Dienstag, 9. Juni 2020

Ken Jebsen

Bevor ich zu Ken Jebsen komme, ein Rückblick. Wohl dem, der ein gut sortiertes Archiv besitzt! -- 1996 schrieb die Journalistin Heidrun Noblé über Hellmuth Karasek, den Literaturkritiker, diese  unvergleichlichen Zeilen:

"Merkwürdig nur, daß Sie immer in die Kamera schauen wie ein unschuldig verurteiltes Backenhömchen auf dem Weg zum Schafott. Erstaunt, waidwund, aber tapfer." (Sendeschluß. Hellmuth Karasek. Heidrun Noble über einen Kulturkritiker als TV-Tingler. Die Woche, 15. März 1996, S. 52)

Auf diese Weise den Gesichtsausdruck und das Wesen in Worte zu fassen -- eine hohe Kunst!

Wie ist das nun bei Ken Jebsen, von dem in letzter Zeit doch viel die Rede ist. Ich spreche nur vom Äußerlichen und vor allem vom Gesicht und dem Gesichtsausdruck. 

Erst einmal: Ist da nicht was von Karasek in diesem Gesicht. Nein, nicht das "unschuldig verurteilte Backenhömchen", sondern: "Ich weiß ja, dass ihr mich anseht, und ich versuche ja auch einen nach Kräften wichtigen Gesichtsausdruck aufzusetzen! Bitte beachtet das!" Was herauskommt ist eine Mischung aus Verlegenheit und gewollter Überwindung der Verlegenheit. Und damit kann man es durchaus zum Medienmann bringen. 

Dann ist da -- nein, das ist kein dummer Vergleich! --, es ist da wirklich ein anderer Ken! Welcher? Na der Ken von Barbie natürlich! Dieses männlich-kantige Gesicht, das ist jener Ken! 

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Und dann erst schau ich in die Wikipedia, wo mir dieser Abschnitt besonders gefallen hat:

"Der Medienwissenschaftler John David Seidler widmet Jebsen in seiner Dissertation über die Geschichte von Verschwörungstheorien als Geschichte der Medien einen eigenen Abschnitt, in dem er neben dessen Behauptungen zu den Anschlägen vom 11. September auch seine Aussagen zu Medien und namentlich dem Internet analysiert. Jebsen argumentiere hierzu durchaus widersprüchlich, indem er einerseits das Internet als utopischen Gegenentwurf zu den Mainstreammedien feiere: Diese vergleiche er mit den gleichgeschalteten Medien der NS-Zeit, denn sie seien „damals wie heute, von den Eliten manipuliert“; andererseits aber knüpfe er an das Internet apokalyptisch anmutende Befürchtungen, da aufgrund der Gleichwertigkeit aller Meldungen in den sozialen Medien und deren zunehmenden Unterhaltungscharakters das Netz Gefahr laufe, „die größte Versklavungs-Methode der Menschheit zu werden“: „Goebbels wäre heute vor allem als Drahtzieher bei YouTube, Facebook, Tumblr oder Twitter aktiv. Google würde Goegls heißen“. In diesem Zusammenhang habe Jebsen im Januar 2014 auch Verständnis für den US-amerikanischen Terroristen Theodore Kaczynski und seine Briefbombenanschläge geäußert."

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