Mittwoch, 11. April 2012

Ich habe geskyp(e)t!

Noch ein Fund zum Tagesausklang, bei NEUE DEUTSCHE RECHTSCHREIBUNG, Tipps von der Deutsch-Expertin Dagmar Verena Jenner:

"Michael Baumeister | 17. März 2010 || Demnach hieße es “ich habe geskypt”? Und “ich habe geskypet” wäre falsch? Ist hier nicht das “e” schon im Hinblick auf die Aussprache unverzichtbar?
Welche Institution legt eigentlich fest, was richtig ist?

Dagmar Jenner | 18. März 2010 || Hallo Michael, | analog zu deiner Frage führt der Duden “relaxt” und “relaxed” an. Ergo wäre sowohl “geskypt” als auch “geskyped” korrekt – erstere Version wäre die bereits “orthografisch integrierte” Form und zweitere die “englische” Form. | Die Institution, die die Regeln festlegt, ist der Rat für deutsche Rechtschreibung. | LG | Dagmar"

Von mir dazu:

Liebe Dagmar,

ich möchte korrigieren: Der Rat für deutsche Rechtschreibung möchte gerne dekretieren. So wie vor ihm die Zwischenstaatliche Kommission für deutsche Rechtschreibung. (Was für ein unsägliches Bürokraten-Deutsch schon bei der Namensgebung der beiden staatlichen Einrichtungen!) Nach all dem, was Kommission und Rat bisher ohne rechtes Sprach- und Rhythmusgefühl festgelegt, umgemodelt und dann wieder zurückgenommen haben, bleibt das ein frommer Wunsch. Richtig ist: Die Rechtschreibregeln werden vom allgemeinen Sprachgebrauch festgelegt. Das war übrigens schon immer so. Oder vorsichtiger: So ab 1900, nachdem Konrad Duden seine ersten Vorschläge gemacht hatte. In der Praxis heißt das: Die großen Zeitungen legen fest, wie geschrieben wird. (Wir erinnern uns doch noch an das große Flattern, als einst SPIEGEL, FAZ und WELT gedroht haben, zur alten Rechtschreibung zurückzukehren! Da hätten die armen Schüler und die Lehrer dazu aber blöd dagestanden. Von wegen Rat-Autorität.)

Wer genügend Sprachgefühl, Reflexionsvermögen und Selbstbewusstsein hat, der schreibt ohnehin so, wie er es für richtig hält. Am besten [sic] einfach mit Gefühl der eigenen Rechtschreib-Nase nach.

Jetzt wieder zu skypen usw.: Im vorliegenden Fall lautet der Suchbefehl, wenn man es wissen möchte: site:sueddeutsche.de geskypet. Oder eben: geskypt. (Ich bin für das geskypet, weil ich geskypt lese als: gesküpt.) Natürliche auch gerne andere Zeitungen an die Stelle der Süddeutschen setzen! Da sieht man dann, dass es Fälle gibt, in denen sich die guten Journalisten auch nicht einig sind. Auch so was gab es schon immer. Dann gibt es eben dies und jenes nebeneinander.

P. S. Ach und -- darf ich jetzt auch mal vorsichtig was festlegen? Nun gut: vorschlagen, nicht festlegen. Ohne jegliche staatliche Legitimation. Nun denn: LG sollte man auf keinen Fall verwenden. Die lieben Grüße haben schon an sich was Pubertäres; wer aber dann nicht mal Zeit hat, diese zwei kurzen Wörter auszuschreiben*, der sollte das ohnehin ja vollkommen formale Grüßen lieber gleich ganz weglassen.

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(* Heute wg. 16 Jahre Rechtschreibrat-Gebrabbel auch schon mal zu finden als: aus zu schreiben. Zum Haareraufen! (Heute auch schon: "zum Haare raufen!")

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Kleiner Nachtrag am 03.04.2020: Süddeutsche und Spiegel schreiben tatsächlich geskypt. Nur - wo ist da denn das e von Skype geblieben?