Mittwoch, 16. Mai 2012

Schirrmachers "Payback


"Insgesamt kommentiert Schirrmacher mehr als er wirkliche "Beweise" für seine Thesen anführt. Neben einigen wirklich augenscheinlichen Beobachtungen bzw. Studienergebnissen führt er zumeist Zitate von Experten unterschiedlichsten Fach-Hintergrunds an. Diese Form der Beweisführung halte ich - als Naturwissenschaftler - für sehr fragwürdig. Ich hätte mir gewünscht, dass Schirrmacher etwas mehr Rohdaten aufführt, so dass dem Leser auch die Möglichkeit gegeben wird, zu einer eigenen Einschätzung zu kommen. Die überzeugensten Buchpassagen sind aus meiner Sicht genau diejenigen, in denen Schirrmacher weniger kommentiert sondern vielmehr Studien im Detail zusammenfaßt und in einen Kontext stellt. Diese Herangehensweise hätte ich mir als Grundtenor des Buches gewünscht." 

Mein Kommentar zum Kommentar, eben, im Vorbeigehen: 

"Das mit der Beweisführung und dem, wie man mit Thesen umgeht, ist vielleicht tatsächlich ein Problem zwischen Naturwissen- schaftlern auf der einen und Geisteswissenschaftlern auf der anderen Seite. Schirrmacher gibt vielen, die sich überfordert fühlen, eine Stimme, und ich kenne persönlich einige Menschen, die das so empfinden. Das etwas zum relevanten Faktum erst dadurch wird, dass man eine demoskopisch-statistische Untersuchung macht, halte ich für eine Fehleinschätzung. Wer am normalen E-Mail-Verkehr in einem Unternehmen oder einer (Hoch-) Schule teilnimmt und zwangläufig erlebt, wie er ständig dem Laufenden hinterherhechelt, der weiß, wovon Schirrmacher spricht bzw. schreibt und ist dankbar, dass das mal einer, der gut schreiben kann, auf den Punkt bringt. Alle anderen, die mit all dem keine Probleme haben, sollten ein Buch schreiben, wie man es machen muss, damit man da nicht unter die Räder kommt. Wenn der Rat nicht in die Richtung geht: "Ziehen Sie sich aus der Welt zurück und werden Sie Einsiedler!", dann wäre dieses Buch sicherlich ein großer Erfolg."