Sonntag, 10. Dezember 2006

Philip Roth, oder: das Hochton-Schwadronieren

Ich, der ich als Lektüre die einfachen Romane von Michael Crichton, Thomas Harris und auch Robert Harris, Ken Follett usw. bevorzuge, also Schlichtgemüt-Spannendes, ich bekomme den 'Menschlichen Makel' ('The human stain') von Philip Roth geschenkt. Jenen Roman, der gleich auf der Vortitelseite von FAZ, ZEIT, Tages-Anzeiger, FR und WELT gelobt wird. Ich lese gleich mal hinein. Und was soll ich sagen? Nichts kann ich sagen. Ich kann nur fragen: Ist dieses träge dahintreibende Herumschwadronieren mit langen Sätzen und Sex-Sottisen wirklich die große Romankunst, die die Kritiker wollen? Oder trifft hier die eine Klasse der Schwadroneure ein zentrales Mitglied der anderen Klasse des Hochton-Schwadronierens, und dann geht das Loben des erstaunlichen Hochtons los?

Textprobe, S. 168: "'Hätte Clinton sie in den Arsch gefickt, dann hätte sie [die Praktikantin Monica Samille Lewinsky] vielleicht den Mund gehalten.' [...] 'Er hätte sich ihrer Loyalität versichern können, wenn er sie in den Arsch gefickt hätte. Das wäre ein Pakt gewesen."

Ich verstehe schon, so was müssen die großen Erotikanten unter den Kritikern, wie Marcel Rreich-Ranicki oder Hellmuth Karasek, einfach gut finden! Und die WELT -- es ist in dem Buch nicht zu lesen, wer da besprechend zur Stelle war. Der Rezesent der WELT also weiß zu urteilen: "Was für ein Roman! Was für ein ungeheurer, großartiger, menschenkluger Roman!" Und ich? Ich weiß endlich, was es mit dem mir bis dato unbekannten Prädikat menschenklug auf sich hat. Da wär ich von alleine so leicht nicht draufgekommen. Das geb ich zu. Diese Sprache, diese gewaltigen Einsichten des Philip R.

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Nachtrag: Wer das Thema liebt -- also nicht Roth, sondern das andere Thema --, der sei auf den passenden Zufallsfund Nr. 17 auf der CD von Les Derhos'n, Titel: Voll unter die Goethelinie, hingewiesen ...

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