Freitag, 27. Dezember 2013

Wo willst du sie bergen

Ach Gott, ja. Fragen über Fragen!

Ja, die Frühlinge brauchten dich wohl. Es muteten manche
Sterne dir zu, daß du sie spürtest. Es hob
sich eine Woge heran im Vergangenen, oder
da du vorüberkamst am geöffneten Fenster,
gab eine Geige sich hin. Das alles war Auftrag.

Aber bewältigtest du's? Warst du nicht immer
noch von Erwartung zerstreut, als kündigte alles
eine Geliebte dir an? (Wo willst du sie bergen,
da doch die großen fremden Gedanken bei dir
aus und ein gehn und öfters bleiben bei Nacht.)

(Rilke, Duineser Elegien)

Sind Geliebte wirklich gegen die großen Gedanken gestellt, oder sind die Geliebten nicht in Wahrheit Variationen, ja: Stellvertreterinnen dieser großen Gedanken?