Dienstag, 5. September 2006

Gott versus Ideal

Die Franzosen sind, wie wir wissen, seit der Revolution von 1789, offiziell strenge Laizisten. Das schlägt durch bis hin zum Liedgut. Das Lied, das im Deutschen so schön heißt: "Nehmt Abschied, Brüder, ungewiß / ist alle Wiederkehr..." hat alternativ zwei vierte Strophen zur Auswahl. Eine für die Gottgläubigen, die andere für Atheisten, Agnostiker und Laizisten (die dann durchaus an Gott glauben dürfen, aber dennoch dafür sind, das als Privatmenschen zu tun).

4. Car Dieu qui nous voit tous ensemble
Et qui va nous bénir,
Car Dieu qui nous voit tous ensemble
Saura nous réunir.
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4. Car l'idéal qui nous rassemble
Vivra dans l'avenir
Car l'idéal qui nous rassemble
Saura nous réunir.

Von dieser Stelle aus schweifen dann die Gedanken: Der Zusammenbruch der UdSSR, der Fall der Mauer, das Abdanken, ja der Crash einer konkreten Utopie "Sozialismus auf dem Weg zum Kommunismus" hat die Ideologien kurz und heftig durchgemischt und schnell hat sich eine neue Gemengelage herausgebildet. Und ausgerechnet der Islam, diese urtümliche nicht-aufgeklärte Religion, stellt sich als neue Alternative auf. Alternative zu der bei näherem Hinsehen ja doch auch eigenartigen Verbindung von Kapitalismus und aufgeklärtem Fühlen und Denken. Da fehlt also eine weitere vierte Strophe, eine islamische. Wie könnte die denn wohl lauten? Oder müßten gar alle Strophen umgeschrieben werden?

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