Sonntag, 30. September 2007

Langbogen-Flucht

Bei Hugendubel gestern, um der Menge auf dem Marienplatz und allüberall zu entkommen: Hingesetzt und einfach gelesen. Clemens Richter, Bogenschießen. Der abendländische Weg. Fasznierend, auch und gerade in der Handwerker-Monomanie mit Eibe und Esche. Die Geschichte, wie der Autor mit dem Flugzeug neben einem Kloster landet und dabei sofort nach dem Aussteigen einen bogenschießenden Mönch trifft, der auch noch dazu mit einem vom Autor vor Jahren angefertigten Bogen schießt, dazu der beeindruckende Meisterschuss in der Manier des Zen, "Nicht Zielen, sondern einswerden mit dem Ziel"-- das alles erinnert an die Fabulierwut von Enquist. Will sagen: Non è vero, ma ben trovato.
Das chinesische Mädchen im violetten Kleid, mit der kleinen Schwester. Anrührend. Viel Leben in der Stadt, auch in der Zeit des Oktoberfestes.

Freitag, 28. September 2007

Rechtschreibreform ad infinitum

Die RSR hatte einen tiefen Sinn: Damit alle ganz demokratisch im Internet mitschreiben können, musste das ganze elitäre Zeug von ehedem offiziell zerstampft werden. Das ist gelungen, und die Reformer verdienen dafür unser Lob. Jetzt kann über Jim Morrison in der Wikipedia-Diskussion mitgeschrieben werden:

Die Mutmaßung über den Drogentod von Morrison finde ich unangepaßt. Auf seinen ausschweifenden Lebenswandel wird ja bereits oben hingewiesen. Ob und das Morrison an einer Überdosis gestorben ist reine Spekulation. Ich werden den Teilsatz deshalb entfernen. Jeder kann und soll sich eine eigene Meinung über Jim Morrison bilden.
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Gerade deswegen sollte der Hinweis auf einen möglichen Drogentod drinbleiben, woher sollte jemand, der keine Biographien Morrisons hat sonst so etwas erfahren?
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Soviel ich weiss, ist die Todesursache offiziell Herzversagen. Es wird vermutet, dass Morrison Heroin seiner Freundin, dass er für Kokain hielt, konsumierte. So gesehen war es ein Unfall... . Aber was für einer wenn er das "Kokain" von ihr bekam und sie schon lange Heroin süchtig war.


"Heroin süchtig" - das gefällt mir besonders. Das ist RSR im Überfluss.

Donnerstag, 27. September 2007

Wahnsinn und Gesellschaft 2

PLUS, die Ladenkette, überschreibt jeden, aber wirklich jeden Preis im Prospekt mit
WAHNSINN!
Ausnahme ist nur der Sonderpreis. Über dem steht dann:
ECHT IRRE!
Nun denn:
Tu delira Germania eme!

Wahnsinn und Gesellschaft 1

Eine von Dämlichkeiten durchglühte westliche Gesellschaft: Sie verleiht Michael Jackson, wenn er konvulsivisch hervorstößt

I'M BAD!

und sich dabei in den Schritt fasst, platinene Auszeichnungen. Die Leute finden das einfach chic! Aber wenn Michael dann an kleinen Jungen rumfummelt, dann geht das natürlich nicht. Dann ist er abstoßend. Findet die schizoide Mehrheit.
Eine Reminiszenz an MJ im Deutschlandradio, von Oliver Schwesig. Warum eigentlich? (Hab da reingeschaltet. Finde die Sendung nicht im Internet. Fast habe ich den Eindruck, dass man ein Recht hat, alles im Internet zu finden. Eigenartige Zeiten das.)

Mittwoch, 26. September 2007

Mass Media Cycle (Circulus medialis maximus)

Auf der Seite 11 der Mittwoch-26.-September-2007-Ausgabe bringt die SZ zwei Artikel.

Einen über eine Website, auf der Airline-Essen dokumentiert werden. Natürlich wünscht man sich eine etwas differenziertere Datenbank (nicht nur Airline, Jahr, von-nach, sondern auch, direkt suchbar: Fleisch-, Fischgerichte, Bewertung, ...). Aber offenlegend ist die Sache allemal.

Sodann: Oliviero Toscani, der mit der Benetton-Werbung-Schock-Fotos von ehedem, hat eine neue Masche oder Aufklärungskampagne gestartet. Thema: Magersucht. Auch die taz und andere berichten davon. Natürlich. Es ist ja auch eine Idee, an der man die Regeln moderner PR-Verflechtungen trefflich studieren kann:

a) ein allgemein negativ gegutachtetes Phänomen in interessanter Atmosphäre
b) schockierende Offenlegung durch das Bild
c) Aufgreifen der Bilddarstellungen durch die Mediem
d) Aufgreifen des Aufgreifens der ...
e) Schneeball-Lawine-Effekt im Tonzyklus bam-bam-bam: c) - d) - c)

Natürlich: Beziehungen und einen recht hohen Bekanntheitsgrad muss man schon haben, damit das klappt.

Microsoft, Gott und der Gerichtsweg

Das Geschäftsleben ist hart, und irgendwie muss man sich ja ins Gespräch bringen. Wer hätte schon vom Rechtsanwalt Feil aus Hannover gehört, wenn der nicht die Idee gehabt hätte, mal -- quasi -- Microsoft zu verklagen.

"Der Anwalt Thomas Feil aus Hannover hat nun eine Anzeige gegen Unbekannt eingereicht, da dieses Vorgehen von Microsoft einen Verstoß gegen §303a StGB darstellt. Dieser Paragraph stellt Veränderungen von Daten unter Strafe. Vorerst läuft die Anzeige gegen Unbekannt, da ermittelt werden muss, ob Microsoft Deutschland für die heimlichen Updates verantwortlich ist.

In seiner Anzeige nennt Feil das Unternehmen Microsoft bereits als Verdächtigen. Wenn der Staatsanwalt der gleichen Meinung ist, dürfte ein interessanter Prozess entstehen, denn die Redmonder haben das Vorgehen bereits zugegeben. Allerdings kann es noch so genannte Rechtfertigungsgründe geben - dazu zählt beispielsweise eine mutmaßliche Einwilligung. Allerdings wird dies wohl kaum vertretbar sein, denn der Protest der Windows-Nutzer war groß."
(Ausführlicher hier.)

Wobei, seien wir ehrlich und sehen wir klar: Er kommt zu spät, der RA Feil aus Hannover. Denn der Senator von Nebraska, Ernie Chambers mit Namen, hat doch tatsächlich GOTT verklagt. Also nicht Karel oder sonst einen irdischen Gott, sondern den richtigen, den allmächtigen Gott. Und damit hat er es in die Weltschlagzeilen geschafft. Das nenn ich clever!

Montag, 24. September 2007

Netzstandards, gewünschte: Datum bei Beiträgen

Ich habe via Google nach Möglichkeiten gesucht, TV-Signale im Haus drahtlos zu übertragen. Ich finde natürlich vielen Hinweise. Was wieder einmal auffällt: Wenn bei einem Beitrag nicht ein Datum dabei steht, ist die Sache schwierig bis sinnlos. Was nützen mir -- schnellebige (sic) Zeit! --, wenn ein Hinweis aus dem Jahr 2004 ist? Also die Bitte: dass bei technischen Hinweisen und Hilfen das Datum der Erstellung und der Aktualisierung an erster Stelle des Beitrags steht.d

Freitag, 21. September 2007

Wikipedia und die Makler-Mäkler

Das Folgende ist aus der Diskussionseite zum Artikel "Makler"; es lässt sich natürlich auf das gesamte WP-System anwenden:

Zum Artikel: -Im Artikel steht ein solcher Unfug wie ich ihn selten hier gelesen habe. Imo sollte man den einfach bis auf das Wichtigste löschen und sperren. (Der vorstehende, nicht signierte Beitrag stammt von 80.131.229.97

Dann schreibe ihn doch um! WP:SM --Spongo
Sehr richtig! Die Einlassungen -- und vor allem der Ton! -- zeigen, dass dieser WP-Nutzer das WP-Prinzip nicht verstanden hat. Wer genug Sachverstand hat, dass er kritisieren kann, der ist verpflichtet, diesen Sachverstand durch Artikelbearbeitung und -verbesserung einzubringen. WP ist kein Restaurant, bei dem die einen die Köche und die anderen die Gäste sind, die herummäkeln dürfen, wenn es ihnen nicht schmeckt. --Delabarquera 09:15, 21. Sep. 2007 (CEST)

Donnerstag, 20. September 2007

Anne Will (Titelschutz)

In der ZEIT (Nr. 39 / 20.09.2007, S. 3) titel Patrik Schwarz: "Die Anne Will in uns". These: Moderatoren-Stil beherrscht das Land. Der Gedanke etwas willkürlich, aber nicht uninteressant.

Das bringt mich jetzt aber dazu, dass ich überlege, Titelschutz für folgende Titel zu beantragen:

Anne Will ...

... nicht schweigen / sich endlich outen / noch mehr / nicht mehr / (k)einen Cowboy als Mann / alles.

Na ja, und all das, was mir heute nachmittag noch so einfällt.

Wortanatomie: der Schnösel

Wir suchen ein Nachmieter für ein Haus. Da kommen unterschiedliche Menschen, um "das Objekt" zu besichtigen. Einer davon war ein junger Manager. Er ging herum. Sein Blick zwischen kühl und kalt. Wenige Worte. Ist mit so einem Menschen ein normales Gespräch möglich.?
Ich will es jetzt mal wissen. Als ich frage, was er denn beruflich so macht -- eine Frage, die man wohl stellen darf, wenn jemand ein Haus mieten will --, da erfahre ich, dass er von Frankfurt zur Niederlassung der durchaus weltbekannten Firma NN im Münchener Süden wechselt. Nun gut. Es geht gelingt mir sogar, den recht jungen und sicherlich in seinem Metier erfolgreichen Mann ansatzweise in ein Gespräch zu verwickeln. Über die doch sehr hohen Mieten in München. Zwei Sätze, dann Stopp. Ein paar Informationen über das Haus, ja, die solle ich ihm doch noch per Mail schicken. Dann ist er weg. Ich schicke die Informationen. Mit der Bitte um eine kurze Antwort.
Weshalb das Treffen mit dem jungen Mann dennoch für mich von Nutzen war? Weil es mich dazu gebracht hat, wieder einmal über ein altes, selten nur noch verwendetes, aber vielleicht doch gebrauchtes, heißt: nach wie vor notwendiges Wort nachzudenken. Der Schnösel.
Was ist ein Schnösel?
Nun von der Wortnachbarschaft, der Kollokation her, ist der Schnösel jung. Mein junger Mann war, geschätzt, so knapp unter 40 und damit zum wirklich jungen Schnösel 20 Jahre zu alt. Aber es ist eben so, dass sich manche Männer nicht nur ihre Jugend, sondern auch ihre Schnöseligkeit über die normale Zeitspanne hinaus bewahren. Mein Beispielheld war so einer.
Sodann: Es heißt der Schnösel. Der Schnösel ist maskulin. Natürlich gibt es auch junge Frauen, die jung, extrem tüchtig und so unangenehm im Umgang sind, dass ich ihre Gesellschaft meide oder, wenn unvermeidlich, bei sich biedender Gelegenheit, fliehe. Aber, abgesehen davon, dass die Zahl der Frauen-Quasi-Schnösel geringer ist als die der Mann-Schnösel, das Wort wie das mit mit dem Wort Bezeichnete ist und bleibt im Kern maskulin.
Der erweiterte Kern des Wortes, der Begriff: Eine bestimmte Mischung aus tatsächlicher oder zu erwartender Tüchtigkeit im Sinne der Tüchtigen der Gesellschaft, emotionaler Unterversorgtheit und dem instinktiven Annehmen, dass die eigene Person den meisten anderen Menschen überlegen sei. An Wichtigkeit, Können und Einkommen. Das gehört zum Schnösel
*
Bleiben zwei Fragen: Was ist, wenn sich zwei oder mehr Schnösel privat begegnen? Sie halten den jeweils anderen für unangenehm und glauben, sie seien ganz anders als er. Diese Fähigkeit zur spontanen Ausbildung eines blinden Flecks hat natürlichi nicht nur der Schnösel, aber er hat sie sehr ausgeprägt.
Und: Was ist, wenn der Schnösel auf einen normalen Menschen trifft. (Ja, doch die normalen Menschen mit normalen, angenehmen Umgangsformen gibt es. Man findet sie übrigens oft unter Münchener Handwerkern.) Nun, dann ist der Schnösel dem normalen Menschen zum Davonlaufen, und der Schnösel findet, wie zu erwarten, den normalen Menschen einfach nicht wichtig genug. Nicht zu seiner Kaste, der Kaste der Wichtigen und Erfolgreichen, gehörig.
*
Ach so, ja. Die erbetene Antwort auf meine Mail habe ich von meinem Schnösel natürlich nicht bekommen.

Mittwoch, 19. September 2007

Sex mit dem Volksmund

Noch ein Zitat aus der "Webpräsenz" der Damenzeitschrift ELLE (hier ohne die Pünktchen des Originals):

"Dirty Talk ist für Sie Neuland? Dann beginnen Sie im richtigen Moment damit! Ein ungewohnt explizites "Lass uns jetzt sofort vögeln", während Anne Will Gruselnachrichten zur Gesundheitsreform verliest, wäre für Ihren Partner sicherlich eher verblüffend. In erregtem Zustand dagegen findet er es toll, eine neue Seite an Ihnen zu entdecken. Der beste Zeitpunkt, in die Kunst des Dirty Talk einzusteigen, ist deshalb -- natürlich -- beim Sex."

Und weil so etwas immer mal gut ist, um die Seite etwas häufiger aufgerufen werden zu lassen (was ich ja sonst streng vermeide, weil nichts Populistisches an mir ist), also diese Liste und gleich dazu die Weise ihrer Erzeugung (!):
Nein, dazu habe ich jetzt keine Lust. (sic) Das ist doch einfach öde.
Ach ja, und das noch: Mit der Emanzipation der Frau geht auch ein Fortschritt in Richtung verbaler Explizitheit einher. Es tönt fast wie bei den Männern. Ein Fortschritt für die Frauen, nehme ich an. Jedenfalls für die, die sich ale Jungdynamikerinnen sehen. Es muss aber vielleicht doch erlaubt sein, diese Richtung der Entwicklung die Dämlichkeitsemanzipation zu nennen.

Wasserregister ...

... heißen die Wärmetauscher bei Kaminöfen. Habe ich heute von einem netten Kaminkehrermister gelernt. Mein Modell eines Ofens, der einfach mit Wasser ummantelt ist, ohne gleich an die Zentralheizung angeschlossen zu sein, wollte er nicht gelten lassen. Irgendwas wird da zu heiß, meint er. Und ich bin trotzdem sicher, dass ein Stahlbehälter mit Ofenrohr das Beste wäre. Ach und, ja: die Verkalkung: Unser Wäschetrockner erzeugt übers Jahr genug Kondenswasser, um den Wasserbehälter unverkalkt zu lassen. Ich werde also das Modell selbst zusammenschweißen müssen. Nun gut.

Wenn jemand, der den Weg auf diese entlegene Site findet, mir zuvorkommen will, hier die erste Modell-Zeichnung. (Nein, so ganz maßstagetreu ist die jpg-Umwandlung nicht; aber wir wissen was gemeint ist, nicht wahr?)

Montag, 17. September 2007

Anne Will

Die meisten werden die erste AW-Sendung gesehen haben. Der mediale Werbeeinsatz vorher war ja auch entsprechend hoch.
1.Also: Thema "Wert der Arbeit". Ja, warum nicht. Wichtig.
2.Die Geladenen. Immer schwierig. Alle farblos. Am besten noch René Obermann von der Telekom. Kurt Beck einfach nervig mit seinem Parteigequengel, das keinen interessiert. Rüttgers deutlich ruhiger und dadurch besser. Unklar allerdings, wie seine Argumen- tation in der Mindestlohn-Frage läuft wenn a) das Beispiel mit den 5 Euro steht und also klar ist, dass das »freie Spiel der Kräfte« Gewerkschaft gegen Kapitalseigner nicht mehr funktioniert und wenn b) die meisten europäischen Länder einen solchen Mindestlohn haben. Auf Frau Käßmann, Beschöfin, wurde vom sonst sehr gut berichtenden Experten durchgehend mit Frau Kläsmann angesprochen.
3.Summe Gäste: Vielleicht wäre es am Besten, wenn immer nur 1 Politiker geladen würde und auf Experten unddas Volk trifft.
4.Der Einfall, eine Betroffene und einen Experten zu Wort kommen zu lassen war gut. Die Betroffene, eine Ingenieurin, die für 5 Euro Stundenlohn in einem Call-Center arbeitet und es als demütigend empfindet, dass sie dann auch noch Ergänzungsgeld bei einem Amt abholen muss.
5.Verwirrend das »Bühnenbild«. Irgendwie postmodern-mediale Schrankwand. Ein wenig kleiner und vor allem ruhiger hätt es auch getan.
6.Die Moderatorin: sehr gut. Ruhig, unaufdringlich, ruhig nachfragend und steuernd.
7.Alles in allem: eine gute Sendung als Form, im Detail natürlich verbesserbar.

Samstag, 15. September 2007

Meistgesuchten Google-Begriffe

2005 waren das die meistgesuchten Google-Begriffe. Was sagt uns das? Viel.

  • ? Welche Wörter und Wendungen kenne ich gar nicht, bzw. weiß nicht, was sie hier bedeuten sollen?
  • Welche Wörter wurden unterdrückt, weil nicht political correct?

    Myspace
    ?Ares
    ?Baidu
    ?wikipedia
    orkut
    iTunes
    ?Sky News (Warum so oft gesucht?)
    World of Warcraft
    ?Green Day (Der Tag, an dem die Green Cards ausgegeben werden?)
    Leonardo da Vinci

Eine neue Form des Spam

Ich bekomme eine Mail, angeblich von mir selbst.


das großzügige Angebot, das Folgende zu Super-Konditionen zu kaufen!



Freitag, 14. September 2007

Aspekte des Umgangstons im Netz: Drohen und Beleidigen

Natürlich frage ich mich auch gelegentlich, was ein Anonymus an Beleidigungen im Internet so alles von sich geben darf. Wird also so etwas von der Staatsanwaltschaft verfolgt oder ist das Sache einer Privatklage, bei der der Angepöbelte und Bedrohte die IP -- und den Menschen hinter der IP -- gefälligst selbst herauszufinden hat?

Flüge, Klimawandel und Dämlichkeit

In der Schule stellt der Lehrer das Thema für die Erörterung: "Muss angesichts des Klimawandels der Flugverkehr für Urlaubsreisen eingeschränkt werden?" Lustlose Arbeitsatmosphäre. *gähn*
Im Fernsehen fliegt vorgestern ein immer frischfröhlicher Jungredakteur mal eben in die USA, um dort zu überprüfen, ob man, wie im Werbespot gezeigt, wirklich mit dem neuen, starken Küchenmixer auch Coloa-Dosen und Handys zerkleinern kann. Er hat einen normalen Mixer, der gegen den neuen, starken anderen antritt. Was da in den Mixern vor sich geht, das wollte doch jeder schon mal wissen. Dafür muss man mal eben in die USA jetten.
Außerdem das Totschlag-Argument: Am Urlaubs- und am generellen Unterschichtsfliegen* hängen Arbeitsplätze! Nicht nur bei Aldi. Aber eben auch da. "Traumreisen zu Aldi-Preisen."
Nicht dass das Evolutionsprodukt 'menschliche Dummheit und Kurzsichtigkeit' nicht schon dichterisch erfasst wäre. Es nutzt nur nix.
Wir erinnern uns:
  • "Glücklich ist, / wer vergisst, / was nun mal nicht zu ändern ist."

Die ökologische Dämlichkeit des Menschen ist also ein Produkt der Evolution. Wir kommen gegen sie nicht an. Sie ist stärker als Sex und das Bedürfnis nach Speis und Trank. Was uns in den nächsten fünf Jahren nicht unbringt, ist uns recht.

  • "Kost's Benzin auch drei Mark zehn / scheißegal, es wird schon geh'n. / Ich geb Gas, / Ich geb Gas! / Ich will Spaß. / Ich will Spaß!"

Und, wir erinnern uns noch, was wir auch noch wollen? Wir, als großes kollektives Ich?

  • "Ich will Genuss sofort!"

NACHWORT: Auf Phuket stürzt eine Maschine ab. Billigflieger. Urlaubflieger. Die Lemminge sind unterwegs. Ich glaube, es gibt tatsächlich Leute, die damit angeben, dass sie mal wieder just for fun einen kleinen Teil der Atmosphäre ruiniert haben. Es war ja auch nur ein winziges Stückchen. Und die anderen machen es doch auch. Warum sollte da ausgerechnet ich zurückstehen?! -- Und wetten: Wenn das Wasser, von der Nordsee kommend, seinen Weg durch die Norddeutsche Tiefebene gefunden hat und in den Hügel von Thüringen zur zentraldeutschen Haustüre hineinschwappt, werden die deutschen Fernost-Urlauber dastehen und auf ihr Recht zu Fernreisen beharren. Es ist nun einmal so: Der Mensch als solcher hat für einen Zeitraum, der über fünf Jahre hinausweist, kein Sensorium. Das wissen wir doch. Warum sich also aufreagen. Deshalb hat man ja in der Sowjetunion auch immer Fünfjahrespläne gemacht. Fünf Jahre wird es schon noch gehen. Und dann? Nach uns die Sintflut. Was denn sonst. Traurig stimmt nur, dass die, die da den Untergang bereisen, keine sprachlichen Mittel haben, um wenigstens eine Ode zu hinterlassen. (Was würden wir -- schauen wir vom Wasser ins Feuer -- drum geben, wenn wir eine CD mit Neros Gesang kaufen könnten!)

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* Dieses Wort nehme ich zurück. Natürlich fliegen auch brave Bürgersleut' und auch Oberschichtler nach Thailand oder sonstwohin, nur um sich dort die Haut verbrennen zu lassen.

Montag, 10. September 2007

Wechseljahre -- Wechselzeiten

Man fragt sich ja schon, wie sich rechte Muslime und vor allem Musliminnen fühlen in dieser Gesellschaft. Wenn sie mit Kopftuch oder gar tief verschleiert an einer Plakatwand vorbeigeht, auf der ein Triumph-Model im knappen Büstenhalter abgebildet ist. Ein Gesamtbild, das dann ein Fotograf auch gleich einfängt und in die Zeitung setzt.
Oder wenn eine Frau im STERN mit Bild und vollem Namen über ihre Wechseljahre berichtet und dabei angibt:
Nach einem halben Jahr habe ich gesagt: Schluss damit - ich nehme Hormone. Nach einigem Experimentieren habe ich das richtige Präparat gefunden, und schon nach einer Woche waren alle Symptome verschwunden. Ich war wieder gut gelaunt, schlief die Nächte durch und hatte Lust auf meinen Mann. // In jeder Ehe sollte Sex ein fester Bestandteil sein. Wer sagt, er braucht das nicht mehr, der kann doch gleich alleine leben, das ist viel einfacher. Ich kann trotzdem abends mal nein sagen, wenn ich müde bin und keine Lust habe. Dann wiederum wecke ich meinen Mann unter Umständen nachts um drei Uhr, wenn ich wach werde. Klar kann man um die Zeit Sex haben!
Zwei Fragengruppen: 1. Muss das in der Zeitung stehen? Was bezwecken die Frau und der STERN damit? 2. Was macht diese Frau mit 60, 70, 80, so Gott will mit 90 oder 100? Nimmt sie dann immer noch Hormone?
Und dazu, weil diese Frage heutzutage wahrscheinlich von vielen in der Zielsetzung gar nicht verstanden wird, die Erläuterung: Gehört es nicht zu einen vernünftigen Leben, dass man lernt, sich mit Evolution und biologischen Gegebenheiten abzufinden? Ja, sicher, es ist ein Kennzeichen des Menschen, dass er gegen Alterserscheinungen angeht. Aber wann fangen die Leute an, sich damit abzufinden, dass sie älter und dann alt werden. (Schon merkwürdig: dass der Komparativ weniger alt meint als die einfache, die "positive" Stufe dieses Adjektivs. Noch einmal bemerkenswerter, dass die linguistische Terminologie in der Wikipedia das schon aufgenommen hat: "Es werden diese fünf Steigerungsstufen unterschieden: Positiv (lat. ponere - festlegen) // Komparativ (lat. comparare - vergleichen) // Superlativ (lat. superferre - herausheben) // Elativ (lat. efferre - herausheben) // Exzessiv")
Weil auch das, was ich meine, noch einmal summarisch falsch verstanden werden kann: Nein, ich habe nichts gegen diese Frau und ihre Hormoneinnahme. Ich versuche sie und ihre Bereitschaft, sich damit in die Illustrierte setzen zu lassen, als Zeichen für die Gegenwart zu sehen und zu sagen: Schon gut, aber -- nein, selbstverständlich ist das nicht. Zumal solch liberale Menschen wahrscheinlich auch noch dafür eintreten, dass andere Kulturen natürlich auch das Recht haben, ihre je eigenen Ansichten zu haben. Nur dass eben bei vielen Kulturen dazugehört, das liberale Element dieses Exhibitionismus nicht zu tolerieren.
Und auch hier, bei dieser ambitionierten Kopftuch-Frage, lohnt sich der Blick.

Sonntag, 9. September 2007

Metaphern: die Digitalwaage (Korona vs. Soehnle)

Vor ein paar Jahren: beim Mediamarkt in Innsbruck eine formschöne digitale 100-g-Waage der Firma Korona gekauft. Sie war nicht allzu teuer. Irgendwann erst dämmerte mir, dass diese Waage nicht zu gebrauchen war. Warum? Weil sie, wenn man fünf Mal nacheinander daraufstieg, manchmal vier verschiedene, mindestens aber zwei verschiedene Werte anzeigte. 200-g-Waagen schaffen es relativ leicht, dass sie das Gleiche anzeigen, wenn nacheinander das gleiche Gewicht darauf gestellt wird. Abei 100-g-Waagen schaffen das nur die guten. Vor ein paar Monaten, die neue Waage von Soehnle, die bekommt das hin.
So, und jetzt können wir darüber nachdenken, was das wohl bedeutet, wenn wir das Ganze als Bild nehmen und auf die Politik und im Zweifelsfall auf die Philosophie des Lebens übertragen.

Donnerstag, 6. September 2007

Beyonce

Are Eva Longoria and Beyonce lesbian lovers?

Who knows?

(But as far as I know -- they are not!)