Gero von Randow, in der ZEIT, berichtet über den Erfolg des französischen Provokateurs Eric Zemmour. Ausgabe von heute, Rubrik Politik, S. 6. Schöne Sätze und Kommentare. Ein Satz und sein Kommentar als Beispiel:
"Die Polizei kontrolliert die Schwarzen und die Araber mehr als andere, weil die meisten Drogenhändler arabisch und schwarz sind." Sagt Semmour.
"Verlässliche Statistiken existieren nicht. Aber man kann Gerichtsgebäude besuchen, um sich von der kriminologischen Korrektheit des zweiten Halbsatzes zu überzeugen." Sagt von Randow.
Wir diskutieren mal die Frage nicht weiter, ob es heißen muss: "... weil die meisten Drogenhändler arabisch oder schwarz sind".
Dazu in dieser ZEIT eine ganze Abteilung über Provokateure wie Sarazin und die Frage, was man heute sagen und nicht sagen darf. Im Sinne von Westerwelles: "Man wird doch wohl noch sagen dürfen, dass..."
Meine Überlegung dazu, dass es eine sprachliche Erziehung geben sollte, die beinhaltet:
Für ein kluges Urteilen und das Nachdenken über kluges, krudes und wahnsinniges Urteilen sind wichtig
- die klaren Fälle, die keiner bestreiten kann, (Draußen regnet es gerade.)
- die Fälle, in denen diese -- also doch nur scheinbar klaren -- Fälle dennoch bestritten werden,
- und die Kategorien dieses Bestreitens
- also beispielsweise die Kategorieninterpretation (Das soll Regen sein? Es nieselt doch höchstens!)
- oder die Hintergrunderläuterung (Das ist kein Regen. Das ist die Feuerwehr, die für einen Film Regen simuliert!)
- die Tatsache, dass Prädikate wie vernünftig und unvernünftig und abwegig immer standpunktgebunden und also nicht voraussetzungslos richtig sind (Es gibt Zeiten und kulturelle Voraussetzungen, in denen für die Zeitgenossen / Mitglieder der jeweiligen Gruppe Sätze wie Es wurden im 3. Reich keine Juden in Gaskammern umgebracht! oder Frauen sind von Natur aus weniger wert als Männer! unbestreitbar richtig sind.)
- die Rolle der Mehrheiten von Anhängern, die für Urteile und Sentenzen gefunden werden
- die Machtverteilung bei der Veröffentlichung von Meinungen und Urteilen und
- die Rolle der Veröffentlichung bei der Frage, was überhaupt diskutiert wird und was nicht
- die Unterscheidung oder die Nicht-Unterscheidbarkeit von Meinung, Urteil und objektiv feststellbarem Faktum
- die Frage, ob 'objektive Fakten' überhaupt nur deshalb unstrittig sind, weil mit ihnen keine wirklichen Interessen verbunden sind
- die Frage, ob Interesselosigkeit -- verbunden mit welchen Gründen des Nicht-Interesses -- überhaupt vorkommt (Warum hat keiner ein Interesse daran, das Urteil 2+2=4 anzuzweifeln; von welchem Typus sind die Menschen, die die biologische Evolutionslehre in Zweifel ziehen)
- die absolute Notwendigkeit der Differenzierung innerhalb von Kategorien, die beim Urteil verwendet werden, wobei
- die Unterscheidung von 'klaren Fällen' an den beiden Extremen und Binnenkategorien zwischen den Extremen wichtig ist
- die Rolle von Sentenzen des grundsätzlichen Bezweifelns (Beliebtestest Zitat, durch die Häufigkeit der Verwendung schon abgewetzt-verkommen klingend: "Es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, als eure Schulweisheit sich träumen lässt."+ Darum wenigstens noch einmal englisch herausgekramt: "There are more things in heaven and earth, Horatio, / Than are dreamt of in your philosophy." Hamlet, I.5.167 Mit der schönen Übersetzungsfrage, ob denn philosophy wirklich Schulweisheit meint.)
Damit sind wir noch nicht am Ende der Problematisierunskette. Aber -- ein Anfang ist gemacht.
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+ Folge: "geschrieben von Nikola, 06.12.07 "Es gibt FE-Maschinen ich habe eine mit meinen eigenen Augen gesehen. Wer an die Naturgesetzte glaubt und an die Schulwissenschaft der tut mir leid das es sich so verarschen lässt." -- FE-Maschinen = Freie-Engergie-Maschinen. -- "Geschrieben von Channing 01.01.2007 Wer ein Gerät bauen möchte, welches auf Basis von "freier Energie" funktioniert, findet hier die notwendigen Anleitungen dazu. Im Prinzip ist dies ein Elektromotor ("Rotoverter" genannt), welches mehr Energie liefert (etwa 3mal soviel), als es eingespeist bekommt. Diesen Zustand nennt man auch "Overunity" oder einen "Effizienzgrad über 100%"." (Frage: Ist die Fähigkeit zu Einigermaßen-Grammatik, Einigermaßen-Rechtschreibung und Einigermaßen-Zeichensetzung doch ein Indikator für Einigermaßen-Vernünftigkeit?)
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