verschiedene motorische und geistige Aspekte. Motorisch sind für den Spieler vor allem Hand-Augen-Koordination, Reaktions- geschwindigkeit und Durchhaltevermögen von Bedeutung. Räumliches Orientierungsvermögen, Spielübersicht, Spielverständnis, taktische Ausrichtung, vorausschauendes und laterales Denken zählen zu den geistigen Anforderungen. E-Sport wird in einigen Ländern (Brasilien, China) von den etablierten Sportverbänden als Sportart anerkannt. In Deutschland wird E-Sport vom Deutschen Olympischen Sportbund nicht als Sportart eingestuft.

Und dann, ein wenig weiter unten:

"Außerhalb Südkoreas wurde Counter-Strike zum wichtigsten E-Sporttitel." [Hervorhebung von mir. Delab.]

Bemerkenswert ist für mich das e-Sport-Bild, das bei der WP eingerückt ist:


Das relativiert doch meinen Sport-Begriff wieder ein wenig.

Rémi Gaillard, Selbsternannt und Selbstgeschaffen

Weiter in meiner Theorie des "Selbsternannten":

Gaillards Motto lautet: C'est en faisant n'importe quoi qu'on devient n'importe qui ! Auf Deutsch bedeutet diese Aussage etwa: „Indem man irgendetwas macht, wird man irgendwer!“ Dieses Motto findet man jedes Mal am Ende seiner Videos und ist zu seinem Markenzeichen schlechthin geworden. Seine Internetpräsenz nennt sich entsprechend nimportequi.com.


Also, Gaillard hat sich natürlich selbst ernannt!

Montag, 19. Oktober 2009

Killerspiele: Gesellschaftliche Auseinandersetzungen 1

Ich habe heute nach der SZ-Lektüre mal bei der Wikipedia eingefügt:

Nach dem Amoklauf von Winnenden wurde ein Elternbündnis[1] gegründet, das sich unter anderem auch gegen 'Killerspiele' wendet. Bei einer Demonstration der Vereinigung am 17. Oktober 2009 kam es zu einer Gegendemonstration von "Aktivisten des Spieler-Verbandes". Dabei mussten laut einem Bericht der Süddeutschen Zeitung Plakate von Gegendemonstranten mit der Aufschrift Stoppt den Trauer-Terror "nach Beschwerden von Passanten [...] schnell verstaut" werden.[2]

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[1] Homepage des Aktionsbündnisses Amoklauf Winnenden
[2] Counter-Strike in den Müll. Aktionsbündnis Winnenden vernichtet öffentlich Killerspiele". Süddeutsche Zeitung, 19.10.2009, S. 10

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Das führt zu folgender Diskussion:

Absätze solcher Art arten erfahrungsgemäß zu allgemeinen Diskussionen im Artikel selbst aus, was dem Artikel schadet und in keiner Weise dienlich ist. Es ist unmöglich in so einem Absatz den neutralen Standpunkt zu bewahren. Zudem gibt es noch weitere Gründe den Absatz wieder raus zunehmen. Welchen Grund gibt es dies nicht zu tun? --Bkmzde 16:09, 19. Okt. 2009 (CEST)

Ich sehe auch keinen Mehrwert in dem neuen Absatz. Und er ist jetzt schon tendenziös, indem er fragwürdiges Verhalten von Pro-Computerspiel-Demonstranten erwähnt, aber die an die Bücherverbrennungen erinnernde öffentliche Vernichtung von Computerspielen (Aktion des Aktionsbündnisses Winnenden) verschweigt.--R. Nackas 16:51, 19. Okt. 2009 (CEST)

Ich habe so das Gefühl, dass die Parallelisierung zwischen -- jetzt sehr neutral formuliert -- "PC-Spiele im vorliegenden Zusammenhang verbrennen" und "Bücher durch die Nazis verbrennen" von den meisten Menschen als irgendwie, nun ja: peinlich daneben empfunden wird. Ich habe aber überhaupt nichts dagegen, wenn du in sachlichem Ton in den Absatz reinschreibst, dass die Gegen-Demonstranten diese Meinung vertreten haben. Dann kann sich jeder, der das liest, ein eigenes Urteil bilden. Den Absatz rausnehmen hielte ich für in höchstem Maße tendenziös.--Delabarquera 19:04, 19. Okt. 2009 (CEST)

Das zeigt wieder ganz gut, dass der ganze Absatz nur wieder kontroverse Diskussionen nach sich zieht. Wenn du findest, dass öffentliche Medienvernichtungen aus irgendeinem Grunde okay seien (Nazis dürfen es nicht, besorgte Eltern aber schon...? Weil Nazis böse sind, besorgte Eltern aber immer Recht haben?), dann kommen wir sowieso auf keinen gemeinsamen Nenner. Warum du aber ein Weglassen tendenziös findest, verstehe ich nicht. Inhaltlich kommt doch nichts wesentlich Neues zum Thema "was ist mit dem Begriff Killerspiel gemeint" hinzu.--R. Nackas 19:49, 19. Okt. 2009 (CEST)

Letzte Einlassung meinerseits. Das hier ist eigentlich nicht meine Baustelle. Ich finde halt gelegentlich, dass reale gesellschaftliche Abläufe in einen Artikel gehören. Nun also -- ich habe den klaren Eindruck, dass hier Killerspiele-Liebhaber ihr Spielzeug verteidigen. Dagegen vorgehen zu wollen, ist mir einfach zu blöd. Sayonara! --Delabarquera 21:11, 19. Okt. 2009 (CEST)

Katia Mann

Mal wieder und ein wenig weiter über die Manns nachgedacht. In diesem Fall: die Pringsheim-Lenbach-Katia.

Schon als Kind kannte Thomas Mann ein Lenbach-Bildnis der jungen Katia, in der Straßenbahn sollen sie sich dann zufällig begegnet sein - wenn da nicht auch etwas Kalkül im Spiel war! Denn Katia war eine sehr gute Partie und in vielerlei Hinsicht zur rechten Zeit am rechten Fleck: Eine Frau, mit der man Staat machen konnte, die seinem Leben einen bürgerlichen Rahmen gab. Seit 1905 hatte sie ein selbstbestimmtes Leben aufgegeben, sie war die starke Frau hinter einem sensiblen Mann. In ihrer Rolle als "Frau Thomas Mann" ging sie auf, war anscheinend auch glücklich, ja: sie genoss sie bisweilen. Sie brachte insgesamt sechs Kinder zur Welt: Erika (1905), Klaus (1906), Golo (1909), Monika (1910), Elisabeth (1918) und Michael (1919).

Im Alltag nahm ihr das Dienstpersonal eine Reihe von Haus- haltspflichten ab, während ihrer ausgedehnten Kuraufenthalte in Davos, Arosa und Meran musste die Villa Poschingerstraße 1 von fremden Hände geführt werden. Mit dem Personal kannte Katia Mann zeitlebens kein Erbarmen; sie war eine Hausdame mit genauen Vorstellungen von Stil, Etikette und Comment. Das bekamen auch die Kinder zu spüren, die der Mutter noch im Alter distanziert begegneten.

Sonntag, 18. Oktober 2009

Protokoll eines Abends beim Wein

Das Problem, im Alter jenseits der 40 kein herausragender Mensch zu sein.

Wer möchte ich sein?
H: Melange Anselm Kiefer / Georg Baselitz
K: ? Rahel Varnhagen ( > Und in der Gegenwart?)
W: Melange Daniel Kehlmann / Patrick Süskind
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Ist Jörg Tadeusz der Sohn von Norbert Tadeusz? Antwort: Nein. Wie auch. Jörg T. schreibt sich ja auch "Thadeusz".
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Namen und Lektüren:
Norbert Scheuer, Überm Rauschen
Andy Goldworthy
Peter Fox, Haus am See
Orson Wells, Stanley Kubrick, Quentin Tarantino
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Zwei Depressionsgeschichten
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Frage: Wie viele der Thomas-Mann-Kinder haben Selbstmord begangen?
Antwort, erweitert auf Kinder und Geschwister, nachgetragen:
1927: 10. Mai: Selbstmord der Schwester Julia.
1949: 21. Mai: Selbstmord des Sohnes Klaus.
1977: 1. Januar Tod des Sohnes Michael (Todesumstände strittig)

"Michael Mann starb in der Neujahrsnacht 1977 an der Einnahme einer tödlichen Mischung von Alkohol und Barbituraten. Es ist nicht geklärt, wird aber vermutet, dass es sich um einen Freitod handelte und der Auslöser die Beschäftigung mit den ihm im Jahr 1975 zugänglich gewordenen Tagebüchern seines Vaters war. Aus dem Eintrag vom 28. September 1918 ging hervor, dass er ein unerwünschtes Kind gewesen war und auf ärztlichen Rat hin mit Rücksicht auf Katia Manns Gesundheitszustand abgetrieben werden sollte. Sein Sohn Frido berichtet in seiner Biografie Achterbahn von einem Besuch bei seiner Mutter nach dem Tod des Vaters, es habe nachmittags zwischen den Eltern einen Streit gegeben, sodass eine Silvestereinladung abgesagt wurde und Michael Mann früh ins Bett gegangen sei. Um 22 Uhr sei er noch ins Zimmer der Adoptivtochter Raju gegangen und habe zärtlich mit ihr geredet. Danach sei er in sein Zimmer zurückgekehrt. Frido Mann resümiert: „Man vermutet, dass er dann zum zweiten Mal dieselbe hohe Medikamentendosis eingenommen hat wie wenige Stunden zuvor.“ [...] Seine Geschwister beschlossen, den Tod ihres Sohnes vor der hochbetagten Mutter zu verheimlichen. [...] Michael Mann hatte als einziges Familienmitglied am Begräbnis seines Bruders Klaus in Cannes teilgenommen, der freiwillig aus dem Leben geschieden war."

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"Schon im Kindergarten habe ich Führungsaufgaben übernommen."
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Lebensläufe und Karrieren (Idee)
In jungen Jahren habe ich mich vom Autisten und Legastheniker zum Medientheoretiker entwickelt.
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K: Wird als Kind vom Beobachten des sich aufrichtenden Grashalms zum Klavierunterricht gerufen.

Donnerstag, 15. Oktober 2009

Aktien: Nokia

Die Nokia-Aktie ist dem Vernehmen nach heute nach Quartalsbericht und Verlusten um 8% abgestürzt.

Warum das?

Na, weil wir en famille zu Sony-Ericsson gegangen sind, nachdem Nokia mit aller Profitgier von Deutschland nach Rumänien gegangen ist. (Über den Unterschied zwischen Profitgier und Gewinnstreben reden wir dann ein andermal.)

Mittwoch, 14. Oktober 2009

Rechtschreibung

So kann's gehen. Das nennt man wohl Übergeneralisierung.

"Das ist meiner Meinung nach, ziemlich unter gegangen." Quelle

Und zwei Klicks weiter, schlüpfrig in jeder Hinsicht:

"Sie räumt mit Mühten über Sexstellungen und Vorspielmethoden auf ..." Quelle

Wirtschaftsteil 3: Die Dubai-Fonds des ACI

So, und mit dem Folgenden beenden wir unsere heutige Presseschau mit Themen aus der Wirtschaft. (Nicht ganz. Aber was dann kommt, gehört zu einer anderen Ecke.)

ACI-Juniorchef Robin Lohmann (34) musste, da er in Dubai auf Anordnung der dortigen Staatsanwaltschaft nicht verlassen darf (sein Pass wurde eingezogen), per Video in die Anlegerversammlung in der Gütersloher Stadthalle am 2. September 2009 zugeschaltet werden, die nicht von der ACI-Führung, sondern von den Vertrieben organisiert wurde. Anlegerschutzanwälte und Journalisten waren nicht zugelassen.

Wirtschaftsteil 2: Die Dubai-Fonds des ACI

Weiter informieren über Robin Lohmann? Wenn wir den zweiten Link mal anklicken -- eine Fehlermeldung. Symptomaisch, wie man so sagt.




"Am 25. Juli 2007 feierte die heute zahlungsunfähige Alternative Capital Invest (ACI) aus Gütersloh in Nordrhein-Westfalen die volle Transparenz in der Anlegerschutzauskunft, die Heinz Gerlach der ACI und ihrer V. Dubai Tower KG (Victory Bay Tower, Fondsvolumen 17,5 Millionen Euro, Gesamtinvestition des Turms 67 Millionen Euro) bescheinigte, so: "Die Alternative Capital Invest freut sich über die "Auszeichnung" für volle Transparenz und ein beanstandungsfreies IDW S4-Testat von Anlegerschützer Heinz Gerlach, veröffentlicht im Direkten Anlegerschutz. Gerlach bestätigt darin auch das Vorliegen einer vollständigen und positiven Leistungsbilanz und erkennt damit die bisherigen Leistungen der Fondsgesellschaften im Hinblick auf die Anforderungen der Anleger an."

Wirtschaft: Robin Lohmann (Dubai-Fonds)

Heute habe ich zum Frühstück mal den Wirtschaftsteil der Süddeutschen Zeitung gelesen. In Auszügen natürlich. Gleich zu Beginn: Verwirrung. ACI? Nein, nicht weil ich da an meinen alten Lateinlehrer Michael Feldbauer denke. Sondern weil ich da einerseits etwas aus der bunten Welt der Fondsmanager erfahre, und weil andererseits das Ganze -- ein alter Hut zu sein scheint.

Die bunte Welt, Abteilung Dubai:

[...] Unterschrieben hatte [Niki] Lauda - genau wie seine Sport-Kollegen Michael Schumacher und Boris Becker - einen Vertrag mit der deutschen Fondsgesellschaft ACI. Die wollte in Dubai einen Hochhauskomplex bauen und heuerte den früheren Formel-1-Weltmeister als Aushängeschild dafür an. Das war 2007.
Knapp zwei Jahre später ist dort, wo die "Niki Lauda Twin Towers" in den Himmel ragen sollten, ein metertiefes Loch - und sonst nichts. Es herrscht Baustopp in Dubai, und das gilt nicht nur für die Projekte von ACI: Etwa zwei Drittel aller Immobilienprojekte im Emirat werden derzeit nicht weiterverfolgt, schätzen Experten.
Süddeutsche Zeitung, 14. Oktober 2009 , Seite 28

Aber, wie gesagt: Das ist nicht ganz neu. Neu ist, wie es scheint, dass sich das Schönreden in Nebel auflöst. Aber wieso dann diese Überschrift -- "kratzt nur am Rande"?

14/07/2009 – 20:52
Die Suche nach den verschwundenen Geldern des deutschen Fondsanbieters Alternative Capital Investment (ACI) aus Gütersloh in Nordrhein-Westfalen geht weiter. Sind es in Deutschland und Österreich 8.000 Anleger, die um ihre eingezahlten mindestens 300 Millionen Euro bangen, streiten sich in Dubai zudem eine noch völlig unklare Anzahl vor Ort ansässiger Immobilienkäufer mit der ACI Real Estate LLC Dubai um – derzeit bekannt – 20 Millionen Euro (rund 100 Millionen Dirham). Die Dunkelziffer kann beim Vielfachen dessen liegen.
Aber gerade diese Immobilienkäufer – Engländer, Deutsche, Araber, Australier und so weiter, die allesamt in Dubai vor Ort als sogenannte „Expats“ leben -machen ACI-Chef Robin Lohmann (34) vor Ort richtig Feuer unterm Hintern. Ihnen kann Robin Lohmann die verwaisten Baugruben, Baufundamente oder hochgezogenen Aufzugsschächte für die Niki Lauda Twin Towers (seit November 2007), den Boris Becker Business Tower (seit Januar 2008) und die Michael Schumacher Business Avenue (seit Sommer 2008) nicht als nachhaltige Immobilienprojekte verkaufen. Die ACI scheint praktisch gar kein Sagen mehr über die Bauarbeiten zu haben und hat das Geld der Anleger wohl in einem komplizierten Spekulationssystem aufgerieben.

Und wer Lust hat, kann jetzt sich jetzt stundenlang weiterbilden. Über das bunte Leben von Menschen wie Robin Lohmann. Wer ist eigentlich Robin Lohmann. Ein lachender, junger, sehr Erfolgreicher? Wie es scheint.

ACI Real Estate-Chef Robin Lohmann unter die "Top 100 CEOs" Arabiens gewähltErstmals ein Deutscher im Ranking des renommierten "Arabian Business"-Magazins

Gütersloh/Dubai (pts/18.12.2007/13:30) - Robin Lohmann, Geschäftsführer der ACI Real Estate, Dubai, ist als einer der 100 wichtigsten Manager auf der Arabischen Halbinsel gewählt worden - und der erste Deutsche überhaupt, dem diese Ehre zuteil wurde.
[...]
Über ACI:
Die Alternative Capital Invest konzipiert seit 2004 innovative Fondskonzepte, um die Chancen des dynamischen arabischen Marktes zu nutzen, und hat sich zum Marktführer von Dubai Fonds in Deutschland entwickelt. Inzwischen wurden fünf Fonds mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von über 350 Millionen Euro platziert - alle Ausschüttungen an die mehr als 5.000 Anleger aus Deutschland, Österreich und der Schweiz wurden bislang wie prospektiert geleistet.
Bei allen Fonds stehen eine hohe Produktkompetenz und eine ausgeprägte Orientierung an den Bedürfnissen der Anleger im Vordergrund: Kurze Laufzeiten, hohe Renditen und eine reibungslose Abwicklung der Immobilienprojekte. Erreicht wird das vor allem über ein enges Netzwerk mit erstklassigen Partnern sowohl in Deutschland als auch in Dubai.

Tja, "... die Ehre zuteil wurde". So kann man das auch sehen. Und immer weiter lesen. Und weiterlesen. Zum Beispiel bei ACI selbst. Und?

Ach Gottle! wie der Schwabe sagt.

Und dann auch das noch! Ach du Heiliger Niki!

Müssen die Promis haften?Anwälte prüfen die Dubai-Fonds der Gütersloher Firma ACI
Gütersloh (ost). Die Millionen-Werbung für Wolkenkratzer in Dubai könnte für Boris Becker, Michael Schumacher und Niki Lauda noch teuer werden. Das berichtet der Finanz-Nachrichtendienst Goldman, Morgenstern & Partners.
Die drei Prominenten hatten ihren Namen hergegeben für drei neue Hochhäuser in Dubai. Finanziert werden diese Türme aus geschlossenen Immobilienfonds der Gütersloher Firma Alternative Capital Invest (ACI, Sitz an der Berliner Straße). Nachdem ACI nun aber die Ausschüttungstermine für die Anleger einiger Fonds nicht halten kann, der Staatsanwalt im arabischen Emirat zudem wegen Zweckentfremdung von Anlegergeldern ermittelt, gerät auch der Bau der erst rudimentär in die Höhe gezogenen Promi-Türme ins Wanken.

Und wieder gehen wir zur Abteilung deutsche Sprichwörter, um nach Erklärungen zu suchen: "Der Klügere gibt nach. (Deshalb sind überall die Deppen an der Macht.)"

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Nachtrag unter der Rubrik "Kein Wunder!":

ACI: Der Boss ist erst zehn Jahre altveröffentlicht 31.08.2009 16:10
Jungunternehmer Robin Lohmann (34) aus Gütersloh (Nordrhein-Westfalen) wurde im eigenen Hause von einem zehnjährigen Jungen als jüngster Chef getoppt. Mohammad Ahmad Thani Obdaid Thani Al-Muhairi ist erst zehn Jahre alt und schon Boss zweier ACI-Firmen in Dubai: der ACI Real Estate LLC und des ACI Investment Project LLC. Robin Lohman ist dort sein Manager.

Dienstag, 13. Oktober 2009

Weltanschauliches

xxx

Sonntag, 11. Oktober 2009

Abzocke

Suche nach einem alten Schlagertext. Es meldet sich eine Seite mysongtexte.de, auf der man das Geburtsdatum angeben muss. Untrügliches Zeichen, dass man bezahlen soll. Vulgo: eine Abzockseite. Bei Who-is erscheint der Betreiber: Villiam Adamca. Google findet dann die entsprechenden Berichte über "einstweilige Verfügungen" usw. Und das Programm von Computerbild, das ich extra installiert habe, hat nicht angeschlagen.

Samstag, 10. Oktober 2009

Rechtschreibung zum wiederholten Male

Alle Beiträge zur Rechtschreibreform in diesem Blog. ]

[ Empfohlen: Deutschlehrer, von Sebastian Krämer, bei Youtube. -- Zitat: "Deutschlehrer, ihr hättet die neue Rechtschreibung verhindern können! Wer, wenn nicht ihr!" Mit vielen schönen Beispielen! ]

Rechtschreibung: sich in jdn hinein versetzen? Immer wieder diese Beispiele, die einem beim Schreiben auffallen und beim Schreiben stören. Um in der Sprache der Jugend zu reden: Welche Dödel haben sich dieses bescheuerte Stammprinzip einfallen lassen, das auf Schritt und Tritt mit den Aussprachegepflogenheiten kollidiert?

Ein kleiner Fund aus der Welt der Sprachpflege bei der Gelegenheit. Das Beispiel zeigt, wer da zu Werke ging: Bürokraten, die so ausgetrocknet waren, dass das Streichholz eines gelungenen Witzes sie allesamt zum Verschwinden gebracht hätte. Warum hat denn seinerzeit keiner einen guten Rechtschreib-Witz erzählt?! Ich meine -- so einen richtig guten!

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"Zum ursprünglich vorgesehenen Thema "Fasse Dich kurz" verliest Herr Raab Kurztexte von Erich Kästner, Carl Arnold Kortum und Wilhelm Busch. Die Anwesenden sind allerdings wegen aktueller Ereignisse geneigt, dieses Thema noch einstweilen zu verschieben und sich der Rechtschreibreform zuzuwenden. Ausgangspunkt ist der Entschluß mehrerer Zeitungs- und Zeitschriftenverlage, zur alten Schreibung zurückzukehren.

Herr Paulwitz referiert über die Vorgänge: Daß am 19. August bekannt wurde, was der Springer-Verlag, der Verlag des SPIEGEL und vielleicht auch der Verlag der Süddeutschen Zeitung vorhaben, geht auf eine gezielte Aufdeckung von Absprachen zurück, welche der "Stern" gebracht hatte. (Diese Zeitschrift setzt sich für die Neuschreibung ein.) Erst zierte die SZ sich, und Matthias Döpfner (Springer) wollte endlich handeln. Deswegen sprangen SPIEGEL (etwas schneller) und Süddeutsche (erst nach der Verkündung) noch auf.

Die eigentlichen Gesprächspartner waren nur ein kleiner Personenkreis, vier Personen. Der SPIEGEL wollte nicht gänzlich zur alten Schreibung zurück, aber die Vertreterin des Springer-Verlags setzte sich mit dem Argument durch, daß Kompromisse zu weiterem Herumbasteln und weiteren Kosten führten. Die SZ schloß sich dem nicht gänzlich an und wird wahrscheinlich eine Hausschreibung entwickeln.

Ein Vorbereitungstreffen für die Gründung eines deutschen Sprachrates war für 23. August nach Wien anberaumt worden. Herr Paulwitz hat sich bemüht, Bedingungen für eine Mitgliedschaft zu erfahren. Dr. Krimm vom Bayerischen Kultusministerium hat geraten, man solle sich unmittelbar an die Kultusministerkonferenz wenden; d.h. das Ministerium selbst hat wenig Einfluß. Man hätte überhaupt nur Chancen, wenn man eine Verbesserung der Reform wünschte. Von diesen Stellen aus erscheint die Rückkehr zur alten Schreibung unmöglich.

Dieser Einschätzung schließt sich Herr Dr. Jäger an: Noch nie habe eine staatliche Behörde ein Gesetz oder eine Vorschrift völlig zurückgenommen. Nur Nachbesserungen sind möglich.

Prof. Eisenberg von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung hat einen Kompromißvorschlag erarbeitet; dieser besteht allerdings nicht in einem Regelwerk, sondern lediglich in einer Wörterliste. Dabei fällt auf, daß er die neue Doppel-s-Regelung beibehält, jedoch ohne Zusammentreffen von drei "s"."

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Wer die akademische Szene von der Innenseite her kennt, muss sich fragen: Wie fühlen sich Menschen, wenn sie nach so langen, harten Kämpfen, nach Dissertation und Habilitation, endlich tatsäch- lich Professor geworden sind? Wahrscheinlich fühlen sie sich einfach: leer. Das Leben ist zu Ende. Was soll jetzt schon noch kommen? Und mitten in dieser Leere kamen einige dieser Menschen auf die Idee, noch einmal loszulegen und -- sich mit einer Rechtschreibreform wichtig zu machen.

Yes Sir! So war das!

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Nachtrag: Als Geisteswissenschaftler, ...

-- auch Frauen dabei? Ohne weitere Differenzierung ist das Verhältnis Männer : Frauen? 35 : 3. Vgl. unten.

Gut. Wo waren wir stehengeblieben. Ja. Als Geisteswissenschaftler (35) und Geisteswissenschaftlerinnen (4), die keiner außerhalb der eigenen, gesellschaftlich weitgehend unbeachteten Peer Group kennt, endlich einmal das Gefühl zu haben, sich wichtig machen zu können, in das Leben praktisch aller Menschen einmal eingreifen zu können, indem man deren alte, mühsam durch die Schulen oktroyierte Schreibgewohnheiten durcheinanderwirbelt und dabei noch, wie in einem Echo der großen Jahreszahl 1968, auf das große Positive verweisen kann -- Vereinfachung! dadurch Annäherung an dien Chancengerechtigkeit für die Bildungsrandständigen! --, das Gefühl also, als Geisteswissenschaftler*in, als Sprachwissenschaftler*in gar, endlich einmal etwas gesamtgesellschaftlich bewegt zu haben, das war ein starkes Movens der Rechtschreibreformbewegung im Rechtschreibreformhaus.

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Nachtrag, aus der Wikipedia, etwas umformatiert:

Die Kommission für Rechtschreibfragen des IDS hatte folgende Mitglieder:
  1. Gerhard Augst (seit 1979, ab 1990 Vorsitzender)
  2. Günther Drosdowski (seit 1977)
  3. Johannes Erben (1977–1979)
  4. Hans Glinz (seit 1977, 1980–1990 Vorsitzender)
  5. Paul Grebe (1977–1981)
  6. Gisela Harras (seit 1986)
  7. Klaus Heller (seit 1993)
  8. Johann Knobloch (seit 1977)
  9. Wolfgang Mentrup (seit 1977, schied aus der Kommission aus, weil er bei den vielen Abstrichen nicht mehr „mitmachen“ wollte)
  10. Hans Moser (1982–1989)
  11. Hugo Moser (1977–1982)
  12. Horst Haider Munske (seit 1987)
  13. Isolde Nortmeyer (1977–1982)
  14. Otto Nüssler (1977–1988)
  15. Heinz Rupp (1977–1980, während dieser Zeit auch Vorsitzender)
  16. Burkhard Schaeder (seit 1980)
  17. Horst Sitta (seit 1983)
  18. Hugo Steger (1977–1981)
  19. Bernhard Weisgerber (seit 1977; schied später aus Missmut über die vielen Abstriche am Reformpaket aus)
  20. Hermann Zabel (seit 1979)
Mitglieder

Der Kommission gehörten sechs Mitglieder aus Deutschland und je drei aus Österreich und der Schweiz an, die durch den jeweiligen Staat bestellt wurden. Fünf der deutschen Mitglieder konnten vom Institut für deutsche Sprache vorgeschlagen werden, eines von der Gesellschaft für deutsche Sprache.

Ursprüngliche Mitglieder
  1. Gerhard Augst, Deutschland
  2. Karl Blüml, Österreich
  3. Peter Eisenberg, Deutschland (19. März 1998 ausgetreten)
  4. Peter Gallmann, Schweiz
  5. Werner Hauck, Schweiz
  6. Klaus Heller, Deutschland
  7. Rudolf Hoberg, Deutschland
  8. Horst Haider Munske, Deutschland (18. September 1997 ausgetreten)
  9. Dieter Nerius, Deutschland
  10. Richard Schrodt, Österreich
  11. Horst Sitta, Schweiz
  12. Viktor Spechtler, Österreich (ausgeschieden)

Nachgerückte Mitglieder


  1. Mechthild Dehn, Deutschland (seit Juni 1998)
  2. Dieter Herberg, Deutschland (seit Juni 1998)
  3. Ulrike Steiner, Österreich