Mittwoch, 28. November 2007

Doktortitel im Pass

Der bayerische Ministerpräsident hat im Frühjahr 2007, als er noch bayerischer Innenminister war, den Doktortitel im Pass verteidigt. Der gestrichen werden sollte. Die Süddeutsche zitiert in indirekter Rede und dann wörtlich: "Ein Doktorgrad sei zudem nicht nur Ausdruck einer besonderen wissenschaftlichen Leistung, 'er ist vielmehr auch im täglichen Gebrauch zur höflichen Anrede üblich', schreibt Beckstein an Dr. Schäuble, interessanterweise aber nur unter der Anrede ,'Sehr geehrter Herr Kollege, lieber Wolfgang'."

Mit dem zuletzt vermerkten Punkt ist die SZ nun aber nicht auf dem Altehrwürdig-Laufenden. In Deutschland ist es üblich, dass sich Personen mit gleichem Titel ohne den Titel anreden. Sozusagen von gleich zu gleich. Ganz anders in Österreich, wo man es erleben kann, dass sich zwei Professoren oder Doktoren gegenseitig durchaus mit dem Titel anreden. Die Liebe zu Titeln -- sie ist halt gegen die Vernunft, so ungefähr wie Ferrari- oder Porsche-Fahren. Sagen wir also vernehmlich: Die Menschen sind unvernünftig und legen Wert aufs Prestige.

Wer die Feinheiten erspüren will, bedenke: Bei Buchtiteln nehmen auch in Deutschland nur die den akademischen Titel mit auf, die es nicht besser wissen. Es ist unüblich. Und auch in den Nachrichten wird man den "Dr. Schäuble" ja vergebens suchen.

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Nachtrag.

Witzelt der STERN: "Aber die Wahrheit ist doch: Unsere Freunde in den Einwohnerpassbehördenabstempelungszentralen ertragen es einfach nicht[. dass der Dr.-Titel im Pass steht]. Sie haben die Volksschule mit 'Genügend' abgeschlossen, um sich danach zu Einwohnerpassbehördenabstempelungszentralenmitarbeitern züchten lassen. Nun sitzen sie da in ihren C&A-Anzugshosen unter Neonröhren, die Radiergummis muffeln und das Wochenende im Schrebergarten ist noch weit. Für diese Menschen sind Doktoren ein ständiger Stachel im Fleisch, ein unbeschreibliches Etwas, das sie aus der Ferne hochnäsig und ironisch anblinkert. Sie können ja nicht wissen, dass wir nur promoviert haben, um ihnen genau diesen Eindruck zu vermitteln."

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Ach ja, und danach habe ich eigentlich gesucht, weil ich es vor Monaten mal gelesen habe: "Einst Markenzeichen der „doctores“ – nun akademische Verzierung, von der Bundesregierung traditions- verhaftet und gesetzwidrig geschützt." Der Autor kämpft -- unpromoviert -- gegen die Doktoristen und ihr Begehr. Hätt er doch nur seinen Doktor gemacht vorher! Seine Einlassungen hätten irgendwie glaubwürdiger geklungen.

Amüsant aber schon, was passiert, wenn sich jemand an alle möglichen wichtigen Leute und Gruppen mit so einer Frage wendet. (Zum Nachlesen und Nachlachen klicken Frau Doktor bitte einfach hier!)
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Hier noch ein hübscher Nachtrag aus der Sicht der Österreicher, mit dem feinen Hinweis, dass man doch bitte und besser "honoris causa (Ablativ)" statt "... causae" sagen möge.

Sonntag, 25. November 2007

Energiesparen

Bei einer Diskussion im Bayerischen Rundfunk habe ich das zum ersten Mal gehört: Wenn ein größerer Parkplatz in der Nacht auf seine Beleuchtung verzichtet, können alle Standby-Möglichkeiten in privaten Haushalten in Deutschland angeschaltet bleiben, und es wird dennoch gespart. Oder so ähnlich. Dazu passt diese Feststellung:

"Laut Philips fallen in Deutschland nur 20 Prozent des Energieverbrauchs für Beleuchtung in privaten Haushalten an, 80 Prozent im gewerblichen und öffentlichen Bereich. So werde etwa ein Drittel der Straßenbeleuchtung mit Technologie der sechziger Jahre betrieben."
Geht es also mal wieder um lautsprecherische Tönerei, und keiner weiß, wo die großen Verbraucher wirklich sitzen? Ich meine, was nützt es, wenn wenn alle Otto Normalverbrauchers zusammen bei größter Anstrengung das einsparen können, was die Straßenbeleuchtung zwischen 3:45 und 4 Uhr morgens ständig vor sich hinverbraucht?

Montag, 19. November 2007

Kabelsignal drahtlos übertragen

Man kann es gar nicht deutlich und einfach genug formulieren: Antennen- oder Kabelsignale können nicht in der ganzen Frequenzbreite per Funk übertragen werden! Ich Tolpatsch* hab mir also ein Gerät gekauft, das immer 1 Frequenz überträgt. Wenn ich -- wie ich überall hätte nachlesen können -- einen alten Videorecorder nehme, Antennenkabel rein und dann das Kästchen anschließe, kann ich das jeweils eingestellte Programm übertragen. Mehr aber auch nicht. Also, ihr alle, die ihr das gleiche wollt wie ich es wollte: Bedenket wohl ...
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* Heute auch schon: Toll-Patsch, Komparativ: Toll-Patscher, Superlativ: Toll-Patscherkofel.

Ungebetene Metasuche

Gibt es jemanden, der dabei ist, ein Buch über all das zu schreiben, was das Internet kaputtmacht oder auch nur, was da so alles nervt? Dann mal hier ein Beispiel: die sich ungefragt ausplusternden Metasuchmaschinen. Ich gebe in Google ein ma-620 infrarot treiber und bekomme Dutzende von Hinweisen, wo ich die "Einzelteile" suchen könnte.

Ja, Menschenskind, Leute! Könnt ihr eure geschäftlichen Energien nicht sinnvoller einsetzen? So einen Quatsch zu programmieren und ins Netz zu stellen, kostet doch Zeit und Geld.

Sonntag, 18. November 2007

Will, Meckel und die Sprachbeobachtung

Nachdem ich heute gelesen habe, dass Anne Will und Professor Miriam Meckel ein Paar sind und sich dazu bekennen, wollte ich wissen, wer MiMe ist. Da finde ich unter einem Foto den Satz:

"Schon die Einleitung von Miriam Meckel beschwörte die Zuhörer- schaft mit einer dieser beliebten Folien, wo drauf stand Web 2.0 ist kein Ding, sondern eine Geisteshaltung." (Quelle)

Da interessiert mich dann auf einmal der Gang der Sprachdinge wieder mehr als die Frau Professor Meckel. wo drauf stand? Vielleicht doch ein Komma oder ein Doppelpunkt? beschwören -- N. N. beschwor die Zuhörer, das und das ja nicht zu tun. So ungefähr hab ich mir bisher die Verwendung des Verbs beschwören vorgestellt. Und nun das! Und dass das Web 2.0 kein Ding ist? Je nun, wer hätte denn das jemals angenommen?! Aber dann gleich eine Geisteshaltung? Jesses na!
Wenn da stünde: Geschwafel ist kein Ding, sondern das Produkt einer Geisteshaltung, dann unterschriebe ich sofort.
Bleibt die Frage offen: Wer ist denn nun das interessantere Paar, Will - Meckel oder Illner - Obermann? Oder ist das keine Frage, sondern beschwörte dies, kaum zur Frage geworden, eine Geisteshaltung?

Sonntag, 11. November 2007

Schäuble, der Datenschutz und die festen Meinungen

Rationalität ist ein hohes Gut in der Politik. Was die Online-Durchsuchungen angeht, so ist es schwer, diese Rationalität aufrechtzuerhalten. Die meisten Blogger sind -- natürlich? -- gegen die Online-Durchsuchung durch den Staat. Eine Probe? Nachschlagen nur mal hier, bei blogger.de. Die "schweigende Mehrheit" (oder ist es doch eine Minderheit?), die die alte These unterstützt: "Wer nichts Kriminelles zu verbergen hat, braucht sich vor der Online-Durchsuchung nicht zu fürchten"´kommt kaum vor.
Versuchen wir es mal mit den Vorstufen zu einem guten Besinnungsaufsatz. Zwei Fragen für den Anfang:
  • Wovor fürchte ich mich konkret, wenn meine Festplatte durchsucht wird? (Mögliche Antworten: vor gar nichts; ich möchte das prinzipiell ganz einfach nicht -- ... -- davor, das meine Liebesbriefe an Monika ... meine geschäftlichen Mails mit Firmengeheimnissen ... meine Raubkopien von CDs und DVDs ... meine normalen pornografischen Streifzüge im Netz ... meine kinderpornografischen Files ... meine Absprachen mit den Leuten meiner kriminellen / terroristischen Vereinigung entdeckt werden)
  • Wie soll mit Online-Kriminalität der verschiedenen Formen und terroristischen Aktivitäten via Netz umgegangen werden? (Schäuble hat schon recht; solche Untersuchungen müssen generell mögich sein ... Der bisherige Rechtsweg 'Anfangsverdacht', 'richterliche Genehmigung', 'Durchsuchung in diesem gegebenen Einzelfall' reicht völlig aus)

Das Problem mit der politischen Rationalität, hier wie anderswo, besteht darin, dass die wenigsten Menschen es aushalten, bei sensiblen Bereichen die Alternativen neben ihrer eigenen instinktiven Meinung zu durchdenken. Aber nur unter dieser Voraussetzung ist politische Rationalität möglich. Es hilft nicht, wenn jede abweichende Meinung sofort schabloniert wird und zu allergischen Abwehrreaktionen führt.

Donnerstag, 8. November 2007

Aldis Ferari (Oder: Das erzähl ich Lafontaine!)

Eine Meldung und ein Angebot verdienen es, miteinander verknüpft zu werden. Das Angebot von Aldi: einmal einen Ferrari fahren.

* Fahrt im Ferrari F355 durch den Raum München
* kurze Einweisung durch einen erfahrenen Streckencoach
* Coach als Beifahrer
* Gelegenheit zu einem Erinnerungsfoto
* Kraftstoffkosten
* Vollkaskoversicherung ohne Selbstbeteiligung

Wie lange? Nett0 25 Minuten. Das kommt man auf dem Mittleren Ring nicht allzu weit.

Die Meldung des Abendblatts: "Zehn Prozent besitzen zwei Drittel des Vermögens". Was sich weiter spezifizieren lässt. "Allein das wohlhabendste Prozent der Bevölkerung verfügt demnach über mehr als 20 Prozent der Werte"

Wie lange kann das gut gehen? Vor allem, wenn René Obermann weiterhin Fernsehfrauen freit und gleichzeitig die Leute vor die Tür setzt. Mein sozialrevolutionäres Herz sagt mir: Da passt doch was nicht zusammen!

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Nachtrag: Wer es partout nicht lassen kann, der gehe -- pardon fahre (mit seinem getunten Kleinwagen) doch bitte eher zur Speecacademy nach Österreich.