Man fragt sich ja schon, wie sich rechte Muslime und vor allem Musliminnen fühlen in dieser Gesellschaft. Wenn sie mit Kopftuch oder gar tief verschleiert an einer Plakatwand vorbeigeht, auf der ein Triumph-Model im knappen Büstenhalter abgebildet ist. Ein Gesamtbild, das dann ein Fotograf auch gleich einfängt und in die Zeitung setzt.
Oder wenn eine Frau im STERN mit Bild und vollem Namen über ihre Wechseljahre berichtet und dabei angibt:
Nach einem halben Jahr habe ich gesagt: Schluss damit - ich nehme Hormone. Nach einigem Experimentieren habe ich das richtige Präparat gefunden, und schon nach einer Woche waren alle Symptome verschwunden. Ich war wieder gut gelaunt, schlief die Nächte durch und hatte Lust auf meinen Mann. // In jeder Ehe sollte Sex ein fester Bestandteil sein. Wer sagt, er braucht das nicht mehr, der kann doch gleich alleine leben, das ist viel einfacher. Ich kann trotzdem abends mal nein sagen, wenn ich müde bin und keine Lust habe. Dann wiederum wecke ich meinen Mann unter Umständen nachts um drei Uhr, wenn ich wach werde. Klar kann man um die Zeit Sex haben!
Zwei Fragengruppen: 1. Muss das in der Zeitung stehen? Was bezwecken die Frau und der STERN damit? 2. Was macht diese Frau mit 60, 70, 80, so Gott will mit 90 oder 100? Nimmt sie dann immer noch Hormone?
Und dazu, weil diese Frage heutzutage wahrscheinlich von vielen in der Zielsetzung gar nicht verstanden wird, die Erläuterung: Gehört es nicht zu einen vernünftigen Leben, dass man lernt, sich mit Evolution und biologischen Gegebenheiten abzufinden? Ja, sicher, es ist ein Kennzeichen des Menschen, dass er gegen Alterserscheinungen angeht. Aber wann fangen die Leute an, sich damit abzufinden, dass sie älter und dann alt werden. (Schon merkwürdig: dass der Komparativ weniger alt meint als die einfache, die "positive" Stufe dieses Adjektivs. Noch einmal bemerkenswerter, dass die linguistische Terminologie in der Wikipedia das schon aufgenommen hat: "Es werden diese fünf Steigerungsstufen unterschieden: Positiv (lat. ponere - festlegen) // Komparativ (lat. comparare - vergleichen) // Superlativ (lat. superferre - herausheben) // Elativ (lat. efferre - herausheben) // Exzessiv")
Weil auch das, was ich meine, noch einmal summarisch falsch verstanden werden kann: Nein, ich habe nichts gegen diese Frau und ihre Hormoneinnahme. Ich versuche sie und ihre Bereitschaft, sich damit in die Illustrierte setzen zu lassen, als Zeichen für die Gegenwart zu sehen und zu sagen: Schon gut, aber -- nein, selbstverständlich ist das nicht. Zumal solch liberale Menschen wahrscheinlich auch noch dafür eintreten, dass andere Kulturen natürlich auch das Recht haben, ihre je eigenen Ansichten zu haben. Nur dass eben bei vielen Kulturen dazugehört, das liberale Element dieses Exhibitionismus nicht zu tolerieren.
Und auch hier, bei dieser ambitionierten Kopftuch-Frage, lohnt sich der Blick.
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