Dienstag, 26. Februar 2008

Journalmistmus

Das finde ich am Wegesrand:
"[...] Ebenso wenig wie ein Zitronenfalter tatsächlich Zitronen faltet, ist ein Blogger gleich ein Journalist zu nennen, genauso wenig wie aus einem Webdesigner gleich ein Autor wird, nur weil er mal die Chance bekommen hat, über eine Software ein Buch zu publizieren. Wir befinden uns wohl gerade in einer Art Winterloch."
Die Quelle lassen wir mal ausnahmsweise beiseite. (Findet ja eh jeder, der will.) Dafür die Frage: Woher der Drang des Menschen anderen die Kompetenz abzusprechen oder, schlichter: andere runterzumachen?* Und noch dazu mit verqueren Vergleichen! Ich jedenfalls, der ich gerade einen Blog schreibe, möchte um Himmels willen nicht mit einem Journalisten verwechselt werden.
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Nein, ich bin da auch kein Engel. Schon klar. Aber es gibt halt eine Typenstufung auch im Kritisieren. (Die "Menge aller Kritiker der Kritiker die selbst Kritiker ist" ist natürlich eine Menge ohne Ausnahmen. Wer es genauer mag, vertiefe sich in Bertrand Russells Typentheorie.)

Emanzipation und GFK

Erst mal das: GFK heißt hier nicht "Gesellschaft für Konsumforschung".* Es handelt sich vielmehr um ein Buch, das die "Rumpf- und Bauteileherstellung in Flugmodellbau" zum Thema hat. Die Abkürzung steht mithin für "Glasfaserverstärkter Kunststoff".

Das Buch, um das es geht, ermöglicht es laut einer Amazon-Renzension, eine "fehlerfreie GFK-Form" für den Modellbau herzustellen. Wie auch immer. Hier geht es um was anderes, nämlich um das Umschlagbild, das so beschrieben werden kann:

Etwas fülliger Enddreißiger, der wegen Glatze älter wirkt, erläutert junger, blonder Frau zeigefingerzeigend, wie es geht.

Der weiterführende Gedanke, der nicht von männlicher Unterstützung der weiblichen Emanzipationsbewegung, sondern einfach vom Lust am Gedankenspiel zeugt: Was wäre, wenn es mal umgekehrt zu sehen wäre und also die Blondine dem Mann das Entsprechende zeigt? Vielleicht wär's unrealistisch, aber irgendwie wär's auch prickelnder.

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* Soviel Gründlichkeit muss einfach sein: Daneben kann GFK noch stehen für

-- Genfer Flüchtlingskonvention
-- Gemeinschaft zur Förderung der Krankenpflege
-- Gesellschaft zur Förderung von Kinderbetreuung

Samstag, 23. Februar 2008

Plagiate: Der Fall Ströker

Dass abgeschrieben wird in der Wissenschaft und sonstwo, das geht immer wieder mal durch die Presse. Tannöd kam jüngst vor den Kadi. Schuldlos-Spruch. Studierende, auch Professoren kupfern ab. Selten aber ist der Fall so abstrus wie im Fall der Professorin Elisabeth Ströker, Köln. Besonders eigenartig, dass die Aufdeckerin offenbar härter bestraft wurde als die Plagiatorin. Immerhin wurde über die Sache bemerkenswert wenig geredet seinerzeit. Ein Fall erfolgreichen Kölner Krisen-Managements. Aber aus der Welt bekommt man so was in Zeiten des Internets natürlich nie mehr.
Es sei nicht verschwiegen, dass man es auch anders lesen kann:

"... Ähnlich erging es der Kölner Philosophin Elisabeth Ströker 1990, gegen die durch ungerechtfertigte Plagiat-Vorwürfe und mit Hilfe der Medien bis vor kurzem ein regelrechter Vernichtungszug stattgefunden hat."

Das ist nur aus einem Abstract, und man hätte es gerne genauer. (Persönliche Anmerkung: Ich besitze das Buch von Marion Soreth, und es ist mir vollkommen schleierhaft, was da ungerechtfertigt sein soll. Natürlich: De mortuis nihil nisi bene. Na gut. Sehen wir die Sache sine ira et studio.)

Der Fall Ströker / Soreth [ 1 ] und [ 2 ]. Und direkt mit weiteren Verweisen [ 3 ]..

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Alle Einträge zum Fall Ströker in diesem Blog. ]

Mittwoch, 20. Februar 2008

Geisteswissenschaftler-Riesen

Manchmal tut's schon weh, wenn man die geisteswissenschaftliche Geistesriesen-Originalität sieht:

Matthias Heine weist auf eine fatale Konsequenz hin, die das Ende des gedruckten Brockhaus mit sich bringt: Wir können den Wissensstand einer Epoche nicht mehr nachvollziehen. 'Bei Wikipedia ist der Wissenstand von vor fünf Jahren längst millionenfach überschrieben und modifiziert worden.' Die Lösung könnte sein, dass der gesamte Datenbestand eines Online-Nachschlagewerks regel- mäßig zu einem bestimmten Zeitpunkt gespeichert wird. Wikipedia gibt es ja tatsächlich auch schon auf CD-Rom zu kaufen - naturgemäß in einer Version, die gegenüber derjenigen im Netz veraltet ist, aber für künftige Historiker ein willkommenes Geschenk. (spiegel.de)

Wissensstand einer Epoche! Geht es nicht noch größer? Und die Epoche als solche wird definiert durch die Neuerscheinung des Brockhaus?

Wenn der Herr Heine eine solche Stufung des Wissens den Historikern hinterlassen will, dann kann er 100 Euro für eine 500-GB-Festplatte anlegen und eine Gesamtkopie von Wikipedia mit irgendeinem Spider darauf aufzeichnen. Täglich, wöchentlich, monatlich, jährlich, 5-jährlich, ... Ganz wie beliebt. Und er kann, was der Brockhaus sicherlich nicht ermöglich hat, jede Komma-Änderung im work in progress mit aufzeichnen. Das ist ein Fest! Eher was für Linguisten als für Historiker. Aber immerhin.

Gangsta Rap in der ZEIT

Wären doch die Dinge nicht so verdammt kompliziert!

Gedanke 1: Im ZEIT MAGAZIN Nr. 6 /2008 wird über Yvette, 14, "mehrfach angezeigt wegen Beleidiguung, Diebstahl und Körperverletzung" mit vielen Bildern berichtet. Durchaus mit Symapthie der Journalistin für das "wilde Mädchen". Wer schafft schon als normaler Jugendlicher so viel Popularität? Asozial zu sein scheint sich zu lohnen.

Gedanke 2: Es ist immer so. Das abweichende Verhalten interessiert. Extreme: Über Mörder wird eben eher geschrieben als über biedere Durchschnittsmenschen.

Gedanke 3: Mehrfachbezüge, wenn über einen Mörder geschrieben wird und dann zwei sich streiten, wie die Rechtelage ist. "Das Münchener Landgericht befasst sich seit heute mit den Plagiatsvorwürfen im Fall des Bestsellers 'Tannöd'. Hat die Autorin Andrea Maria Schenkel für ihren Erfolgskrimi abgeschrieben? Der Journalist Peter Leuschner beschuldigt die Schriftstellerin, für ihren Krimi aus seinem Buch "Der Mordfall Hinterkaifeck" abgekupfert zu haben." Auch das steht in der ZEIT.

Amelia Earhart

Nein, ich kannte bis heute Amelia Eearhart nicht. Auch nicht den Film mit Diane Keaton, The final flight. Dabei bin ich doch SPIEGEL-Leser. So kann's gehen.

Steueroasen und -paradiese

Liechtenstein beklagt sich, und der Kommentator der SZ Nicolas Richter keilt kenntnnisreich und formulierungstechnisch brillant zurück. Auszüge:
"Der Erbprinz redete sich nach langem Schweigen in eine Rage, die im zwischenstaatlichen Verhältnis ungewöhnlich ist. Deutschland solle sich lieber um sein erbärmliches Steuersystem kümmern, als den Zwergstaat zu attackieren. Ja, für ihre Straftaten seien die Deutschen selbst verantwortlich. Was er nicht sagt: Das System Liechtenstein hat diese Taten ermöglicht und daraus jahrelang Profit gezogen, weswegen der Fall Zumwinkel auch ein Fall Vaduz ist. Ermittlungsrichter aus ganz Europa beklagen es seit Jahren: Das Fürstentum verdient an dem Geld, das anderen Staaten auf kriminelle Weise abhanden kommt, indem es die Täter und deren Vermögen abschottet."
"In Liechtenstein heißt es oft, dies sei eben der Wettbewerb der Steuersysteme. Schon möglich, aber der Kleinstaat bietet ja nicht nur niedrige Steuersätze, sondern auch die Verschleierungsdienste: Er betreibt obskure Stiftungssysteme und verweigert Rechtshilfe bei Verdacht der Steuerhinterziehung. Hier also von fairem Wettbewerb zu sprechen, ist so, als wolle ein Sprinter mit einem Einbeinigen den Wettlauf üben." Natürlich greifen Politiker in den großen europäischen Staaten diese Missstände nur dann auf, wenn es ihnen gerade passt. Mächtige in Deutschland oder Frankreich haben von den Steuerparadiesen ja selbst lange genug profitiert. In nahezu allen Parteispendenaffären verschwindet Geld in jenen Ländern, deren Versteckkünste bei diesen Gelegenheiten natürlich sehr willkommen sind. Nutznießer dieser Oasen sind auch Europas Exportkonzerne, die ihr Bestechungsgeld für korrupte Regime über Banksysteme à la Liechtenstein leiten."
"Es ist skurril, dass Liechtenstein von Europa profitiert, sich aber andererseits das Recht herausnimmt, ein solch verbreitetes Delikt wie Steuerhinterziehung zu einer Art Freizeitvergnügen zu erklären."
Quelle: Süddeutsche Zeitung, Nr.43, Mittwoch, den 20. Februar 2008, Seite 4
Im Radio, Sender Bayern2, werden sinnvollerweise auch gleich die anderen Steuerparadiese vorgestellt, damit es nicht so aussieht, als sei Liechtenstein allein. So sehe ich mich genötigt, die Cayman-Inseln in der Karte zu suchen, und ich sehe, dass Wikipedia die "Steueroasen" fein säuberlich auflistet. Ist das nicht prima?! (Ich wollte einen Google Maps Ausschnitt hochladen; aber das funktioniert im Moment nicht. Nun denn -- die CI liegen Kuba vorgelagert, Richtung Honduras, nicht Richtung Miami.)
Dann kommt eine Sendung in Bayern2, aus der klar wird, dass der soeben sich verabschiedende Fidel in Kuba nicht der feine Revolutionär ist, sondern sein Volk gelegentlich auch prima und mit allen Mitteln der revolutionären Kunst unterdrücken konnte. Wieviel vernetzte Informationen auf einmal! Ich liebe es! Das Internet. (Natürlich auch die anderen Medien.)

Sonntag, 17. Februar 2008

Hilfe-Anfrage: T-COM

Natürlich versuchen Firmen Kundenanfragen zu minimieren. Dennoch gehört eine vernünftige Help-Line zu einer wichtigen Grundausstattung von Unternehmen, die etwas auf sich halten. Ich versuche es mal mit ein paar Anfragen. Nicht fingierte, sondern ernst gemeint. Etwa so:

"Grüß Gott! Ich habe gestern das Telefon T-Com Concept P412 gekauft. Trotz intensiven Suchens habe ich nicht die Möglichkeit gefunden, im Nummernspeicher direkt Nummern zu speichern -- das direkteste, normalste Verfahren, wie ich finde. Statt dessen sollen die Nummern von Anruflisten gespeichert werden. Habe ich in der Gebrauchsanweisung doch was übersehen?"

Samstag, 16. Februar 2008

'Steuerehrlichkeit'

Ein paar Anmerkungen zur sogenannten 'Steuerehrlichkeit': Vorab rufen wir ein englisches und ins Deutsche übertragenes Sprichwort in Erinnerung. "Nothing succeeds like success. = Nichts ist erfolgreicher als der Erfolg." Gefolgt von "Shit happens." Frei zu übersetzen mit: "Dumm gelaufen." Heben wir das Ganze auf eine intellektuell einigermaßen anspruchsvolle Stufe. Das -- pardon -- Bescheißen der anderen ist doch gesellschaftliches Prinzip. Ein Prinzip mit fließenden Übergängen natürlich.
Beispielsweise heute morgen, ich suche nach "Vilshofen Gschwendtner". Ja, den scheidenden Bürgermeister. Und was wird mit gesagt: Ich -- ich ausgerechnet! -- sei der 999.999ste Besucher! (Hier. Allerdings: welchselnde Werbebanner.) Und kann natürlich was gewinnen. Jemanden für dumm verkaufen heißt sowas in der Welt der Redewendungen. Die Geschäftswelt sieht da höchstens einen Fehler: Dass das nicht sonderlich neu und damit nicht originell ist. Eine Verfehlung? I wo!
Von hier an könnten wir jetzt Gschichterln sammeln, wie die Schlauen die Ehrlichen übers Ohr gehauen haben und das für ein Zeichen ihrer Cleverness gehalten haben. Und sie haben das gemacht ganz ohne Zumwinkeladvokaten*.
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* Für einen Moment dachte ich wirklich, ich sei der erste, dem dieses Wortspiel einfällt. Natürlich: Pustekuchen!

Donnerstag, 14. Februar 2008

fuori muri

Ich bin auf der Suche nach einer Seite, in der "fuori muri" vorkommt. So kommen schöne Funde zustande!

"KROMERIZ é un nome indubbiamente di origine slava; significa qualcuno che era famoso anche fuori il proprio paese e fuori la propria tribú. Nel periodo dell´Imperodi Grande Moravia nel 9 secolo dopo Cristo esistóqui il posto di un castello slavo, che custodí un incrocio importante vicino al guado del fiume Moravia.
[...]
Il castello devastato non permetté neanche un soggiorno d´emmergenza; il vescovo ebbela sede in un palazzo della capitula. Comunque giá l´anno successivo alla sua nomina cominciarono fuori muri i lavori su un grande giardino in stile italiano che chiamó Libosad e che oggi é chiamato il Giardino di fiori.La sua costruzione duró dieci anni a richiedé la spesa enorme di 75 mila ducati.
[...]

Moravia, da können wir weitermachen. Lesen wir mal wieder Alberto Moravia! Und besuchen wir dann im Sommer Kromeriz. Oder Kroměříž. Oder Kremsier. Ganz nach Belieben.

Mittwoch, 13. Februar 2008

IKB-Bank -- die Finanzfachleute?

"Milliarden-Notkredit für marode IKB-Bank" heißt die Meldung vom 12.02.2008.

Da fragen wir uns doch: Was sind das für Fachleute, die so was hinkriegen? Das mit dem Geldverbrennen, meine ich. Dürfen wir da nicht das Recht ableiten, uns über die Finanzfachleute im Allgemeinen und ihr präpotentes Getue mal wieder kaputtzulachen?

Und ich habe da eine Idee. Es muss immer mehr Geld nachgeschossen werden, weil sonst die Kreditlinien brechen und andere Banken mit in den Strudel gerissen werden? Da sollte eine Änderung her. Das Stichwort heißt: Sollbruchstellen! Bei den Kreditlinien wird von Beginn an festgelegt, wo dieses Kredit-Domino eine Lücke haben muss. Bis dahin fallen dann die Banken. Und von da an -- nicht mehr. Ein Versicherungsproblem der großen Storte, gewiss. Aber doch nicht unlösbar. Für wahre Finanzfachleute!
Ach ja, und warum nicht: Die Fachleute und Großmanager bekommen ihre Verträge nur noch, wenn sie mit einem erheblichen Teil ihres Privatvermögens haften. Dann würden nämlich die Neidgefühle bei den Normalos ein Gutteil weniger sein. Das Problem ist ja, dass die Leute wissen, was die Manager denken: "Ich geh ja eh ohne Verlust ins Rettungsboot, wenn ich das Geldschiff an den Eisberg gesteuert und versenkt habe."
Nachtrag am Valentinstag, 14.02.208, 9:29: Das Radio meldet den ganzen Morgen über, dass Klaus Zuwinkel die Staatsanwälte sehr konkret auf dem Hals hat. Hausdurchsuchung. Verdacht der Steuerhinterziehung via Liechtenstein. Jetzt werde ich neugierig. Das ist eine ganz neue Haftungslage via Privatvermögen. Und es interessiert mich, wie die Politiker zu dieser Frage stehen. "Sollten Spitzenmanager für Verluste, die in ihrer Zeit anfallen, mit einem bestimmten Anteil ihres Privatvermögens haften, so, dass die 'Bezüge im Erfolgsfall' von der Höhe der 'Privathaftung in Prozent' abhängig sind?"

Samstag, 2. Februar 2008

Bernd Eichinger, Lothar Mathäus und ich

Der politische Roman von heute könnte -- müsste als Ich-Erzählung und dann so beginnen:
"Wenn man wissen will, wie das Gehirn eines Schrifstellers tickt, ist die folgende Begebenheit recht lehrreich.
Nun denn, ich schlafe, wie so mancher ernsthafte Schriftsteller, schlecht. Nicht immer, aber oft. Unter dieser Schlaflosigkeit kann man leiden oder einfach, wenn es wieder soweit ist, kurz nach 4 am Morgen aufstehen. Wenn dann der Zeitungsbote schon die Süddeutsche in den Postkasten gesteckt hat, ist man als Schrifsteller und Mensch dankbar und macht sich einen wie üblich sehr starken Kaffee. Dann beginnt man in seinem zerschlissenen Ledersessel die Zeitungslektüre. Das Streiflicht wie meist, nein: fast immer eigentlich, zuerst. Wie Karnevalsmuffel leben und überleben. Nun, der Schriftsteller hat sich schon mal mehr über ein Streiflicht amüsiert. Aber, Gott -- gut ist die Rubrik allemal.
Aber dann -- prasselnde Nachrichten und Berichte am Morgen: Die Politik. Afghanistan und die Forderungen von Gates, nicht Bill, sondern US-Verteidigungminister, dass die Deutschen mal wieder schießen könnten. Nach Jahren historisch bedingter Zurückhaltung. (Schießen verlernt ein Volk doch ebensowenig wie der Einzelmensch das Fahrradfahren' , schwingt da still mit. Ontogenetisch besehen, sozusagen.) Das leichtere Fach: Britney Spears als Ballett-Vorbild. Nun gut. Mike Paterson und Uri Zwick, Informatiker ihres Zeichens, berechnen die Überhangmöglichkeit von Stapeln. Dann natürlich: Microsoft kauft Yahoo und tritt gegen Google an. Will kaufen, um genau zu sein. Was daraus wohl wird?
Die Suche nach Paterson und Zwick bei den beiden Diensten geht jedenfalls -- heute morgen -- eindeutig zugunsten von Google aus. (ungefähr 1.820 für Mike Paterson Uri Zwick. (0,18 Sekunden, sagt Google, während Yahoo vermeldet: Wir konnten keine Ergebnisse zu Mike Paterson Uri Zwick finden. Kann man mit den dynamischen Links [1] und [2] ausprobieren. Das Ergebnis kann sich natürlich ändern, mit der Zeit und mit Microsoft im Rücken.)
Aber dann, die Meldung des Morgens! "Die Gesichter des Baader Meinhof Komplexes. Ein erster Blick auf die Besetzung von Bernd Eichingers Kino-Adaption der RAF-Geschichte." Schon die Bilder lassen den Schriftsteller erschaudern! Die RAF-Gesichter und ihre Schauspieler-Doubles. Immer pärchenweise.
Und dann das dazu. O-Ton Eichinger: "Man kann ja alles mögliche sagen. [...] Ich meine das ohne jede moralische Wertung - aber charismatisch waren diese Leute schon."
Schriftsteller werden immer wieder einmal in der Volkshochschule gefragt, woher sie ihre Phantasie nehmen. Die Schriftsteller sind dann immer etwas hilflos. 'Die Phantasie ist doch das Normalste von der Welt!' denken sie still. 'Woher soll die schon kommen? Sie ist einfach da. Nimm eine Meldung aus der Zeitung und mache sie konkret. Was gibt es Leichteres?' (Dass das Konkrete dann stimmig bleibt, das zu schaffen ist nicht einfach; aber einfach erst mal eine Zeitungsmeldung zu konkretisieren, sodass da sofort eine Geschichte daraus wird, das ist doch nicht schwer.)
Nun also, ich habe ja noch was gelesen, vorhin. " Lothar Matthäus, 46, Ex-Fußballprofi, hat sich von seiner Freundin Liliana, 20, getrennt. 'Wir sind nicht mehr zusammen', sagte er zu BILD. 'In aller Freundschaft", habe man die Beziehung beendet, erklärt er. Als Grund gaben L&L an, sie hätten zu wenig Zeit füreinander, die Trennung sei also "eine Vernunftentscheidung". Matthäus, der ab Sommer wieder als Trainer arbeiten will, hatte das Model im letzten Jahr auf dem Münchner Oktoberfest kennengelernt. Ja, da schau her! Von seiner dritten Ehefrau Marijana, 36, lebt er getrennt." (Bei Focus gibt es Infos aus der Sicht des Mädchens L., mit Bild.)
Nun stelle ich mir auf einmal vor, ich hätte Lothar Mathäus als Pressesprecher. Was für eine grandiose Vorstellung! Aber doch nicht schwer herzustellen, oder? Wie alle Pressesprecher hat er an internen Diskussionen meiner multplen Ichs teilgenommen und muss nun die Erkenntnisse dieses Gremiums, meine Ansicht also, für die Presse in eigenen Worten wiedergeben.
Herr Mathäus würde also sagen: "Ja -- Herr D. ist der Meinung, glaubt -- dass Herr Eichinger alles will --, was öffentlich in den Köpfen ist. Er ist auf Berühmtheit fixiert. Ob die Berühmtheit durch Leistungen oder durch Quatsch zustande gekommen ist, ist dem Bernd nicht so wichtig. Oder, nein. Der Quatsch ist dem Bernd lieber. Er ist ein Anhänger -- da hab ich mir eine Notiz gemacht. Ja, also -- der Bernd ist so ein Anhänger des Heros -- strates."
Der Vorteil ist, wenn mein Pressesprecher Lothar M. das sagt, dass da in BILD eine kurze Meldung auftaucht. Und -- ich habe ja nichts dagegen, dass BILD mich zitiert. Ohne Lothar würde ich das nie schaffen.
Ich fasse meine Ansicht aber zur Sicherheit doch besser noch einmal mit meinen eigenen Worten zusammen. Wir haben hier eine hochbedeutende Offenlegung des Begriffs Charisma, so wie ihn Eichinger und anverwandte Seelen, also die Medien-Erfolgreichen des Landes, verstehen.* Politisch verquere Schreihälse erreichen die Medien, nehmen die Medien für sich ein, steigern sich in was hinein, hier: den "bewaffneten Kampf". Die Medien-Brüder, die allesamt auch gerne mehr aufregende reality erleben würden, berichten weiter, immer weiter. Machen jede auch noch so depperte Steigerung mit. Wäre Schleyer, wären viele andere nicht noch am Leben, wenn Baader nicht auf einmal gesehen hätte, dass er, dümmlich-arrogant, ohne Ausbildung und nur sendungsbewusst, wie er nun mal war, doch noch einen Zipfel der bürgerlichen Berühmtheit erlangen kann? Mit rigid-dümmlicher Arroganz. Wenn die Zeitungen und das Fernsehen mal beschlossen hätten, dass man nicht allen sendungsewussten Dumpfbacken die Öffentlichkeit verschaffen muss, die sie so hemmungslos suchen, wie wäre das Ganze damals ausgegangen? (Wer diese Steigerung und das damalige Drama aus einem anderen Blickwinkel sehen will, kann das tun. Es gibt ja Kurt Oesterles Buch "Stammheim". Warum hat dieses Buch nur ein paar erstklassige Rezensionen nach sich gezogen und nicht den Blick auf die Zeit damals und auf Eichingers Darlings vollkommen verändert?!) Wie auch immer -- diese 'Charismatiker* waren nur deshalb keine selbsternannten Revolutionäre, weil die Medien ihnen seinerzeit so blitzschnell die publizistischen Ernennungsurkunde überreicht haben. Ja, manchmal glaube ich, dass selbst Aust so einer aus der Riege derer war -- und ist --, die die Realityshow zu sehr lieben und also den Schreiern der Firma BM Charisma zugestanden und also medial verschafft haben."
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* Wobei ja durchaus bemerkenswert ist, dass Bernd Eichinger rein äußerlich gesehen als ein still-introvertierter, mit leichten Artikulationsproblemen behafteter Berufsjugendlicher daherkommt. Dass er das geworden ist, was er heute ist, trotzdem, das zeigt schon Leistung. Vielleicht ja sogar CHARISMA.