Montag, 6. Februar 2017

"Verurteilter Täter will ..."

Das ist jetzt nicht ironisch gemeint: Auch so etwas erweitert natürlich den Horizont der hiesigen Gesellschaft. Blutrache. So etwas gibt es, irgendwo in der Welt. Und durch die Migration kommt es hierher.

DORTMUND || Dienstag, 31.01.2017 | Justiz bleibt hart | Verurteilter Täter will in die Türkei abgeschoben werden | DORTMUND Ein vor 15 Jahren zu lebenslanger Haft verurteilter Türke will aus dem Gefängnis heraus in seine Heimat abgeschoben werden. Die Justiz stellt sich quer. Der Kriminalfall beginnt im Osten der Türkei - und könnte erst im Jahr 2027 enden. || | Peter Bandermann | Verurteilter Täter will in die Türkei abgeschoben werden | Polizisten am Tatort Nordstraße / Ecke Heroldstraße: Hier fielen die tödlichen Schüsse. Querschläger verletzten Passanten lebensgefährlich mit weit reichenden Folgen. Archivfoto: Dan Laryea | Als 31-Jähriger hatte der Türke mit einem Bruder und einem Cousin am 24. Juni 2002 mittags auf der Nordstraße in der Nordstadt zwei Männer eines verfeindeten Familienclans kaltblütig erschossen. Querschläger verletzten Passanten schwer. Die teils auch querschnittsgelähmten Opfer leiden auch heute noch unter den Folgen der Tat, für die Blutrache das Motiv war. „Das ist wegen der Folgen für die Opfer einer der herausragenden Kriminalfälle in Dortmund“, sagt Staatsanwalt Henner Kruse. || Im Juli 2003 verurteilte das Landgericht den dann 32-jährigen Türken und seine beiden Komplizen zu lebenslanger Haft. Bei zwei Mördern stellten die Richter die „besondere Schwere der Schuld fest“. Was die übliche Prüfung einer vorzeitigen Entlassung nach 15 Jahren Haft ausschließt. Der zur Tatzeit 31-Jährige darf frühestens am 22. Juni 2027 entlassen und die Reststrafe zur Bewährung ausgesetzt werden. Wenn er nicht weiter gefährlich ist. || In Deutschland verurteilte Ausländer können laut Strafprozessordnung vorzeitig in die Heimat abgeschoben werden, was bei einem der Verurteilten bereits geschehen ist. Doch in diesem Fall zeigt die Justiz Härte. Staatsanwalt Henner Kruse: „Wir wollen, dass der Mann weiter büßt.“ || Denn mit einer Abschiebung in die Türkei hat die Justiz nicht mehr die Hand auf der Akte. Sodass die Gefahr besteht, dass die Verlegung in ein türkisches Gefängnis zu einer vorzeitigen Entlassung führt – ohne dass die Staatsanwaltschaft mitreden kann. Die türkischen Gefängnisse sind wegen der Verhaftung von Oppositionellen überfüllt. || Angehörige der Mordopfer hatten einen Tag vor der grausamen Tat im Osten der Türkei einen Onkel des damals 31-Jährigen mit mehreren Schüssen hingerichtet und dabei das Magazin einer Waffe geleert. In den Jahren zuvor ging es unter den zwei verfeindeten Clans um Weiderechte, Schlägereien, Mord, Vergewaltigung, Entführungen, Lösegeld und den Austausch von minderjährigen Mädchen, die mit fast 60-jährigen Männern selbst als dritte Frau verheiratet wurden. || Ein Eid auf den Koran sollte im Juni 2002 endgültig den Frieden zwischen den Familien wiederherstellen, sodass der später ermordete Onkel – ein Familienoberhaupt – wieder wagte, ein Nachbardorf zu betreten. Dort fielen im Dorf Varot im „Café Solifer“ die tödlichen Schüsse. Beide Familien warnten ihre Angehörigen im Ruhrgebiet. || Doch die Verlagerung der Fehde aus dem Osten in der Türkei in die Nordstadt war mit diesen Anrufen nicht mehr vermeidbar: Um Rache zu nehmen, fuhr der 31-Jährige aus der Familie C. mit einem Bruder und einem Cousin über Dorsten, Essen und Bochum in die Nordstadt, um dort lebende Angehörige der Familie B. auszulöschen. Der in der Türkei erschossene Onkel war für den 31-Jährigen wie eine Vaterfigur. „Die bewusste Vermeidung tödlicher Treffer“ sei von vornherein ausgeschlossen worden, heißt es im Urteil vom Juli 2003. Es sei nicht um ein „demonstratives Niederschießen“ mit Treffern in den Beinen, sondern um das Töten gegangen. || Zu lebenslanger Haft verurteilt || Mit einem 100.000 Euro teuren Mercedes fuhren die Täter in die Nordstadt und erkannten Familienmitglieder aus dem B.-Clan. Dann fielen aus fünf Metern Distanz die Schüsse. Unter den Augen mehrerer Zeugen, darunter unmittelbar auch ein elfjähriges Mädchen. Die Polizei konnte die drei Männer festnehmen, bevor sie untertauchen konnten. | © 2016 Verlag Lensing-Wolff GmbH & Co. KG (ruhrnachrichten.de)