Donnerstag, 5. Oktober 2017

"Alles ist besser als noch ein Tag mit dir" > 3

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Dass es als fortschrittlich gilt, das "Schuldprinzip" bei Scheidungen aufzugeben, gilt als fortschrittlich.* Es geht angeblich darum, dass keine "schmutzige Wäsche" mehr vor dem Scheidungsrichter gewaschen werden soll. Schon immer eine relativ dumme Metapher, das mit der schmutzigen Wäsche. Finanziell allerdings werden, wie man da lesen kann, leicht aberwitzige Geschichten durchgespielt, mit komplexesten Was-wäre-gewesen-wenn-Drehungen.

Jan Fleischhauer stellt in seinem konkreten Fall die Sinnhaftigkeit des Draußenlassens der Schuld- und Verursacherfrage und die 'kontrafaktischen Geschichten' kritisch so dar:

"Da es keine Tabelle gibt, in der man nachschauen kann, über welches Einkommen man verfügen würde, hätte man sich anders entschieden, ist man darauf angewiesen, alternative Lebensläufe durchzuspielen. Kontrafaktische Geschichte nennt man in der Geschichtswissenschaft den Versuch, auf der Basis gesicherter Fakten eine spekulative Wirklichkeit zu entwerfen. | Dass man jemanden, der von einem abhängig ist, Unterstützung schuldet, wenn man ihn im Stich lässt, ist ein moralischer Grundsatz, der nahezu einhellig akzeptiert wird, und zwar weltweit. Wer geht, ist in der Pflicht, dafür zu sorgen, dass derjenige, der zurückbleibt, nicht in Armut fällt – so einfach ist das. Aber verlassen werden und trotzdem weiterhin für alles aufkommen müssen? Das überfordert den stärksten Charakter."

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* Zu den Feinheiten vergleiche allerdings diesen FOCUS-Bericht! "Wer glaubt, dank des Zerrüttungsprinzips absolute Narrenfreiheit in seiner Beziehung zu haben, irrt."