Donnerstag, 2. Juli 2009

Jörg Haider: Heiligsprechung

1.7.2009
Auf einer Seite im Internet wird von den Betreibern die "Selig- und Heiligsprechung" des verstorbenen Kärntner Landeshauptmannes Jörg Haider gefordert.

Warum nicht? Auch Karl der Große -- um mal den richtigen Vergleich in der richtigen Größenordnung zu wählen -- ist schließlich heiliggesprochen worden. Obwohl er eine größere Zahl von Sachsen hat hinrichten lassen.* Oder vielleicht auch nicht. Also, vielleicht war Haider betrunken gefahren. Oder auch nicht. Vielleicht liebte er neben den Frau auch junge Männer. Aber das gilt heute als normal. Vielleicht war er ein Rassist, der das Dritte Reich nicht so schlimm fand. Und a fescher Bursch war er scho, der Jörgi, net wao. Also -- warum ihn nicht heiligsprechen?

Oder doch nur ein Scherz? Wäre schade!

"Die Online-Plattform "Standard.at" geht davon aus, dass es sich bei der Internetseite um einen Hoax - also eine Scherzseite - handelt. Sie untermauert ihre Zweifel an der Ernsthaftigkeit des Ansinnens damit, dass auch Haiders "Lebensmensch" Stefan Petzner nichts von der Gruppe weiß: "Ich höre das zum ersten Mal und kenne das nicht. Das ist auch keine Aktion des BZÖ", erklärt Petzner gegenüber dem Standard."

Und man beachte die feine Formulierung: "Sie untermauert ihre Zweifel an der Ernsthaftigkeit des Ansinnens damit, dass..."

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* Für die Weiterbildung, mal was Genaueres:

"Die in den Quellen genannte Zahl von 4.500 [hingerichteten Sachsen] wird in der Forschung teils als Übertreibung (M. Becher) dargestellt, da archäologische Spuren eines derartigen Massakers bislang noch nicht aufgefunden wurden; es wird argumentiert, möglicherweise sei dieses Ereignis lediglich durch einen Schreibfehler entstanden, bei dem aus delocabat (=ließ umsiedeln) ein decollabat (=ließ enthaupten) geworden sein soll. Dem widerspricht die Interpretation, dass sich decollabat auf 4.500 sächsische Edle beziehe, die sich ihm als Geiseln überantwortet hatten, es sich also um keine „Umsiedlung“ gehandelt habe. Widukind war zuvor nach Dänemark entkommen. Karl erließ zudem ein Sondergesetz (Capitulatio de partibus Saxoniae), welches die Missachtung der christlichen Reichsordnung – u. a. Verunglimpfung eines Priesters oder einer Kirche, die bei den Heiden übliche Feuerbestattung oder das Essen von Fleisch an Fastentagen – mit der Todesstrafe bedrohte. Gezielt sollen von Karl auch Deportationen als Mittel der Unterwerfung eingesetzt worden sein. Sogar in der engsten Umgebung Karls stieß diese Rigorosität auf Vorbehalte: Alkuin – angelsächsischer Gelehrter, ab 796 Abt des Klosters Saint-Martin de Tours und Vertrauter des Frankenkönigs – mahnte in einem Brief Zurückhaltung an: Gemäß den Lehren der Heiligen Schrift und der Kirchenväter solle man das Wort Gottes mit Predigten und nicht mit dem Schwert verbreiten. Karls Brutalität und Kompromisslosigkeit trugen ihm den wenig schmeichelhaften Beinamen Sachsenschlächter ein."

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