Dienstag, 5. September 2006

Pronociation

Geben wir mal unseren Vorurteilen Auslauf! Die Franzosen, selbst im großen und ganzen, keine Fremdsprachen-Kenner und -Könner, achten streng auf die Reinheit ihrer Sprache. Was sie manchmal, auch die ungelehrten Menschen, dadurch zum Ausdruck bringen, daß sie sich weigern, kleine Abweichungen in der Aussprache zu akzeptieren. Beispiel: Vor ein paar Jahren frage ich in einem Supermarkt nach Kerzen. "Où je peut trouver des bougies?" Das bougie kann man nun mit einem stimmhaften oder einem stimmlosen sch aussprechen. Ich mache es mit der Aussprache mal wieder falsch. Eine Verkäuferin, die ich frage, versteht bei mehreren Versuchen rien -- zéro! Wahrscheinlich hat ihr reines Sprachbewußtsein gedacht: "Was will der denn? Nach der Metzgerei fragt der garantiert nicht. Das geht noch ein bißchen anders. Bouche -- Mund, Maul. Boucherie -- Mäuligkeit? Komisches Wort. Nie gehört. Was sucht der denn bloß?! "Toujours des étrangers!"

Eine ähnliche Haltung nehmen die deutschen Sprachlehrer ein. Wollen wir das bei ihnen, die durchaus in der Regel nicht akzentfrei sprechen, Dünkel nennen?

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