Mittwoch, 14. Dezember 2022

Einem Dreckhammel vergem

Was aus der Kategorie: "Was man weiß. Was man wissen sollte".

In der Süddeutschen:
>> "... Als die Kunden vor der Kasse die Weltlage erörterten, teilte eine alte Bäuerin mit: "I mog an Radio gar nimmer aufdrahn!" Ihre Begründung leuchtete ein: Der Russ, also der Putin mache ihr Angst, sagte sie, "der Dreckhammel, die sollten ihm halt vergem". Putins Feinde sollten ihm vergeben, so sagte sie das, es wurde still im Kramerladen. Aber nicht alle hatten verstanden, was die gute Frau wirklich meinte. Zwei junge Frauen, frisch vom Waldlauf zurückgekehrt und im Begriff, die Energiespeicher mit einer Butterbreze wieder aufzufüllen, ließen ihrem Unmut freien Lauf, nachdem die Frau, die Putin fürchtet, den Laden verlassen hatte. "Die spinnt doch", belferten sie, "erst schimpft sie über ihn, dann will sie ihm vergeben." <<

ACHTUNG JETZT!

>> Auf den Bauernhöfen war es früher eine ständige Aufgabe, den Ratzen und sonstigem Ungeziefer zu vergeben. Schon in Adelungs Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart von 1801 ist diese Bedeutung belegt: "durch Gift hinrichten." <<

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Und bei der Gelegenheit sei noch nebenbei an etwas erinnert: Der Leiter des Bayerischen Wörterbuchs war bis zu seiner Pensionierung im März 2019 Anthony Rowley, geboren 1953 in Skipton (Yorkshire). Ich habe ihn an der Uni München noch kennengelernt. Berufungszusammenhang nach Rowley: "Vielleicht hat sich die Jury gedacht: 'Hauptsach', es is koa Preiß!'"

Lässt sich das toppen? Ja! Das Saterfriesische erforschte seit den 1970er Jahren Marron Curtis Fort, US-Amerikaner, schwarz, geboren 1938 in Boston. Gestorben 2019 in Leer in Ostfriesland. Bis 2003 Leiter der Arbeitsstelle Niederdeutsch und Saterfriesisch an der Universität Oldenburg. Das Saterfriesische soll dem Vernehmen nach noch von ungefähr 2.000 Menschen gesprochen werden.
Für die, die "da oben" in Deutschland nicht so auskennen ...



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