Mittwoch, 3. November 2021

Kathleen Stock und die Süddeutsche Zeitung

Ach ja, meine Süddeutsche! Nicht selten geht sie mit ihrem unerschütterlichen, politische Folgen ausblendenden Gut-Sein-Postulieren auf die Nerven. Aber dann wieder ist sie anregend, vielleicht wider Absicht. Hier und heute zum Beispiel. Es geht um den Rücktritt der Philosophie-Professorin Kathleen Stock. Es wurde ja schon viel berichtet.

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Mittwoch, 3. November 2021. Großbritannien. Seid laut, nicht militant. Eine Professorin wird wegen ihrer angeblich transphoben Haltung aus dem Amt gejagt. Ist das angemessen? VON MICHAEL NEUDECKER 

 "In einer Demokratie ist das Recht eines jeden Einzelnen relevant, und Demonstrationen im Umfeld von Universitäten sind ein wichtiger Bestandteil dieser Demokratie. Dass Menschen sich über Fragen wie Geschlechteridentität oder auch sexuelle Orientierung schneller und mehr aufregen können als über Rentenreformen oder Regierungsbildungen, liegt außerdem in der Natur der Sache. Und Minderheiten müssen manchmal laut sein, um gehört zu werden. Die Schwelle zur Militanz aber sollte man dabei nicht aus dem Blick verlieren."

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Hinweis 1: Warum sollte man sich, mal ganz grundsätzlich gefragt, über Geschlechteridentität oder auch sexuelle Orientierung schneller und mehr aufregen als über Rentenreformen oder Regierungsbildungen? Wer begründet das bitte mal? Wenn es ein Kontinuum von Öffentlich und Privat gibt, dann ist für die meisten doch die sexuelle Orientierung wichtig, aber privat. Rentenreformen und Regierungsbildungen aber sind überaus wichtige öffentliche Themen. Das muss man nicht so sehen, aber man kann und darf es so sehen.

Hinweis 2: "Die Schwelle zur Militanz" -- wunderbar gesagt. Nur -- wo liegt diese Schwelle? Da würde ich gerne eine Untersuchung sehen.

Hinweis 3: "Nicht aus dem Blick verlieren" sollte man diese Schwelle? Nun ja, mit Blicken und Schauen ist es halt nicht getan. Man sollte sie nicht überschreiten, die Schwelle.

Also, die Süddeutsche begleitet mich, wie man sieht, treu auf dem Weg zu einer, meiner endlich mal ausformulierten Argumentationstheorie.

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