Mittwoch, 7. August 2019

Tönnies: "Achtung, jetzt kommt’s!"

Ich
Notizbuch

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Nun, siebzehn Jahre später, versteht man in solchen Dingen keinen Spaß mehr. Der Fleisch-Unternehmer Clemens Tönnies, nicht nur Wurst-Essern, sondern vor allem Schalke-Fans als Aufsichtsratsvorsitzender des Ballsport-Unterhaltungsunternehmens ein Begriff, hat beim Tag des Handwerks in Paderborn im Zusammenhang mit der Klimawandel-Diskussion gesagt, man solle lieber zwanzig Kraftwerke in Afrika finanzieren, statt in Deutschland höhere Steuern auf CO2 einzuführen. „Dann würden die Afrikaner aufhören, Bäume zu fällen, und“ – Achtung, jetzt kommt’s – „sie hören auf, wenn es dunkel ist, Kinder zu produzieren.“ (wiwo.de)

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Was soll man an dieser Äußerung eigentlich kritisieren? Wenn man ein ernsthafter Mensch ist, dann: Dass die Überbevölkerung in Afrika und die offensichtlich zu hohe Geburtenrate sicherlich nicht mit Kraftwerken und Strom für Fernsehen und elektrisches Licht verändert werden kann.

Im Grunde genommen aber geht es darum, dass da ein Mensch auftritt, der über die Jahre hin so sehr in seinen eigenen Innenräumen sich aufgehalten hat, dass er glaubt, solche Sätze würden in der Öffentlichkeit noch als Witzchen verstanden.

Schlimm finde ich diese dummen Sprüche im Grunde nicht. Es ist halt an denen, die sich immer gerne aufregen, dass sie sich wieder einmal aufregen können.

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Und der Wirtschaftswoche sei gedankt, dass sie historische Parallelen zieht, die es durchaus in sich haben:

Wer schon vor zwei Jahrzehnten seine Abende mit Talkshows vor dem Fernseher verbrachte, wird sich vielleicht erinnern. Gloria von Thurn und Taxis, laut Wikipedia eine „Unternehmerin und Managerin“, bekannt als einst lebenslustig-bunthaarige Braut und nunmehr Witwe des gleichnamigen Fürsten, dessen Vermögen sie erfolgreich managt, hatte 2001 in der Talkshow „Friedmann“ für jene typisch bundesdeutsche Aufregung gesorgt, die sich nicht aus Taten sondern Worten nährt. Die Fürstin hatte gesagt: „Afrika hat Probleme nicht wegen fehlender Verhütung. Da sterben die Leute an AIDS, weil sie zu viel schnackseln. Der Schwarze schnackselt gerne.“

Damals versuchte man solche Dinge noch eher mit Humor zu nehmen. Der „Spiegel“ brachte daraufhin – in Form einer Glosse – das Bedauern zum Ausdruck, dass „der deutsche Adel seiner gerechten Strafe“ entkommen sei, weil die deutschen Freiheitsbewegungen „die Guillotine vergessen“ hätten. Ob das so viel geschmackvoller war als der fürstliche Schnacksel-Satz?

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