Dienstag, 4. Mai 2010

"Selbstzufriedenes Kratzen im Genitalbereich"

Von wem könnte diese Überschrift stammen, und worum könnte es da gehen?

Nun ja, vielleicht ein Satzfragment aus "Rom, Blicke" von Rolf Dieter Brinkmann. Obwohl -- Brinkmann hätte das direkt ausgedrückt. Ersparen wir uns den Versuch, ein Stilplagiat / Brinkmann zu wagen.

Nun gut, es ist was zum Staunen. Denn dass das aus der heutigen SZ -- eine Überschrift im Feuilleton -- stammt hätte ich nicht so leicht gedacht. Und dass es um eine CD-Besprechung geht, erst recht nicht.

T-Bone Burnett, der populäre Produzent des Altherrenkults in Country, Folk und Blues, enttäuscht mit zwei neuen Alben - John Hiatt und Delbert McClinton zeigen dagegen Grandezza // Spielt man eine Countryplatte rückwärts ab, so ein alter Musiker-Witz, dann kriegt man seine Frau zurück, seinen Hund zurück, sein Haus zurück.

Und die Erklärung des -- heute ja nicht provokanten, sondern nur seltsamen Überschrift:

Beide CDs zeigen exemplarisch, was am Americana- respektive ("echten") Country-Genre schief zu laufen droht: selbstzufriedenes Kratzen im Genitalbereich wird für Authentizität gehalten.

Ist es vielleicht bei dieser Besprechung so, wie es bei der Kritik der feinsinnigen Datenschutz-Sensiblen aus Deutschland bei der Einreise in die USA ist: Sie regen sich auf, dass sie Bild und Fingerabdrücke gleich am Flughafen abgeben müssen. Nur -- in die USA hinein wollen sie dann doch. Sie könnten ja zuhause bleiben. In ihrer Straße, in der sie, zusammen mit gleichgesinnten ein Haus erworben haben und in denen die Datenschutz-Bürgerwehr patrouilliert und kontrolliert, ob auch alles im Vorgarten richtig datengeschützt ist. Und da könnten sie dann das deutsche Liedgut rezensieren, dass ihren hohen Geschmackserwartungen entspricht.

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