Warum in aller Welt stoße ich immer wieder auf die Rechtschreibreform?! Sie soll, so mein Wunsch, doch langsam in Schulen und Ämtern verrotten -- die drohende Fäulnis nach Art gepflegter Komposthaufen gedämmt durch Zwischenschichten. Durch immer neue Reformen der Reform. Und ich? Ich schhreibe, wie ich will. Ich kann es schließlich!
Zitate:
Ein Schüler, der nach seiner Rückkehr aus den Sommerferien immer noch ,,jedesmal‘‘ schreibt, ,,Stengel‘‘, ,,greulich‘‘ oder ,,leid tun‘‘, muss dafür nun einen Fehler angestrichen bekommen. ,,Heute abend‘‘ und ,,rauh‘‘, ,,schneuzen‘‘ und ,,zur Zeit‘‘, ,,im allgemeinen‘‘ und ,,des öfteren‘‘ - lauter vernünftige und viele Jahrzehnte gebräuchliche Schreibweisen also, sind mit dem heutigen Tage definitiv falsch.
Tja, Herr Steinfeld! Pech gehabt! Da schaun's doch bitte mal her. Sie können des auch durch Draufklicken (oder durch drauf Klicken? Naa, doch net!) größer machen.
Weiter der gelehrte Thomas Steinfeld:
Dennoch kann auch das Erreichte nicht befriedigen. Auch die neugefassten Regeln sind schwerverständlich und werden überdies durch ganz unerwartete Pakete von Ausnahmen belastet - so heißt es immer noch ,,Rad fahren‘‘, aber auch ,,eislaufen‘‘. Endgültig ist auch der jetzige Zustand nicht.
Interessant ist, wie durch die Reform das ehedem doch recht verlässliche "Rechtschreibgefühl" ausgehebelt wurde. schwer verständlich, warum nicht. Immerhin noch: Eis laufen -- never! Man läuft ja nicht das Eis oder mit dem Eis, sondern auf dem Eis. So ungefähr mein Gefühl. Nur: Wie lange noch wird es in solchen Fällen funktionieren? Ja und -- tut es mir nun Leid, dass ich da nicht besser bin? Na ja, schaumer doch mal! Und zwar
hier:*
[...] Im Gegensatz zu "schwimmen lernen", wo man das Schwimmen lernt, lernt man bei "kennen lernen" eben nicht das Kennen. Jedoch hätte man sich an solchen Stellen noch etwas verbindlichere Formulierungen gewünscht und ein deutliches Abraten von der unsäglichen Form "kennen lernen", die ja offenbar nur noch aus Gründen der "Abwärtskompatibilität" mitgeschleift wird. Und gerade bei Varianten, wo eine Empfehlung bitter nötig wäre, etwa bei den zu Recht bespöttelten Auseinanderschreibungen mit "wohl" ("ein wohl durchdachter Plan"), schweigt der Wahrig.
Wie hat meine Mutter, Gott hab sie selig**, immer empfohlen: "Schreib beide Möglichkeiten hin, schau sie an und entscheide dich dann für das, was dir plausibler vorkommt!" Das waren noch Zeiten, als man auf diese Weise den Common sense aus sich herauskitzeln konnte! Jetzt fühle ich mich doch alleingelassen. (SIC)
---
* Eine lustige Seite, wenn da nur nicht stünde:
Das Wort, daß [sic] Du meinst, ist "unsozial". "assozial" bildet sich aus einer Assimilation, "ad" + "sozial", wobei "ad" (lateinisch) "dazugehörig" heißt. Demnach bedeutet "assozial" sinngemäß "zum Sozialen gehörig". Um das Ganze noch zu ergänzen, schreibt man "assozial" mit 2 "s", weil das "d" zu einem "s" assimiliert wird.
Über die rote Kleinigkeit sehen wir hinweg. Kann passieren. Aber -- MERKE: Etymologie und Wortgeschichte erklären nie, niemals, never! die Bedeutung heutiger Wörter. Die Bedeutung entsteht, lassen wir da ruhig good old Wittgenstein die Ehre, im Gebrauch und darum bedeuten die Wörter, was sie eben bedeuten. Und sind ohne gelahrte Besserwisserei zu verwenden.
Ja, ok, es ist das nur ein Leser-Kommentar, und der wrd auch weiter unten richtiggestellt. Leider wieder, wenn auch passender, etymologisierend.
** Wegen seelig / selig vgl.
hier! Unbedingt anschauen!