Dienstag, 31. August 2010

Intelligenz? Kultureller und nationaler Hintergrund

Ich hoffe aufrichtig, dass ich bei dem, was ich eben bei der Wikipedia geschrieben habe, nicht durch Thilo Sarazin beeinflusst bin. ;-) Nun denn:

Um es mal sehr allgemein zu sagen: Manches in dem Artikel [zum Begriff Intelligenz] ist sehr allgemein gehalten. (Wie in der I-Forschung üblich, könnte man natürlich hinzufügen.) Etwa dieser Abschnitt:

"Spearmans Generalfaktor der Intelligenz (g) ist eines der am weitesten verbreiteten Intelligenzmodelle. g ist eines der reliabelsten und validesten Konstrukte der Psychologie. g sagt laut Robert Plomin schulischen Erfolg und Prestige des später erreichten Berufes besser vorher als jede andere erfassbare Eigenschaft. Die Voraussagekraft von g auf Variablen wie Berufsprestige und Einkommen eines Individuums wird verringert, wenn man als eine mit g korrelierte Variable den sozioökonomischen Status des Elternhauses einbezieht. Doch auch in diesem Fall leistet g einen eigenständigen Beitrag zur Varianzaufklärung."

Gut wäre es, wenn auf konkrete Untersuchungen (auch) in Deutschland verwiesen würde. Und um es platt aber deutlich zu sagen: Das empirische Problem wird sein, dass die ganz Erfolgreichen, vom Banker bis zum Medizinprofessor und dem Physik-Nobelpreisträger, sich kaum einem Intelligenztest unterziehen werden. Die Schüler wird man -- wirklich repräsentativ? -- gerade noch dazu bringen können. -- In allen Belangen gilt: Den Versuchsaufbau genau und sehr kritisch ansehen. Sonst gilt die dumme alte Weisheit :-) : Intelligenz ist, was der Intelligenztest misst. -- Nachtrag, weil ich schon dabei bin: Ein Hinweis auf den Begriff der [[Emotionale Intelligenz|emotionalen Intelligenz]] wäre nicht schlecht. Und eine Stelle, an der, und sei es indirekt, zu dem vermittelt wird, was ich bei Daniel Goleman vor Jahren gelesen habe; sinngemäß: "Wie kommt es, dass so viele Leute mit einem IQ von 140 und höher in den Unternehmen von Leuten mit einem IQ von 110 als Angestellte arbeiten?"

Verlagsarchiv Mohr Siebeck

Was ist Geschichte, was Wissenschaftsgeschichte? Auf welche Materialien kann die Forschung da zurückgreiben? Eine Meldung heute:

1200 Kisten deutscher Wissenschaftsgeschichte

Seit kurzem für die Nutzung offen: Das Verlagsarchiv Mohr Siebeck in der Staatsbibliothek preußischer Kulturbesitz in Berlin

Als der Verleger Georg Siebeck im Juni 2010 der Staatsbibliothek in Berlin das Archiv des Verlages Mohr Siebeck übergab, waren zuvor keine Millionen geflossen. Aber der Verleger hatte die Schenkung an die Bedingung geknüpft, dass die Erschließung des Archivs binnen fünf Jahren, also bis 2015, abgeschlossen sein müsse. Nun stehen die mehr als 1200 Kisten, größere und kleinere, im Magazin der Handschriftenabteilung der Bibliothek, und man kann sehen, dass die Erfassung und Katalogisierung dieses Verlagsarchivs, das etwa zwei Millionen Einzelelemente aus der Zeit von 1801 bis 1978 umfasst, eine ebenso anspruchsvolle wie attraktive Aufgabe sein wird. Denn in diesem Verlagsarchiv steckt ein großes Stück deutscher Wissenschaftsgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts - vorausgesetzt, man rechnet zur Geschichte der Wissenschaften neben der Geschichte der Ideen auch die ihrer Materialisierung und Zirkulation.

Quelle: Süddeutsche Zeitung Nr. 200, Dienstag, den 31. August 2010, Seite 14.

Sonntag, 29. August 2010

Lachen

Auf zwei Seiten (76 f.) des Buches "Bilden Sie mal einen Satz mit ...", herausgegeben von Robert Gernhardt und Klaus Cäsar Zehrer:

Schamponieren
Er hat bei ihr nichts zu verlieren
und fasst ihr frech an Scham, Po, nieren.

Résistance
Die Resi hat bei mir kei Chance,
weil I net mit Resis tanze.

Geschlecht, Emanze
Jetzt wird's mir aber doch zu dumm!
I Geschlecht mit den Frauen um?
Die wer'n doch jedesmal schon dreist
Emanze auf das Sofa schmeist!

Schreibtischlampe
Macht sie Stress und das nicht knapp,
dann Schreibtischlampe besser ab.

Freitag, 27. August 2010

Jeune nègre tenant un arc

Hyacinthe Rigaud (Perpignan, 1659 – Paris, 1743)
Jeune nègre tenant un arc
Huile sur toile, après 1700
© Direction des musées de Dunkerque, MBA.
L’identité du modèle n’est pas connue. Le turban renvoie à la mode exotique du moment qui déguise les jeunes Noirs en petits eunuques d’une cour ottomane et l’arc n’est guère plus qu’un accessoire de théâtre évoquant peut-être le rôle de messager de Cupidon que remplissent souvent ces jeunes pages. Quant au somptueux costume, il rend hommage au goût et à la richesse du maître de cet esclave. Car le doute n’est pas permis : enserrant le cou, le collier de servitude, quoiqu’en argent, rappelle la condition du modèle. Son regard aussi, qui se détourne et évite de fixer le spectateur.

Friedrich Christoph Schlosser

Die Liberalen, sie interessieren. Konkret wie historisch. Ein Fund beim Bücher-Neusortieren. Schlosser's Weltgeschichte.


Friedrich Christoph Schlosser, * 17. November 1776 in Jever; † 23. September 1861 in Heidelberg) war ein deutscher Historiker.
...
Nach der Wiederherstellung der Freien Stadt Frankfurt wurde er 1814 Stadtbibliothekar. 1819 ging er als Professor für Geschichte an die Universität Heidelberg, wo er eine im Sinne des Liberalismus äußerst wirkungsvolle Tätigkeit entwickelte und mehrere Geschichtswerke schrieb. Schlosser ging nicht darauf aus, durch schöne Form zu wirken, stand vielmehr in ausgesprochenem Gegensatz zu der kritischen, so auch der künstlerischen Geschichtsschreibung. Der wissenschaftliche Gehalt seiner Werke steht hinter der moralischen Wirkung weit zurück, aber der für seine Zeit charakteristische Liberalismus seiner Auffassung hat seine Werke dem Verständnis des Volkes näher gebracht als die irgendeines andern Geschichtsschreibers. (Meyers Großes Konversationslexikon, 1905) Schlosser wirkte stark auf die politischen Anschauungen des Mittelstands. Er war selbst nie politisch tätig. In Jever errichtete man ihm 1876 ein Denkmal auf dem Schlosserplatz. Er starb am 23. September 1861 in Heidelberg.

Donnerstag, 26. August 2010

Kinder im Namen des Satans gepeinigt

Ich habe einmal von der Psychologin Michaela Huber wissen wollen, welche Beispiele für multiple Persönlichkeiten sie nennen könne Es war mir wichtig. Die Argumentation: Einige der Fälle müssten einfach vor Gericht gelandet und damit bekannt sein. Keine Antwort. Auch das Bemühen des Verlags nützte nichts. Nun also wieder:

Wenn Kinder im Namen des Satans gepeinigt werden

Kinder werden schwer misshandelt, die Täter wollen die absolute Macht. Eine Bielefelder Traumaklinik behandelt Opfer von satani- schen Ritualen.

Ritueller Missbrauch bezeichnet sexuelle, physische und psychische Übergriffe auf Kinder und Jugendliche, die im Zusammenhang mit kultisch-rituellen Handlungen stehen. Das Foto zeigt Anton Lavey (u.), den selbst ernannten ersten Hohepriester der Satanskirche, der im Mai 1967 in San Francisco die satanische Taufe an seiner dreijährigen Tochter Zeena durchführt, während eine nackte Frau auf dem Altar liegt.le Persönlichkeiten sie nennen könne. (Quelle)

Quantenphysik und Wissenschaftstheorie

Über diesen kleinen Abschnitt nachdenken:

Die Quantenmechanik unterscheidet sich nicht nur in ihrer mathematischen Struktur grundlegend von der klassischen Physik. Sie scheint auch einigen Prinzipien zu widersprechen, die in der klassischen Physik als fundamental und selbstverständlich angesehen werden. Zur Deutung der Theorie wurde eine Reihe verschiedener Interpretationen entwickelt.

Nicht nur Fakten aus Messungen also, die in die Theorie hinein gedeutet werden müssen. Die Theorie selbst wird gedeutet.

Mittwoch, 25. August 2010

Ein Bier für 73,50 Euro

Die Überschriften oben wie unten sind, wie die Textauszüge, Original-SZ von heute, S. 35.

Hinzugefügt sei: Da wiehert der Amtsschimmel von der Polizei. Und der Journalistin Gudrun Passarge sei gedankt, dass sie es überliefert hat:

Altstadt-Fußgängerbereich-Satzung wird für Schülerin zur teuren Falle
Die 'Tatzeit' ist unstrittig: 25. Februar 2010, 14.50 Uhr. Der 'Tatort' auch: Fischbrunnen, Marienplatz 8. Es war einer der ersten schönen Tage in diesem Jahr, erinnert sich die Schülerin Sophie B. aus Moosburg. Nach Schulschluss schlenderte sie mit ihrer Freundin durch die Fußgängerzone und kaufte sich unterwegs eine Breze und eine Flasche Bier. Ihr Zug fuhr erst um 15 Uhr ab. Deswegen beschloss die 19-Jährige, zusammen mit ihrer Freundin am Fischbrunnen Halt zu machen, Leute zu beobachten, die Sonne zu genießen und 'gemeinsam zu vespern'.
[...]
Im Kreisverwaltungsrefererat zeigt man sich auf Nachfrage der SZ überrascht. 'Zu einer Verhängung von Bußgeldern kommt es immer nur dann, wenn ein Wiederholungsfall vorliegt', sagt Referatssprecher Klaus Kirchmann. Man wolle damit beispielsweise die Punkerszene treffen. Sophie B. beteuert dagegen, bis zu jenem Tag im Februar noch nie etwas mit der Polizei zu tun gehabt zu haben. Es sei ihr erstes Bier in der Fußgängerzone gewesen. 'Und ich sah auch ganz ordentlich aus.' Das Kreisverwaltungsreferat versprach, den Fall noch einmal zu prüfen.

Fahrraddiebs Liebling -- der Datenschützer!

Seit Tagen kursiert im Internet ein kurioses Video:* Es zeigt, wie ein Dieb in 32 Sekunden ein Fahrrad klaut... Und der Mann, der den Streifen bei YouTube einstellte, hat jetzt richtig Ärger: Marcel Wagner (30) droht ein Bußgeld von bis zu 300 000 Euro! Hier erzählt der Erfurter, wie's dazu kam.

...

"Wagner brachte das Video seiner Nachbarin, die erstattete Anzeige: „Weil mich die Dreistigkeit des Täters ärgerte, stellte ich das Video ins Internet.“ Fast 3000 Mal wurde es angeschaut.
Doch statt Belohnung für seine Aufklärungsarbeit droht Ärger.
Peter Baldauf, Datenschutzbeauftragter vom Landesverwaltungsamt: „Die Kamera überwacht nicht den Innenbereich – was draußen passiert, ist Sache der Polizei.“ [Die in solchen Fällen ja bekanntlich überaus aktiv und erfolgreich ist.] Maximal einen Meter außerhalb des Schaufensters darf aufgezeichnet werden. [100 Zentimeter und Schluss. Das nenn ich deutsche Gründlichkeit und Exaktheit!] Baldauf: „Wir werden Herrn Wagner zu einer Stellungnahme auffordern.“"

Also -- wenn ich das nächste mal ein Fahrrad oder einen Porsche klaue, dann gehe ich, wenn ich dabei gefilmt werde, einfach zu meinem Datenschutzbeauftragten, und alles ist gut.

--

* Nachtrag: Das Filmchen gibt's nicht mehr. Dafür aber natürlich sehr viel auf YouTube.

--

Nachtrag (14.11.2015): Wie die Rechtslage bei diesem wirklich erstaunlichen Diebstahlschutz für Fahrräder ist, muss noch herausgefunden werden.

Dienstag, 24. August 2010

Weltsichten: Nierenspende

In Bayern 2 eine Sendung über Frank-Walter Steinmeiers Nierenspende für seine Frau. Moderator, Experte und die Hörer, die anrufen. Der erste Anrufer gleich: Da sei auch eine gute Portion Eigennutz dahinter. Die Frau wäre sonst drei Mal die Woche in der Dialyse und nicht ansprechbar. Und ob Steinmeier überhaupt einen Organspenderausweis habe.

Wieder einmal habe ich das Gefühl, in einem fremden Land zu leben.

a) Muss man zu dieser Thematik gleich eine ganze Radiosendung machen, und vor allem: so eine? Also nicht informierend, sondern eine mit Quasselstrippe?

b) Gibt es eigentlich etwas, an dem die Immer-Schwarzmacher des Landes nicht sofort und mit einer gewissen Findigkeit was Negatives erkennen?

Montag, 23. August 2010

Feinste Polemiken

Mein Gott, was für interessante Dinge, auf die man so stößt! Da suche ich ein wenig Information über Burkhard Müller, den Verfasser des vor kurzem in diesem Blog angeführten Wissen-ist-nicht-gleich-Wissen-Artikels und stoße auf eine wunderschöne, geschliffene Wortschlägerei.

Hier und hier und -- ach Gott, zusammenfassend HIER.

--


"... Lieber Herr Hörisch, wenn ich nicht Gelegenheit gehabt hätte, Ihnen von Angesicht zu Angesicht zu begegnen und mit Ihnen zu sprechen, müsste ich Sie, auf der Grundlage Ihres Briefes und in Kenntnis von Burkhard Müllers Rezension, für einen überempfindlichen, hocheitlen, unangenehm machtbewussten und vor allem für einen dünkelhaften Zeitgenossen halten.

Mit freundlichen Grüßen
Georg Klein"

Begriff 'Erzählzeit' -- wirklich so?


Ok, die Literaturwissenschaft hat natürlich viele Freiheiten bei der Bezeichnung ihrer Dinge. Aber diese Fassung läuft der schlichten Wortbedeutung doch allzu arg quer:

"Erzählzeit bezeichnet in der Regel die Zeitspanne, die ein Leser für die Lektüre eines Textes, zum Sehen eines Films, Hören eines Hörspiels (oder vergleichbaren Vorgängen) braucht."

Für das sollte man halt schlicht den Begriff '(effektiv) Rezeptionszeit' verwenden. Bei teachsam beispielsweise wird wenigstens noch die Zeit, die man zum Erzählen benötigt mit aufgeführt.

"Mit dem Begriff der Erzählzeit (= Diskurszeit, discourse-time, temps de lecture) bezeichnet man jenen Zeitraum, den man benötigt, um eine Geschichte zu erzählen bzw. zu lesen."

Aber auch das ist unbefriedigend. Es setzt voraus, dass der Erzähler irgendwo steht und erzählt. Das ist aber oft nicht einmal im Rahmenm einer Erzählerfiktion korrekt.

Sinnvoll wäre es, die Erzählzeit einfach als den Zeitraum zu nehmen, in dem sich der Erzähler 'bewegt' hat, als er das Dargestellte erzählt oder niedergeschrieben hat. Bei expliziter Darstellung (die natürlich in der Regel nur ungefähr erschlossen werden kann): Er hat am ... begonnen, das aufzuschreiben / zu erzählen und am ... damit aufgehört. In den Schritten 1 ... n.(Das Decamerone ist ein schönes Beispiel. Nabokos Lolita wahrscheinlich ein anderes.) Wie lange ich oder jemand anders für's Lesen des Texts oder das Anhören eines Hörbuchs brauche / braucht, ist eine ganz andere Sache. Wobei es gut wäre, wenn da Forschungen mit aufgeführt würden, die das tatsächliche Lesen / Anhören mit der Realität in Einklang bringen. Die Menschen lesen ja höchst unterschiedlich schnell und in verschiedenen Portionierungen. Gibt es entsprechende Forschungen? Das wäre die Frage.

Mal sehen, was die Fachleute dazu sagen. Die alte Sache: Dass sich die Literaturwissenschaft ungern mit der schnöden Realität und ihren schlichten Fragen gemein macht: Wie lange braucht jemand, um Effi Briest zu lesen? Das ist natürlich für die eigentliche Literaturtheorie nicht besonders relevant. Für eine realistische Sicht der Frage, wie viel jemand wirklich in seinem Leben lesen kann und ob viele Literaturanalysen nicht schlichtweg dadurch als Nebelkerzen nachgewiesen werden könnten, weil kein Mensch so viel wie in der Literaturliste angegeben in 3 Jahren lesen kann, das ist eine andere.

Aggressive Unternehmensstrategien

Ein Kollege gibt eine Mail weiter, die er bekommen hat. Darin dies:

Aus den USA kommt folgende Unternehmensstrategie zu uns: Großkonzerne machen kritische Journalisten und Umwelt- oder Menschenrechtsaktivisten mundtot, indem sie sie wegen Rufschädigung oder Geschäftsstörung klagen. Dabei rechnen sie gar nicht mit einem Prozess, den sie oft mit großer Wahrscheinlichkeit verlieren würden. Sondern damit, dass sie den Gegner/die Gegnerin durch die astronomischen Phantasiebeträge, die sie einklagen, derart einschüchtern, dass er/sie einem Vergleich zustimmt.

Solche STRATEGIC LAWSUITS AGAINST PUBLIC PARTICIPATION (siehe SLAPP in Wikipedia) sind meist erfolgreich, da ein Prozess, selbst wenn er gut ausgeht, für einen normalen Menschen den finanziellen Ruin bedeuten kann. Verliert der Konzern in den wenigen Fällen, wo der/die Gegner/in durchhält, macht ihm das wenig aus, da seine Rechtsabteilung ohnehin unter den laufenden Kosten mitläuft und die Gerichtskosten aus der Kaffekasse bezahlt werden können.

Das sollte man im Auge behalten. So etwas ist weitauus wichtiger als die Meine-Hausfassade-gehört-mir-Kampagne gegen Google.

Sonntag, 22. August 2010

Sinkende Erträge in der Wissenschaft

Wow! Wie ich diesen Artikel gesucht habe! Ich hatte ihn doch gelesen! Aber dann eben -- Urlaub. Wo? Wann? Überhaupt -- in der ZEIT oder in der SZ. Und jetzt hab ich ihn!

Nichts kommt mehr
Gilt das "Gesetz der sinkenden Erträge" in der Wissenschaft?

Für die wissenschaftliche Forschung wird so viel Geld aufgewendet wie noch nie in der Geschichte der Menschheit. Um etliche Größenordnungen liegen die Beträge über dem, was noch vor einigen Jahrzehnten zur Verfügung stand. Vor dem Zweiten Weltkrieg gaben die Vereinigten Staaten für alle Forschung insgesamt rund 250 Millionen Dollar jährlich aus. Im Jahr 1998 waren es 62 Milliarden Dollar allein für die biomedizinische Forschung. Inzwischen hat sich, wie das Prospect ...

12.08.2010 Süddeutsche Zeitung ... 1205 Wörter

Preda Mihailescu

Einfach so, um es festzuhalten:

Preda Mihailescu ist in Rumänien aufgewachsen. Als Vierjähriger multiplizierte er zweistellige Zahlen im Kopf, mit 12 widmete er sich den Primzahlen. 1973, als er 18 war, floh er aus der Diktatur allein in die Schweiz, arbeitete sich vom Tellerwäscher zum Mathematik- studenten hoch, verdiente danach sein Geld in Zürich bei Großkonzernen und trommelte nebenbei Exilrumänen zum Widerstand gegen das Ceausescu-Regime zusammen. Dass er jetzt endlich, mit 20-jähriger Verzögerung, in die mathematische Forschung findet, kann er selber kaum glauben. "Wirkliche Wunder", sagt Mihailescu, "geschehen nicht in der Mathematik, sondern beim Menschen."

Die Wikipedia ist eine Institution...

... von dem man viel über das Menschliche und die Wissensverwaltung lernen kann. Fast hätte ich es ja nicht mehr gefunden, denn das gleich Folgende wurde archiviert, ohne dass das Archiv auffindbar ist. Aber das Netz vergisst ja nichts. Nun denn.

Und am Ende ist es doch so, als habe der, der sich GiordanoBruno nennt, mich nicht so ganz verstanden. Aber das ist nicht so schlimm. Immerhin habe ich durch ihn jetzt die Wikipedia Mentoren-Plakette kennengelernt. Dass es so etwas irgendwann geben muss, war mir aber schon vorher klar. Ich meine -- welcher Verein kommt ohne Ehrenspangen und Orden aus?!


Ach ja -- hier die Vorgeschichte. Und diese frühere Notiz ist vielleicht von Belang.

Und dann halte ich doch mal, wie versprochen: ohne nachgereichten Kommentar, das schwer Auffindbare fest:


"Ein halber Dank...

... für das sehr schnelle Rausnehmen meiner Anmerkungen zum Intelligent Design. Noch bevor ich es selbst tun konnte. Ein paar Anmerkungen dazu hier. --Delabarquera 10:32, 28. Jul. 2010 (CEST)

Du solltest auch deinen Beitrag in diesem Blog wieder rausnehmen, falls das geht. Was geht dich meine Art zu arbeiten an und wer bist du überhaupt, dass du dir das Recht herausnimmst, das öffentlich zu kommentieren? --GiordanoBruno 10:38, 28. Jul. 2010 (CEST)

Das versteh ich nun gar nicht. Das klingt doch extrem nach Austeilen-aber-nicht-Einstecken-können. Wir sind hier im Internet und nicht im Mädchenpensionat des Jahres 1954! Das muss man sich doch klar machen, bevor man hier mitmischt. --Delabarquera 10:54, 28. Jul. 2010 (CEST)

Ausgeteilt hast bis jetzt nur du. Du greifst mich außerhalb der WP an, wo ich mich nicht über die hier üblichen Mechanismen nicht zur Wehr setzen kann. Das hat nichts mit Mädchenpensionat zu tun, sondern damit, dass du aus meiner Sicht zu feige bist, mir hier gegenüberzutreten. Sowas ist ganz einfach nur schäbig - ich werde mich dort nicht zu Wort melden, denn damit werte ich dich nur auf. --GiordanoBruno 11:07, 28. Jul. 2010 (CEST)

Jesses, cool bleiben, Mann! Wie heißt es so schön auf der Seite vorher: "ich bin generell der Meinung, dass eine gewisse Anonymität zum Schutz der Privatsphäre nicht schaden kann." Nun denn, keiner hat dich doch als bürgerliche Person angegriffen! Und außerdem -- was ist denn falsch und an die Ehre gehend an dem, was ich konstatiere?! Was mich angeht: Ende der Durchsage. Du hast das letzte Wort. --Delabarquera 11:14, 28. Jul. 2010 (CEST)

Dein Verhalten zeigt mir, dass du offensichtlich mit deiner eigenen Bedeutungslosigkeit nicht zurechtkommst - ein Problem, das du mit vielen Menschen im Internet teilst. Anders lässt es sich wohl kaum erklären, was einen Menschen dazu treibt, seine Umwelt mit Belanglosigkeiten und Blogbeiträgen zu langweilen. Es freut mich, dass ich deinem Leben für ein paar Stunden einen Sinn geben konnte. --GiordanoBruno 13:04, 28. Jul. 2010 (CEST)"

Nein, kein Kommentar. Versprochen ist versprochen.

Samstag, 21. August 2010

Gibt es da unten wirklich Fische?

Das nehme ich heute mal aus den Weiten der Wikipedia-Diskussionen heraus. Ich habe es am 24. Jan. 2010 auf der WP Diskussionsseite des Triestetiefs geschrieben. Bis heute gibt es keine Antwort.

Artikel: "Jacques Piccard berichtete, dass er kurz vor dem Auftreffen auf dem Meeresgrund auch in dieser extremen Tiefe noch einen Fisch gesehen habe."
In der ZEIT: "Und doch gibt es Leben hier unten: Ein Plattfisch schwimmt durch das Scheinwerferlicht des Tauchbootes – sagt Piccard. Er hat keine Kamera dabei, Ozeanographen bezweifeln seine Beobachtung." (Quelle)
Meine Überlegung: "Warum baut Deutschland, zum Beispiel, nicht eine kleine Fernsehkamera, baut diese in eine kleine Druckkapsel ein, nimmt, von wegen der Leichtigkeit, ein Glasfaserkabel und lässt beides mit relativ geringem Aufwand in den Marianengraben hinab. Gefesselt meinethalben an eine automatisch sich an der Stelle haltende Boie und für ein halbes Jahr. Relativ geringer Aufwand. Menschen sind nicht gefährdet.
Schwimmen jetzt Fische vorbei oder nicht? Die Sache wäre geklärt.
Gibt es da Informationen, warum man das noch nicht gemacht hat? Wenn ja: Her damit!
Ach ja, und das noch, von wegen "kurz vor dem Auftreffen auf dem Meeresgrund". Heißt es nicht allenthalben, dass die Trieste über dem Boden angehalten habe? Den Boden also nicht berührt hat?

Freitag, 20. August 2010

Bass-Knödeln

Parken wir es mal hier...


... und ähnliche Phänomene - wie nennt man die und wo gibt es Veröffentlichungen? -- [...] Auf die Frage gekommen bin ich bei diesem Video, das ich eben mit meinem Sohn angeschaut habe. Meine Frage: Die Tonhöhe, die jemand anschlägt und die andere als künstlich oder aufgesetzt empfinden, ist ja eigentlich weder eine Sache der Phonetik noch der Intonation. Wie aber wird das -- in welcher Disziplin -- beschrieben? Also z. B. Henry Kissinger, der seine Stimme sehr künstlich in den Bass gedrückt hat, so dass man das Anschrammen der Stimmbänder förmlichsehen konnte. -- Entsprechend natürlich, zur Betonung der Weiblichkeit, die hohe Stimme bei Frauen oder Frauen-Imitatoren. Und der Tonverlauf, der als 'typisch schwul' empfundenwird. Wo wird all das beschrieben? --Delabarquera 20:25, 4. Aug. 2010 (CEST)

Nachdem der Wikipedia-Mitarbeiter In4matic das gelöscht hat.

Numquam minus otiosus, quam cum otiosus

Ich suche nach einem lateinischen Spruch, schreibe ihn Cicero zu und weiß dann auch, warum. Ich finde das Gesuchte unter anderem hier:

KARL GROSS

Numquam minus otiosus, quam cum otiosus

Das Weiterleben eines antiken Sprichwortes im Abendland*
Herrn Prof. Dr. Joseph Vogt in dankbarer Verehrung zum 85. Geburtstag

Zweimal zitiert Cicero in seinen philosophischen Schriften ein Wort des älteren Scipio Africanus, das er bei Cato Ccnsorius überliefert fand. Zum erstenmal begegnet der Ausspruch in der philosophischen Erstlingsschrift De re publica vom Jahr 54—51. Der Hauptunterredner, Scipio Africanus minor, berichtet von seinem Großvater, er habe nach dem Zeugnis Catos oft gesagt, «daß er niemals mehr tue, als wenn er nichts tue, und niemals weniger allein sei, als wenn er allein sei». Das gleiche Wort findet sich mit einer Abwandlung des ersten Teils im letzten philosophischen Werk Ciceros vom Jahr 43, zu Beginn des 3. Buches De offieiis: «P. Scipio, mein Sohn Marcus, der als erster Africanus genannt wurde, pflegte zu sagen, wie Cato, in etwa sein Zeitgenosse, schrieb, er sei niemals weniger untätig, als wenn er ohne Tätigkeit sei, und niemals weniger allein, als wenn er allein sei».

Dienstag, 10. August 2010

Claudio Cúmulo

Damit ich es nicht vergesse!

So, das noch: Bayern 2

15:30 Uhr - Lesesommer: Literatur kontinental - Europa. Tatjana Tolstaja: "Die Okkerwil". Sprecherin: Jutta Lampe. Wiederholung um 22.30 Uhr.

Und auch das - "Die san scho mit aocht, neun Joa zu die Bauern kemma...! Indien in Deutschland, das ist noch nicht so lange her.

16:05 Uhr -- Eins zu Eins. Der Talk: Norbert Joa im Gespräch mit Marlene Reidel, Kinderbuchautorin mit karger Kindheit. Als Podcast verfügbar.

Und jetzt -- auf und davon!

Die Deutschen und die Datenschutz-Hysterie

Wenn eine ganze Nation einhellig hysterisch wird, verschieben sich die Maßstäbe so, dass das Mittlere als das Normale gilt. Siehe Google-Streetview.

"... das hat man mir leider in Kalifornien nicht einräumen wollen",

sagt feierlich-wichtigtuerisch der Datenschutzbeauftragte im Radio. Die werden sich kaputtlachen im fernen Kalifornien!

Keiner sieht den internationalen Maßstab: In den USA hat es 1 Einwand gegen Streetview gegeben, in Deutschland gibt es den Einspruch an jeder Pommes-Bude, die Angst hat, man könnte ihr ranziges Fett auf dem Foto erkennen. Und das sei geschäftsschädigend! Von den wichtigen Leuten mit Star-Problemen, die dann immerzu Besuch von Paparazzis bekommen. Hans Mustermann aus Tirschenreuth zum Beispiel.

Einzig zu überlegen ist, warum Google nicht sagt: "Bleibt doch in Krähwinkel! Wir verzichten auf Deutschland, ihr Dödel!"

Dann kämen nämlich garantiert einige Deutsche gelaufen, die sich diskriminiert fühlen, weil sie nicht ins Internet kommen, und deswegen gegen Google vor Gericht ziehen.

Dazu auch hier.

Und heute, am 12.11.2010 finde ich eine Zusammenfassung kritischer und weniger Töne hier.

Montag, 9. August 2010

Geheimnisse der deutschen Schreibung

Bis eben hieß es in der Wikipedia irgendwo: "...der ihn später mehrfach längere Zeit in Kopenhagen besuchte und sogar dänisch lernte...". Ja, die Schreibung hat ihre eigenen Wahrheiten: dänisch lernen geht schon; etwa in der in der Entsprechung zu unregelmäßig lernen, also 'lernen nach der Art der Dänen'. Aber wenn man die Sprache Dänisch lernt, dann geht kann man so, klein, nicht schreiben.

Sonntag, 8. August 2010

Geschäfte!

Das Leben und der Geschäftssinn, vulgo: die Sache irgendwo zwischen der nackten Geldgier und dem normalen Gewinnstreben ist wie der Löwenzahn, der den dicksten Asphalt durchbricht. Wieder mal so ein Fund: Ein Camcorder für 40 Euro beim Google-Shoppen. Eine alte, gebrauchte Sache wird das sein, denke ich. Aber nein!

Canon VIXIA HV40 Camcorder - 1080p - 2.96 MP - 10 x opt. Zoom

Und dann schleicht die Katze aus dem Sack: Leasing! 40 Euro -- was? Pro Tag, Woche, Monat, Jahr? Erst mal nachschauen: Pro Monat. Ans Kleingedruckte habe ich mich dann nicht mehr gewagt.

Samstag, 7. August 2010

Es lebe die Firma Vivanco!

Das alte Problem der Überversorgten und Schlampigen: Ein Gerät ist da. Ein Strom-Verbauchsmesser? Das Ding ist wahrscheinlich auch in Ordnung, aber es fehlt die Beschreibung. Soll man klagen? Es ist keinerlei Typenbezeichnung zu sehen. Eine Suche im Internet -- letzte Hilfe für die Schlampigen -- ist nicht möglich.

Na ja, so ganz stimmt die Geschichte nicht. Es steht immerhin auf dem Typenschild: PRO DT1.

Und es stimmt auch alles nicht:
Es ist eine Zeitschaltuhr,
und die Firma Vivanco hat eine

Aber auf den Scanner gelegt
ergibt das Ding
ein wunderbar abstraktes Bild.

Donnerstag, 5. August 2010

The murder of President Kennedy

Was schließen wir aus folgendem Befund:

"In the three-year period which followed the murder of President Kennedy and Lee Harvey Oswald, 18 material witnesses died - six by gunfire, three in motor accidents, two by suicide, one from a cut throat, one from a karate chop to the neck, three from heart attacks and two from natural causes."

* Life can be dangerous.
* Life is dangerous within the U.S.A.
* Strange things may happen -- incidentally. All over the world.
* There was someone who caused them to die. But who the hell was it!?

Handy-Anbieter und -Besitzer

Es sagt der Chef der Support-Stelle des Handy-Anbieters Bluklar- O2mobil bei der Jahresbesprechung zu seinen Mitarbeitern:

"Wir müssen uns darüber im klaren sein, dass 99,9 Prozent der Fragesteller bei unserem Support in irgendeiner Weise gestört sind. Sie haben entweder von Technik keine -- also Null Ahnung. Oder sie sind unorganisiert und schlampig und wissen nie, wo ihr PUk liegt. Wenn sie denn nicht gleich das dritte Handy innerhalb von drei Wochen verloren haben und uns daran die Schuld gebn wollen. 'Warum macht ihr eure Handys nicht endlich verliersicher?!' Oder sie sind faul und schauen nie ins Handbuch ihres Billig-Handys. Oder: Alle drei Punkte kommen zusammen. Nur eben -- sagen dürfen Sie das den Leuten nicht. Sie dürfen sich nicht einmal anmerken lassen, dass Sie so denken, wenn Sie jemand am Telefon haben oder eine Mail beantworten."

Einige Vermutungen am Morgen

Wenn sich ein Mensch im Internet das Pseudonym "Gammasche" zulegt, dann stehen wir wieder vor der Frage: Recht- schreibschwächling oder Sprachspieler.
  • Gemeint ist Gamasche. Der User weiß nur nicht, wie das Wort geschrieben wird. Er weiß es so wenig, dass er auch nicht auf die Idee kommt, mal nachzuschlagen.
  • Gamm-Asche: Der Mann heißt Horst Gamm und kommt aus Aschersleben, im schönen Sachsen-Anhalt.
  • Herr Georg Gam aus Münchberg hat die Masche, alle möglichen Leute im Internet erst mal anzupöbeln. Just for fun.
  • Gamma-Sche: Zu Deutsch: Schönes Gamma. Einer -- schon ein wenig älter, aus der Zeit, als es noch Altgriechisch am Gymansium gab --, der von seinem Griechisch-Lehrer aufgezogen worden ist, weil er immer so große Bögen beim ɣ gemacht hat.
  • Gammas-Che: Einer, dem seine Mitschüler den Spitznamen Gamma gegeben haben, fühlt sich als Wiedergänger von Che Guevara.
  • Usw.

Tesla und Fußball

Ferien. Zwei Meldungen, ADAC Motorwelt und SZ: Der Tesla Roadster und die Suche junger Fußball-Talente nach einem Verein. Ge- schäftemacherei ohne Ende. Selbst die Trainer würden fragen: "Was bekomme ich, wenn ich den spielen lasse?"

Andere Tesla Roadster Signature Edition. 129.900 EUR (Brutto). 109.160 EUR (Netto). 19,00% MwSt. Neufahrzeug, Cabrio/Roadster. 0 km. Andere 185 kW (252 PS). Automatik.

Weiteres zum Tesla. (Immerhin, der Ingenieur Tesla, der viel weniger bekannt ist, als Edison, bringt es heutzutage zu einer heterogenen Fan-Gemeinde.)

Mittwoch, 4. August 2010

SpVgg Unterhaching

Gestern: Dunkle Wolken über Unterhachings Stadion.


Die SpVgg Unterhaching steht unter Druck, nach dem 3. Spieltag schon. Zwei Niederlagen und ein seltsames Unentschieden gestern. Es muss was geschehen. Das Spiel gestern: mutlos, zerfahren, uninteressant.

Die offizielle Meldung von der Homepage der Spielvereinigung, die können wir ein wenig präzisieren:

90. Minute: "Gerangel an der Seitenauslinie. Daraus resultiert eine gelbe Karte für Ahlen's Wölk und glatt Rot für Orkan Balkan. Warum, war leider nicht ersichtlich. "

Nun, lieber Berichterstatter: Balkan, hat schlicht und deutlich sichtbar, am Boden liegend böse nachgetreten.

Montag, 2. August 2010

Ahmadinedschad 2: Namensherkunft

Der Name Ahmadinedschad kommt aus dem Kölner Raum, aus der Zeit, als Köln noch vollständig muslimisch war, und ist eine Verkürzung der Feststellung:

"Ach, Mama! Dine Tschador sitzt schlescht!"

Ahmadinedschad 1: Von Mann zu Mann

15:22 WELTPOLITIK
Der iranische Präsident hat seinem US-Kollegen Obama einen Dialog "von Mann zu Mann" über "die Fragen der Welt" vorgeschlagen.

Vielleicht könnte Horst Seehofer auch mal den Kontakt mit Teheran suchen und als bayerischer Ministerpräsident mit A. diskutieren. "Von Mann zu Mann".

Und da wäre dann noch Muhammad as-Sahhaf. Der rechte Moderator.

Sonntag, 1. August 2010

Kachelmann, die Aussagen und der Lügendetektor

Nun ja, er ist halt ein Profi. Ein Medienprofi. Während sich normale Jungen vom Lande schämen und womöglich verstecken würden, geht Jörg Kachelmann in die Offensive.

»Unterdessen forderte Kachelmann nach einem Bericht des Portals faz.net von der 'Bild'-Zeitung und der 'Bild am Sonntag' wegen Verletzung seiner Persönlichkeitsrechte Schmerzensgeld in Millionenhöhe. 'Bild' hatte unter anderem von angeblich bizarren sexuellen Vorlieben Kachelmanns berichtet. Der 52-jährige Schweizer war am Donnerstag nach rund viermonatiger Untersuchungshaft wieder auf freien Fuß gekommen. Das Oberlandesgericht Karlsruhe ordnete die Haftentlassung an, weil 'kein dringender Tatverdacht' bestehe, dass Kachelmann seine Ex-Freundin Anfang Februar vergewaltigt habe. Es stehe vielmehr 'Aussage gegen Aussage'.«

Kachelmann und BILD, da haben sich aber zwei gefunden!

"Laut 'Focus' soll nun ein fachpsychiatrisches Gutachten die Aussagetüchtigkeit des mutmaßlichen Opfers für den anstehenden Prozess überprüfen. Damit sei der Leiter des Instituts für Forensische Psychiatrie der Freien Universität in Berlin, Hans Ludwig Kröber, beauftragt worden. Zudem will die 5. Große Strafkammer am Landgericht Mannheim Kachelmann selbst psychiatrisch begutachten lassen. Im Gespräch dafür sei der Neurologe, Psychiater und Psychotherapeut in Heidelberg, Hartmut Pleines."

Der nicht-professionelle Mensch fragt sich in Richtung Psychologie, Psychiatrie und Gericht, ob denn da nicht in den vergangenen 100 Jahren Zeit war, Verfahren zu ersinnen, die die Glaubwürdigkeit eines Menschen "mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit" feststellen. Ich meine: Forensiker lassen auf irgendwelchen Farmen Leichen im Freien liegen, nur um herauszufinden, wie sie Todeszeitpunkte am besten bestimmen können, und sind da doch ziemlich erfolgreich. Sollte man da von den Seelen-Menschen nicht verlangen können, dass sie sich was einfallen lassen. Wenn schon der gute alte Lügendetektor nicht erlaubt ist.

Und dann wäre da noch die Frage, ob sich Kachelmann und -- die Benennung der Staatsanwaltschaft -- "seine 36 Jahre alte langjährige Freundin, die sich von ihm trennen wollte" nicht freiwillig einem Lügendetektor-Test unterziehen könnten. Um der Wahrheit wenigstens näherungsweise ein wenig was zum Futtern zu geben. Um es mal so auszudrücken.

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Fund im SPIEGEL vom 24.07.2003:

BGH erklärt Lügendetektor für ungeeignet
Lügendetektoren werden vor deutschen Gerichten auch weiterhin keine Chance haben. Der Bundesgerichtshof erklärte die Geräte am Donnerstag als Beweismittel für generell ungeeignet.

Karlsruhe - Laut dem Beschluss gilt dies auch für Zivilverfahren: Beispielsweise, wenn ein Fall von sexuellem Missbrauch Schadenersatzforderungen oder familienrechtliche Streitigkeiten nach sich zieht.

Bereits Ende 1998 hatte der BGH den Glaubwürdigkeitstest mit Hilfe eines Polygraphen (wie der Lügendetektor eigentlich heißt) für Strafprozesse als "völlig ungeeignetes Beweismittel" abgelehnt.
[...]
Der VI. BGH-Zivilsenat schloss sich dem Urteil der Kollegen vom 1. Strafsenat an, die 1998 auf der Grundlage mehrerer wissenschaftlicher Gutachten zu dem Ergebnis gekommen waren, die Methode sei völlig ungeeignet.

"Im Zivilprozess werden an die Eignung eines Beweismittels die gleichen Anforderungen gestellt wie im Strafprozess", befand nun der Zivilsenat. Auch eine weitere Variante, den so genannten "Tatwissenstest", halten die Richter jedenfalls dann für untauglich, wenn der Beschuldigte schon zuvor mit Details der Tat konfrontiert worden war.

Ich werde den Verdacht nicht los, dass die Richter was gegen solcherlei Objektivierungen haben, weil diese dem ewigen quasselnden Hin-und-Her, von dem die Justiz ja lebt und das sie als ihr Metier ausgibt, einen kleinen Teil wegnehmen könnten. Was würden allein die psychiatrischen Gutachter an Arbeit und Geld verlieren! Und die Richter an Interpretationspielraum.