Samstag, 28. März 2020

AfD / "kognitive Fähigkeiten"

Mal wieder ein längerer Kommentar von mir in der ZEIT. Artikel:

AfD. "Leute mit unterdurchschnittlichen kognitiven Fähigkeiten". Der emeritierte Hamburger Wirtschaftsprofessor Jörn Kruse war Gründungsmitglied der AfD. Er zweifelt an der Auflösung des rechtsradikalen Flügels um Björn Höcke. Interview: Frank Drieschner, Hamburg 27. März 2020.

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Oben unter #1 tobt gleich der Kampf um "Rechtsradikales hätte man gleich zu Beginn, der AfD-Gründung, voraussehen müssen" / "hat man ... nicht voraussehen können".

Ausnahmsweise erscheint mir diese Causa AfD relativ durchsichtig und klar zu gliedern:

1. Gründung / Lucke etc.: Gegen Euro und Euro-Ausgleichszahlungen, gemäßigte Kritik Zuwanderung

2. Feindliche Übernahme Frauke Petry: Zuwanderung extremer kritisiert, Richtung Kulturkampf, Euro im Hintergrund

3. Resignation Petry, Übernahme  Gauland / Weidel / Höcke: Rechtsextremisierung, Kulturkampf Islam, Verharmlosung bzw. lose Anknüpfung NS-Zeit, in Teilen antisemitisch / judenfeindlich; repräsentative Demokratie wird als System infrage gestellt.

1. ist auf keinen Fall 3. und nur Oberschlaue haben unter 1. schon 3. gesehen. (Gesehen hat es natürlich die unklar definierte "linke Truppe", die hinter allem, was nicht in ihrem Sinn links ist, schon das Rechtsradikale sieht.)

Unterm Strich: Politisch anders Empfindende für geistig minderbemittelt zu erklären, ist zwar ein sehr beliebtes Mittel der politischen Polemik, es hilft aber im Verstehen und Einordnen der Probleme nicht die Bohne. Wenn Politik wissenschaftlich gesehen und erklärt werden soll, ist es am besten, die Akteure wie Schachfiguren in einem komplexen Spiel zu analysieren. Nach welchen Regeln agieren sie? -- Diese analytische Sicht können die wenigsten einnehmen. Warum nicht? Weil sie selbst Figuren im Spiel sind und sich mental davon nicht abkoppeln können.

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