Posts mit dem Label Pädagogik werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Pädagogik werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Montag, 11. April 2022

Deutschunterricht im SPIEGEL-Forum


In der ersten Übungsstunde: Flugschülerin landet nach Tod des Piloten Sportflugzeug. Weil ihr Lehrer eine Herzattacke erlitt, musste eine Flugschülerin in ihrer ersten Stunde ein Sportflugzeug landen. Mit ihrem Eingreifen verhinderte sie eine Katastrophe. 09.04.2022

[Kurzer Artikel-Text. Dann am Ende: ]

Sie konnte sich aus dem Wrack befreien und Spaziergänger in der Nähe um Hilfe bitten. Der 66 Jahre alte Pilot kam ums Leben.


Ein Dialog im SPIEGEL-Forum:

==

Ist der Lehrer am Herzinfarkt oder bei der Bruchlandung gestorben. Der Bericht lasst beide Versionen zu.

--

Lesen Sie die Überschrift. Da ist es doch explizit gesagt!

--

Die Formulierung des Schlusssatzes ist trotzdem schräg. Warum nicht einfach: "Der Pilot war zum Zeitpunkt der Landung schon tot." Ein SPIEGEL-Artikel ist ja kein Lesetest für die Oberstufe des Gymnasiums. Na gut. Vielleicht doch.

--

Jeder hat’s Verstanden.

Sogar sie. Verstehe ihre Frage nicht obwohl sie es doch selbst wissen.

--

Dankedanke! "Hans Carstorp verlangte danach, belehrt zu werden." Oder so ähnlich. -- Ich habe in solchen Fällen im Proseminar meist darauf hingewiesen: "Wenn Sie im Schuhgeschäft sagen: 'Ich wollen Paar Schuhe, schwarz und braun!' werden Sie auch verstanden. Dass Sie zwei Paar Schuhe wollen, usw. Aber das ist keine Grundlage für den Deutschunterricht, dass man so grade noch verstanden wird."

==

Der letzte Absatz wird zuerst gebracht und ist nach der Ergänzung "Ich habe in solchen Fällen ..." verschwunden. Das die Software hinter der SPIEGEL-Seite! Ist es Absicht oder Komplexität der Sache?

Freitag, 11. Oktober 2019

Netflix > Geschichtsunterricht

Gestern bei Netflix gleich mehre Folgen zu RÖMISCHES REICH > CÄSAR angesehen. Was war ich erstaunt! Obwohl ich mich seit jeher für Geschichte interessiere: Die Zusammenhänge zwischen den Namen Cäsar - Spartacus - Pompeius - Grassus - Brutus - Vercingetorix* - Marcus Antonius und Kleopatra hätte ich, erzählend, nie so herstellen können. Jetzt kann ich's auf einmal!

Überlegung: Sollte man den kompletten Geschichtsunterricht des Gymnasiums nicht bei Netflix in Auftrag geben?

--

* Wenn ich nicht was übersehen habe, dann wurde allerdings über den "Verbleib" von Vercingetorix in der Serie nichts mehr gesagt. Schade. -- "Vercingetorix wurde nach seiner Gefangennahme sechs Jahre eingekerkert, bevor er im August oder September 46 v. Chr. bei Caesars vierfachem Triumph durch Rom geführt wurde, wo er im Anschluss daran getötet wurde. Wahrscheinlich fand seine Hinrichtung im Carcer Tullianus durch Erdrosseln statt." (Wikipedia) -- Ich bin mir da nicht sicher, aber ich glaube: Dieser "vierfache Triumph" wurde bei Netflix ausgespart.

Dienstag, 6. August 2019

Linnemann vs. Gogolin

Geparkt: M. übermittelt, zur aufgeregten Linnemann-Debatte.

--

Integration.Linnemann gegen Einschulung bei mangelnden Deutschkenntnissen Kinder, die nicht ausreichend Deutsch sprechen, dürften nicht eingeschult werden, sagt Unionsfraktionsvize Linnemann. Das ruft Kritik hervor, auch in den eigenen Reihen. 5. / 6. August 2019. (zeit.de)

--

Der Ausgangspunkt bei dieser Kontroverse muss doch wohl sein: Nach welchen Kriterien, mit welchen Mitteln können wir entscheiden, ob A oder B recht haben? 

Im SPIEGEL lese ich:

"Gogolin: Es ist offensichtlich, dass der Mann keine Ahnung hat. Es ist totaler Unsinn, Kinder von der Schule fernzuhalten, bevor sie Deutsch sprechen."

Klingt gut, hat aber diesen Haken: Da tritt A an, um sofort B zu diskreditieren. Dann kommt ein -- wahrscheinlich doch: vorsätzliches Missverstehen. Dieses Pochen darauf, jetzt mal als Fachfrau zu sagen, wie es sich wirklich verhält, ist mir schlichtweg als Umgangston unangenehm.

Ich versuche erst einmal, Linnemann zu verstehen. Er meint ja nicht, dass die nicht Deutsch sprechenden Schüler ausgeschlossen werden von den Schulen, er will, dass sie "erst mal gesondert" Deutsch lernen. Als Voraussetzung, um am Unterricht teilnehmen zu können. Dahinter stehen wahrscheinlich Gespräche mit Grundschullehrerinnen, die klagen, dass sie zum eigentlichen Unterricht nicht mehr kommen, weil die Grundschüler*innen zu 80% nicht oder nicht richtig Deutsch können. Es ist das Problem von arg disparaten Gruppen. Egalitär vorgehen oder leistungsorientiert? Da gibt es keine einfachen Lösungen, auch nicht für Ingrid Gogolin und ihre interkulturelle Pädagogik. (Kommt Gerhard Schröder zurück, sagt der: "Ach diese Professorin aus Hamburg! Ha!" Das war's dann.)

--

Donnerstag, 27. Juni 2019

Adolf Muschgs Verteidigung ...

... von Gerold Becker.


Notizbuch

--

Der Schriftsteller Adolf Muschg hat eine Verteidigung von Gerold Becker, dem ehemaligen Leiter der Odenwaldschule geschrieben. Er sieht gegen ihn ein Hexengericht am Werk, eine Kampagne, eine Hinrichtung, die am Boten einer guten Nachricht, einem Sündenbock, vollzogen werde, ungerechterweise, weil man dessen Fehltritte nicht mehr gegen seine Verdienste abwäge. Jürgen Kaube | Der Schriftsteller Adolf Muschg schreibt so - im Berliner „Tagesspiegel“ vom Montag - über einen Pädagogen, der über Jahre hinweg wie andere Lehrer auch, inzwischen spricht man von acht Personen, am sexuellen Missbrauch von Jugendlichen beteiligt gewesen sein soll. Wozu Becker seit mehr als zehn Jahren schweigt. Was die Schule selbst als eine Tatsache annimmt. Was zahlreiche Schüler inzwischen bestätigt haben. Was vermutlich auch der Entbindung Beckers vom Amt des Schulleiters im Jahr 1985 zugrunde lag. Ein erstes Strafverfahren wurde 1999 eingestellt, weil die Taten schon verjährt waren. || Gemeinsames Duschen war kein Schulprogramm | Adolf Muschg bestreitet denn auch nicht sie. Er bestreitet vielmehr, „dass ,Missbrauch' das letzte Wort ist, das zu seiner“, Gerold Beckers „Praxis als Lehrer passt“. Doch was soll das sein, das „letzte Wort“, das zu jemandes Berufspraxis passe? Muschg meint nicht: das abschließende Wort. Er meint nicht, dass über diese Praxis anderes noch zu sagen sei als „Missbrauch“. Er meint vielmehr, dass ihm zu ihr als allerletztes das Wort „Missbrauch“ einfalle. Wie es jenen Schülern gehen mag, kommt bei Muschg nicht vor. Kann er sich vorstellen, dass auch für sie „Missbrauch“ nicht das einzige, aber das allererste Wort ist, das ihnen zu Becker einfällt? ... Für Beckers Praxis als Lehrer bietet uns Muschg stattdessen einen „Eros“ an, der sich nun mal nicht restlos zum „pädagogischen Eros“ sublimieren lasse, sondern den Schülern immer leibhaft begegne. Becker habe das nicht verleugnet, wofür er jahrzehntelang gefeiert worden sei. Aber gemeinsames Duschen mit Halbwüchsigen, um von anderen Praktiken zu schweigen, fand sich auch in den Broschüren der Odenwaldschule zu Zeiten Beckers nicht als Schulprogramm. Hätten die Eltern wissen müssen, dass „Nähe“ so viel einschließt? Muschg scheint das zu bejahen, wenn er formuliert, Eros sei immer eine Grenzüberschreitung, „es ist nur die Frage, ob sie uns willkommen ist oder nicht“. (faz.net)

--

Samstag, 15. Dezember 2018

"Was sol­len wir ler­nen, gilets jaunes?"

Notizbuch

--

Un­ter-Freun­den-Abend | Die ZEIT-Bil­dungs­werk­statt: Was sol­len wir ler­nen? || Über kaum ein Thema gibt es so viele unterschiedliche Ansichten wie über die Frage, welche Kenntnisse und Fähigkeiten unsere Kinder heute brauchen. Bei der ZEIT-Bildungswerkstatt wollen wir gemeinsam mit Ihnen darüber ins Gespräch kommen: Wie kann die Bildung der Zukunft aussehen, was meinen Sie? (zeit.de)

--

Selten erkannt: Dass die, die in der ZEIT und in der gesamten bürgerlichen Zusammenkunft nicht zum Zuge kommen, irgendwann aufbegehren. Sie haben auch etwas zu sagen!

"Gauche et droite renvoyées dos à dos, refus des cadres sociaux et politiques, « dégagisme »... Pierre Serna inscrit le mouvement des gilets jaunes dans l’histoire et montre comment il est aussi une « créature » du macronisme." (humanite.fr)

Sonntag, 9. September 2018

BILD: "Ist das Kunst...?"

Die BILD-Zeitung, die ich immer mal wieder in Schutz nehme vor dem bourgeoisem Dünkel der Bürgersöhnchen, also BILD schafft manchmal, die Grenzen der Scheinheiligkeit locker zu überspringen. Eine Balthus-Diskussion erwartet man ja ohnehin nicht in dieser Zeitung. Aber wenn natürlich der Verdacht der Pädophilie und wohldosierte historische Schlüpfrigkeiten  ins Spiel kommen -- ja dann! Dann ist die Malerei auch mal ein Thema für BILD.

Die Zeiten, in denen man darauf gedrungen hat, dass für die Kunst eigene Maßstäbe gelten, sind lang vorbei. Aber jetzt, angeführt von BILD, Balthus und dann auch Nabokov, Lolita, demnächst in diesem Theater?

--


--

Da stellen wir mal einen kleinen BILD-Ausschnitt dagegen. Verbunden mit der Frage: Ist das noch Zeitung oder ist das schon geiler Sex-Schwachsinn in Reinform?


--

Donnerstag, 15. Oktober 2015

Jedermanns Glück wird geschmiedet ...

... und zwar von den Eltern. Und natürlich von den "sozialen Umständen". Und den Genen, der "Veranlagung", die einer mitbekommen hat.

Die Eltern? Es kann ja auch sein, dass jemand gar keine Eltern hat, die ihn erziehen. Worauf das Nicht-Vorhandensein der Eltern dann natürlich eine, vielleicht die entscheidende Einflussgröße ist. 

Aber der Reihe nach. Der Gedanke, den ich hier umkreise, ist so entstanden: Ungefähr vor einem Jahr habe ich im Autoradio eine Buchbesprechung gehört. Eine Autorin, deren Namen ich vergessen habe, hat die These aufgestellt, dass die Nachwirkungen der NS-Zeit und des zweiten Weltkriegs auf die heute 40jährigen erheblich seien. Vermittelt durch das, was die Großeltern und Eltern an sie, die jetzt Erwachsenen und mitten im Leben Stehenden, weitergegeben haben. Das, fand ich, sei ein wichtiger Gedanke. Das blieb im Gedächtnis. 

Dann heute, in der Süddeutschen Zeitung, zwei gesonderte Berichte. Ein Mann, der seinen kleinen Stiefsohn umgebracht hat, wurde zu sechseinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Nur zu sechs Jahren und zwei Monaten.

Freiburg. Innere Verletzungen. Von Josef Lelnberger || Der Angeklagte Norbert T. ist ein drahtiger, schüchtern wirkender Mann. Den Blick gesenkt, die Hände unter dem Tisch verschränkt, so verfolgte er die Urteilsbegründung. Der 33-Jährige hob auch nicht den Blick, als sich Richterin Eva Kleine-Cosack persönlich an ihn wandte. "Sie werden noch ein junger Mann sein, wenn Sie aus der Haft entlassen werden", sagte sie und wünschte ihm, er möge verarbeiten, "was Ihnen auferlegt wurde, und was Sie sich selbst auferlegt haben". Er möge einen Weg in ein neues Leben finden. So viel Mitgefühl war zu viel für einige der Zuhörer im Gerichtssaal. Manche grummelten, andere lachten höhnisch. Auf T-Shirts die Aufschrift: "Keine Gnade für Kindermörder". Schon das Urteil hatten sie mit Empörung quittiert. Sechs Jahre und zwei Monate Haft für einen Mann, der seinen dreijährigen Stiefsohn zu Tode geprügelt hatte. Ist das Gerechtigkeit? [...] Das Bewusstsein, jemanden zu töten, hatte Norbert T. nicht, als er am Nachmittag des 12. Januar 2015 dem Kind dreimal die Faust in den Leib rammte. Verurteilt wurde er am Mittwoch wegen Körperverletzung mit Todesfolge und Misshandlung Schutzbefohlener. [...] Norbert T. war als Kind von seiner Mutter schwer misshandelt worden, einmal ging sie mit einem Messer auf ihn los. Er wuchs danach bei den Großeltern auf, die ihn wohlwollend, aber nach dem Motto erzogen: "Ein Klaps hat noch keinem geschadet." Die traumatischen Erlebnisse seiner Kindheit musste er in einer Therapie abarbeiten; er galt als akut suizidgefährdet. Seine Erfüllung fand er in der Landwirtschaft. Er verwirklichte sich seinen Lebenstraum, als er den Zipfelhof in Lenzkirch-Kappel kaufte. 140 Kühe, 100 Hektar Grünfläche. So begann der Albtraum seines Lebens. (SZ Panorama)

Und dann auch noch das:

Christina Weber: Ohrfeigen für die Seele || Emotionaler Missbrauch kann bei Kindern zu Angststörungen und Depressionen führen, haben Forscher der University of Minnesota herausgefunden. || Viele Menschen kennen solche Gefühle: Die einen quält über Jahre dieser eine böse Satz von Mutter oder Vater, den sie nicht vergessen können. Andere leiden noch als Erwachsene daran, dass ihre Eltern über sie gespottet oder sie mit Worten gedemütigt haben. Nun bestätigt eine große Studie, was einzelne Forscher immer wieder vermutet haben. Die emotionale Misshandlung von Kindern wirkt sich ähnlich schlimm auf die psychische Gesundheit aus wie körperliche Gewalt und Vernachlässigung (Jama Psychiatry, online). (SZ Wissen)

Kinder haben körperliche Merkmale, eben ihre genetisch bedingten "Veranlagungen" mitbekommen. Die dann aber sofort durch die äußeren Umstände, die Situationen, in denen sie aufwachsen, modifiziert werden. Die Rollen, die ihre Eltern, erzogen von Eltern, vorleben, den Einfluss, den die Eltern direkt ausüben. Eltern, die einigermaßen hilflos sind, Die nicht überblicken können, was sie da weitergeben. Im Glücksfall entsteht ein Goethe, wenn der denn ein Glücksfall war:

Vom Vater hab ich die Statur,
des Lebens ernstes Führen,
vom Mütterchen die Frohnatur
und Lust zu fabulieren.

Urahnherr war der Schönsten hold,
das spukt so hin und wieder;
Urahnfrau liebte Schmuck und Gold,
das zuckt wohl durch die Glieder.

Sind nun die Elemente nicht
aus dem Komplex zu trennen,
was ist dann an dem ganzen Wicht
original zu nennen?

Und am anderen Ende der Skala Norbert T. und seine Schicksalsgenossen. Hätte der kleine Alessio, das Opfer, überlebt, vielleicht wäre dann er zum Mörder geworden.

Ja, und diesem Punkt aus geht es erst los mit der Analyse. Der Vergangenheit, des Jetzt und der Zukunft. Die eigene Erziehung und die Erziehung der eigenen Kinder. Wie war das, damals?

Wenn man die Sache der echten Analyse des eigenen Werdens und der Weitergabe des Werdens so anpacken will, dass etwas gelingen, etwas dabei herauskommen kann, dann geht das nur unter dem Sternenhimmel einer ewigen Größe: mit Humor!

Donnerstag, 23. Mai 2013

Pierciengs. Oder: Bürgerliches Kande-laber


Der Beitrag von Astrid von Friesen "50 Prozent aller 18- bis 24-Jährigen sind tätowiert | Gepierct, tätowiert, operiert | Warum Menschen an ihrem eigenen Körper arbeiten" (Deutschlandradio Kultur, Ortszeit, 16.05.2013 07:20) ist, nu ja -- der ist ... Drucksen wir ruhig etwas herum und sagen wir dann endlich, verlegen: "Ja, das ist -- anregend! Jawohl, anregend ist der Beitrag."

Warum nicht mehr? Weil stellenweise feuilletonistisch in der negativsten Bedeutung dieses Wortes.

Begründungsbedürftig? Nun denn, Zitat:

"Es [die Tätowierungen usw.] sind sowohl öffentliche wie private Mitteilung: Liebesbeziehungen, Schwüre, Dank nach schweren Krankheiten - wie bislang auf Votivtafeln - werden symbolisiert, man signalisiert Insider oder Outsider zu sein. Das ICH betont seine Individualität durch diese Körperbilder, durch den Mut zur Selbstverletzung beim Piercing oder den vergrößerten Busen - gegen die als immer unerträglicher empfundene Fremdbestimmung. || Heute geht es um individuellen Protest gegen das Schönheitsideal der Natürlichkeit. Als wild und ungezähmt möchte man sich von der Elterngeneration abgrenzen und merkt nicht - wie alle Pubertierenden zu allen Zeiten, dass man sich nun einem anderen Gruppenzwang unterwirft. || All dies sind Kompensationen des Narzissmus. Sie verweisen auf ein niedriges Selbstwertgefühl und innere Leere. Gesucht werden Reize und Risiko. Dies entsteht, wenn das Kind nicht wirklich als einmalig durch die Eltern wahrgenommen wird; die verschlüsselten Hilfeschreie nehmen zu.«


Da sagt doch jeder schnell denkende Mensch: "Wow! Gut formuliert! Ja, da ist was dran!"

Jaja, aber nur -- was?! Was ist dran? Viel? Ich nehme nur zwei Sätze einzigen Satz heraus.

Gesucht werden Reize und Risiko. Dies entsteht, wenn das Kind nicht wirklich als einmalig durch die Eltern wahrgenommen wird; die verschlüsselten Hilfeschreie nehmen zu.

These ist also: Die Jugendlichen tätowieren sich, die von ihren Eltern nicht ›als einmalig wahrgenommen‹ worden sind.

Das ist, fordert man auch nur halbwegs vernünftige Thesen, ein einziger großer Quatsch. Warum? Weil diese These, vornehm gesagt, mit Blick auf einen möglichen Nachweis oder Widerspruch, zirkulär ist. Sie haben Kinder, die nicht tätowiert usw. sind? Dann haben sie sie ›als einmalig wahrgenommen‹! Ihre Kinder sind tätowiert? Ja, verdammt, dann haben Sie Ihre Kinder eben nicht ›als einmalig wahrgenommen‹. Punktum.  Das Phänomen beweist zwangsläufig seine Ursache. Nur – was heißt das überhaupt, dass man ein Kind als einmalig wahrnimmt, jenseits solcher dusseligen Zirkel? Wie macht man das? »Hey, Hasi! Du bist toll!« Dreimal am Tag. So?

Ach Gott, werden wir doch ehrlich. Solche Sätze wie der mit den verschlüsselten Hilfeschreien sind einfach für den bürgerlichen Kandelaber*. Schön scheinend und vollkommen inhaltsleer.

--

| * Es fällt mir zum ersten mal in meinem Leben auf: Kande-laber. Was für ein passendes Wort!

Freitag, 15. April 2011

Gedächtnis - das funktionale Kontinuum

Ich stelle in der entsprechenden Wikipedia-Diskussion eine Frage, die mich seit längerem umtreibt. Mal sehen, was daraus wird.
---
Kurzzeitgedächtnis - Langzeitgedächtnis - Kontinuum?
Oben in dieser Diskussion lese ich: "Leider ist das Mittelangzeitgedächtnis vergessen worden, ich bitte hiermit un Nacharbeit!" Im Artikel selbst habe ich nichts dergleichen gefunden.
Das ist aber nur ein Teil meines Hinweises. Ich brauche als Nicht-Gedächtnisforscher für eine linguistische Arbeit eine plausible Einteilung von Gedächtnisleistungen nach Dauer. Nun kommt es mir vorwissenschaftlich sonnenklar vor, dass Kurzzeit- und Langzeit- gedächtnis nur die Extrema und, wie oft bei Extrema, die clear cases sind, die sich einprägen und die plausibel sind. Klar ist aber auch, dass die Dauer, für die ein Inhalt im Gedächtnis bleibt, stark funktional bestimmt ist und dass sich so Stufen nach Funktion bilden. Beispiele: Ich weiß am Abend, wohin ich das Auto im Parkhaus abgestellt habe. Dann verschwindet dieses Wissen. (Ausnahme von der Funktion: Ich kann eine Kontonummer für ein Konto, das ich jahrelang hatte, noch immer aufsagen. Weil ich sie halt oft aufgesagt habe. Heute, nach Einführung des Bankomats und des Internet-Banking, weiß ich meine gegenwärtige Kontonummer nicht mehr. -- Da scheint das Gedicht aus der Schulzeit, das man noch aufsagen kann, das Paradigma zu sein. Es bleibt, ob funktional oder nicht.)
Also, diese Sachlage scheint mir so plausibel und einfach zu sein, dass es da einfach Forschungen und entsprechende Einteilungen zur 'funktional bestimmten Verweildauer' von Gedächtnisinhalten geben muss. Wer kennt die Forschungen und baut diese Inhalte in den Artikel ein? 

--

Nachtrag (12.05.2014): Es hat keiner geantwortet. Was immer das heißen mag.

Mittwoch, 17. Dezember 2008

Blutpfade

Ich weiß, ich weiß! Die Geschmäcker sind halt verschieden. Was dem einen sin Uul ist dem anderen sin Nachtigall. Jeder soll nach seiner Facon selig werden. Und so weiter. Übungen in Liberalität. Gutgut! 
Aber darf man dann wenigstens noch eine Meinung haben? Nämlich beispielsweise die, das manche dümmlichen Spiele für Dumm-Aggressive sind? 
Vor mir blitzt so ein Beispiel auf. Spiel mich! Ich hab es mal abfotografiert.


Wenn man sich die Sache vergrößert ansieht, dann entdeckt man pretiose Einlassungen wie: "Du absolvierst Blutpfade mit verschiedenen Handlungssträngen." Blutpfade!
"Deinen Charakter entwickelst du alleine oder in Stämmen. Übernimm die Rolle des Kriegers!"
Ich werde die Vermutung nicht los, dass die Aggressivität der Menschen, der Männer zumal, halt so ist: Über 50 Jahre kein Führer mehr, der in den Krieg befiehlt -- da geht der jungen Generation doch was ab. Also muss Ersatz her!
Ach ja, ich hab schon mal irgendwo angemerkt: Die, die da mit 'Entspannung' und 'einfach so' daherkommen  und das Blutzspritzen sei gar nicht wichtig... Warum spielen diese jungen Herren dann nicht Schach auf ihrem PC oder der Playstation? Oder irgendein Spiel, bei dem man rote Vierecke und gelbe Dreiecke "abschießen" muss?

Donnerstag, 11. Oktober 2007

Tanzen und Fechten

Ist das nicht schön, ja sogar revolutionär?

"Vor mehr als 2000 Jahren wollte bereits der griechische Philosoph Platon Grammatik und Mathematik aus dem Pflichtkanon der Jugend-Schule verbannen. Deren Hauptfächer sollten damals sein. Grammatik und Mathematik durften ernsthaft frühestens ab dem 20. Lebensjahr gelehrt werden." (Quelle)

Ich schlage -- Pardon, Platon! -- eine Modifikation vor, die ein wenig mehr der Entwicklungspsychologie entspricht: Wer als Kind schon Spaß an der Mathematik und der Grammatik hat, der darf so früh beginnen wie er will. Tanzen und Fechten muss er allerdings trotzdem lernen. Die anderen, die die keine Sonderbegabung haben, lernen ab dem 14. ebensjahr Grundzüge der Fächer, immer bezogen auf die praktische Anwendung und die Bereicherung des eigenen Weltbilds. Grundlage sind gute populärwissenschaftliche Bücher.
Was aber ist Realität? Die Bildungspolitiker sehen Platon als Pflichtlektüre. Im Groben. Aber seine kritischen Einlassungen kennen sie nicht. Oder wollen sie nicht wahrhaben.