Freitag, 25. August 2006

Wortbildung, deutsche

Wie doch Schlüsselwörter entstehen und sich durchsetzen! Unvermutet, plötzlich, anarchisch und doch irgendwie -- irgendwie auch regelhaft. "Schwanzvergleich"* ist dieser Tage so ein Wort.

Als ich dieses Wort zu ersten Mal gelesen habe, durchaus im Kontext, aber in einem nicht-erklärenden, da dachte ich, es handle sich um einen Terminus Technicus aus einer Programmiersprache.

Dann aber wurde klar, daß das Trvialiste vom Trivalen damit gemeint war. Dann freilich metaphorisch überhöht. Jungen, die ihre Penisse vorzeigen, um herauszfinden, wer den längsten hat. Eine Art, mit obszönem Stolz zu hantieren. Jetzt also unter Erwachsenen oder doch fast Erwachsenen.

In dieser Wortkarriere steckt: "So was macht man doch nicht!" Aber doch auch viel verlegenes Lächeln! "Buben, die sind halt so." Also hat her Schöpfer dieses 'Wortes mit Karriere' an das einfachste gedacht: Wie pubertäre Buben stellen sich die Blogschreiber und andere ihre Zahlen hin:
Meine Seite wurde so oft aufgerufen! Kannste da mithalten? Wer hat die meist-aufgerufene Seite? Ich bin schon wieder unter den ersten 100.

Quantität absolut vor Qualität...?

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* Bei Wikepedia erscheint doch tatsächlich das: "
Unter diesem Lemma wurden in der Vergangenheit wiederholt Texte eingestellt, die nach den Lösch- oder Schnelllöschregeln gelöscht wurden. Um weitere Versuche zu unterbinden, wurde dieses Lemma vorerst gesperrt. Wenn Du hier einen Artikel anlegen möchtest, dann wende Dich bitte unter Nennung des Lemmas Schwanzvergleich an Wikipedia:Wiederherstellungswünsche. Vielen Dank für Dein Verständnis." Dazu kann man nur sagen: Wissenschaftlich-linguistisch ist das nicht! Da zählt tatsächlich allein der Erfolg. Maxime: Ein Wort wird gebraucht -- also rein damit, ins Wörterbuch! -- Ach ja, und auf diesem Streifzug entdecke ich ein wunderbares Phänomen, nur als Einstieg in eine ganze Kaskade von ähnlichen sprachkritischen Begriffen.

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