Wieder so eine Meldung:
Ermittlungen nach Ketchup-Attacke auf Sauerland?
Duisburg, 11.11.2010, Wolfgang Gerrits
Duisburg. Mittwoch wurde Duisburgs OB Adolf Sauerland öffentlich mit Ketchup bespritzt – Anzeige hat er nicht erstattet. Die Staatsanwaltschaft prüft , ob gegen den Täter Rolf Karling, Vorsitzenden eines gemeinnützigen Vereins, dennoch ermittelt werden soll.
Nach der Ketchup-Attacke auf Oberbürgermeister Adolf Sauerland am Mittwoch in Rheinhausen prüft die Staatsanwaltschaft nun, ob der Tatverdächtige nach der Berichterstattung „von Amts wegen“ zu verfolgen ist. Die Polizei wurde gebeten, die Vorgänge vorzulegen. Durchaus denkbar also, dass sich Ketchup-Mann Rolf Karling wegen Beleidigung, Sachbeschädigung oder auch Körperverletzung verantworten muss. Detlef Nowotsch von der zuständigen Staatsanwaltschaft Duisburg erklärte auf WAZ-Anfrage: „Die gesamte Palette ist denkbar. Zunächst müssen wir aber die Ermittlungen abwarten.“ Wie berichtet, will Adolf Sauerland den Vorfall auf sich beruhen lassen. Das Stadtoberhaupt hat auf eine Anzeige verzichtet, um dem Angreifer keine Öffentlichkeit zu bieten.
Mit einem Bild dabei, das den Oberbürgermeister zeigt, wie er sich, mit weinerlichem Gesichtsausdruck, das rote Zeug aus dem Gesicht wischt.
Ein wenig Analyse: Es geht um die Lust des Volkes, seinen Repräsentanten was zu sagen, nämlich, wie unzufrieden es, das Volk, mal wieder ist. Das ist die neue Form der repräsentativen Demokratie, und diese Form ist, ausbuchstabiert: Wir hätten es vielleicht nicht besser gemacht, aber wir haben uns auch nicht hingestellt und haben uns wählen lassen! Ihr, unsere gewählten Vertreter, repräsentiert uns und unsere Dummheit, unser Unvermögen. Wir geben euch die Schuld, denn ihr seid ja die Gewählten, die sich haben wählen lassen. Natürlich seid ihr nicht persönlich verantwortlich. Kein OB kann sein Amt überblicken. Aber wenn eure Ämter -- Achtung jetzt! der Ton des Volkes! -- "Scheiße bauen", dann bist du, OB, politisch verantwortlich. Du kannst -- Ton des Volkes -- deinen Amtsleitern "in den Arsch treten", wir aber brauchen jemanden, dem wir in den Arsch treten können, und der bist du, der Verantwortliche! Bei einem Amtsleiter macht das keine recht Freude. Der ist ja gar nicht repräsentativ genug für unsere Wut.
Die Frage ist nun freilich: Wer ist, in einer ganz umgangs- sprachlichen Bedeutung des Wortes, unsympathischer, der OB oder der Ketchupspritzer, der sein Mütchen kühlt, weil eine zwangsneurotische Party!-Party!-Party!-Veranstaltung der vergnü- gungssüchtigen Gesellschaft Menschenleben gekostet hat? Weil die Masse von der Macht nicht in der rechten Weise kanalisiert worden ist.