Mittwoch, 20. Mai 2009

Die Sprache Deutsch, so oder so

In Sachen deutsche Sprache, zwei Radio-Funde.
Gestern, Deutschlandfunk, so gegen 23:15. Ein Kommentar. Es geht darum, dass einstens Norbert Blüm als Rentenminister die Menschen "in Sicherheit gewogen habe". Gewogen? In Sicherheit gewiegt hat er sie. Ist so was wichtig, wenn es geschätzt 1% der deutschsprachigen* Menschen auffällt, 0,05% wissen, wie es heißen muss. Nein -- wie es einstens mal hieß. Der Nach-Rechtschreib-Duden würde wahrscheinlich vermelden: Heute auch schon: 'in Sicherheit gewogen'.

Heute morgen, Bayerischer Rundfunk 1, kurz: Bayern 1, Nachrichten: "Militärflugzeug in Indonesien abgestürzt". Und dann, aus dem Gedächtnis zitiert, wobei die entscheidende Stelle korrekt ist: "Das Wrack habe beim Aufschlag mehrere Wohnhäuser zerstört." 
Ist es berufliche Deformation, wenn man nach einem kurzen 'Schrecklich!' gleich weiterdenkt? Da stimmt was nicht, sprachlich gesehen. Was? Als das Flugzeug auf die Häuser stürzte, war es, selbst wenn es schon schwer beschädigt war, noch kei Wrack.

Auch da wieder: Soll man, jetzt angesichts dieses Unglücks, so etwas überhaupt bemerken?

Und dann kommt noch etwas auf der Sachebene hinzu. Vor kurzem habe ich, in einer dieser Rubriken des Typs 'Leser fragen - Experten antworten' gelesen: Nein, Flugzeugtragflächen könnten nicht abbrechen. Da sei ein unglaublicher Belastungsspielraum vorgesehen. Und nun meldet die ARD-Tagesschau in dieser Sache: "'Eine der Tragflächen ist abgefallen', sagte der Dorfbewohner Agus Yulianto laut Website der Tageszeitung 'Kompas'."

Fragen über Fragen!
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Ich wusste es doch! Diese Übergeneralisierung einer neuen, ohnehin verqueren Regel der neuen deutschen Rechtschreibung. Die Leute schreiben reihenweise deutsch sprachige XY. Mit Google "deutsch sprachige" leicht nachzuprüfen. Es ist zum Schreien! 
Ich sage immer und immer wieder: Die Rechtschreibmacher von 1996 hatten einfach kein Gefühl für Rhythmus und Akzent. Bei der Getrenntschreibung verlagert sich der Akzent, und in der Regel ändert sich dabei die Bedeutung hin zum Unsinnigen, Störenden.
Und der Duden versucht sich, angesichts des Verqueren, in launiger Volkstümlichkeit: 

"Doch wie heißt es so schön: Keine Regel ohne Ausnahme! Verbindungen mit bleiben und lassen können Sie jetzt zusammen- oder getrennt schreiben, wenn die Verbindung in übertragener Bedeutung verwendet wird: liegen bleiben oder liegenbleiben, stehen lassen oder stehenlassen. Dasselbe gilt für kennen ler- nen/kennenlernen"

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