Montag, 7. Juli 2014

Diamantenherstellung in der Schule

Ich bin immer wieder fasziniert, dass man die Mythen der Jugend so schnell überprüfen kann. Heute das, via Wikipedia-Diskussion. Ich frage also, mit einer kleinen Vorgeschichte, das Folgende:

Es ist ziemlich lange her, aber das spielt keine Rolle. In die Schule kam ein Mann, der sich durch eine neue, spektakuläre Art von Unterricht den SchulerInnen unvergesslich gemacht hat. U. a. war da die Diamantherstellung mit folgenden Schritten: Graphitstück, in Eisenfeilspäne eingpackt, durch Papier drumm. Ein kleiner Sandsack, oben offen. Auf den Sand Thermit (?) gehäufelt. Graphitpäckchen drauf. Anzünden. Heller, schneller Brand. Der Mann nimmt das Packerl mit einer Zange. Wenn man jetzt 3 Tage warte / abkühlen lasse, dann ziehe sich das geschmolzene Eisen zusammen, übe extremen Druck auf das Graphit aus und verwandle es durch diesen Druck in Diamant. -- Der Mann hatte keine Zeit. Er warf das glühende Stückchen in einen Wassereimer. Schlug den Klumpen mit einem Hammer auf und behauptete, diese kleinen Stücke, das seien Diamant-Splitter. -- Frage: Ist das ein ernsthafter Schulversuch oder war das Humbug? Wenn nicht Humbug, lässt sich das zur Anregung der LehrerInnen hier einbauen? ;-) 16:37, 6. Jul. 2014

Und bekomme wenig später diese Antworten:

Imho Humbug, kann mir nicht vorstellen dass hier die notwendigen Drücke erreicht werden. BTW Wenn es so einfach wäre, dann wären Diamanten wohl wesentlich billiger --Christian b219 17:15, 6. Jul. 2014 

Siehe Diamant#Synthetische_Herstellung - Drücke von 6 GPa, 1500°C, Katalysator - und dennoch dauert der Prozess Wochen. 6GPa können Eisen bzw. Stahl nicht als Zugfestigkeit aushalten, bei 1500°C ist das Material nahe am Schmelzpunkt, der Katalysator war offenbar nicht da, und Wochen hat er auch nicht gewartet. Unfug. --mfb 18:12, 6. Jul. 2014

Noch was! Ich erinnere mich, dass unser Physik-Lehrer in der nächsten Physikstunde gefragt hat, wie wir die Veranstaltung gefunden hätten. Wir waren sehr angetan von der Vorstellung. Er: Nun ja, ein wenig mehr Mühe hätte sich der Mann schon geben können. Ein Diaprojektor mit ein paar Aufnahmen statt gestenreich zu erklären, wie Carl Linde das Prinzip des Kühlschranks gefunden habe. Mich hat diese Forderung damals nicht überzeugt. meine Sympathien waren auf der der Seite der rein "körperlichen Darstellung". Wenn man so will auf der Seite von Show und Performance. Vielleicht hat der Mann ja auch nur die Absicht gehabt, uns das Prinzip der Diamantenherstellung klar zu machen? Das, so sage ich mir heute, hätte er dann aber auch gleich sagen können. Sagen müssen!

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Sind es Meinungen, die da auseinandergehen?

"Künstliche Diamanten werden [...] sehr wohl als Schmuck verwendet. Man kann sich sogar seinen geliebten Ehegatten verkohlen und in einen Diamanten umwandeln lassen. Billiger als ein gleich großer Naturdiamant ist das aber auch nicht."


"Der New Yorker Diamant-Händler Royal Asscher [...] brachte kürzlich die Marke "Rebel Chique" auf den Markt, die ausschließlich Schmuck aus synthetischen Diamanten anbietet. Ein Stein kostet im Schnitt 1000 bis 3000 Dollar, 40 bis 90 Prozent weniger als ein Naturstein."

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P. S. Herrjeh, was gäbe ich drum, wenn ich eine Video-Aufnahme dieser Vorführung am Gymnasium bekommen könnte! Oder wenn ich wenigstens den Namen dieses Mannes und seinen Werdegang in Erfahrung bringen könnte. Ich nehme mal an, dass es ein Industriechemiker war, der keine Lust mehr hatte, jeden Morgen stumpfsinnig in ein Labor zu gehen. Er hat sich ein Konzept für die Schulen ausgedacht und wurde zum Handelsreisenden in Sachen Naturwissenschaft.