Donnerstag, 20. Juli 2017

Die Zukunft der Zeitungen

Leute mit dem Problem X reden gerne über Y. Oder jedenfalls nicht über X. Jetzt konkret: Zeitungen, die sonst über alles und jedes reden und kein Problem auslassen -- wenn sie selbst grundlegende Probleme haben, reden darüber bis zum Schluss nicht.

Hier mal eine Ausnahme. Zwar redet die ZEIT da auch nicht über die eigenen ZEIT-Probleme, aber immerhin über die "der Zeitungen" im Allgemeinen.

Malte Buhse / Patrick Kremers: Zukunft der Zeitung. Wer sterben und wer überleben wird. "Frankfurter Rundschau", "Financial Times Deutschland": Zwei wichtige Tageszeitungen stehen vor dem Aus. Hat das große Zeitungssterben begonnen? 21. November 2012.

... | Schlecht ist die Stimmung in den Chefetagen der Verlage seit Jahren. Die Auflagen sinken, auch renommierte Blätter schreiben rote Zahlen. Der große Knall blieb jedoch aus. Die Frankfurter Rundschau wurschtelte sich viele Jahre irgendwie durch, die Financial Times Deutschland konnte zuletzt den jährlichen Verlust zumindest halbieren. Selbst die notorisch klamme taz liegt noch an den Kiosken. | Und das, obwohl in anderen Ländern die Tageszeitungen schon lange ums Überleben kämpfen. In Frankreich verdient keine einzige Zeitung mehr Geld. Viele Blätter haben aufgegeben oder sind ins Netz abgewandert, zuletzt die Wirtschaftszeitung La Tribune . Bei der spanischen El País muss ein Drittel der Belegschaft gehen. Und in den USA mussten allein in den den vergangenen fünf Jahren 14 große Tageszeitungen schließen, darunter traditionsreiche Blätter wie die Oakland Tribune . Andere wie die L.A. Times oder die Chicago Tribune meldeten Insolvenz an. Nun scheint es, als erreiche die Existenzkrise der Tageszeitungen auch Deutschland.

Das schließt an meine Überlegung in den Kommentaren der ZEIT an:

BDLB #186  vor 5 Tagen | Jetzt mal grundsätzlich, bei dieser Gelegenheit. Warum denn auch nicht.

Die gute alte "Zeitungslandschaft" wird, so scheint es, demnächst in einer Weise durcheinandergewirbelt, dass wir am Ende staunend dastehen werden. Das mit den kostenlosen Blättchen ist da nur ein leichtes Vorboten-Lüftchen vor dem Sturm.

Ich habe ZEIT, SPIEGEL und SZ abonniert, alle drei in Papierform und online, und ich überlege in letzter Zeit immer häufiger, wieviel % dieser drei Blätter ich noch lese. Es besteht die Gefahr, dass ich im Laufe des nächsten Jahres sage: Ich bestelle mal alle ab und setze auf die ganz neuen Medien. Was verliere ich schon? Ich probier mal aus ...

Früher war ich immer voller Erwartung: Was bringt das SZ-Feuilleton denn heute? In letzter Zeit: Ich habe den Eindruck, dass die Journalisten immer mehr für sich und ihre eigene Meinung schreiben. Selbstverständlich kann das mit dem Eindruck auch an mir liegen. Aber wenn ich nun nicht alleine bin? Wenn, mal im Bild gesprochen, das Zeitungstheater durch eine Zeitungsinternet ersetzt wird? Ich gehe dann noch hin und wieder ins Theater = an den Kiosk, aber meist hocke ich doch vor dem Monitor = lese mich durch meine Flatrate für 5 Euro im Monat im Internet.

Ja, was dann?