Sonntag, 29. Juli 2007

Kinder-Völker

SPIEGEL ONLINE* meldet dies:

"Einem Bericht der "Bild am Sonntag" (BamS) zufolge sei dem [in Afghanistan verschleppten und getöteten] Bauingenieur Rüdiger D. zunächst in beide Knie und dann in den Rücken geschossen worden. Dies lasse einen furchtbaren Tod erahnen, da es keinen Sinn habe, einen bereits toten Menschen in die Knie zu schießen, schreibt das Blatt unter Berufung auf einen ungenannten Spitzenbeamten."

Einige Überleguungen:

1. Kann man bei diesen Entführern und Mördern davon ausgehen, dass sie nach derartigen Sinn-Kriterien handeln? Vielleicht wollen sie auch nur bauernschlau vortäuschen, was jetzt geschlussfolgert wird.

2. Apropos Sinn haben: Höchst eigenartig mutet an, dass in Afghanistan wie im Irak Attentäter sich oder ihre Landsleute in die Luft sprengen oder sonstwie massakrieren, um das dann als erfolgreichen Widerstand gegen Besatzung und Feind auzugeben. Und die öffentliche Meinung im Westen akzeptiert diese im Grunde ja doch aberwitzige Interpretation. Es ist, als ob sich einer, um seinem Feind zu schaden, nacheinander die Finger seiner linken Hand abschneidet, um dann, die blutigen Stummel hochhaltend, stolz zu verkünden, jetzt habe er es aber seinem Feind gezeigt! Er sei der Sieger!

3. Die militärischen Probleme in den dem Westen feindlich gesonnenen Gebieten der Welt rühren im Wesentlichen daher, dass sich der Westen eine wirklich brutale Kriegsführung, wie wir sie aus der Vergangenheit zur Genüge kennen, verbietet. Natürlich tut er das, weil er sich in der komfortablen Lage befindet, nicht oder noch nicht um sein Überleben zu kämpfen. Weil die Mächtigen auch die öffentliche Meinungen sich artikulieren lassen. Würden, wie es noch die Doktrin im 2. Weltkrieg war, für einen von Partisanen getöteten Soldaten willkürlich 1o Zivilisten erschossen und jedes Dorf, auf dem heraus geschossen wird, dem Erdboden gleichgemacht, würde sich die Lage vielleicht nicht total ändern, aber der Widerstand wäre ein anderer und irgendwann würde er aufhören. (Die Deutschen haben eine solche Strategie direkt, die Amerikaner und Engländer indirekt, durch Brandbomben, praktiziert. Eine der beiden Terrormaßnahmen hat schließlich einen Sieger hervorgebracht.)

Nicht, dass hier ein solches Vorgehen gefordert wird! Es muss aber klar sein, dass es einem gewissen Fortschritt, eine graduelle Abstufung in der Unterdrückung der unmittelbarsten Bestialität der Kriegführung gibt. Und dass in diesem Zusammenhang der Irak und Afghanistan vom Westen noch wie verrohte, schwererziehbare Kinder-Völker behandelt werden.

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Samstag, 28. Juli 2007

Image von Firmen

Ich nenne mal keine Namen... (Es geht jedenfalls nicht um Opel!)

Was macht ein Unternehmen, das sehr gute Produkte herstellt, aber über die Jahre ein mieses Image aufgebaut hat? (Nicht gemeint: Jeder Popel, fährt 'nen Opel. Oder: Mann mit cremefarbenen Schuhen und weißen Socken + Hut + im Auto = Opelfahrer.)

Umfirmieren? (Muss man sich in jeder Hinsicht erst mal leisten können. 'Aus Raider wird jetzt Twix. Sonst ändert sich nix. (Achtelgenial)) Werbung machen, um das Image zu ändern? (Aussichtslos!) Sich selbst durch den Kakao ziehen, um auf sich aufmerksam zu machen. (Wär einen Versuch wert!) Sagen: So ist es nun mal. Wir haben unsere Stammkunden. Immerhin haben wir unsere Stammkunden! (Sehr defensiv.)

Wer bei Opel, aber natürlich nicht nur dort, eine Lösung in einer solchen Situation sucht, wende sich an mich.

Mittwoch, 25. Juli 2007

Ein Barockmensch

Ich ging davon aus, dass es ein Leichtes ist, Genaueres über diesen Satz zu erfahren: "Er is halt a Barockmensch!." Es genügt,da war ich sicher, barockmensch und franz josef strauß bei Google einzugeben, und schon kommen ca. 70 Seiten daher, die den genaueren Zusammenhang klären: Wer hat das wann warum über FJS gesagt? Aber, siehe da: kein einziger Treffer!

Dabei bin ich sicher, dass einer diesen Satz gesagt hat. Mit vielfältigem Hintergrund: Essen, Trinken, Sex, Politik, Ruhm- und Streitsucht. Körperfülle war wahrscheinlich das eine, das öffentliche Verweisen. Das stille Verweisen auf Sex wahrscheinlich das andere. ("Denkt er dabei an Franz-Josef Strauß, dem eine Prostituierte in New York die Brieftasche klaute oder hat er das österliche Bagdad im Kopf?")

Also mache ich mich mal auf die Suche ...

Montag, 16. Juli 2007

Sehnsucht ...

... heißt das alte Lied der Taiga!

Einmal wieder Zeit haben, um hier etwas Vernünftiges zu schreiben!

Mittwoch, 11. Juli 2007

Saugen

Im Web, nicht erst im Web 2.0, werden neue Wörter kreiert. Wie sollte es anders sein. Einige dieser Wörter scheinen einfach gegeben. Machen ein wenig Schwierigkeiten wegen des Englischen, Eingedeutschten: "gedownloadet". So what! Aber dann gibt es Wörter, die ekelerregend weil dumm und dumm weil ekelerregend sind: "funzen" für "funktionieren" ist dämlich, aber halt normale Dümmlichkeitssprache. (Manche Menschen mögen so was, ungefähr aus dem gleichen Grund, mit dem sie im Feinripp-Unterhemd in den Petersdom zur Besichtigung gehen.)

Wirklich grässlich wird die Sache erst mit dem Verbum "saugen". Das Bild: dass einer an einer Art Gartenschlauch hängt, saugt und saugt und saugt, und dann hat er etwas -- umsonst. Welch ein Triumph! Oder er saugt auf Mallorca an seinem Strohhalm, vor dem "Ballermann" aus einem Plastikeimer Sangria. Oder eben auch: Internet-Fellatio, im Jargon der neuen ungeisteswissenschaftlichen Internet-Eigentlichkeit vorgetragen. Oder, so ähnlich: einen anderen aussaugen und dann sagenhaft reicher Kapitalist sein. Herr Abramowitsch lässt grüßen. Immer weit genug von den Arbeitern entfernt, dass man unmöglich sehen kann, was das Aussaugen, das einem den eigenen Reichtum beschert, in den unteren Kasten so alles anrichtet.

Und am Ende sind es die so Ausgesaugten, die Computerprogramme "saugen", und dazu den ihnen gemäßen Rap. Wenn das kein Triumph des Aberwitzigen ist!

Mittwoch, 4. Juli 2007

Macht

Überliefern wir mal rasch diesen schönen Link, unter der Rubrik "Blicke hinter die Oberfläche der Macht".

Sonntag, 1. Juli 2007

Ach du heilige Grammatik!

Welchen Kasus nach mitsamt? Genitiv oder Dativ? Hier heißt es:

mitsamt Mit Dativ
das Böse mitsamt der Wurzel ausrotten
Er wurde mitsamt seinen Büchern auf dem Scheiterhaufen verbrannt.


Das ist insofern keine sehr glückliche Beispiel-Ansammlung als beim ersten Beispiel "der Wurzel" der Genitiv und der Dativ gleich lauten; beim zweiten lenkt das Bild von der Sache ab. Man fragt sich dauernd: Um wen mag es da gehen. Und dann bleibt noch die hochinteressante (nicht: hoch interessante) grammatiktheoretische Frage, ob denn eine Präposition nicht zwei Kasus "regieren" kann. Entweder einfach so, weil wir in einem Umbruch des Sprachgefühls leben (wegen dem / des) oder weil es eine systematische Unterscheidung gibt, deren Hintergründe wir erst noch bestimmen müssen: mitsamt dem Vogel, nicht: des Vogels. Aber vielleicht doch: mitsamt des Körpers?