Pressefreiheit, Meinungsfreiheit -- gut. Und wo sind die Grenzen? Es gibt sie ja immer. Propaganda von Neo-Nazis. Werbung für Zigaretten oder für Rauschgift - für Kinderpornographie? Oder eben das hier:
Als die "Satanischen Verse" 1988 erschienen, sollten sie die Welt in Erregung versetzen, allerdings nicht ganz so, wie sie es dann taten. Salman Rushdie war zu dieser Zeit der vielleicht gefeiertste junge Romancier Großbritanniens. Die "Mitternachtskinder", sein geist- und witzsprühender Schelmenroman über das Indien nach der Kolonialzeit, hatten seinen Ruhm begründet. 1981 gewann er dafür den Booker Prize und später den Booker of Bookers als bester aller mit dem Booker Prize ausgezeichneten Romane. Zwei Jahre nach den "Mitternachtskindern" kam "Schande", ein satirisches Märchen über Pakistan. Und dann die "Satanischen Verse", nach fünf Jahren Arbeit, getragen von einem bis dahin unerhörten Vorschuss von 850.000 Pfund des Penguin Verlags. Es gab schon Legenden über diesen Roman, bevor er überhaupt veröffentlicht war. Nach der Veröffentlichung haben sich die Legenden noch vervielfacht.
Für viele Länder sind die "Verse" Rushdies eben auch pornographisch. Und gotteslästerlich. Wenn Gotteslästerung bei uns inzwischen kein Verbrechen mehr ist -- je nun, das auch ein Teil der Relativierungen, die möglich sind.
Die Frage ist also: Wie kommen wir jenseits der inneren Überzeugtheiten zu anerkannten, vernünftigen, in einem bestimmten Sinn "objektiven" Maßstäben? Indem wir mit den Füßen abstimmen lassen, wie immer das gehen mag?
Aber dann: In Hamburg wird ein Mädchen aus einer afghanischen "Migrantenfamilie" vom Bruder umgebracht. Auf die Ehr-Maßstäbe konnte man nicht verzichten, die Sicherheit und den Wohlstand des Westens wollte die Familie aber schon. Die alte Redewendung: Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass ... Leben wir nicht alle nach diesem Maßstab, der damit sich als zutiefst menschlich erweist?
Und wieder die Frage: Woher bekommen wir die Maßstäbe?
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