Dienstag, 14. Juli 2009

Schlagersänger

Kleinere Vorarbeiten zu einem Aufsatz. Da komme ich dann doch ins Staunen.

Gerd Höllerich vs. Roy Black

Silke Höllerich beschreibt ihren Mann als einen einerseits phasenweise sehr empathischen, liebevollen Menschen, andererseits als paranoiden, geizigen Egozentriker, der seine Frau vor anderen lächerlich machte, sie betrog, keine Beziehung zu seinem Sohn Torsten aufbauen konnte und im Alltag von seiner Familie und seinem Freundeskreis dieselbe Verehrung erwartete wie von seinem Publikum. Zeit seines Lebens soll Roy Black Probleme gehabt haben, die Gratwanderung zwischen seiner Rolle, dem Produkt „Roy Black“, und seinem privaten Ich, Gerd Höllerich, zu bewältigen. Besonders mit dem Verlust dieser Anerkennung durch das Publikum in den Siebziger Jahren konnte er wohl nur schwer fertig werden, diese Erfahrung machte ihn depressiv, sagt Silke Höllerich.
Roy Black wurde als „Schnulzensänger“ vielfach kritisiert, seine Schlager waren im Österreichischen Rundfunk aufgrund des gegen ihn gerichteten Schnulzenerlasses verboten. Er selbst konnte sich mit dieser Rolle nie identifizieren. Filmproduzent Karl Spiehs berichtete über ihn: „Er riss gerne Witze über sich selbst, vor allem wenn er sich unglücklich fühlte. Sein Lieblingswitz: 'Wie bekommt man das Gehirn eines Schlagersängers auf Erbsengröße? – Einfach aufblasen!'“
Ähnlich äußerte sich seine mehrfache Filmpartnerin Uschi Glas: „Ich versuchte ihn immer wieder davon zu überzeugen, dass er auch den Roy richtig mögen und akzeptieren sollte. Das war aber einfacher gesagt als getan."


Gefunden / Nachtrag:

"Der damalige Ö3-Moderator André Heller beschrieb Bacher im Jahr 2008 als „begnadeten Ermutiger“, der sich durch den Schnulzenerlass bei der „Ent-Roy-Blackisierung der Jugendkultur zugunsten von Frank Zappa, den Rolling Stones und Led Zeppelin und der allgemeinen Durchlüftung als Verbündeter“ erwiesen habe."

Jo mai, ausgerechnet der 1970er-Zeitgeist-Schnulzer André H. als Verbündeter von Frank Zappa!

Der gelebte Selbstwiderspruch: "Abendland! Wir achten und verachten dich. Abendland."