Dienstag, 14. Juni 2016

Whataboutism

Ich bin vor kurzem durch Harald Martenstein auf ein Phänomen hingewiesen worden, das jedem aufmerksamen Zuhörer und Leser seit langem bekannt ist, das aber jetzt auch einen einprägsamen Namen hat: Whataboutism. Ich habe dann festgestellt, dass ich da mal wieder nicht auf der Höhe der Zeit war: Es gibt längst einen Wikipedia-Artikel zu diesem Phänomen, das sich in aller Kürze so fassen lässt: A sagt kritisch, dass X. B erwidert, dass man da aber nicht das analoge Y vergessen dürfe, das ja genau so schlimm wie X oder noch schlimmer sei. Seitdem finde ich überall solche Einlassungen in Foren. Heute ein exemplarisches Statement, das es verdient, festgehalten zu werden:

Am 13. Juni 2016 um 22:37 von 6X66 || Man heuchelt wieder Anteilnahme | mit den Opfern, sogar Merkel aus China. Aber keinem kommt es in den Sinn, auch den Tausenden unschuldigen Opfern US-Amerikanischer Drohnenangriffe zu gedenken. Oder den Opfern terroristischer Anschläge wenn die Opfer RUSSEN sind. Wie bei dem Anschlag auf eine Rrussische Maschine in Ägypten mit über 200 Toten. Oder dem Krieg in der Ost-Ukraine. Wo die Mörder vom Westen protegiert werden. Keine Blumen und keine Kerzen an der russischen Botschaft in Berlin und auch das Brandenburger Tor wurde nicht in den Landesfarben Russlands angestrahlt. Aber bei de Anschlägen von Paris und Brüssel und jetzt wieder ... Diese Doppelmoral widert mich an! Auf eine gezielte Tötung mittels Drohne kommen Teils über 100 ziviele Opfer die als Kollateralschaden abgetan werden. Wo ist da die Anteilnahme der westlichen Welt? Hinzu kommt das die Opfer der Drohnenangriffe zu 99% Muslime sind. Da sind solche Attentate wie in Paris, Brüssel, Orlando ... nur die Schlussfolgerung. (tagesschau.de)

Hier kann man sich natürlich selbst 'angewidert' geben, aber damit betreibt man natürlich nur Standpunktverfestigung. Wenn wir uns einmal auf diese Argumentation einlassen, nicht einfach sagen, dass man nicht ein Unrecht mit dem anderen aufrechnen kann und also den Whataboutims vergessen: Was ist falsch an dieser Denkweise?