Samstag, 2. Dezember 2006

Rechtschreibreform und Paranoia

In Theodor Icklers "Rechtschreibtagebuch", hier, ein Bericht über seinen, Icklers, Besuch bei der FAZ, die sich fragt, ob sie nicht demnächst mit der alten Rechtschreibung allein dastehen wird. Was einem nun Angst machen kann: Gute, überraschende Querverbindungen schlagen zu können, ist ein Zeichen von Kreativität und Sprachwitz. Ganz klar. Das "Streiflicht" der Süddeutschen Zeitung ist beinahe jeden Morgen ein Zeugnis für diese Tatsache. Aber wie das so ist -- so etwas, die Kreativität, kann sich mit dunklen Geistesmächten verbinden, und sie kann sich verselbständigen. Dann kommen Verbindungen heraus, die diesem Kommentar zu Ickler ähneln.

"Vielleicht fragen sich diese Geistesgrößen auch, wieviel 'Prozent' ungesundes Polonium im Körper des verstorbenen Alexander Litwinenko vorhanden waren. Vielleicht 0,0001 Prozent? Oder 0,001 Prozent? Egal, jedenfalls nicht der Rede wert. Wenn 99,999 Prozent der Körpermasse in Ordnung sind, ist doch alles paletti. Litwinenko ist wohl an Altersschwäche gestorben, und Haarausfall soll bei erwachsenen Männern nichts Ungewöhnliches sein."

Ach ja, man muß vielleicht erklären: Hinter diesem Bild steht die Annahme, daß die gesunde deutsche Sprache auch schon durch geringste Dosen des extrem starken Rechtschreibirrtumsgifts umgebracht werden kann.

So etwas, diese Art der querverbindenden Kreativität, kann einem schon Angst machen. Bei so etwas letztendlich Läppischen wie der Rechtschreibung kommen solch tiefdunkle Phantasien und Aggressionen ans Licht. JessesMariaundJosef!

Ich wünsche mir manchmal, irgendwo in der Prärie der USA eine kleine, feine Farm zu haben. Weit weg von Deutschland, in dem vielleicht doch noch unter dem Obersalzberg oder wo auch immer jene endgültige Paranoia schlummert, die schließlich den Endsieg davontragen wird.

Und ich frage mich: ob dem Professor Ickler jederzeit wohl ist, wenn er sich so seine Mitstreiter anschaut?

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Ach, und dann finde ich noch das. Und ich kann tatsächlich lachen!

"Dr Duuhden hatts doch frieher guht gregelt."

"Das komt dafon wenn Leude das saagen hapen die von Duuhden und Blahsen kaine Anung hapen."

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Und wer es beim Thema "Rechtschreibung" juristisch (= "Recht und Schreibung") mag, der findet da was sehr Schönes!