Donnerstag, 28. Januar 2021
Manspreading?
Dienstag, 12. Januar 2021
Die Unwörter des Jahres 2020
Sonntag, 10. Januar 2021
Cohn-Bendits Dämonen
Ich lese - Weihnachtsgeschenk - das Fußballbuch von C-B. Nach etwa der Hälft: Ich bin belustigt. Über diese stupende Einarbeitung in die Fußballgeschichte. Und über die selbstsichere Haltung, mit der C-B sich selbst hochleben lässt. Wen er nicht alles kennt. Und Sócrates, der Fußballgott, kennt den gottgleichen 68er C-B natürlich und preist ihn als großen Revolutionär!
Da schaue ich noch einmal an der Stelle nach.
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... in der französischen Kultursendung «Apostrophe» von 1982. Sie sagen da, dass Sie ein Haschischbiskuit intus hätten und erzählen, wie Sie im antiautoritären Kindergarten mit Kindern Sexualität entdecken würden.
Sehen Sie, nein! Sie schildern das falsch. Nicht wie ich, sondern wie die Kinder die Sexualität entdecken! Das ist nicht das Gleiche. In dieser Sendung erzähle ich, wie die Kinder ihre Sexualität entdecken, und mokiere mich über die Reaktionen der Erwachsenen darauf.
Ähnliches beschrieben Sie 1975 in Ihrem Buch «Der Grosse Basar», das seit einigen Jahren unter Verdacht steht, pädophile Handlungen zu verherrlichen.
Eines mal vorweg: Diese Passagen waren nicht so gemeint, wie sie heute interpretiert werden. Überhaupt, das ganze Buch war nicht so gemeint, es war auch nicht nur Provokation, es gibt darin Kapitel über jüdische Identität in Israel, ein Thema, das mich heute wieder beschäftigt. Das Buch hat übrigens, als es herauskam, niemanden provoziert, es war überhaupt kein Skandal. (ewahess.ch)
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"Überhaupt, das ganze Buch war nicht so gemeint ..." Je nun, wenn sich "einverständliche Pädophilie" als legal und, ja, als fortschrittlich durchgesetzt hätte -- und ich bin der Auffassung, dass das aus der Sicht damals betrachtet, durchaus eine Möglichkeit war -- dann würde sich C-B heute für seine Weitsicht und Progressivität preisen lassen.
Dr. Sócrates Tod
Ich lese also Cohn-Bendits Fußball-Buch. ("Unter den Stollen der Strand. Fußball und Politik - mein Leben". - Ein Weihnachtsgeschenk. So leicht wäre ich selbst wohl nicht auf dieses Buch gekommen.) Immer wieder einmal lächelnd ob der vollkommen ungebremsten Selbstbeweihräucherung unseres Verfassers und Helden Daniel. Bei dem brasilianischen Fußballspieler und Kinderarzt, ein "Freund" von C-B, wie so viele, schaue ich mal bei der Wikipedia nach. Da findet sich das:
Im Jahre 1983 antwortete Sócrates in einem Interview auf die Frage wie er sterben wolle mit: "Ich möchte an einem Sonntag sterben und Corinthians (São Paulo) soll Meister werden". Sócrates starb [2011] an einem Sonntag, wenige Stunden danach gewann Corinthians die Meisterschaft. (Wikipedia)
Das schöne: Die sonst so sachliche Wikipedia kommt nicht darum herum, einen solchen "Zufall" mit aufzunehmen. Die Macht des Faktischen lässt sich auch von der Ideologie der Aufklärung nicht so leicht brechen.
Ach, und wenn ich schon mal dabei bin: Cohn-Bendit lobt natürlich die Demokratie-Reform*, die Sócrates bei seinem Verein Corinthians etabliert hat, in den höchsten Tönen.
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"Von da an wurde ein System der Selbstverwaltung installiert, in dem Spieler, sportliche Leitung und Direktorium wichtige Entscheidungen wie Neuverpflichtungen, Entlassungen, Aufstellungen oder Versammlungsort durch Votum trafen. Ein wichtiger Aspekt war, dass jede Stimme eines Spielers, Trainers oder Funktionärs gleich gewichtet war." (Wikipedia)
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Wie gut, dass die Wikipedia auch die Kritik an dieser Reform mit überliefert:
Trotz aller Verehrung seitens der Medien und des Großteils der Fußballanhänger wurde die Bewegung auch von Sportlern wie den Torwarten Emerson Leão und Rafael Cammarota kritisiert:
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„Von Demokratie hatte das nichts. Es half denen, die die Anführer waren, aber die anderen klatschten nur die Hände. Die Democracia Corinthiana hatte die vier Falschspieler: Sócrates, Wladimir und Casagrande, der ein Schwätzer war, außerdem Adilson Monteiro Alves.“
Rafael Cammarota
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Es ist einfach tragisch! Da gibt es Revolutionen, und die Revolutionäre preisen sich gegenseitig selbst in den höchsten Tönen. Dann aber kommen Kritiker und sagen: Auch diese Revolutionäre haben die Revolution nur benutzt, um ihr Ego noch ein wenig größer zu machen. Und man kann den Kritikern eigentlich nicht widersprechen. Nicht war, Daniel?