Montag, 10. Januar 2011

Luise Rinser

Mich würde als Semiotiker vor allem das auch im Alter noch mädchenhaft devot-anbiedernde Blickverhalten der L. R. interessieren. Aber besser natürlich, wenn jemand da genauer der Schriftstellerin gedenkt und es in den SPIEGEL vorabdruckt.* Da kommt ein weiteres Mosaik-Stück zur Martenstein-These dazu.

Dass so viele kleine Leute in Deutschland sich so despektierlich über diese Künstlerin äußern konnten, denen es ganz einfach nicht zustand, hat mich immer gereizt. Es ist ein Reflex, den Golo Mann einmal, als wohlmeinende Freunde ihn fragten, warum er Leuten wie Filbinger oder Strauß beisprang, so erklärte: Er sei aus Prinzip für den Underdog. Wer das jeweils sei, spiele keine Rolle, aber er sei solidarisch mit dem, den die Meute hetzt.

Und daher begann ich mich, als ich von der geplanten Biografie hörte, wieder mit ihr zu beschäftigen, diesmal weniger mit ihren Büchern als mit ihrem Leben.


Es ist halt wohl auch bei Luise R. so, dass sie auf jeden Fall eines wollte: Dabeisein bei den Angesehenen.

--

Lebensläufe: Wie sich die Schriftstellerin Luise Rinser zur Widerständlerin stilisierte. -- In: DER SPIEGEL 2/2011, 10.01.2011.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen