Freitag, 29. Mai 2020

Rassismus

Eine ZEIT-Diskussion:



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Vorweg:

"bitte einfach mal googlen"

Ich liebe diese Urformulierung des besserwisserischen Denkens im Zeitalter des Internet!

"reverse racism"

Erinnert mich, noch einmal vorab, an einen Hinweis von Paul Feyerabend, dass mittelalterliche Theologen der Meinung waren, man könne Problem leicht dadurch lösen, dass man die Fragestellungen ins Lateinische übersetzte. Heute natürlich ins Englische.

Jetzt, in der Sache, in der ich es vorziehe, selbst zu denken statt zu googlen. Um der Kürze willen in drei Thesen:

1. "Rassismus" ist eine universelle Eigenschaft des schlichten menschlichen Denkens. Es werden einfach äußerliche Merkmale (Hautfarbe, Augenschnitt, allgemein: körperliche Merkmale) genommen, weil die so leicht zu erfassen sind. (Das schließt ein, dass ich es vernünftig finde, religiöse oder ideologische Intoleranz nicht mit dem Begriff "Rassismus" zu fassen!)

2. "Nicht-weißer Rassismus" -- der einem historisch, nach den Zeiten von Kolonialismus und Imperialismus, sehr nachvollziehbar vorkommen kann -- ist leicht zu finden. Ich nehme als ein = 1 Beispiel: Robert Mugabe und Simbabwe. Die Enteignung der <i>weißen</i> Farmer machte aus dem fruchtbaren Land ein Land mit großen Nahrungsproblemen. "In Simbabwe, der einstigen Kornkammer der Region, führte die systematische Enteignung weißer Farmer zu einer drastischen Verknappung der Grundnahrungsmittelproduktion: Bei der letzten Ernte wurde kaum die Hälfte der alljährlich benötigten Maiserträge eingefahren."

https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-22328714.html

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(Fortsetzung)

Südafrika hat den Enteignungsschritt von Simbabwe nicht mitgemacht. Eine große Leistung von Nelson Mandela. Denn Mandela hätte leichthin an Rache denken können. Ich gehe aber -- wie man so sagt: jede Wette ein: Sollte es zu einer Vertreibung der Weißen in Südafrika kommen, wird Südafrika innerhalb von 10 Jahren den Weg Simbabwes gehen.

3. Ein klarer Blick auf die politischen Verhältnisse und den "menschlichen Faktor" hat mit Rassismus nicht das Geringste zu tun. Wertschätzung und Rechte von der Hautfarbe abhängig zu machen, ist  das Ergebnis schlichten Denkens und immer von Übel. Dass es schwer ist, rassistische Traditionen zu überwinden, ist ein Gemeinplatz. Dass das irgendwann gelingen wird -- ich bin zuversichtlich. Wir haben ja auch die Sklaverei und das System 'Rassismus Stufe 1' überwunden. Aber es ist ein langer Weg, der noch zu gehen ist. Ja.

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Nachklapp: 

"sowas gibt es nämlich nicht" 

Über die große Problematik von Existenzprädikaten reden wir dann ein andermal. Was es denn heißt, dass es etwas gibt oder nicht gibt -- diese Frage hat schon die größten Geister umgetrieben. Man sollte mit der Formulierung deshalb ganz vorsichtig umgehen.

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