Sonntag, 23. Dezember 2007

Fundsachen: Karrieren

Erst mal ein aus dem Zusammenhang gerissenes Zitat:

"... Die Zierde, Lothar Bossle, war Juso-Vorsitzender und führender SDS-Funktionär, bevor er sich zur CDU bekehrte. 1972 gründete er rechtsaußen eine „Aktion der Mitte", die mit Industrie-Millionen in Wahlzeitungen und großen Zeitungsanzeigen Schlammschlachten („ein Sozialismus, der von 1933 bis 1945, war genug") gegen die sozial-liberale Koalition führte."

Der Kontext ist hier nachzulesen.

Und zu dem Mann der Wikipedia-Eintrag.

Sucht und Süchtig machen

Was ich mir noch vornehme: die Übergänge vom legalen zum illegalen Anfixen genauer zu bestimmen. Also denn. Die offizielle, gesetzlich vorgeschrieben Schnellsprechansage: "Glücksspiel kann süchtig machen..." Die Schnäppchen-Versprechungen. "Mediamarkt. Ich bin doch nicht blöd!" Ergänze: "Aber latent konsumsüchtig!" Und dann vor allem, meine Lieblingssparte: Die Anfix-Probepackungen auf den PCs, die man so kauft. Vorinstalliert. Drei Monate zur Probe. Oder: Die Vollversion, leicht hier online zu erwerben, kann noch das. Und das. Und das auch noch. -- Bitte geben Sie ihre MasterCard-Nummer an." Ein kleiner Ekel kann da nicht mehr runtergeschluckt werden.
Was wir aber festhalten wollen, eben: Die Übergänge sind absolut fließend. Vom Schulhof-Ansprech: "Hey, willste mal Stoff? Kostenlos!" bis zu den Handy-Versprechen: "Flatrate Festnetz, Flatrate PC, Flatrate Handy. Alle 0,00 Euro."

Donnerstag, 20. Dezember 2007

Sprachfragen: der oder das Blog?

Die Frage sollte eigentlich entschieden sein, denn Blogs sind ja wichtig und eingeführt. Sagt man also der Blog oder das Blog. Zuerst die reinen Fakten, die faktischen Fakten sozusagen, wie sie uns von Google übergeben werden:

85.500 für "das Blog von"
80.100 für "der Blog von"

Auch wenn Blog als Neutrum knapp an der Spitze liegt -- man muss sich die absoluten Zahlen ansehen --, ist die Sache doch, was die Sprachnorm angeht, unentschieden. Die Gründe für die Abweichungen sind auch klar: der Blog erinnert an der Block. Das schlägt durch. Und das Blog geht auf die Wortzusammensetzung ein WWW+das Logbuch.
Der Wikipedia-Befund:

"Genus Im deutschen Sprachgebrauch überwiegt leicht der Gebrauch des Wortes mit sächlichem Artikel vor dem mit männlichem Artikel. Mit der 24. Auflage wurde das Wort in den Duden aufgenommen (zusammen mit bloggen, Blogger und Bloggerin); dabei wurde die sächliche Form als Hauptvariante und die männliche Form als zulässige Nebenvariante dargestellt, was jedoch weiterhin umstritten ist, nicht nur aufgrund anderer, erwiesenmaßen falscher Schreibweisen im Duden (siehe z.B. Dönerkebab)."

Das Witzig-Unfachliche an der Argumentation der WP: Die WP-Leute, die hier sprechen, können es nicht lassen, irgendwo im tiefen metaphysischen Hintergrund das vorhandene und mit den richtigen Mitteln zu entdeckende "Sprachrichtige" zu postulieren. Das es auf jeden Fall gibt, das der Duden aber nur nicht kennt, usw. Aber linguistisch sinnvoll sind nur zwei Vorgehensweisen: a) Wiesenweg-Methode: 'Mal sehen, wie es sich in der Schreib- und Sprechpraxis so entwickelt.' Und, b) jenseits unserer angeborenen Bescheidenheit müssen wir uns beteiligen mit dem Satz: 'Mein sehr gut entwickeltes Sprachgefühl sagt mir, dass wir die Variante X der Variante Y vorziehen sollten.'

Ich mit meinem Sprachgefühl bin für: der Blog. (Argument: Hoch lebe die oberflächliche, lautliche Analogie!)

Donnerstag, 13. Dezember 2007

Party-Spiel: Literaturnobelpreisträger -- wann?

Auf der Suche nach Sprachspielen (als Partyspiele geeignete!)

Heute morgen wache ich auf und überlege: Wann hat eigentlich Böll, wann Grass den LNP bekommen. Ich schätze grob:

Böll 1984 (richtig: 1972. Ach so, er ist ja auch schon 1985 gestorben!)
Grass 2002 (richtig: 1999. Verflixt! Ich hatte zuerst 2000 da stehen.)

Wie Lösungen liegen sehr nah ...

Wie doch im Gedächtnis alles ins Ungefähre zerfließt. Bei dem einen weniger, bei dem anderen mehr. (Bei mir: mehr.)

Und, wussten Sie denn: "Derek Walcott, Nobelpreisträger für Literatur 1992"


Kritik der reinen Tüchtigkeit


















Lebte Kant heute (1964 - ?) , er würde die Vernunft -- als Begriff und praktische Wirkung -- immer noch im Dunkeln liegend vorfinden. Er wüsste gegen seinen Vorfahren Immanuel (1724 - 1804), dass die Vernunft immer in den Tiefen von Überzeugungen und Emotionen wurzelt und nicht die geringste Chance hat, sich von diesen irrationalen, irr-rationalen Wurzeln zu lösen. Nachaufklärer, der er somit wäre, würde er sich von der Kritik von Vernunft und Urteilskraft ab und der Kritik der Tüchtigkeit zuwenden. Anregend fände er in diesem Zusammenhang vieles, zum Beispiel den "Hochschulanzeiger" der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, November 2007. Unterzeile des Titels in Kapitälchen: "KARRIERE STUDIEREN"*.

Leicht würde dem neuen Herrn Kant auffallen, dass die Hochschulanzeiger-Titelzeile "Jahrmarkt der Talente" eine intertextuelle Verbindung hat. Zum "Jahrmarkt der Eitelkeiten", natürlich. Er würde lächeln, der neue Herr Kant. Ihm wäre sofort klar, dass diese Verbindung kein Zufall ist. Dann würde ihm die unerträgliche Leichtigkeit des halbgar schlechten Gewissens der Journalisten ins Auge stechen: "Was Jobmessen wirklich bringen". Jobmessen? Job? Dieses Wort aus hingehauchter Flüchtigkeit und ironisch versuchtem modernen Unernst. "Ich mach halt meinen Job." Nirgendwo Beruf und Berufung. Ernst, Zukunft und Vergangenheit, Lebensfragen unf -aufgaben. Sondern Geld, Prestige, Porsche wenn möglich. Basta. Der Aufruf anbei: "Schließt alle aus, mobbt alle, die da nicht mitmachen wollen!" Alles ein dümmliches Spiel, dessen Dümmlichkeit nicht zu transzendieren ist. Prinzpiell nicht! Die stillschweigende Anerkennung des Larifari per Common-sense der jungen Tüchtigen wird vorausgesetzt.

Dann würde unser Post-Aufklärer im Blattinneren (auf der Seite 24f.) entdecken: "Was ziehe ich an? Die optimalen Messeklamotten." (Bildliche Antwort: s. oben) Fortsetzung des auf dem Titel eingeschlagenen Kurses also. Klamotten trägt der junge Tüchtige auf der Messe. Selbst auf der Messe dieses sich hinziehende Gewissen, das mit dem so überaus modernen Unernst verschliert ist. (Wie Joschka Fischer, der Altrebell, zu sagen pflegte: "Der Anzug, das ist halt meine Arbeitskleidung." So geschickt formuliert, dass zwischen Blaumann, Jeans und Dreiteiler mit Nadelstreifen kaum ein Millimeter Unterschied mehr war. Der Immer-noch-Rebell im Tarnanzug, so fühlte er sich wohl [sic], unser Herr Ex-Außenminister.) Klamotten nicht Kleidung also auf der Messe.



Und was dann abgebildet wird, bringt den neuen Herrn K. dazu, sich halb abzuwenden, um dann doch wieder hinzuschauen. Zwanghaft. Diese beiden sollen es sein, die die Zukunft erringen? Kein Bücherwurm und keine Denkerin. Diese kokette Haltung bei beiden, die die Lässigkeit als geschäftliche Tugend im Spielbein trägt.

Dann würde sich Herr K. hinsetzen, sich das Pseudonym Martin Henkel ausdenken, weil er zu anschließenden Diskussionen mit der FAZ und den Tüchtigen im Land überhaupt keine Lust hat. Hinter dem Pseudonym wird er sich konsequent verstecken. Und unter diesem Pseudonym wird er in einer wüsten 120-Seiten-Polemik den Begriff 'Karriere' und die Tüchtigkeit der Karrieremacher niederbügeln. So gekonnt und umfassend, dass anschließend eine Zeit anbricht, die eine Mischung aus Barock und Romantik ist. Und in dieser neuen Zeit, siehe da, würden alle Abiturienten wissen, was es heißt und welche Konsequenzen es für das Berufsverständnis hat, dass sie nun in einer modernen Zeit leben, die eine Mischungaus Barock und Romantik ist.


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* Bedeutung höchst unklar. "Studieren und dann Karriere machen"? "Studieren, wie man Karriere macht"? "Die Karriere von Karrieristen studieren und sich dann angeekelt abwenden"? 'Recht anregend, dieses Schillernde!' denkt der neue Kant.

Dienstag, 11. Dezember 2007

Nicholson's Child was born -- where?

Jack Nicholson lässt uns wissen, er sei potentieller Vater von ca. 7.000 Kindern. Oder waren es 9.000. (Offiziell hat er vier.) Na ja, auch egal. Die Frage, die einen umtreiben kann: Warum muss ein 70jähriger so was bekennen? Ist es die Prahlsucht wie bei einem 17jährigen? Oder verspürt N. so etwas wie die Pflicht des Promis zur Information der Öffentlichkeit auch in solchen Belangen? Schon der Weise Jürgen von der Lippe dichtete: "Man weiß es nicht. Man weiß es nicht!"
Dennoch treibt einen die Frage weiter um. Antwortskizze 1: Warum veröffentlichen Menschen, was sie am Anfang ja immer: privat schreiben oder malen oder komponieren? Ist der Beischlaf für Mr N. das, was für den Dichter das Dichten? Ist er traurig, dass er so oft gedichtet hat und so wenig Gedichte hinterlassen wird?

Dienstag, 4. Dezember 2007

Voodoo ...

... who knows it loves it.

Sonntag, 2. Dezember 2007

Soziopath

Wie das so ist. Manches veröffentlicht sich heute von selbst, durch versehentliches Anklicken. Peinlich oft, wenn da eine Mail zum falschen Adressaten fliegt. Hier ist es nicht schlimm Ein Zitat aus der Wikipedia:

"Die heutige Bedeutung des Begriffes Soziopath bezieht sich auf Personen, die nicht bzw. nur eingeschränkt fähig sind, Mitleid zu empfinden, sich nur schwer in andere hineinversetzen können und die Folgen ihres Handelns nicht abwägen können."

Das lassen wir doch einfach mal so stehen.