Freitag, 2. Oktober 2009

Arno Schmidt

Edit-War? Ach wo!

Nach wirklich langer Zeit habe ich wieder mal hierher geschaut. Weil ihm Radio zufällig der Name Arno Schmidt fiel. Ich find jetzt, dass das hier, oberhalb, an vielen Stellen belustigen, an anderen zum Nachdenken über das Thema "Wahrheitsfindung" dienen kann. In diesem Sinn ist es, so oder so, von Bedeutung. Was ich immer wieder besonders belustigend finde, ist der stereotype Bezug auf Quellen und Wissenschaft. Was nicht alles gedruckt mit den niederen und mittleren und hohen akademischen Weihen gedruckt wird! Ich hab mein Erwachsenenleben "in der Geisteswissenschaft" zugebracht, und was es da für Edit-wars und Gockeleien der erstaunlichsten und dümmlichsten Sorte gibt, das lässt einen entweder schaudern oder lachen. (Ich hab immer versucht zu lachen.) Wenn man dieses Leben aus der Nähe kennt, dann relativert sich dieses Quellen-Getue. -- Aber noch mal zu AS. Klar ist wohl das: Über einen wie AS schreiben erst mal die, die ihn gut und wichtig finden. Dass die dann ihren "Gegenstand" mit allem Mitteln verteidigen, ist bei AS verständlicher als bei anderen Schriftstellern. Wenn dann aber Deutungshoheiten daraus entstehen, die Kritiken mit dem alten Bürokratenrtrick des Verweisens auf tief ein dicken Aktenbergen ruhenden Beschlusslagen abwürgen, ist das eine Sache, die alle 10 Jahre mal auf einer Wikipedia-Grundsatzdiskussion zum Thema gemacht werden sollte. Und um noch einmal und wirklich ein letztes Mal auf AS und Henkel zu sprechen zu kommen: Wenn man die beiden in Sachen Eitelkeit, Selbstbespiegelung und Wahrhaftigkeit ansieht, dann ist meinem Gefühl nach allemal -- und ich hab gar nichts gegen Schmidt, aber ich hab halt ihn und Henkel gelesen+ -- der kleine Henkel weit weniger eitel als AS. Denn ob jemand seinen Lebenslauf ins Wichtige hinein gefälscht hat, das ist keine Frage der germanistischen Rezeption, sondern eine des Nachsehens in Dokumenten. Aber, wie auch immer: Ich lasse die AS-Verehrergemeinde, die Hinweise auf kritische Stimmen weiterhin herausredigiert, mal unter sich.

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+ Alles eine Frage der Maßstäbe. Natürlich: Ich habe immer gefunden, dass jemand, hier also: AS, der einen anderen übersetzt und der Übersetzung dann seine eigenen Stil-Manierismen oktroyiert (der arme Poe und die berühmten & und so), irgendwie nicht richtig gestrickt sein kann. Bei Übersetzungen sollte der Übersetzte und seine Sprache im Mittelpunkt stehen, nicht das Ego des Übersetzers. Aber wie gesagt: Alles seine Frage der Maßstäbe. Schon klar.

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