Hierher gehört, nachgetragen, aber an die Spitze nachgetragen: Martensteins These! (08.06.2010)
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Da kommt man von Frankkreich nach Deutschland zurück, war kaum 14 Tage weg, und was erwartet einen daheim: Fast-Attentate und ein erstaunliches Günter-Grass-Bekenntnis. (Den kalauernden Schriftversuch, den Mann nun GraSS zu schreiben, habe ich bisher nirgendwo gesehen; aber jetzt wissen die Schüler via Eselsbrücke, daß sich der Dichter nicht mit "scharfem S" schreibt.)
Der SPIEGEL nennt Grass nun den BLECHTROMMLER und macht aber via Titelbild aus GG einen SS-Stahlhelm-Trommler...
Und jetzt mal ernsthaft: Was bleibt zu sagen? Doch nur so viel: Daß es einen Menschenschlag gibt, der in jeder gesellschaftlichen Formation nach vorne drängt, hin zu Einfluß und Ruhm. Und ein Teil dieser Menschen hat -- von vielen Deutsch-, Geschichts- und sonstigen -Lehrern und auch von vielen Journalisten arg bewundert -- Erfolg. Dem SPIEGEL ist es zu danken, daß man, was die NS-Verstrickungen angeht, eine einschlägige Liste leicht abschreiben kann.
Nein, es gibt einen ausgezeichneten Menschenschlag, der es ganz nach oben schafft, in Politik, Wirtschaft, Kunst und, ja auch: in der Wissenschaft. Nur in Zeiten gesellschaftlicher Bruchlinien wird erkennbar, daß viele, vielleicht die meisten dieser nach vorn und oben Strebenden eben unter allen Umständen dahin wollen, wo die hohe Luft des Ruhms und des Einflusses sie umweht.
Wer übrigens noch weitere Namen der Zeitgeschichte einsetzen möchte, wird leicht hier und hier fündig.
Und damit der schräge Humor nicht zu kurz kommt, sei doch noch auch eine Frau genannt, die mit zwei sehr unterschiedlichen Karrieren wirklich hoch hinaus wollte -- und kam: Beate Uhse.
Herostratos***, der mit einem Diana-Tempel-Anzünden unsterblich wurde, als Prinzip des Koste-es-was-es-wolle? Vielleicht hat jener Psycho-Und-sonst-was doch recht, der konstatiert, um Robby-Williams-mäßig nach oben zu schießen, bedürfe es größter seelischer Schäden und Verwerfungen. Vulgo: Man muß einen rechten Schuß haben, um das mit dem Nach-oben in der Gesellschaft der Halbwegsnormalen zu schaffen. (Gleichzeitig ein Trost an alle Normalos, die es nicht geschafft haben: 'Ihr seid im Kern einfach nicht verrückt genug!') Ob man das bei den Faschismus- und Totalitarismustheorien bitte berücksichtigen könnte? Dann wäre viel gewonnen. Wenn man auf dem entsprechenden Bild sieht, wie schon der Schüler Hitler mit verschränkten Armen und herrischem Blick über der Schar seiner Klasse thront -- Jesses na, was gibt es doch hinter den Untiefen für Tiefen in der Seele der Menschen! Und was für Naturgesetze, die viel komplizierter sind, als die, die das Wetter beherrschen!
NACHTRAG1: Lesenswert ist der Steidl-Bericht in der WELT. Aber auch hier weht der Nebel über der Tatsache, daß kaum jemand Grass einen Vorwurf machen wird, weil er in so jungen Jahren für kurze Zeit in der SS war, sondern eben nur: Daß er, Moralist der anderen, der er war, das nicht schon früher kundgetan hat. Und natürlich, und da hat der SPIEGEL schon recht, dann hätte er von Beginn an nicht die moralische Wucht in seine Schläge legen können. Wahrscheinlich wäre er als Moralist einfach nicht anerkannt worden. Mit so vielen anderen Folgen in Sachen Erfolg. Einschließlich der Frage, ob es zum Nobel-Preis dann gereicht hätte.*
NACHTRAG 2: Man kann es fast nicht glauben ...!
Der SPIEGEL nennt Grass nun den BLECHTROMMLER und macht aber via Titelbild aus GG einen SS-Stahlhelm-Trommler...
Und jetzt mal ernsthaft: Was bleibt zu sagen? Doch nur so viel: Daß es einen Menschenschlag gibt, der in jeder gesellschaftlichen Formation nach vorne drängt, hin zu Einfluß und Ruhm. Und ein Teil dieser Menschen hat -- von vielen Deutsch-, Geschichts- und sonstigen -Lehrern und auch von vielen Journalisten arg bewundert -- Erfolg. Dem SPIEGEL ist es zu danken, daß man, was die NS-Verstrickungen angeht, eine einschlägige Liste leicht abschreiben kann.
- Werner Höfer, Fernsehjournalist und internationaler Frühschöppner
- Günter Eich, Lyriker und Mitbegründer der Gruppe 47
- Hans Schwerte, alias Hans Ernst Schneider, Germanist und Rektor der TU Aachen
- Walter Höllerer, Dichter und Literaturprofessor
- Peter Wapnewski, Gründungsrektor Berliner Wissenschaftskolleg und ZEIT-Autor
- Walter Jens, Tübinger Rhetorik-Professor und Fußball-Schöngeist (neben vielem anderen)*
Nein, es gibt einen ausgezeichneten Menschenschlag, der es ganz nach oben schafft, in Politik, Wirtschaft, Kunst und, ja auch: in der Wissenschaft. Nur in Zeiten gesellschaftlicher Bruchlinien wird erkennbar, daß viele, vielleicht die meisten dieser nach vorn und oben Strebenden eben unter allen Umständen dahin wollen, wo die hohe Luft des Ruhms und des Einflusses sie umweht.
Wer übrigens noch weitere Namen der Zeitgeschichte einsetzen möchte, wird leicht hier und hier fündig.
Und damit der schräge Humor nicht zu kurz kommt, sei doch noch auch eine Frau genannt, die mit zwei sehr unterschiedlichen Karrieren wirklich hoch hinaus wollte -- und kam: Beate Uhse.
Herostratos***, der mit einem Diana-Tempel-Anzünden unsterblich wurde, als Prinzip des Koste-es-was-es-wolle? Vielleicht hat jener Psycho-Und-sonst-was doch recht, der konstatiert, um Robby-Williams-mäßig nach oben zu schießen, bedürfe es größter seelischer Schäden und Verwerfungen. Vulgo: Man muß einen rechten Schuß haben, um das mit dem Nach-oben in der Gesellschaft der Halbwegsnormalen zu schaffen. (Gleichzeitig ein Trost an alle Normalos, die es nicht geschafft haben: 'Ihr seid im Kern einfach nicht verrückt genug!') Ob man das bei den Faschismus- und Totalitarismustheorien bitte berücksichtigen könnte? Dann wäre viel gewonnen. Wenn man auf dem entsprechenden Bild sieht, wie schon der Schüler Hitler mit verschränkten Armen und herrischem Blick über der Schar seiner Klasse thront -- Jesses na, was gibt es doch hinter den Untiefen für Tiefen in der Seele der Menschen! Und was für Naturgesetze, die viel komplizierter sind, als die, die das Wetter beherrschen!
NACHTRAG1: Lesenswert ist der Steidl-Bericht in der WELT. Aber auch hier weht der Nebel über der Tatsache, daß kaum jemand Grass einen Vorwurf machen wird, weil er in so jungen Jahren für kurze Zeit in der SS war, sondern eben nur: Daß er, Moralist der anderen, der er war, das nicht schon früher kundgetan hat. Und natürlich, und da hat der SPIEGEL schon recht, dann hätte er von Beginn an nicht die moralische Wucht in seine Schläge legen können. Wahrscheinlich wäre er als Moralist einfach nicht anerkannt worden. Mit so vielen anderen Folgen in Sachen Erfolg. Einschließlich der Frage, ob es zum Nobel-Preis dann gereicht hätte.*
NACHTRAG 2: Man kann es fast nicht glauben ...!
Dieser Link funktioniert offenbar nicht mehr, weil der Tagesspiegel gelöscht oder unauffindbar archiviert hat. Aber das hier ist auch nicht schlecht:
„Es gibt unerinnerbare Erlebnisse“. Jörg Andrees Elten, der bei der Waffen-SS war, über die NS-Jugend und die Mechanik der Verdrängung. (11.06.2010)
„Es gibt unerinnerbare Erlebnisse“. Jörg Andrees Elten, der bei der Waffen-SS war, über die NS-Jugend und die Mechanik der Verdrängung. (11.06.2010)
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* NACHTRAG / DIE WELT vom 29.08.2006: "Der peruanische Schriftsteller Mario Vargas Llosa hat Günter Grass wegen seines Eingeständnisses, Mitglied der Waffen-SS gewesen zu sein, in Schutz genommen. Die Reaktionen darauf seien nicht angemessen. Grass wäre von seinen politischen und literarischen Gegnern disqualifiziert worden, wenn er sich früher darüber geäußert hätte, erklärte Vargas Llosa in der spanischen Tageszeitung 'El País'." Nun denn -- QED!
** Ein Fund: In der Wikipedia-Diskussion zu Walter Jens schreibt Dankward Sidow am 10. September 2005 unter der Titelfrage "Jens - Bekennender Moralist??":
"Da habe ich aufgrund eigner Erfahrungen mit diesem Mitschüler aus der Schule Breitenfelder Straße 35 in Hamburg-Eppendorf, was sein Verhältnis zu Juden und seine Versprechungen coram publico betrifft, meine begründeten Zweifel - ich würde ihn einen Opportunisten nennen, der dank seiner professoralen Eloquenz die Dinge in seinem Sinne zu wenden versteht."
*** Vorschlag für einen kleinen Aufschrei: "Ach du lieber Herostratos!" Denn da ist ja auch noch jener Gefängnisinsasse, von dem man seinerzeit lesen konnte, er habe die Erpressung des Bankiers versucht, weil er bei seinen Freunden finanziell nicht mithalten konnte. Eine spezielle Form des Jus-Studenten-Ehrgeizes, könnte man sagen. Als Nebenbei-Delikt hat der Ehrgeizige dann das Kind ermordet, das er entführt hatte. Und nun wird sichtbar, daß er es einfach nicht lassen kann. Das Geld war, so wird klar, das eine, der Egal-wie-Ruhm das andere. Weil aus den Schlagzeilen sucht der verurteilte Kindsmörder diese Schlagzeilen wieder. Mit einem Entwurf für gute Taten. Ausgerechnet. Im Gespräch sein, egal wie und warum. Wenn es nicht anders geht, dann eben als Partyluder einer sich plusternden Medienwelt. Hier hängt wirklich alles mit allem zusammen. Der Nobel-Preisträger Grass und der und die und der auch.