Mittwoch, 1. Dezember 2010

Peter Hofmann, Tenor

Der Nachruf von Joachim Kaiser in der SZ von heute auf den Tenor Peter Hofmann erinnert an die Pogromnacht-Gedenkrede von Philipp Jenninger am 10. November 1988. Gemeinsamkeit: Textsorte verfehlt. Jenninger wollte aus wissenschaftlich-distanzierten Sichtweisen eine Gedenkrede machen. Aus Wissenschaft wird kein Gedenken. Und Kaiser will vor allem sein umfangreiches Wissen über Wagner und Wagner-Interpreten präsentieren. Und dazu alle Negativ-Erinnerungen, die es gibt. Daraus wird kein Nachruf. Jedenfalls kein anständiger.

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Auszüge: "Allmählich begann, zunächst langsam, später schrecklich beschleunigt, am Ende fast mit finanziellen Sorgen, der letzte schlimme Akt dieses Künstlerlebens. Hofmann spürte, wie wenig seine sängerische Technik, seine sängerische Kraft Wagners Anforderungen genügten. Er wich zunächst unternehmungslustig in die Rock-Sphäre aus, wurde gefeiert, machte effektvolle Riesen-Tourneen. Und im Musical 'Phantom der Oper' konnte er ein letztes Mal als Bühnenheld triumphieren. Nachdem er in seinen späteren Jahren mehrfach für die Darstellung von Wagner-Partien mit unfreundlichen Buh-Rufen bestraft worden war, kam nun ein schlimmer Schlag hinzu. 1999 wurde offiziell mitgeteilt, Hofmann leide an der Parkinsonschen Krankheit.
Was für ein bitteres Schicksal! Der hochkompetente Experte Jens Malte Fischer widmet in seinem Buch über große Stimmen Peter Hofmanns Karriere ganze sechs Zeilen. Er 'war bereits nach rund zehn Jahren wegen unzureichender technischer Fundierung an ein Ende gelangt'. Auch Jürgen Kesting findet bitter-böse Worte für Peter Hofmanns spätere Bayreuth-Darbietungen, nimmt Schwund- und Schundstufen wahr.
Wer Peter Hofmann in der strahlenden Zeit seiner Riesenerfolge erlebte, heiter, vergnügt, selbstsicher und munter über Kollegen lästernd, der konnte ein derart beklemmend rasches Aufhören kaum erahnen. Gewiss, verhältnismäßig junge Sänger sind imstande, mit physischer Kraft und natürlichem Talent manche technischen Mängel eine ganze Zeit lang auszugleichen. Doch zur Tragik Hofmanns gehört auch, dass ihm der Kunstbetrieb offenbar kaum eine Chance ließ, Pausen zu machen, an technischen Mankos zu arbeiten, sich wirklich zu erholen."

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