Freitag, 14. September 2007

Flüge, Klimawandel und Dämlichkeit

In der Schule stellt der Lehrer das Thema für die Erörterung: "Muss angesichts des Klimawandels der Flugverkehr für Urlaubsreisen eingeschränkt werden?" Lustlose Arbeitsatmosphäre. *gähn*
Im Fernsehen fliegt vorgestern ein immer frischfröhlicher Jungredakteur mal eben in die USA, um dort zu überprüfen, ob man, wie im Werbespot gezeigt, wirklich mit dem neuen, starken Küchenmixer auch Coloa-Dosen und Handys zerkleinern kann. Er hat einen normalen Mixer, der gegen den neuen, starken anderen antritt. Was da in den Mixern vor sich geht, das wollte doch jeder schon mal wissen. Dafür muss man mal eben in die USA jetten.
Außerdem das Totschlag-Argument: Am Urlaubs- und am generellen Unterschichtsfliegen* hängen Arbeitsplätze! Nicht nur bei Aldi. Aber eben auch da. "Traumreisen zu Aldi-Preisen."
Nicht dass das Evolutionsprodukt 'menschliche Dummheit und Kurzsichtigkeit' nicht schon dichterisch erfasst wäre. Es nutzt nur nix.
Wir erinnern uns:
  • "Glücklich ist, / wer vergisst, / was nun mal nicht zu ändern ist."

Die ökologische Dämlichkeit des Menschen ist also ein Produkt der Evolution. Wir kommen gegen sie nicht an. Sie ist stärker als Sex und das Bedürfnis nach Speis und Trank. Was uns in den nächsten fünf Jahren nicht unbringt, ist uns recht.

  • "Kost's Benzin auch drei Mark zehn / scheißegal, es wird schon geh'n. / Ich geb Gas, / Ich geb Gas! / Ich will Spaß. / Ich will Spaß!"

Und, wir erinnern uns noch, was wir auch noch wollen? Wir, als großes kollektives Ich?

  • "Ich will Genuss sofort!"

NACHWORT: Auf Phuket stürzt eine Maschine ab. Billigflieger. Urlaubflieger. Die Lemminge sind unterwegs. Ich glaube, es gibt tatsächlich Leute, die damit angeben, dass sie mal wieder just for fun einen kleinen Teil der Atmosphäre ruiniert haben. Es war ja auch nur ein winziges Stückchen. Und die anderen machen es doch auch. Warum sollte da ausgerechnet ich zurückstehen?! -- Und wetten: Wenn das Wasser, von der Nordsee kommend, seinen Weg durch die Norddeutsche Tiefebene gefunden hat und in den Hügel von Thüringen zur zentraldeutschen Haustüre hineinschwappt, werden die deutschen Fernost-Urlauber dastehen und auf ihr Recht zu Fernreisen beharren. Es ist nun einmal so: Der Mensch als solcher hat für einen Zeitraum, der über fünf Jahre hinausweist, kein Sensorium. Das wissen wir doch. Warum sich also aufreagen. Deshalb hat man ja in der Sowjetunion auch immer Fünfjahrespläne gemacht. Fünf Jahre wird es schon noch gehen. Und dann? Nach uns die Sintflut. Was denn sonst. Traurig stimmt nur, dass die, die da den Untergang bereisen, keine sprachlichen Mittel haben, um wenigstens eine Ode zu hinterlassen. (Was würden wir -- schauen wir vom Wasser ins Feuer -- drum geben, wenn wir eine CD mit Neros Gesang kaufen könnten!)

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* Dieses Wort nehme ich zurück. Natürlich fliegen auch brave Bürgersleut' und auch Oberschichtler nach Thailand oder sonstwohin, nur um sich dort die Haut verbrennen zu lassen.

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