Mittwoch, 28. Februar 2007

Rechtschreibreform -- Diesen Fund ...

... will ich doch festhalten:

tokio-hotel-fans und die deutsche rechtschreibung
| eingetragen: 30.01.06 ...
kann es sein, dass die fans der band tokio hotel sich mit der rechtschreibung schwer tun, oder ist das ein allgemeines problem? was sich in den kommentaren zu dem beitrag, den ich bills neuer frisur widmete, so alles findet ist doch sehr erschreckend:

wenn es ihm gefehlt dann gfehlt es mir auch
bill sah vorher mit der mangafriesur bessa aus
i love bill der neue look past im fölig.

[ Quelle ]

Dienstag, 27. Februar 2007

Erörterung

Zu später Stunde bereite sich noch einen Text zum Schulthema "Erörterung" vor. Ich lese Deutschlehrer-Seiten, die mir wahrhaftig wehtun. Warum? Weil jede Zeile das unstillbare Bedürfnis atmet, vor den anderen als Wissender zu bestehen. Erkenntnissuche nicht als Bedürfnis, sondern als Akt des sozialen Gut-Dastehens. Aus beinahe jeder Zeile quillt der Odem des durch Rolle und Institution erzwungen Besserwissens. Statt: Ich weiß es nicht, gerade darum denke ich nach! das lautstarke: So ist es! Der Lehrer spricht, ohne den Satz laut auszusprechen: "Ich will zeigen, was ich alles drauf habe!" Da werden herzzerreißend feine Differenzierungen gegeben, die einen sofort in einen unangenehmen Schwindel versetzen. Die Formulierungen kommen überaus schief und übermotiviert daher. Aus allen Poren quillt die Angst des Pädagogen vor dem Versagen. Vor dem intellektuellen und dem menschlichen Versagen.

Ich möchte am Ende des Tages einen Litaneienvers schreiben, der so beginnt: "O Schule, du Ort der traditionellen Versagensangst! ..." Und irgendwie, durch einen göttlich einfachen müsste dann klar werden, dass die Lehrer und die Schüler Angst haben. Vielleicht machen die Lehrer den Schülern Angst, um von ihrer eigenen Angst abzulenken?

Und dann die erste Bitte: "Lass uns ehrlich und einfach sein. Lass uns so werden, dass wir den Schülern nicht mit dem bombastischen Kleister unserer intellektuellen Selbstzweifel den geistigen Atem nehmen!"

Und am Ende muss ein Heiliger gefunden werden, dem wir sagen können: "Wir bitten dich, erhöre uns!" Welcher Heilige könnte das sein? Vielleicht der heilige Sokrates?

Nein, ich nenne diesmal keine Quellen und Stellen.

Sonntag, 25. Februar 2007

Presseschau: die taz

Die taz mag es gerne nassforsch, und sie hält das, als Kollektiv, womöglich für progressiv. Wer ein solches Urteil gerne weniger generalisierend hat, der lese mal den Artikel "Napola – Elite für den Führer", von Dietrich Kuhlbrodt.

"Im Nachspann sprießen wunderschöne Eisblumen zu dem, was uns die Inschrift noch schnell zu sagen hat. Wir haben ein Kriegerdenkmal gesehen! Die Napola-Schüler: "Aus ihren Reihen fiel jeder Zweite." - O Gott, und Dr. Theo Sommer lebt!"

Statt nassforsch kann man natürlich auch pseudoprogressiv-dämlich sagen, oder, weil das Wort so lang ist, abkürzend: ppd.

Portraitanstrich?

Ich muss endlich wieder mal an mein "Portrait". Das ist freilich ein Text, ein besonderer. Aber hier ist es auch schön!

Porträt

Treten Sie mit dem Künstler in Verbindung, um einen Portraitanstrich zu beauftragen

portrat Portraiät Englisch
portrat Portraiät Spanisch
Portraiät Franzosen
Portraiät Chinese
Portraiät Deutscher
Portraiät Italienisch
Portraiät Portugiesisch
Portraiät Japaner

Freitag, 23. Februar 2007

Rechtschreib-Regelwerk

In einer Newsgroup zum -- wirklich so, Jesses na! -- 'Fictionwriting' werden Autoren von anderen Autoren zu den formalen Feinheiten des Dialogeschreibens belehrt.

Kommasetzung nach wörtlicher Rede: Wenn deine wörtliche Rede mit „!“ oder „?“ endet steht danach kein Komma. Also statt: „Bist du sicher?“, fragst du ohne… // „Bist du sicher?“ fragst du… Und statt: „Diesmal nicht.“, versuche ich einen Anfang… // „Diesmal nicht“, versuche ich…

Aber genau das hat die Rechtschreibreform so nebenbei geändert! Die neuesten Errungenschaften dieser Kulturrevolution finden wir hier, in diesem Regelwerk. (Regelwerk! Wenn ich das Wort höre, springt mich das Grausen an.)

„Immer muss ich arbeiten!“, seufzte sie.

Das ist dort das Beispiel. "Was tun?" fragte Lenin? Und schon ist die Antwort gegeben. Wir schließen uns in diesem Punkt dem neuen "Regelwerk" mal wieder nicht an. Punktum!

Donnerstag, 22. Februar 2007

Das Bekanntwerden dieses Blogs

Heute beschließe ich, dass ich, irgendwann in den nächsten Wochen, etwas zum Bekanntwerden dieses Blogs tun werde. Als Versuch. Die Zahl der Seitenaufrufe da unten stimmt zwar nicht, weil die direkt aufgerufenen Seiten nicht mitgezählt werden. Aber sei's drum. Mal sehen, wie sich das mit ein paar Ideen steigern lässt. Schön, dass sich andere Menschen schon so ihre Gedanken gemacht haben. Die will ich mal beherzigen. Die Gedanken, meine ich ...

Deutsche Weblogs

Ich suche nach "Deutsche Weblogs". Ich finde eine Seite, auf der sich, zugegeben: neben anderem, das hier findet:

11:40 Uhr // XML Newsfeed // Glamourgirls - Models - Traumfrauen - Glamour Babes - Pornostars - Sexstars // Geile Blondinen 4 Free // Blond fickt gut ist nicht nur ein Spruch – in diesem kostenlosen Memberbereich kannst Du Dich davon überzeugen, dass diese bl…

Ich hab nichts gegen Sex und Erotik. Aber die Frage sei erlaubt -- müssen gewisse Menschen aus dem Sex grundsätzlich ein Geschäft machen, um dann, beim Geschäftemachen, rasch und offenbar irreversibel zu verblöden?

Die Geschäfte der Telekom

In der ZEIT* steht unter "Macher & Märkte" eine Meldung mit der Überschrift "Telekom: Turbulent", die mit den Worten beginnt: "Bei der Telekom eskaliert". Diese Wortfolge nehme ich, um bei der ZEIT selbst und dann bei Yahoo nachzuschauen, ob diese Meldung auch in der ZEIT-Online-Ausgabe zu finden ist. Ist sie nicht. Bei Yahoo finde ich aber eine Reihe anderer Meldungen als Treffer. Beispielsweise:

12.10.2006 06:50 // PRESSESPIEGEL/Unternehmen // DEUTSCHE TELEKOM - Bei der Telekom eskaliert der Konflikt zwischen Management und Arbeitnehmervertretern. Die Gewerkschaft ver.di bereitet in der Geschäftskundensparte T-Systems Warnstreiks vor. (Quelle)

DEUTSCHE TELEKOM - Bei der Telekom eskaliert der Konflikt zwischen
Management und Arbeitnehmervertretern. ... (FTD S. 1) (Quelle)

Und so weiter. Wer es genauer sehen will, kann hier den Versuch wiederholen.

Daraus folgt nun dreierlei ziemlich eindeutig:

a) Die Presseorgane schreiben voneinander ab. (trivial)
b) Oder: Die Stilbreite der Zeitungen ist nicht sonderlich hoch. Konflikte, ja, die eskalieren eben. (relativ trivial)
c) Die Konflikte bei der Telekom eskalieren nun schon seit einiger Zeit. (nicht trivial, aber vielleicht eine Erklärung für die Probleme bei diesem Unternehmen)

Das war es aber gar nicht, was ich sagen wollte. Vielmehr ging es um das Folgende: In den letzten zwei Wochen hatte ich gleich drei Anrufe aus dem Callcenter der Telekom, weil ich von einem nie wirklich genutzten Telekom XXL-Tarif zu Alice (+AOL, jetzt im Besitz von Telecom Italia, die Globalisierung eben) gewechselt bin. Telekom-Frage: Warum eigentlich? Antwort: Wegen der Kosten und der Telekom-Werbung, die mit nicht gefällt. An die Aktie denke ich nicht mehr. Ich hatte ja auch keine gekauft. Aber die Krug-Verführung damals passt gut zu der Werbung heute.

Worum ging es mir noch mal? Ach ja, um zwei Dinge. Erstens: In dem Artikel in der ZEIT, nächste Spalte, "DSL-Service: lausig", lese ich so ganz nebenbei, dass man jetzt besser nicht den Provider wechselt. Weil man sonst Wochen, vielleicht gar Monate ohne Telefon und DSL-Anschluss dasteht. Die Geschäfte laufen einfach zu gut. Die Anbieter kommen mit dem Schalten gar nicht nach. Den Provider für die Internet-Verbindung habe ich nicht gewechselt. Wohl aber den Telefonanschluss. Ich bin mal gespannt. Ab 1. März soll es soweit sein mit dem Wechsel. Ob es nahtlos geht?

Zweitens: Timotheus Höttges (schöner Name!), Chef Festnetz bei der Telekom, hat eine Mail an alle Mitarbeiter geschrieben. Dass die Telekom Mitarbeiter braucht, "die in der Telefonberatung einfach gut sind".

Da kommentiert die ZEIT trocken: "Wie das gehen soll, wenn die Löhne demnächst auf 'Marktniveau', als um mehr als ein Drittel, abgesenkt werden, lässt er in dieser Mail offen."

Ich habe da Ideen. Die erste zur Erklärung: Die Telekom schafft das mit dem Absenken und der Qualität, weil die "Mitbewerber" den gleichen Druck machen. Marktniveau eben.

Die zweite Idee als eine Art Ratschlag: Die wirklich guten Telefonberater sollten sich überlegen, ob sie nicht einen eigenen Betrieb als Berater aufmachen und dann -- die Telekom beraten, damit die besser beraten lässt. Oder sie könnten, noch besser, gleich einen Marktstand mit Second-Hand-Handys aufbauen. Da verdienen sie wahrscheinlich pro Woche mehr als bei der Telekom im Monat, und wenn sie mal "keine Lust auf Arbeit" haben, bleibt der Stand einfach geschlossen.

---

* Papierausgabe Nr. 9 / 22.02.2007, S. 32, Rubrik Wirtschaft.

Mittwoch, 21. Februar 2007

Stimmliches

Heute hat Kurt Beck geredet. Und ich dachte bei seinem Aufschrei: Hier spricht Joseph Goebbels. Kommen die beiden aus der gleichen Gegend?


P. S. Nein, ich will Beck nicht im Entferntesten mit Goebbels vergleichen! Ich rede wirklich nur über diesen Tonschnipsel, über nichts anderes!

Sprache und Sachen

Hier, auf der Seite über Twistringen, finden wir die folgende Stelle:

Am 13. November stürzte ein belgischer Lockheed F-104 Starfighter im Ortsteil Mörsen auf ein Wohnhaus. Der Pilot, ein Feuerwehrmann, der Vater, die Mutter und zwei Mädchen der Familie kamen ums Leben. Ein Junge der Familie konnte sich vor dem Ausbreiten des Feuers auf das Wohnhaus aus einer Luke heraus retten. Das Unglück hinterließ drei junge Waisen.

Was kann man da alles fragen!
  1. Hatte Belgien wirklich Starfighter?
  2. War da ein wirklich ein Feuerwehrmann schon zum Absturz zur Stelle? (Oder war er der Mann, der mit seiner Familie in dem Haus wohnte? Nein, wahrscheinlich kam er bei den Rettungsarbeiten um. Aber geht das aus der Formulierung hervor? Kaum.)
  3. "zwei Mädchen der Familie" und "Ein Junge der Familie". Liebe Deutschlehrer! Würdet ihr so was anstreichen oder nicht? Wenn ja, warum. Wenn nein, warum nicht.
  4. Und wie, liebe Lehrer, steht's um den Satz: "Das Unglück hinterließ drei junge Waisen." Hinterlässt ein Unglück Waisen? Würde man, wenn die drei zwischen 25 und 31 Jahre alt gewesen wären, überhaupt von Waisen reden? Ab wann ist man, wenn die Eltern sterben, keine Waise mehr?
Fragen über Fragen!

Samstag, 17. Februar 2007

PC-Zeitschrift

Gelegentlich gebe ich einer alten Versuchung nach und kaufe eine PC-Zeitschrift. Ungefähr mit dem Gefühl eines Mannes, der früher einmal notorisch zu viel gegessen hat. Der sich ziemlich erfolgreich auf Diät gesetzt hat. Und dann auf einmal -- kauft er sich eine Bratwurst. Er war eben nur ziemlich erfolgreich.

In der Regel kaufe ich die CHIP in der billigen Variante, 1,99 Euro. Manchmal, wenn eine Aktion ansteht, kostet sie auch nur 0,99 Euro. Diesmal aber war es dann ein BigMac der Zeitschriftenauslage: Die PC WELT für 4,99. Die Ausgabe mit DVD.

Was die DVD angeht, so steht gegen eine solche Scheibe immer die folgende Überlegung. Das meiste, das da drauf ist, gehört zwei nutzlosen Gruppen von Digits an, a) Dateien, die man aus dem Internet frei herunterladen kann und b) Dingen, die ich nicht brauche. Aber -- anyway. Ein Zeitschriften-Fressanfall eben.

So, und nun mache ich mal eine Pause, weil ich die DVD noch immer in der Zeitschrift drin klebt, und ich für das Wochenende mir vorgenommen habe, mir einmal ein etwas differenzierteres, ein sozusagen exemplarisches Urteil zu bilden. Über die Zeitschrift und die DVD.

Eins aber kann ich schon jetzt sagen: Die PC WELT kommt in einem Design daher, als ob es die Minimalismus-Erfolgsgeschichte von Google ("sehr wenig auf weißem Hintergrund") nie gegeben hätte. Das Äußere der PC WELT, wie das der CHIP, von PC GO ganz zu schweigen, ist: augenverletzend bunt, wirr, überladen. Ich würde jedenfalls eine Zeitschrift bevorzugen, die dem Google-Design folgt. Was mich auf den Gedanken bringt: Eine Firma, die sich Google Earth leistet, würde wahrscheinlich mit einer richtig guten PC-Zeitschrift den Markt aufmischen. Aber lassen wir das ...

(Fortsetzung folgt)

-------

Abbildung wiedergegeben mit freundlicher Genehmigung der PC-WELT

Mittwoch, 14. Februar 2007

Freiheitskämpfer der Information

Machen wir es zeitgemäß kurz und theatralisch: Hinter den Kulissen tobt seit einiger Zeit ein Kampf zwischen den "Freiheitskämpfern der Information" und den "Copyright-Fanatikern der Industrie".

So würden die "Freiheitskämpfer" formulieren, nicht die, die ihr Geld bei und mit Sony Music und anderen Mächten des Copyrights verdienen.

Selbst den härtesten Etatisten des Copyrights dürfte inzwischen klar sein, dass sie eine verlorene Schlacht kämpfen und untergehen werden, wenn sie nicht, listenreich wie Odysseus seinerzeit, ganz und gar neue Wege beschreiten. Ein Trojanisches Pferd hilft da freilich nicht weiter. Denn wie das Bild es will: Das Pferd gehört längst den Hackern und ihren noch extremischeren Anverwandten von der Virenschreibzunft!

Nennen wir die Stichworte des schon verlorenen Kampfes:
  • extrem findige, sich als Freiheitskämpfer verstehende und von vielen "usern" so akzeptierte HACKER, die jeden Kopierschutz binnen Kurzem knacken und das, irgendwie ja nicht ganz zu unrecht, als zeichen ihrer Intelligenz und ihres Könnens nehmen
  • das nicht vorhandene und durch keine Marktmacht zu erzeugende Unrechtsbewusstsein, also: das Nicht-Unrecht-Bewusstsein der kopierenden User
  • der Grundsatz: Recht kann auf Dauer nicht am Rechtsbewusstsein der Mehrheit vorbei einfach gesetzt werden
Wie aber könnte der kommende Weg aussehen? Nun, es wird ein Weg der freiwilligen Belohnung sein. Ein Weg für den reifen Bürger. Dieser Weg ähnelt dem Weg der Zeitungen neben den Bushaltestellen. Man wirft seinen Obulus ein und nimmt eine Zeitung. Man wird kaum bestraft werden, wenn man einen alten Hosenknopf einwirft und eine Zeitung klaut, aber -- so was gehört sich einfach nicht. Deppen klauen ungestraft. Natürlich. Aber man tut es nicht.*

Natürlich ist es für eine einst übermächtige Industrie mit CDs und VHS-Millionen, die mit den Süchten, genannt: Beürfnissen der Abhängigen, genannt: Verbrauchern spielen konnte, wie sie wollte, kaum hinzunehmen, dass sie auf einmal auf die Gnade und das Wohlwollen der Verbraucher, die jetzt user heißen, angewiesen sein soll. Aber -- times are gonna change. Wer weiß das besser als die Leute bei Sony music!

Zwischenwege sind ja längst da, und diese Zwischenwege lassen hoffen! Für ein neues Recht und für die Zukunft.

Jetzt mal konkret: Ich benutze seit Jahren, privat und damit legal, als ZIP-Programm den PowerArchiver, im Moment mit der Ergänzung "2006".** Ein Programm, mit dem ich rundrum zufrieden bin. Demnächst -- werde ich es lizenzieren, vulgo: kaufen. Nicht, weil ich damit ein paar Wartesekunden spare, sondern weil ich zufrieden bin und glaube, dass die Programmierer meine Euro verdient haben.

Und was schlagen wir Sony Music vor? Ganz einfach: Sie sollten auf die Buchverlage schauen. Warum gehen Leute nicht hin und kopieren im großen Stil Romane?*** Weil es zu viel Zeit kostet und die Bücher schöner und bequemer zu lesen sind.

Heißt: Eine ganz neue Preisgestaltung muss her! Und ein neuer, ein ästhetischer Mehrwert via Original muss her!

Die Helden des Pop sollen ihre CDs einzeln und halbwegs fälschungssicher ("Das war kein Schreibautomat!") persönlich mit ihrer Paraphe versehen. Einzeln und handschriftlich! Jawohl! Klar, dass da die Zahlen für "Platin" neu definiert werden müssen. Aber - so what? Die Zeiten ändern sich, wie der Deutsche sagt.

Und dann, wenn es soweit ist, schreibe ich den passenden hochtheoretischen Artikel für die Samstagsausgabe der Süddeutsche Zeitung: "Das Kunstwerk in den Zeiten seiner digitalen Reproduzierbarkeit".

---

* Französiche Freunde sagen übrigens: Dieses deutsche Zeitungsmodell an der Haltestelle würde in Frankreich nie funktionieren! Seitdem möchte ich immer in Lille einen Zeitungskasten mit der Voix du Nord und eine geheime Kamera aufstellen und drei Tage lang beobachten, wer zahlt und wer klaut. Wär das nichts für RTL2? oder für Stefan Raab? Ein volkstümlicher Kulturvergleich? Zuschauerzahlen gesichert. Ein YouTub-Schnipsel dann, der schnell Kult würde.

** Um eine Verbeugung zum Zeichen des Dankes zu machen:
Hauptentwickler: Ivan Petrovic
7-ZipDLL v4.39 © by Igor Pavlov
UnRarDLL v3.0 © by Eugene Roshal
UnAceDLL v2.1.1 © by ACE Compression Software
CabinetDLL v1.0.603 © by Microsoft Corporation
SFX stubs © by David Cornish
TBX © by Alex A. Denisov
Besonderer Dank an David Cornish, Autor von SFXMaker, für seine Hilfe und Vorschläge.

*** ACHTUNG! Wenn demnächst "Bücher als solche" über einen RMS (real-material-scanner ((c) für diese Bezeichnung bei mir! Delabarquera)) verlustfrei reproduziert werden können, dann sieht die Sache anders aus. Aber bis dahin vergehen ja noch ein paar Monate.

Mittwoch, 7. Februar 2007

1&1 -- Die Fliegenfalle

Ich habe eben versucht, einige Domains bei 1&1 zu kündigen. Einige zu behalten. Die Entdeckung dabei: Ich finde keine Faxnummer. Denn: Während eine Domain-Bestellung locker online geht, muss eine solche Kündigung schriftlich und mit einer richtigen Unterschrift erfolgen. Eine gewisse eigenartige Ungleichgewichtung. Das habe ich schon immer gefunden.

Aber natürlich finde ich sofort die Stellen, an denen ich neue Domains einrichten, etwas kaufen kann, usw. Es ist wie bei einer bestimmten Fliegenfallenart, und ich bin die Fliege: Ich gehe einen Trichter entlang und am Ende bin ich "drin", in der Falle, und die Stelle, an der ich wieder rauskomme, ist nicht zu finden. Keine schlichte postalische Anschrift in Karlsruhe, mit einer Faxnummer. Nichts dergleichem im Impressum.

Der Anruf: eine weibliche Kunststimme aus dem Telefoncomputer, die mich -- was jeder moderne Mensch ja besonders liebt -- mit der immer gleichen künstlichen Freundlichkeit minutenlang durch Entscheidungsbäume klettern lässt. ("... dann sagen Sie jetzt bitte: VERTRAG!") Schon glaube ich, dass nur ich mich besonders dumm anstelle und das Impressum 3, wo dann tatsächlich eine Postleitzahl und eine Straße oder eine Faxnummer steht, einfach nicht finde, da lese ich im Netz das...

"In diesem Thread wurde mehrfach geschrieben, dass eine Kündigung bei 1&1 gar nicht so schwer sei. Das habe ich anders erlebt. Auf den Seiten von 1&1 findet man weder eine Postanschrift, noch eine Fax-Nummer an die man seine Kündigung schicken könnte. Unter Kontakt steht nur die kostenpflichtige Hotline. So weit kommt's noch, dass ich wegen Infos, die auf die Webseiten gehören, eine kostenpflichtige Hotline anrufe, zumal meine bisherigen Erfahrungen mit der 1&1 Hotline nicht unbedingt so waren, dass ich sie wiederholen möchte. Auch im Control Center habe ich zum Thema Kündigung nichts gefunden. Irgendwo mag's ja stehen, aber jedenfalls nicht da, wo es ein Normalsterblicher findet. Ich halte das für eine bewusste Verschleierungstaktik, um kündigungswilligen Kunden möglichst viele Steine in den Weg zu legen." (Quelle)

Also doch: "Du bist nicht allein, wenn du ..."

Und ich sinniere: Gab es da nicht mal eine Pflicht zu einer Impressum-Seite, auf der im Klartext die schlichten Kontaktdaten angegeben werden müssen?!

--

Nachtrag: Also doch, die Anschrift im Impressum, das ich dann doch finde:

1&1 Internet AG
Elgendorfer Str. 57

56410 Montabaur

Aber auch hier: keine Faxnummer. Die schreibt das Impressum-Gesetz wahrscheinlich auch nicht vor. Und ich erfahre noch, dass ich wenigstens (hoffentlich!) nicht die Welt vertelefoniert habe:

Technische Fragen, Vertragsfragen und Tarifwechsel: DSL Deutschland: 0900 100 04 15 (0 ct/Min.4)

...

4) Nach dem kostenlosen Sprachmenü fallen je nach Produkt 0 bis 99 ct/Min. aus dem dt. Festnetz an. Der für Sie gültige Tarif wird Ihnen angesagt. Zusätzlich können Sie den Tarif Ihrem Control-Center unter https://login.1und1.de entnehmen.

(Wenn Sie sich das mal anschauen möchten, dann bitte hier.)

Und der Satz "Nach dem kostenlosen Sprachmenü fallen je nach Produkt 0 bis 99 ct/Min. aus dem dt. Festnetz an" gibt einem ja schwer zu denken. Was mag das wohl heißen? Unterschiedliche Qualifikation und Bezahlung der Fachkräfte -- darum auch unterschiedliche Kosten? Vielleicht das.

Sonntag, 4. Februar 2007

Google Desktop Search

Im PC-Alltag passiert das: Ich installiere Google Desktop Search, nachdem Copernic nicht mehr funktioniert, heißt: nicht mehr indiziert und nicht mehr gefunden hat. (1: GSD sagen die Kenner. 2. Für die Suche nach den Gründen für das Copernic-Versagen hatte ich schlicht keine Zeit.)

Ich installiere auch noch das Hilfsmittel, das es ermöglichen soll, meine OpenOffice-Dateien zu durchsuchen. (Gadget heißt so was heute.)

Dann passiert das: GDS hört mit dem Indizieren bei zweimaligem Anlauf immer bei 13% auf. Über Tage, und auch, wenn ich den PC nachts durchlaufen lasse.

Außerdem erscheint eine Meldung, für die es unter Google keinen Fund gibt. Die Meldung geht so:

ZIP-komprimierte Ordner.
Legen Sie Datenträger 1 und 2 ein.

Keine Ahnung, welche 'Datenträger' da gemeint sind. Seit ungefähr einem Jahr hatte ich keine Diskette mehr in der Hand.

Google meldet, dass es für "zip-komprimierte ordner" und für "legen sie datenträger" keinen Fund gibt.

So -- so ungglaublich geheimnisvoll können das Internet und mein PC sein!

Bürokratieabbau

Vor mir liegt -- ich hatte es erst mal zur Seite getan -- ein Formular: "Angaben zur Feststellung der Familienversicherung". Mit Namen und einer 9stelligen Nummer. Muss ja sein. Aus alter Tradition. In der Verwaltung muss der Mensch zur Nummer werden. Sonst ist das keine rechte Verwaltung. Auch wenn man heute, im Zeitalter der Datenbanken, aus dem Namen und, sagen wir, dem Geburtsdatum locker eine eindeutige Identifikation machen könnte. Aber die Bürokratie muss den Menschen vernummern. Aus Tradition.

Es fällt mir der alte Gedanke ein, den ich endlich aus dem Kopf bekommen möchte: Wenn es eine Abteilung zur Verwaltung gibt, muss diese Abteilung ihre Daseinsberechtigung nachweisen. Nicht nur, indem sie intern etwas funktionieren lässt, sondern indem sie denen, die von der Verwaltung betroffen sind, regelmäßig ein Formular zum Ausfüllen oder einen Ausdruck zur Kontrolle und zur "sorgfältigen Aufbewahrung" übergibt. Wenn die Richtung stimmen, können auch noch jede Menge Erlasse und Hinweise und Memos dazukommen. Auch ja, und übrigens: Beamte müssen da nicht sein. Eine Hierarchie mit vielen Sachbearbeitern auf der unteren Ebene genügt vollauf.

Dann fangen wir an, in den Bürokratiefluten nach Luft zu schnappen. So wie ich jetzt.

Samstag, 3. Februar 2007

Textsorte Horoskop (gleichzeitig ein Offener Brief an Frau Constantini von der HÖR ZU)

In der Linguistik nennen sich Textgruppen, die etwas Wichtiges gemeinsam haben, "Textsorten". Meistens haben diese Textsorten eine normale alltagssprachliche Entsprechung. Konkrete Horoskope gehören also zu einer -- nein, besser: bilden die Elemente einer Textsorte. Was sind nun die gemeinsamen Merkmale von Horoskopen? Nun, Horoskope sagen, in den Gruppen der Sternzeichen, was über die Zukunft von Menschen voraus. (Dass es inzwischen auch Tierhoroskope für Miez-Mauz und Waldi gibt, lassen wir mal beiseite.)

Voraussagen können, soviel ist klar, unterschiedlich klar und genau sein. Gestaffelt von Vollkommen klar nach Vollkommen unklar ungefähr sieht eine Beispielreihe ungefähr so aus:

a) ABSOLUTE KLARHEIT: Am kommenden Mittwoch wird Sie ein Schulkamerad anrufen, von dem Sie seit ihrer Schulzeit nichts mehr gehört haben. (Ob das am Vormittag, Nachmittag oder Abend sein wird, ist nicht so wichtig. Selbst den Donnerstag Vormittag würden wir noch als Dreiviertel-Treffer ansehen.)

b) MITTLERE KLARHEIT: In der kommenden Woche werden Sie einer interessanten, rothaarigen Frau begegnen. (Wenn nicht: Hab ich die Frau in der U-Bahn vielleicht übersehen und bin selbst schuld, dass die Prophezeiung nicht eintrifft?)

c) ZIEMLICHE UNKLARHEIT: In der kommenden Woche geht Ihnen die Arbeit nicht gerade leicht von der Hand. (Schon sehr in der Nähe der sogenannten self-fulfilling prophecy.)

d) VOLLKOMMENE UNKLARHEIT: In den nächsten Tagen erleben Sie eine Überraschung. (Ja, nun, was ist schon eine Überraschung? Wenn der Briefträger gegen seine Gewohnheit freundlich zurückgrüßt, nachdem ich ihn zuerst gegrüßt habe?!)


Liebe Frau Edda Constantini, vom Horoskop der HÖR ZU!

Nun kommt etwas, was zur einen Hälfte extrem unklar ist und zur anderen überhaupt nicht in die Textsorte HOROSKOP gehört. Sie schreiben mir bzw. meinen Mit-Sternzeichen von der Waage für diese Woche:

"Das Ungewisse, Unentschiedene übt eine große Faszination aus - ..."

Je nun, liebe Frau Constantini! Auf wen übt das Unentschiedene keine Faszination aus. Wohl nicht nur auf die Waage-Menschen. Wenn es denn halbwegs wichtig ist, wohlgemerkt. Ob die Müllabfuhr um 11 Uhr oder um 1/2 12 kommt ist auch unentschieden, aber es fasziniert mich nicht sonderlich.

Wenn es dann entschieden ist, ist es ja kein Unentschiedenes mehr und kann also sowohl vom Sachverhalt wie vom Sprachgebrauch her nicht mehr als Unentschiedenes faszinieren.

"... - solange nichts entschieden ist, scheint alles möglich zu sein."

Tja nun, das kommt auf den Fall an. Um mal ein wenig spitzfindig zu sein: Wenn ich nicht Lotto gespielt habe, sind die Zahlen vom kommenden Samstag noch immer ziemlich offen, aber ausgeschlossen ist, dass ich was gewinne.

Weiter: "Doch diese Einstellung verzögert Abläufe im Job und Alltag langfristig."

Jetzt kommen wir der Sache schon näher! Ich verstehe allmählich. Sie meinen also, ich halte Dinge, die ich entscheiden könnte oder müsste, bewusst in der Schwebe, weil sie, diese offenen Fragen, mich faszinieren? Könnte ja sein. Wenn aber, dann halte ich mich mit Blick auf die Entscheidungen nicht freiwillig zurück. Sondern weil ich psychisch unter Zwang stehen, wie sie wohl selbst schon bemerkt haben.

Ihr Schlussgedanke: "Also raffen Sie sich auf, und treffen Sie Entscheidungen!"

Siehe oben! Wenn Sie, liebe Frau Constantini, mir beim nächsten Mal bitte sagen, wo ich am Mittwoch hingehen muss, damit mir da in all meiner Entscheidungsschwäche geholfen wird, dann wär das was. Sonst aber: Gute Ratschläge und gutgemeint Lebenshilfen dieser Art gehören nicht in ein Horoskop! In meinem Horoskop möchte ich Voraussagen und Warnungen lesen. Warnungen so formuliert, dass ich, wenn ich mich mal bei einer nicht so schwergewichtigen Sache testweise nicht an Ihren Vorschlag halte, nachher überprüfen kann, ob Sie recht hatten. (Am besten ist, nur mal so als Beispiel, so was: Tanken Sie nicht am Mittwoch, sondern erst am Donnerstag! Da wird der Diesel an Ihrer Stamm-Tankstelle um 3 Cent billiger sein als am Mittwoch.)

Der Aufruf, an alle Horoskop-ErstellerInnen: Wagen Sie doch mal wieder konkrete Voraussagen und Warnungen!

Und ganz am Schluss noch die Erinnerungen an jenen Leserbrief, der vor Jahren einmal -- ich bin mir ziemlich sicher: im STERN abedruckt war. Nicht präzise war diese Aussage, sondern eher rückwärtgewandt; aber trotzdem zum Staunen. Da schrieb also eine Dame: Es sei ja doch ein bisschen makaber. Aber ihre Mutter sei immerhin 90 Jahre alt gewesen, und ihre Mutter sei also Ende vorvergangener Woche gestorben. Und im Horoskop ihrer Mutter im STERN habe in der vorigen Woche doch tatsächlich gestanden: "Sie haben etwas hinter sich, das andere noch vor sich haben."

Ein Highlight der Horoskop-Kunst, ohne Frage. Auch wennn es streng genommen auch wieder keine Voraussage, sondern eine nachträgliche Feststellung war, die einen, na ja, sozusagen: Nicht-mehr-Menschen betraf. Aber doch eine auf eigenartige Weise sehr zutreffende und noch dazu sehr schön formulierte und einfach-klare Feststellung. Keine Frage.

Donnerstag, 1. Februar 2007

Christina

Gibt man bei der Google Bildsuche einen einigermaßen gebräuchlichen weiblichen Vornamen ein, bekommt man unter Garantie erst mal viel nackte Haut zu sehen und natürlich auch einige Fast-Porno-Bildchen. Ein Klick, wenn man mag, und man ist bei der Pornographie. So weit, so gut. Ein eher selbstverständlicher Blick auf Kommerz und Sexualisierung. (Was müssen da die muslimischen Mitbürger, die halbwegs strengläubig sind, nur denken. Überlege ich manchmal.)

Als ich Christina eingebe, kommen alle möglichen Bilder von: Christina Aguilera. Und ich erkenne: Man ist exakt dann extrem berühmt, wenn die Eingabe des Vornamens reicht, um es bei Google an die Spitze zu bringen!

Und was Christina A. angeht: Ich habe mir immer schon gedacht, dass die eine hübsche Figur und ein ebensolches Gesicht hat. Aber -- das haben viele Mädchen in diesem Alter. Christina A. hat nicht wirklich Besonderes. Böse Menschen würden sagen: Sie hat ein hübsches Dutzendgesicht. Aber nun erinnere ich mich, dass ich im SPIEGEL ein Interview mit CHRA gelesen habe. Und da hat diese junge Dame ausnehmend kluge, eigenständige Dinge gesagt. Und auf einmal springt mich die Frage an: Sollte es tatsächlich so sein, dass in diesem Fall die Gleichung lautet: HÜBSCH + KLUG = WELTBERÜHMT? Wenn dem so wäre -- was für ein Fortschritt!